Kriminalgeschichten (eBook)

Das Beste vom Meister des Unheimlichen

(Autor)

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2012 | 1., Originalausgabe
251 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-78790-7 (ISBN)

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Kriminalgeschichten - Edgar Allan Poe
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Edgar Allan Poe gilt als Begründer der modernen Kriminalgeschichte. Mit C. Auguste Dupin schuf er eine der bekanntesten Detektivfiguren der Literatur, die u.a. zum Vorbild für Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes wurde. C. Auguste Dupin verfügt nicht nur über einen messerscharfen Verstand und einen analytischen Blick, er besitzt auch die seltene Gabe, Gedankengänge anderer Menschen nachvollziehen zu können - dank dieser Fähigkeiten vermag er die schwierigsten Fälle aufzuklären. Kein Wunder also, daß sogar die Pariser Polizeipräfektur seine Hilfe benötigt! Die unheimlichen Morde in der Rue Morgue, das Geheimnis der ermordeten Marie Rogêt und der Diebstahl eines Briefes mit weitreichenden Folgen - drei scheinbar unlösbare Fälle, die die Polizei vor Rätsel stellen, doch Dupin ist den Tätern schon bald auf der Spur ... . Dieser Band versammelt die spannendsten Kriminalgeschichten vom Meister des Unheimlichen:Die Morde in der Rue Morgue, Der entwendete Brief, Das Geheimnis um Marie Rogêt, Der Mann in der Menge, Der Goldkäfer.

<p>Edgar Allan Poe wurde am 19. Januar 1809 in Boston geboren. Nach dem Tod seiner Eltern 1811 wuchs er bei dem reichen Kaufmann John Allan auf. Poes Stiefvater verweigerte ihm ausreichende finanzielle Unterstützung, so daß er sein Studium an der Universität Virginia und seine Ausbildung an der Militärakademie West Point nicht abschließen konnte. Poe schrieb bereits zu Studienzeiten Gedichte, jedoch mit geringem Erfolg. Nach der Hochzeit mit seiner 13jährigen Cousine Virginia Clemm begann er für verschiedene Zeitschriften zu arbeiten. Seine Rezensionen und Artikel machten ihn als Autor bekannt, die Familie lebte jedoch in armen Verhältnissen. Berühmt wurde er mit dem Gedicht <em>The Raven</em> (<em>Der Rabe</em>, 1845). Seine Gedichte und Kurzprosastücke gelten als Wegbereiter des Symbolismus, seine Kurzgeschichten und Erzählungen zählen zu den Meisterwerken des Genres. Heute ist er vor allem als Verfasser von Detektiv- und Schauergeschichten, wie<em> The Murders in the Rue Morgue</em> (<em>Der Doppelmord in der Rue Morgue</em>, 1841), bekannt. Mit C. Auguste Dupin schuf er außerdem eine der bekanntesten Detektivfiguren der Kriminalliteratur. Edgar Allan Poe starb am 7. Oktober 1849 unter ungeklärten Umständen.</p>

Cover 1
Informationen zum Buch oder Autor 2
Titel 5
Impressum 6
Inhalt 7
Die Morde in der Rue Morgue 9
Der entwendete Brief 62
Das Geheimnis um Marie Rogêt 91
Eine Fortsetzung zu den ,Morden in der Rue Morgue‘ 91
Der Mann in der Menge 169
Der Goldkäfer 183
Anmerkungen 239
Die Morde in der Rue Morgue 239
Der entwendete Brief 241
Das Geheimnis um Marie Rogêt 244
Der Mann in der Menge 247
Der Goldkäfer 248

Der entwendete Brief


Nil sapientiae odiosius acumine nimio.
Seneca

An einem stürmischen Abend im Herbst des Jahres 18 . . in Paris war es, kurz nach Einbruch der Dunkelheit, daß ich in Gesellschaft meines Freundes C. Auguste Dupin den zwiefachen Luxus von Meditation und einer Meerschaumpfeife genoß, in dem kleinen nach hinten gehenden Bibliotheksraum oder Bücherkabinett, au troisième, No. 33, Rue Dunôt, Faubourg St. Germain. Wenigstens eine Stunde hatten wir in tiefem Schweigen verbracht, indes wir beide, so hätte es einem zufälligen Beobachter scheinen mögen, angelegentlich und ausschließlich mit den sich kräuselnden Rauchwolken beschäftigt waren, welche die Luft des Gemachs drückend schwer machten. Was mich freilich betraf, so erörterte ich im Geiste noch gewisse Themen, die zu früherer Stunde am Abend Gegenstand unserer Unterhaltung gewesen; ich meine die Affäre in der Rue Morgue und das Geheimnis um den Mord an Marie Rogêt. Ich sah daher darin so eine Art Koinzidenz, als die Tür zu unserem Kabinett aufgerissen ward und unseren alten Bekannten, Monsieur G . ., den Präfekten der Pariser Polizei, hereinließ.

Wir hießen ihn herzlich willkommen; denn der Mann war beinahe ebenso unterhaltsam wie verachtenswert, und wir hatten ihn mehrere Jahre schon nicht gesehen. Wir hatten im Dunkeln dagesessen, und Dupin erhob sich nun, um eine Lampe anzuzünden, setzte sich aber unverrichteterdinge wieder hin, als G. sagte, er sei gekommen, um unseren Rat oder vielmehr die Ansicht meines Freundes in einer amtlichen Angelegenheit einzuholen, die schon viel Ärger gemacht habe.

»Wenn es sich um eine Sache handelt, die Nachdenken erfordert«, bemerkte Dupin, während er es unterließ, den Docht zu entzünden, »so werden wir sie wohl zweckmäßiger im Dunkeln untersuchen.«

»Das ist wieder so einer Ihrer kuriosen Einfälle«, sagte der Präfekt, der die Gewohnheit hatte, alles ›kurios‹ zu nennen, was über seinen Horizont ging, und folglich in einer wahren Welt von ›Kuriosa‹ lebte.

»Ganz recht«, erwiderte Dupin, indem er seinen Besucher mit einer Pfeife versorgte und ihm einen bequemen Sessel hinschob.

»Und worin liegt nun die Schwierigkeit?« fragte ich. »Hoffentlich handelt es sich nicht schon wieder um Mord?«

»O nein; nichts dergleichen. Ja, tatsächlich ist die Sache sehr einfach, und ich hege keinen Zweifel, daß wir recht gut allein damit fertig werden können; doch dann dachte ich mir, Dupin würde wohl gern Näheres darüber erfahren, weil das Ganze so außerordentlich kurios ist.«

»Einfach und kurios«, sagte Dupin.

»Nun ja; genaugenommen auch wieder nicht. Tatsächlich macht uns die Sache doch rechtes Kopfzerbrechen, eben weil sie so einfach ist und uns doch so völlig zum Narren hält.«

»Vielleicht ist es gerade die Einfachheit der Sache, die Sie in die Irre gehen läßt«, meinte mein Freund.

»So ein Unsinn, den Sie da reden!« entgegnete der Präfekt, herzhaft lachend.

»Vielleicht ist das Geheimnis ein wenig zu offenkundig«, sagte Dupin.

»Oh, du lieber Himmel! Hat man so etwas schon gehört?«

»Ein wenig zu selbstverständlich.«

»Ha! ha! ha! – ha! ha! ha! – ho! ho! ho!« wieherte unser Besucher, höchlich belustigt, »oh, Dupin, Sie werden noch mein Tod sein!«

»Und worum handelt es sich denn nun eigentlich?« fragte ich.

»Nun, ich will es Ihnen erzählen«, antwortete der Präfekt, tat einen langen, gleichmäßigen und nachdenklichen Zug und rückte sich in seinem Sessel zurecht. »Ich will's Ihnen mit wenigen Worten sagen; doch bevor ich beginne, möchte ich die Warnung zu bedenken geben, daß diese Affäre die größte Diskretion erfordert und daß ich höchstwahrscheinlich die Stellung verlöre, die ich jetzt innehabe, würde bekannt, daß ich jemanden ins Vertrauen gezogen habe.«

»Weiter«, sagte ich.

»Oder auch nicht«, meinte Dupin.

»Nun denn; ich habe von sehr hoher Stelle die persönliche Information erhalten, daß ein gewisses Dokument von äußerster Wichtigkeit aus den königlichen Gemächern entwendet worden ist. Das Individuum, das es entwendet hat, ist bekannt; da besteht kein Zweifel; derjenige wurde dabei gesehen. Auch ist bekannt, daß es sich noch immer in seinem Besitz befindet.«

»Woher weiß man das?« fragte Dupin.

»Es geht eindeutig aus der Natur des Dokuments hervor«, erwiderte der Präfekt, »und daraus, daß gewisse Folgen ausgeblieben sind, die sich sogleich eingestellt hätten, befände es sich nicht mehr im Besitz des Diebes; das heißt, wenn er es so verwendet hätte, wie er es letzten Endes zu verwenden die Absicht haben muß.«

»Erklären Sie sich doch etwas deutlicher«, sagte ich.

»Na schön, ich darf wohl so viel verraten, daß jenes Papier seinem Besitzer eine gewisse Macht verleiht, und zwar an einer gewissen Stelle, wo solche Macht ungeheuer wertvoll ist.« Der Präfekt liebte die Sprache der Diplomatie.

»Ich verstehe immer noch nicht ganz«, sagte Dupin.

»Nein? Na ja; also wenn das Dokument einer dritten Person, die ungenannt bleiben soll, entdeckt würde, so geriete die Ehre einer Persönlichkeit von allerhöchstem Stande in Gefahr; und dieser Umstand verleiht dem Besitzer des Dokuments einen bestimmenden Einfluß auf die erlauchte Persönlichkeit, deren Ehre und Frieden solcherart gefährdet sind.«

»Doch dieser Einfluß«, warf ich ein, »hinge wohl davon ab, daß der Dieb weiß, daß der Bestohlene seinerseits über ihn, den Dieb, Bescheid weiß. Wer aber würde es wagen –«

»Der Dieb«, sagte G . ., »ist der Minister D . ., der alles wagt, mag es nun einem Manne wohl anstehen oder nicht. Die Methode des Diebstahls war ebenso genial wie kühn. Das fragliche Dokument – einen Brief, um offen zu sein – hatte die bestohlene Persönlichkeit empfangen, während sie allein im königlichen boudoir weilte. Als sie ihn nun durchlas, wurde sie plötzlich durch den Eintritt der anderen hohen Persönlichkeit gestört, vor der sie ihn im besonderen zu verbergen wünschte. Nachdem sie in vergeblicher Hast versucht hatte, ihn in eine Schublade zu werfen, war sie gezwungen, ihn offen, wie er war, auf einen Tisch zu legen. Die Adresse befand sich jedoch zuoberst, und da der Inhalt somit nicht offen zutage lag, entging der Brief der Beachtung. In diesem kritischen Augenblick tritt der Minister D . . ein. Sein Luchsauge entdeckt sogleich das Papier, erkennt die Handschrift der Adresse, bemerkt die Verwirrung der Persönlichkeit, an die der Brief gerichtet, und ergründet ihr Geheimnis. Nachdem er mit der ihm eigenen Hast ein paar Amtsgeschäfte erledigt hat, zieht er einen Brief hervor, der dem fraglichen einigermaßen ähnlich sieht, öffnet ihn, stellt sich, als ob er ihn läse, und legt ihn dann dicht neben den andern. Wieder redet er wohl fünfzehn Minuten lang über Staatsangelegenheiten. Schließlich nimmt er Abschied und dazu vom Tisch den Brief, auf den er kein Anrecht hat. Dessen rechtmäßige Eigentümerin sah dies wohl, wagte aber in Gegenwart der dritten Persönlichkeit, die dicht bei ihr stand, natürlich nicht, auf die Tat aufmerksam zu machen. Der Minister brach nun rasch auf; auf dem Tisch ließ er seinen eigenen – gänzlich unwichtigen – Brief zurück.«

»Na also«, sagte Dupin zu mir, »da haben Sie ja genau, was Sie als Voraussetzung für einen entsprechenden Einfluß fordern – der Dieb weiß, daß der Bestohlene seinerseits über ihn, den Dieb, Bescheid weiß.«

»Ja«, erwiderte der Präfekt; »und die so erlangte Macht wird seit einigen Monaten nun schon in sehr gefährlichem Maße zu politischen Zwecken gehandhabt. Die bestohlene Persönlichkeit ist von Tag zu Tag entschiedener von der Notwendigkeit überzeugt, ihren Brief zurückzufordern. Doch dies kann nun freilich nicht offen geschehen. Schließlich hat sie denn, zur Verzweiflung getrieben, die Angelegenheit mir übertragen.«

»Und damit vermutlich einem Beamten«, sagte Dupin inmitten eines wahren Wirbels von Rauch, »wie man ihn sich wohl scharfsinniger nicht wünschen, nicht einmal vorstellen könnte.«

»Sie schmeicheln mir«, erwiderte der Präfekt; »aber es ist schon möglich, daß man eine solche Ansicht durchaus in Betracht gezogen haben mag.«

»Es ist klar«, sagte ich, »daß sich der Brief, wie Sie bemerken, immer noch im Besitz des Ministers befindet; ist es doch dieser Besitz und nicht irgendeine Verwendung des Briefes, was die ganze Macht verleiht. Mit der Verwendung wäre es vorbei mit der Macht.«

»Richtig«, sagte G . .; »und diese Überzeugung bestimmte mein Vorgehen. Meine erste Sorge war denn auch, das Palais des Ministers gründlich durchsuchen zu lassen; und hierbei bestand mein Haupthindernis in der Notwendigkeit, dies ohne sein Wissen zu tun. Vor allem ward ich gewarnt vor der Gefahr, die entstünde, gäben wir ihm Anlaß, unser Vorhaben zu mutmaßen.«

»Aber«, sagte ich, »in solchen Durchsuchungen sind Sie doch ganz au fait. Die Pariser Polizei hat dergleichen ja schon oft gemacht.«

»O ja; und aus diesem Grunde hielt ich es auch nicht für hoffnungslos. Überdies gaben mir die Gewohnheiten des Ministers einen großen Vorteil. Häufig weilt er die ganze Nacht außer Haus. Seine Dienerschaft ist keineswegs zahlreich. Sie schläft in einiger Entfernung vom Gemach ihres Herrn, und da es sich hauptsächlich um Neapolitaner handelt, kann...

Erscheint lt. Verlag 17.9.2012
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Dedektiv • insel taschenbuch 4176 • IT 4176 • IT4176 • Kriminalgeschichten • Paris
ISBN-10 3-458-78790-9 / 3458787909
ISBN-13 978-3-458-78790-7 / 9783458787907
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