Mansfield Park (eBook)

Roman

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2012 | 2. Auflage
560 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-41739-6 (ISBN)

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Mansfield Park -  Jane Austen
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Fanny auf der Suche nach der großen Liebe. Im Herrenhaus >Mansfield Park< leben nicht weniger als drei junge Ehekandidatinnen. Die beiden Töchter des Hauses setzen durch Eitelkeit und Wankelmut ihr Glück aufs Spiel. Nicht so ihre verarmte Cousine Fanny, die auch auf der Suche nach der großen Liebe ist.

Jane Austen (1775-1817) gilt als die große Dame der englischen Literatur, der es als erster gelang, die Komik des Alltäglichen zu gestalten. Nach außen hin führte sie ein ereignisloses Leben im elterlichen Pfarrhaus. Ihre Romane jedoch - neben >Mansfield Park< (1814) sind dies vor allem >Verstand und Gefühl< (1811), >Stolz und Vorurteil< (1813), >Emma< (1816), >Northanger Abbey< (1817) und >Anne Elliot oder Die Kraft der Überredung< (1817) - erfreuen sich heute weltweit einer millionenfachen Leserschaft. Fast alle sind mehrfach erfolgreich verfilmt worden. 

Jane Austen (1775-1817) gilt als die große Dame der englischen Literatur, der es als erster gelang, die Komik des Alltäglichen zu gestalten. Nach außen hin führte sie ein ereignisloses Leben im elterlichen Pfarrhaus. Ihre Romane jedoch – neben ›Mansfield Park‹ (1814) sind dies vor allem ›Verstand und Gefühl‹ (1811), ›Stolz und Vorurteil‹ (1813), ›Emma‹ (1816), ›Northanger Abbey‹ (1817) und ›Anne Elliot oder Die Kraft der Überredung‹ (1817) – erfreuen sich heute weltweit einer millionenfachen Leserschaft. Fast alle sind mehrfach erfolgreich verfilmt worden. 

KAPITEL 1


Vor etwa dreißig Jahren hatte Miss Maria Ward aus Huntingdon, die nur siebentausend Pfund besaß, das Glück, Sir Thomas Bertram von Mansfield Park in der Grafschaft Northampton für sich einzunehmen und damit in den Rang der Gattin eines Baronets erhoben zu werden, mit all den Annehmlichkeiten und dem großen Ansehen, die ein stattliches Haus und ein hohes Einkommen boten. Ganz Huntingdon ereiferte sich über die gesellschaftliche Bedeutung dieser Verbindung, und selbst ihr Onkel, der Anwalt, gab zu, daß ihr mindestens dreitausend Pfund fehlten, um billigerweise überhaupt einen Anspruch darauf zu haben. Sie hatte zwei Schwestern, denen ihre neue gesellschaftliche Stellung zugute kommen mußte, und diejenigen ihrer Bekannten, die Miss Ward und Miss Frances genauso hübsch fanden wie Miss Maria, zögerten nicht, diesen eine fast ebenso vorteilhafte Heirat zu prophezeien. Doch ganz gewiß gibt es nicht so viele Männer mit einem stattlichen Vermögen in der Welt, wie es hübsche Mädchen gibt, die sie verdienen würden. Miss Ward sah sich schließlich nach einem halben Dutzend Jahren genötigt, sich mit dem Rev. Mr. Norris, einem Freund ihres Schwagers, der kaum eigenes Vermögen besaß, zu verbinden, und Miss Frances erging es noch schlechter. Doch Miss Wards Partie war am Ende in der Tat gar nicht zu verachten, da Sir Thomas glücklicherweise in der Lage war, seinem Freund mit der Pfründe von Mansfield ein Einkommen zu verschaffen, und Mr. und Mrs. Norris begannen ihr Eheglück mit kaum weniger als eintausend Pfund im Jahr. Doch Miss Frances stieß ihre Familie mit ihrer Heirat, wie man so sagt, vor den Kopf, und zwar sehr gründlich, da sie sich für einen Leutnant der Marine ohne Bildung, Vermögen und Verbindungen entschied. Sie hätte kaum eine unpassendere Wahl treffen können. Sir Thomas besaß Einfluß, den er sowohl aus Prinzip als auch aus Stolz – aus dem allgemeinen Wunsch, recht zu tun, und dem Verlangen, alle seine Angehörigen in achtbaren Stellungen zu sehen – sehr gern zum Nutzen von Lady Bertrams Schwester eingesetzt hätte; doch der Beruf ihres Gatten war von einer Art, die keine Einflußnahme zuließ; und ehe er noch Zeit hatte, auf ein anderes Mittel zu ihrer Unterstützung zu sinnen, war es zu einem vollkommenen Bruch zwischen den Schwestern gekommen. Es war das natürliche Ergebnis des Verhaltens aller Beteiligten, wie es eine sehr unkluge Heirat fast immer zur Folge hat. Um sich selbst vor nutzlosen Vorhaltungen zu bewahren, schrieb Miss Frances niemals etwas davon an ihre Familie, ehe sie nicht tatsächlich verheiratet und Mrs. Price war. Lady Bertram, die von sehr ruhiger Gemütsart und außerordentlich nachgiebig und träge war, hätte sich damit begnügt, ihre Schwester lediglich aufzugeben und nicht mehr an die Sache zu denken; doch Mrs. Norris war stets voller Betriebsamkeit, und sie gab sich nicht zufrieden, ehe sie ihrer Schwester Fanny nicht einen langen, bösen Brief geschrieben hatte, um ihr die Torheit ihres Verhaltens klarzumachen und ihr mit all den möglichen schlimmen Folgen zu drohen. Mrs. Price wiederum war gekränkt und aufgebracht; und eine Antwort, in der sie in ihrer Bitterkeit beide Schwestern mit einbezog und so respektlose Bemerkungen über Sir Thomas’ Stolz machte, daß Mrs. Norris diese unmöglich für sich behalten konnte, machte jeglicher Verbindung zwischen ihnen für sehr lange Zeit ein Ende.

Sie lebten so weit entfernt voneinander und bewegten sich in so verschiedenen Kreisen, daß es fast ausgeschlossen war, während der folgenden elf Jahre voneinander zu hören, und es Sir Thomas zumindest sehr seltsam vorkommen mußte, daß es Mrs. Norris überhaupt möglich war, ihnen zu berichten – was sie gelegentlich in ärgerlichem Tone tat –, daß Fanny wieder ein Kind bekommen habe. Doch nach elf Jahren konnte es sich Mrs. Price nicht länger leisten, noch weiterhin in Stolz und Groll zu verharren und die einzige Verbindung zu verlieren, von der sie vielleicht Hilfe erhalten konnte. Eine große und noch immer wachsende Familie, ein Ehemann, der für den aktiven Dienst nicht mehr tauglich war, aber nichtsdestoweniger Gesellschaft und einen guten Tropfen liebte, und ein sehr kleines Einkommen, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen, ließen sie danach trachten, die Angehörigen wiederzugewinnen, die sie so unbedacht aufgegeben hatte; und sie wandte sich daher in einem Brief an Lady Bertram, der von so viel Zerknirschung und Verzweiflung, einem solchen Zuviel an Kindern und einem solchen Mangel an fast allem anderen zeugte, daß es sie alle bewegen mußte, sich mit ihr zu versöhnen. Sie erwartete ihre neunte Niederkunft; und nachdem sie diesen Umstand beklagt und sie um ihre Unterstützung als Paten für das erwartete Kind angefleht hatte, konnte sie nicht verbergen, wie wichtig es für sie sei, wenn sie diese künftig auch auf den Unterhalt der acht bereits vorhandenen ausdehnen würde. Ihr ältestes Kind sei ein Junge von zehn Jahren, ein feiner, lebhafter Bursche, den es in die Welt hinaustrieb, doch was konnte sie schon tun? Gab es irgendeine Möglichkeit für ihn, Sir Thomas künftig bei den Geschäften in seinem westindischen Besitztum nützlich zu sein? Jeder noch so geringe Posten wäre ihm recht – oder was meint Sir Thomas zu Woolwich? Oder auf welche Weise könnte man einen Jungen in den Osten hinausschicken?

Der Brief blieb nicht ohne Ergebnis. Er stellte Frieden und Wohlwollen wieder her. Sir Thomas gab freundlichen Rat und machte ihnen Zusicherungen, Lady Bertram schickte Geld und Babywäsche, und Mrs. Norris schrieb die Briefe.

Solcherart waren die augenblicklichen Auswirkungen, und nach einem Jahr ergab sich daraus für Mrs. Price ein noch bedeutenderer Nutzen. Mrs. Norris bemerkte den anderen gegenüber des öfteren, daß ihr ihre arme Schwester und deren Familie nicht aus dem Sinn gehe und daß sie, soviel sie alle auch für sie getan hätten, doch mehr zu benötigen schien; und schließlich müsse sie gestehen, daß es ihr Wunsch sei, die arme Mrs. Price von der Verantwortung und den Kosten für eines ihrer Kinder aus der großen Schar völlig zu befreien.

Wenn sie nun gemeinsam die Betreuung ihrer ältesten Tochter übernehmen würden – eines Mädchens von nunmehr neun Jahren, einem Alter, das mehr Aufmerksamkeit erfordere, als ihre arme Mutter ihr geben könne? Die Mühe und die Ausgaben dabei wären ein Nichts, gemessen an einer so wohltätigen Handlung. Lady Bertram stimmte ihr sofort zu. »Ich denke, das ist das beste, was wir tun können«, sagte sie, »laßt uns nach dem Kind schicken.«

Sir Thomas konnte eine so rasche und vorbehaltlose Zustimmung nicht geben. Er überlegte hin und her und zögerte; es war eine große Verantwortung; für ein Mädchen, das so aufwächst, muß angemessen gesorgt werden, sonst wäre es unbarmherzig statt wohltätig, wenn man sie von ihrer Familie fortholte. Er dachte an seine eigenen vier Kinder, an seine beiden Söhne, an die Möglichkeit, daß sich Cousins und Cousinen ineinander verlieben können und dergleichen; doch kaum hatte er vorsichtig damit begonnen, seine Bedenken vorzubringen, als Mrs. Norris ihn auch schon, ohne daß er damit zu Ende gekommen war, mit einer Antwort auf alle, einschließlich der noch gar nicht geäußerten, unterbrach.

»Mein lieber Sir Thomas, ich verstehe Sie vollkommen und erkenne Ihre Großmütigkeit und Ihr Zartgefühl in dieser Sache durchaus an, die in der Tat im Einklang mit Ihrer gewohnten Haltung stehen; und ich stimme in der Hauptsache völlig mit Ihnen überein, daß man alles in seiner Macht Stehende tun sollte, um für ein Kind zu sorgen, das man gewissermaßen unter seine Fittiche genommen hat; und ich bin gewiß die letzte in der Welt, die in einem solchen Fall nicht ihr Scherflein beitragen würde. Da ich selbst keine Kinder habe, um wen sollte ich mich sonst in einer mir möglichen bescheidenen Weise kümmern, wenn nicht um die Kinder meiner Schwestern? Und gewiß ist Mr. Norris zu gerecht, um … aber Sie wissen ja, ich bin kein Mensch von vielen Worten und Beteuerungen. Wir wollen uns doch nicht durch eine Kleinigkeit von einer guten Tat abschrecken lassen. Geben Sie einem Mädchen eine gute Erziehung und führen Sie es in angemessener Weise in die Gesellschaft ein, und – zehn zu eins – es sind ihr alle Voraussetzungen gegeben, sich gut zu verheiraten, ohne weitere Ausgaben für irgend jemand. Eine Nichte von uns, möchte ich sagen – oder zumindest von Ihnen, Sir Thomas –, würde in dieser Umgebung nicht aufwachsen, ohne viele Vorteile zu genießen. Ich sage nicht, daß sie ebenso hübsch sein würde wie ihre Cousinen. Das gewiß nicht; aber sie würde unter so außerordentlich günstigen Bedingungen in die hiesige Gesellschaft eingeführt werden, daß ihr dies aller Wahrscheinlichkeit nach eine achtbare Partie einbringen würde. Sie denken an Ihre Söhne, aber wissen Sie nicht, daß gerade dies am allerwenigsten zu erwarten ist, so wie sie gleich Geschwistern zusammen aufwachsen würden? Vom moralischen Standpunkt ist das unmöglich. Ich kenne kein einziges solches Beispiel. Das ist in der Tat der einzig sichere Weg, sie vor einer solchen Beziehung zu bewahren. Angenommen, sie ist sehr hübsch, und Tom und Edmund sähen sie erst sieben Jahre später zum ersten Mal, da würde es bestimmt ein Unglück geben. Der bloße Gedanke daran, daß man sie so weit weg von uns arm und vernachlässigt hat aufwachsen lassen, würde ausreichen, die lieben gutherzigen Jungen alle beide in sie verliebt zu machen. Aber lassen Sie das Mädchen von nun an mit ihnen aufwachsen, und Sie werden sehen, daß es, selbst wenn es schön wie ein Engel ist, niemals mehr für die beiden sein wird als eine Schwester.«

»Es ist viel Wahres in dem, was Sie sagen«, erwiderte Sir...

Erscheint lt. Verlag 1.10.2012
Übersetzer Helga Schulz
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 19. Jahrhundert • eBook • Edmund Bertram • Eitelkeit • England • Englische Literatur • Familie • Fanny Price • Frauenroman • Frauenschicksal • Gesellschaftsroman • Heirat • Junge Frau • Klassik • Klassiker • Liebe • Liebesroman • Neuübersetzungen • Northampton
ISBN-10 3-423-41739-0 / 3423417390
ISBN-13 978-3-423-41739-6 / 9783423417396
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