Die rote Agenda (eBook)

Der Spion und der Pate

(Autor)

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2012 | 2. Auflage
416 Seiten
Diogenes (Verlag)
978-3-257-60203-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die rote Agenda -  Liaty Pisani
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In seiner roten Agenda notierte der sizilianische Richter Paolo Borsellino alles, was er über die Verstrickungen zwischen »ehrenwerter Gesellschaft« und Politik herausfand. Doch seit er 1992 bei einem Attentat ums Leben kam, ist die Agenda verschollen. Diese Tatsache ist der Ausgangspunkt für Liaty Pisanis neusten Agentenroman. Spion Ogden nimmt darin die Spur der roten Agenda auf. Sie führt ihn in die eisigen Sphären jener Strategen, die in dem sonnenverwöhnten Land das Sagen haben zu den wahren Mächtigen, deren Gesichter der Öffentlichkeit zwar wohlbekannt sind, die aber nicht zur Verantwortung gezogen werden.

Liaty Pisani, geboren 1950 in Mailand, ist Verfasserin zahlreicher Lyrik- und Prosawerke. Von Ambler, Chandler und Le Carré, aber auch von Nabokov beeinflusst, wagte sie sich auf ein gefährliches Terrain: die Welt der Spionageliteratur. Mit ihren ?Ogden?-Romanen hat sie sich auch diesseits der Alpen einen Namen gemacht. Sie lebt und arbeitet im Tessin.

Liaty Pisani, geboren 1950 in Mailand, ist Verfasserin zahlreicher Lyrik- und Prosawerke. Von Ambler, Chandler und Le Carré, aber auch von Nabokov beeinflusst, wagte sie sich auf ein gefährliches Terrain: die Welt der Spionageliteratur. Mit ihren ›Ogden‹-Romanen hat sie sich auch diesseits der Alpen einen Namen gemacht. Sie lebt und arbeitet im Tessin.

[7] Prolog

Der Mann erhielt den Anruf in seinem Zimmer des Hotels Cadogan in Knightsbridge. Nachdem er aufgelegt hatte, nahm er den Umschlag, steckte ihn in die Manteltasche und ging hinaus. An der Rezeption gab er den Schlüssel ab und instruierte den Portier, er solle Mr. Partanna, falls dieser ihn telefonisch zu erreichen versuche, seine Handynummer geben mit der Bitte, ihn anzurufen.

Dann stieg er in eines der vor dem Eingang parkenden Taxis und nannte dem Fahrer als Adresse das Auktionshaus Sommer’s in Piccadilly.

Es herrschte reger Verkehr. Zum dritten Mal, seit er ins Taxi gestiegen war, sah er auf die Uhr. Endlich läutete das Handy. »Tano, ich bin’s. Wo treffen wir uns?«, fragte eine Stimme, die ihm wohlbekannt war.

»Bei Sommer’s. In einer halben Stunde im Ausstellungsraum des Auktionshauses vor dem Porträt eines gewissen Sir Malcolm. Sie haben einige Räume eines alten Wohnhauses von Dorset rekonstruiert, dort werde ich sein, vor dem Bild. Ich trage einen grauen Burberry.«

»Glaubst du, ich würde dich nicht erkennen?«, fragte der Mann am anderen Ende. Diesmal sprach er Italienisch, mit einem starken sizilianischen Akzent.

»Natürlich nicht, Salvatore«, antwortete Tano erleichtert. [8] Er war froh, bald würde er diesen Umschlag los sein und ein hübsches Sümmchen auf einer Bank auf den Cayman-Inseln liegen haben; und da Salvatore der Mann war, dem er den Umschlag übergeben sollte, war er beruhigt: Ihm konnte er vertrauen, sie standen sich näher als Brüder.

Er kam früher als vorgesehen bei Sommer’s an. Dort ging er in den Ausstellungsraum und warf einen Blick auf die Gemälde an den Wänden, das Porzellan und die antiken Möbel, ohne sie eigentlich zu sehen. Dann betrat er den Raum, der mit Sir Malcolms Salonmöbeln aus dem 19. Jahrhundert eingerichtet war, und blieb vor seinem Porträt stehen.

Als Überbringer dieses zigarrenkistengroßen Päckchens zu fungieren war bis jetzt nicht schwierig gewesen. Er hatte die Anweisungen befolgt und sich mit dem Schlüssel des Schließfachs, den man zwei Tage zuvor in seinem Apartment in Soho zusammen mit einem falschen Pass und einem geklonten Handy deponiert hatte, in eine Bank in der City begeben. Dort hatte er den Umschlag an sich genommen, das Einzige, was sich in dem Schließfach befand, sich dann im Hotel Cadogan eingemietet und auf neue Anweisungen gewartet. Diese hatte er noch am gleichen Tag mit dem zweiten Anruf erhalten. Eine unbekannte Stimme hatte ihm gesagt, er solle den Ort der Übergabe selbst bestimmen und anschließend einen weiteren Anruf auf dem geklonten Handy abwarten. Erst dann würde er mit dem Mann sprechen, dem er den Umschlag übergeben sollte.

Tano war ein junger Broker, der seit Jahren in London lebte. Einige Tage zuvor hatte er eine Freundin zu einer Ausstellung antiker Möbel bei Sommer’s begleitet, deshalb war seine Wahl auf das Auktionshaus als Übergabeort gefallen.

[9] Alles war wie geplant gelaufen, dachte Tano, während er den rüstigen englischen Adligen auf dem Gemälde betrachtete. Um diese Zeit am Vormittag waren fast keine Besucher in der Ausstellung, nur eine elegante alte Dame mit rosigem Teint blieb für einen Augenblick stehen, um ein Teeservice zu bewundern.

Er hörte Schritte hinter sich und wandte sich um, überzeugt davon, Salvatore zu sehen, doch der war es nicht. Ein korpulenter Mann, ungefähr in Tanos Alter, betrat mit einem Ausstellungskatalog in der Hand den Salon. In seinem kastanienbraunen Haar hatte er eine weiße Strähne, und er wirkte eher grobschlächtig. Mit übertriebenem Interesse betrachtete der Mann einige Drucke, und Tano rückte ein Stück zur Seite, um ihn nicht hinter sich zu haben. Sie blieben ein paar Minuten so, gaben vor, die wertvollen Stücke in diesem aus der Vergangenheit ins 21. Jahrhundert katapultierten Zimmer zu bewundern. Doch Tano war nervös. Er sah auf die Uhr – noch zehn Minuten bis zur Verabredung. Er ärgerte sich darüber, dass er so früh ins Auktionshaus gekommen war. Der Mann machte keine Anstalten zu gehen, und Tano beschloss, den Raum zu verlassen und später zurückzukommen.

Er wandte sich der Tür zu, der andere tat das Gleiche, und so trafen sie am Eingang des Salons aufeinander.

»Bitte, nach Ihnen«, sagte der Mann mit einer auffordernden Geste. Sein Englisch war unauffällig, ohne besonderen Akzent, und genau das machte Tano argwöhnisch. Mit einem entschlossenen Schritt nach vorn suchte er ins Nebenzimmer zu kommen. Doch der Mann hielt ihn am Arm gepackt.

»Nicht so eilig…«

[10] Tano spürte, wie ihm der Lauf einer Pistole in die Seite gedrückt wurde. Er entwand sich, riss sich los und verpasste dem anderen dann mit einer schnellen Bewegung einen Handkantenschlag am Hals. Der Mann war überrumpelt, doch er war ein Profi und konnte dem Schlag zum Teil ausweichen, war nur benommen, fiel aber zu Boden.

Dadurch hatte Tano einen Vorsprung von wenigen Sekunden. Bevor sein Angreifer wieder auf die Beine kam, hatte er den Raum durchquert und das Nebenzimmer erreicht, wo er einen anderen Ausgang zu finden hoffte. Es war ein kleinerer Raum mit Schaukästen aus Glas, in denen Papiere und Briefe ausgestellt waren. Hinter sich hörte er Lärm, der Mann hatte beim Aufstehen irgendetwas umgestoßen. Das war ein unerwartetes Glück, mit Sicherheit würde jemand vom Auktionshaus herbeigelaufen kommen, um sich den Schaden anzusehen, und seinen Verfolger zurückhalten.

Vor sich sah er eine weitere Tür, er öffnete sie, und als er sie wieder schloss, entdeckte er, dass der Schlüssel von innen steckte. Er drehte ihn um und fühlte sich, wenigstens für den Moment, sicher.

Erst da schaute er sich um: Er war in einen großen Raum gelangt, vielleicht ein Lager, wo alle möglichen Antiquitäten herumstanden. In der Mitte war ein Tisch, erleuchtet von einer brennenden Lampe, wo sich Akten und Hefte türmten, und auf dem Boden standen offene große und kleine Schachteln voller Papiere. Irgendjemand schien hier Inventur zu machen.

Er durchquerte das Zimmer und blieb vor dem Notausgang stehen, doch als er die Sicherheitsverriegelung öffnen wollte, hörte er Geräusche und Stimmen von draußen. Er [11] machte auf dem Absatz kehrt und verharrte in der Mitte des Raums, unentschlossen, was er tun sollte.

Tano wusste, was seine Pflicht war: um jeden Preis verhindern, dass der Umschlag in andere Hände fiel. Die Anweisungen waren klar gewesen, und es war nicht empfehlenswert, sie zu missachten, sonst würde er sein Leben aufs Spiel setzen. Er trat an den Tisch und sah den Katalog der nächsten Ausstellung, bei der die Papiere von Arthur Conan Doyle versteigert werden sollten. Einem plötzlichen Impuls folgend, versteckte er den Umschlag unter einem Stapel von Dokumenten. Er würde, wenn er den Mann erst abgehängt hätte, zurückkommen und sich den Umschlag wieder holen.

Er ging eilig zum Notausgang, löste die Verriegelung und fand sich in einem schmalen, langen Gang wieder. Er folgte ihm bis zum Ende und kam in einer engen Straße heraus. Ein Lastwagen versperrte sie fast vollständig. Zwei Männer in Overalls luden Bilder aus einem Container. Unbeirrt setzte Tano seinen Weg fort und erreichte schließlich die St. James Street, war umgeben von Menschen und Verkehr.

Er sah sich suchend nach einem Taxi um, während er mit dem Handy Salvatore Partanna anrief.

»Ich bin in diesem Moment aus dem Auktionshaus gekommen«, sagte er, als der Freund sich meldete. »Ein Typ hat mich mit der Pistole bedroht, ich musste fliehen und habe deshalb die Agenda in einem Lager gelassen, zwischen den Papieren von Conan Doyle, die in den nächsten Tagen versteigert werden…«

Während er sprach, bemerkte Tano das schwarze Auto nicht, das neben ihm am Straßenrand angehalten hatte. Die [12] Tür öffnete sich, und irgendjemand zog ihn in den Wagen hinein. Gleich darauf fuhr das...

Erscheint lt. Verlag 23.10.2012
Übersetzer Ulrich Hartmann
Verlagsort Zürich
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Ankläger • Italien • Jagd • Korruption • Krimi • Mafia • Mord • ogden • Organisierte Kriminalität • Organisiertes Verbrechen • Politik • Reihe • Richter • Roman • Serie • Skandal • Spannung • Thriller
ISBN-10 3-257-60203-0 / 3257602030
ISBN-13 978-3-257-60203-6 / 9783257602036
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