Der Tod schreibt mit (eBook)

Ein Cornwall Krimi mit Mabel Clarence
eBook Download: EPUB
2012 | 1. Auflage
304 Seiten
Dryas Verlag
978-3-940258-20-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Tod schreibt mit -  Rebecca Michéle
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Der Schriftsteller Clark Kernick wird brutal erschlagen in seinem Cottage aufgefunden. Für die Polizei ist der Täter schnell gefunden - Harrison Hickery. Dessen Ehefrau hatte eine Affäre mit dem Autor und deswegen ihren Mann verlassen. Als sich Harrison in der Untersuchungshaft das Leben nimmt scheint der Fall gelöst. Doch dann entdeckt Mabel Clarence ein Geheimnis - und begibt sich dabei selbst in tödliche Gefahr. Very British - ein weiterer spannender Krimi im nicht immer idyllischen Cornwall und der zweite Band der Mabel-Clarence-Reihe.

Rebecca Michéle, geboren 1963 in Süddeutschland, lebt mit Ihrem Mann in der Nähe von Stuttgart. Seit 15 Jahren widmet sie sich ausschließlich dem Schreiben und hat bereits mehrere historische Romane und Krimis veröffentlicht. Mehr unter: www.rebecca-michele.de

Rebecca Michéle, geboren 1963 in Süddeutschland, lebt mit Ihrem Mann in der Nähe von Stuttgart. Seit 15 Jahren widmet sie sich ausschließlich dem Schreiben und hat bereits mehrere historische Romane und Krimis veröffentlicht. Mehr unter: www.rebecca-michele.de

1


Jeden Nachmittag um exakt fünf Uhr richtete Mabel Clarence das Tablett für den High Tea, wie auch an diesem neblig-trüben Mittwoch Anfang Dezember: zwei süße, warme Scones, Erdbeermarmelade, eine ordentliche Portion Clotted Cream und natürlich eine Kanne Darjeeling-Tee – den trank Victor Daniels am liebsten. Der Tierarzt nahm den Tee samt Gebäck deshalb so spät zu sich, weil er nicht zu Abend aß, jedenfalls nicht viel. Er bevorzugte ein reichhaltiges Frühstück und ein ebensolches Mittagessen. Mabel war das recht, so musste sie am Abend nicht kochen, und ihre Arbeit war nach dem Tee beendet. Besonders heute kam ihr das sehr gelegen, da sie sich für den Abend etwas vorgenommen hatte.

Das Tablett in den Händen stieg sie vorsichtig die steilen Stufen hinunter, die von Victors Wohnräumen in die Praxis führten. Mit dem rechten Ellenbogen drückte sie auf die Klinke der Tür zum hellen, modern eingerichteten Behandlungszimmer.

„Ihr Tee, Victor.“

Der grauhaarige Tierarzt schaute auf und lächelte. „Ah, ist es schon wieder so spät?“

„Exakt fünf Uhr, wie immer.“ Mabel lächelte und stellte das Tablett auf den Schreibtisch, schenkte aus der Kanne Tee ein und schnitt einen Scone in der Mitte durch.

Victor sah zum Fenster und seufzte. „Draußen ist es schon dunkel. Ach, ich mag trübe Tage gar nicht, besonders dann nicht, wenn es auch tagsüber nicht richtig hell wird.“ Dann widmete er sich dem duftenden Backwerk. „Ist das immer noch Ihre selbst gemachte Erdbeermarmelade?“

„Selbstverständlich!“ Mabel gab sich entrüstet. „Im Sommer habe ich so viel eingekocht, dass es auf jeden Fall bis zum nächsten Frühjahr reicht.“

Victor bestrich eine Hälfte des Scones dick mit der hellroten Marmelade, gab darüber eine etwa doppelt so dicke Schicht Clotted Cream und biss hinein. „Köstlich!“ murmelte er mit vollem Mund. „Schon wegen des Cream Teas lohnt es sich, in Cornwall zu leben. Nirgendwo sonst schmeckt er so köstlich.“

Mabel verzichtete auf die Bemerkung, Victor sei ihres Wissens nach nur wenig gereist und könne die Speisen in anderen Regionen daher kaum beurteilen. Außerdem war sie in Eile. Sie blickte auf ihre Armbanduhr. „Ich geh dann jetzt, Victor.“

„So früh heute?“

Mabel nickte. „Heute ist doch die Autorenlesung in Higher Barton. Vor zwei Tagen habe ich Ihnen gesagt, dass ich heute pünktlich gehen muss. Das Geschirr spüle ich morgen früh ab.“

„Richtig, dieser Schreiberling stellt sein neues Werk vor. Ich wusste gar nicht, dass Sie sich für so etwas interessieren.“ Victor biss abermals herzhaft in seinen Scone.

„Es soll sich um einen historischen Roman handeln“, antwortete Mabel. „Eigentlich nicht unbedingt mein Geschmack, doch ich möchte sehen, wie die Veranstaltung im Herrenhaus ankommt.“

„Sicher ebenso gut wie das Treffen der West-Country-Dermatologen im Sommer und die Hochzeit vor fünf Wochen.“ Victor schenkte sich eine zweite Tasse Tee ein, nahm einen Schluck und fuhr dann fort: „Es war eine gute Idee, Higher Barton der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.“

In diesem Moment ertönte die Praxisklingel. Victor, genüsslich am zweiten Scone kauend, runzelte die Stirn. „Verflixt, die Praxis ist am Mittwochnachmittag doch geschlossen.“

„Sicher ein Notfall“, entgegnete Mabel und ging zur Tür. „Ich kümmere mich darum, Diana ist ja schon gegangen.“

Diana Scott war Victors Sprechstundenhilfe, die stundenweise in der Praxis arbeitete. Ohne eine Antwort abzuwarten, denn Victor Daniels würde niemals ein notleidendes Tier abweisen, nur weil er Feierabend hatte, öffnete sie die Tür. Draußen stand der wohl am seltsamsten gekleidete Mann, den Mabel je gesehen hatte. Wie sie im schwachen Licht der über der Tür angebrachten Lampe erkennen konnte, trug er über einer lilafarbenen Cordhose eine fleckige grüne Jacke. Ein hellgelbes Tuch war um seinen Hals geschlungen, und auf dem Kopf saß eine braune Kappe, die ebenso wie seine restliche Kleidung lange keine Waschmaschine mehr von innen gesehen haben konnte. Die Wangen seines langen, schmalen Gesichtes waren eingefallen und voller grauer Bartstoppeln. Dies alles erfasste Mabel binnen weniger Sekunden, dann wurde ihre Aufmerksamkeit auf den Hund gelenkt, den der Mann in den Armen trug.

„Ist der Doc da?“

Unwillkürlich zog Mabel die Nase hoch, als sie seine Alkoholfahne roch.

„Debby ist verletzt, sie blutet stark.“

„Kommen Sie rein, Hickery.“ Der Tierarzt war hinter Mabel getreten. „Was ist es dieses Mal?“

„Ach, Doc, Debby ist in Scherben getreten. Irgendwelche blöden Teenies haben am Rand von Roger’s Wood Flaschen weggeschmissen, und als Debby jagen wollte ...“ Die Stimme des Mannes nahm einen weinerlichen Unterton an. „Sie hat schon so viel Blut verloren ... Ich habe Angst, Doc, Debby ist doch mein Ein und Alles.“

Das um die rechte Vorderpfote des Hundes gewickelte und nicht gerade saubere Geschirrtuch war blutdurchtränkt, und die Augen des Hundes waren halb geschlossen. Das arme Tier – offenbar war es ein Mischling, denn Mabel konnte seine Rasse nicht einordnen – musste große Schmerzen leiden und schien sehr schwach.

Sie tauschte einen Blick mit Victor. „Soll ich ... ?“

Er nickte, und Mabel eilte voraus in das Behandlungszimmer, um alles vorzubereiten. Es war nicht das erste Mal, dass sie dem Tierarzt assistierte. Eigentlich war sie als Haushälterin bei ihm angestellt, aber immer wieder kamen Notfälle außerhalb der offiziellen Praxiszeiten, und Mabel sprang dann gerne ein. Über vierzig Jahre hatte sie als Krankenschwester gearbeitet, und als sie vor zwei Jahren in Pension gegangen war, hatte ihr diese Tätigkeit gefehlt. Vergessen war die Autorenlesung, zu der Mabel eigentlich schon längst unterwegs sein sollte, denn hier benötigte eine arme Kreatur unverzüglich Hilfe.

Im grellen Licht der Untersuchungslampe sah sich Victor die Pfote der Hündin an. Debby verhielt sich auffällig ruhig, sie zuckte und jaulte nur kurz, als Victor das Blut von der Verletzung tupfte.

„Es handelt sich um drei tiefe Schnitte“, sagte er dann. „Sie hat zwar viel Blut verloren, wird es aber überleben. Ich werde die Wunden nähen, und Sie müssen dafür sorgen, dass Debby die nächsten zwei Wochen die Pfote so wenig wie möglich belastet. Dann wird sie bald wieder völlig in Ordnung sein.“

Der Mann wischte sich fahrig über die Augen, als wollte er seine Tränen verbergen. „Danke, Doc, ich könnte es nicht ertragen, Debby auch noch zu verlieren. Sie liebt mich so, wie ich bin.“ Traurigkeit und ein bitterer Unterton mischten sich in seine Worte.

Mabel konzentrierte sich auf den Hund, und sie und Victor arbeiteten Hand in Hand, als hätten sie ihr Leben lang nichts anderes getan. Mabel reichte ihm die aufgezogene Spritze mit der Lokalanästhesie, Desinfektionsmittel und schließlich Nadel und Faden. Debby gab keinen Mucks von sich. Wenig später prangte ein dicker, weißer Verband an ihrer Pfote, und Victor strich der Hündin sanft über die dunkle Schnauze.

„Das war’s, meine Kleine, hast du brav gemacht.“ Seine sonst eher barsche Stimme nahm den zärtlichen, beinahe liebevollen Klang an, den Mabel kannte, wenn Victor mit seinen Patienten sprach. „In ein paar Wochen bist du wieder ganz die Alte.“

„Danke, Doc.“ Der bunt gekleidete Mann räusperte sich verlegen.

„Kommen Sie am Freitagvormittag zum Verbandswechsel“, sagte Victor. „Und achten Sie darauf, dass Debby sich so wenig wie möglich bewegt.“

Der Mann nickte, nahm seine schmuddelige Kappe ab und senkte den Blick. „Wegen der Kosten ... also, Doc ... ich ... nächsten Monat ganz bestimmt ...“

„Lassen Sie es gut sein, Hickery. Ich weiß, dass Sie mich nicht bezahlen können. Sehen Sie lieber zu, dass Sie selbst nicht vom Fleisch fallen.“

„Danke, Doc“, wiederholte er, nahm die Hündin auf die Arme, und Mabel begleitete ihn zur Tür. Als Hickery in der Dunkelheit verschwunden war, wandte sie sich fragend an Victor.

„Wer war denn das? Sie scheinen ihn zu kennen.“

Victor Daniels nickte. „Harrison Hickery, eine arme Kreatur. Lebt völlig zurückgezogen, kann sich kaum selbst ernähren, für seine Tiere tut er aber alles.“

„Tiere?“

„Außer dieser Hündin treiben sich auf seinem Grundstück noch Katzen, Kaninchen und Meerschweinchen herum. Außerdem hat Hickery eine Begabung, verletzte Vögel zu finden und sie gesund zu pflegen. Erst vor vier Wochen kam er mit einer Möwe, die einen gebrochenen Flügel hatte.“

„Und er kann Ihre Dienste nicht bezahlen“, wiederholte Mabel. „Sie aber sind so großzügig und nett, die Tiere kostenlos zu behandeln.“

„Bin nicht nett.“ Knurrig drehte sich Victor um. „Ist meine Pflicht. Die Viecher können schließlich nichts dafür, wenn ihr Herrchen sein Leben nicht in den Griff kriegt.“

Still lächelte Mabel in sich hinein. Da war er wieder, der Victor Daniels, den sie vor einem halben Jahr kennengelernt hatte. Brummig,...

Erscheint lt. Verlag 20.9.2012
Reihe/Serie Cornwall-Krimi mit Mabel Clarence
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Agatha Christie • Cornwall • England • Großbritannien • Krimi • Krimi; Cornwall; Agatha Christie; England; Großbritannien
ISBN-10 3-940258-20-2 / 3940258202
ISBN-13 978-3-940258-20-5 / 9783940258205
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