Die Puppenmacherin (eBook)

Psychothriller

(Autor)

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2012 | 1. Auflage
400 Seiten
Page & Turner (Verlag)
978-3-641-08059-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Puppenmacherin -  Max Bentow
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Er sucht Erlösung - sie findet den Tod ...
Als der Berliner Kommissar Nils Trojan an den Schauplatz eines neuen Mordfalles gerufen wird, ist er zutiefst erschüttert von dem Anblick, der sich ihm bietet: Der Täter hatte eine junge Frau in den Keller gelockt und sie dort auf ungeahnte Weise ermordet - ihr Körper ist erstarrt in einem monströsen Sarkophag aus getrocknetem Schaum. Bei seiner Recherche stößt Trojan auf einen älteren Fall, der verblüffende Parallelen aufweist: Damals konnte die Puppenmacherin Josephin Maurer in letzter Sekunde aus einem Keller befreit werden, der Angreifer hatte bereits Spuren seiner makabren Handschrift auf ihrem Körper hinterlassen. Doch der als Täter identifizierte Karl Junker gilt inzwischen als tot - kann es sein, dass jemand ihn kopiert? Oder ist er doch noch am Leben, besessen davon, sein grausames Werk fortzusetzen? Trojan bittet die Psychologin Jana Michels um Hilfe, denn er ahnt, dass der Mörder in einen Wahn verstrickt ist, der sich seiner Vorstellungskraft entzieht - und dass das Töten noch lange kein Ende hat ...

Max Bentow wurde in Berlin geboren. Nach seinem Schauspielstudium war er an verschiedenen Bühnen tätig. Für seine Arbeit als Dramatiker wurde er mit zahlreichen renommierten Preisen ausgezeichnet. Seit seinem Debütroman »Der Federmann« hat sich Max Bentow als einer der erfolgreichsten deutschen Thrillerautoren etabliert, alle seine Bücher waren große SPIEGEL-Bestsellererfolge.

Zwei

Die Sonne stand schon tief, als er über die Monumentenbrücke radelte. Er mochte den weiten Blick über die Bahntrasse bis hin zu den Hochhäusern am Potsdamer Platz. Er passierte die Friedhofsmauer, überquerte die Langenscheidtbrücke und wäre beinahe aus Gewohnheit links in die Crellestraße eingebogen, doch Jana Michels hatte ihre alten Praxisräume wegen der Übergriffe des Federmannes aufgegeben und war in derselben Straße nur einige hundert Meter entfernt fündig geworden. Er fuhr also nach rechts und hielt vor dem Eckhaus an der Kulmerstraße.

Sein Tag im Kommissariat war nicht besonders aufregend gewesen, er hatte wieder auf der Indoorschießbahn trainiert, Breier war immer zufriedener mit ihm, und da erfreulich wenig Aktenkram zu erledigen war, hatte er noch anderthalb Stunden im Fitnessraum verbracht. Sein rechter Arm fühlte sich mittlerweile annähernd so stark an wie vor den schrecklichen Ereignissen im vergangenen Frühjahr.

Und dennoch registrierte er in seinem Innern eine gewisse Unruhe, als stünde Unheil bevor. Während er sein Fahrrad abschloss, fragte er sich, ob die Nervosität nicht auch etwas mit Jana Michels zu tun hatte.

Selbst wenn sie es einen Termin nannte, für ihn war jedes Treffen mit seiner Psychologin wie ein Date.

Sein Herz klopfte heftig, als er auf den Klingelknopf an der Eingangstür drückte.

Nach einer Weile schnarrte der Summer, und er ging ­hinein.

Frida König war reif für eine Dusche.

Sie hatte die Tagesschicht im »Brachvogel« hinter sich, bei dem schönen Wetter waren alle Plätze in dem Biergarten besetzt gewesen, und sie war ununterbrochen zwischen den Tischen hin und her geeilt, hatte unzählige Bestellungen aufgenommen und schwere Tabletts getragen.

Sie schloss ihre Wohnung auf, streifte ihre Schuhe ab, ging in die Küche, füllte ein Glas mit Wasser und trank es in einem Zug leer.

Während sie sich in ihrem Schlafzimmer auszog, fiel ihr Blick auf ihr ungemachtes Bett, und sie musste schmunzeln, als sie das Amigurumi darauf hocken sah, die großäugige Puppe mit der Strickmütze, die ihr Tom zu ihrem neunundzwanzigsten Geburtstag geschenkt hatte. Sie dachte an den seltsamen Film mit dem Spinnenwesen von gestern Abend zurück, und wie scheußlich er doch gewesen war, aber die Puppen von dieser Josephin waren schön, sie musste unbedingt mal ihren Laden in der Weserstraße aufsuchen.

Im Bad drehte sie die Dusche auf, stieg in die Wanne und ließ das lauwarme Wasser auf sich herabprasseln.

Sie überlegte, was sie am Abend unternehmen sollte. Vielleicht eine Verabredung mit Tom, ein bisschen um die Häuser ziehen, die Stadt war im Sommer ein einziger Vergnügungspark. Sie seifte sich ein und summte leise vor sich hin, als es an der Tür klingelte.

Beinahe hätte sie es überhört, da läutete es beharrlich ein zweites Mal. Sie spülte die Seife ab, drehte die Hähne zu und stieg aus der Wanne. Nur in ein Handtuch gewickelt tappte sie in den Flur und schaute durch den Spion.

Ein Kerl im Blaumann stand im Treppenhaus.

Ein Handwerker, dachte sie, aber um diese Zeit noch? Sollte sie überhaupt öffnen?

Nach dem dritten Läuten traf Frida König eine folgenschwere Entscheidung.

Der Raum, in den sie ihn führte, war etwas kleiner als der alte, aber genauso lichtdurchflutet. Ein hohes Fenster zum Hof, mit Blick in die Wipfel zweier Birken, der Himmel darüber klar und weit. Es war ein Raum, in dem er sich sofort wohlgefühlt hätte, wäre er nicht so aufgeregt gewesen.

Er setzte sich in einen der beiden Ledersessel, während Jana Michels wie üblich an ihrem Schreibtisch Platz nahm und etwas auf ihrem Laptop schrieb, er vermutete einen Eintrag in seine Patientenakte.

Er sah sich um. Es war die gleiche Einrichtung, die Sessel, der kleine Tisch dazwischen, die Box mit den Taschentüchern darauf und die digitale Uhr, die Rückseite zu ihm gewandt.

Sie klappte den Laptop zu, stand auf und strich ihren Rock glatt, alles wie immer. Dann setzte sie sich ihm gegenüber.

Nach einer längeren Pause sagte sie: »Also, vielleicht ist das unsere letzte Sitzung heute.«

Trojan schwieg. Er wusste ihr Lächeln nicht zu deuten. Die letzte Stunde, dachte er. Es war ja nicht einmal eine volle Stunde, gerade mal fünfzig Minuten.

Es war ihm wichtig hierherzukommen. Er wollte es nicht missen, vor ihr zu sitzen, ihr alles erzählen zu dürfen. Er war noch nicht lange bei ihr in Behandlung, aber es half. Andererseits verspürte er auch das dringende Bedürfnis, sie privat zu treffen, doch er wusste, dass Jana die Distanz wahren musste.

Jana. Er durfte sie so nicht nennen. Sie war Frau Michels, und es war ihr Beruf, anderen zu helfen.

Er suchte ihren Blick.

Unter ihren Augen hatten sich dunkle Schatten gebildet. Was hatte sie nur alles durchmachen müssen in letzter Zeit. Er wollte die Hand nach ihr ausstrecken, doch auch das durfte er nicht.

Sie lächelte ihm zu, wartete darauf, dass er zu sprechen begann.

Aber er konnte nicht. In seinem Kopf war Leere.

»Firma Piekowski, guten Abend. Unten im Keller ist ein Rohr geplatzt, direkt über Ihren Sachen.«

Frida stemmte die Hände in die Hüften. Der Kerl im Blaumann hielt den Blick gesenkt. Sie überlegte, ob sie sein Gesicht schon einmal irgendwo gesehen hatte, aber das könnte auch täuschen, es war ein Allerweltsgesicht, unauffällig.

»Sollten Sie sich mal anschauen wegen der Versicherung«, murmelte er.

Scheiße, dachte sie, sie hatte wirklich ziemlich viel Kram in ihrem Keller, nicht unbedingt wertvoll, aber darunter war einiges, an dem sie noch hing.

»Wo ist der Hausmeister?«, fragte sie.

»Der Hausmeister?«

Er hob kurz den Blick.

»Ist schon unten«, sagte er und schaute wieder auf ihre nackten Füße.

Sie schwieg.

»Ist ein Abwasserrohr.«

»Scheiße«, sagte sie.

»Im wahrsten Sinne.« Er lächelte nicht.

Sie ließ die Luft zwischen den Vorderzähnen entweichen.

»Steht alles unter Wasser. Alles in dieser Brühe, Sie wissen schon.«

Etwas irritierte sie an seinem Auftreten, doch sie wusste nicht, was.

»Wenn Sie mal mitkommen würden. Wie gesagt, ist wegen der Versicherung.«

Frida König zog einen Flunsch. Schließlich schlüpfte sie in ihre Flipflops und nahm den Schlüsselbund vom Haken.

»Gehen wir«, sagte sie.

»Haben Sie noch immer Panikattacken, Herr Trojan?«

Herr Trojan. Wie fremd sich das anhörte.

Er knetete seine Hände durch. Als er bemerkte, dass sie es beobachtete, ließ er es bleiben.

»Haben Sie noch immer Angst?«

Er stieß die Luft aus.

»Erzählen Sie mir davon.«

»Wir haben uns geduzt, Jana.«

Sie seufzte. »Ich weiß. Aber das war eine ganz andere ­Situation.«

»War es denn verkehrt?«

»Ich denke, dass es in dieser Situation nur folgerichtig war. Wir – wir waren –.«

» – in großer Gefahr.«

»Ja, es –.«

Sie brach ab.

Dann sagte sie leise: »Nutzen Sie diese Stunde, vielleicht sind Sie danach befreit. Sie gehen hier raus, und wir treffen uns mal auf einen Kaffee. Ganz privat, so wie Sie sich das wünschen.«

Klingt ja sehr pragmatisch, dachte er. Wo blieben da ihre Gefühle? Wollte sie es überhaupt?

Er machte sich doch nur lächerlich vor ihr.

»Ich weiß nicht.«

»Ihre Krankenversicherung und die Beamtenbeihilfe erstatten Ihnen die Kosten. Die Stunde steht Ihnen zu.«

»Die Krankenversicherung ist mir egal.«

»Entscheiden Sie am Ende, wie es weitergehen soll. Nehmen Sie sich die Zeit dafür.«

Er sah sie an. Ihr blondes Haar schien zu leuchten. In ihren Augen war das grünblaue Funkeln, von dem er manchmal träumte.

»Was ist mit dir, Jana? Möchtest du denn, dass wir weitermachen?«

Ihr Blick ruhte auf ihm.

»So funktioniert das nicht. Lassen Sie meine Person einfach mal aus dem Spiel. Entscheiden Sie für sich selbst.«

»Aber es ist letztlich unsere gemeinsame Entscheidung.«

»Es geht hier um Ihre Ängste, deswegen haben Sie mich doch ursprünglich aufgesucht. Sie haben mir gesagt, Sie würden befürchten, in Ihrem Beruf nicht mehr bestehen zu können.«

Er wiegte den Kopf. Ihm war, als würde sie sich immer weiter von ihm entfernen.

Und dann hörte er sich selbst dabei zu, wie er sagte: »Ges­tern Abend! Was war gestern Abend? Da warst du nicht die Therapeutin Jana Michels, sondern der Mensch. Ich möchte mit dem Menschen sprechen, mit dir als Frau!«

Sie rührte sich nicht.

Keiner sagte ein Wort.

Scheiße, dachte er, Fehler gemacht.

Schließlich breitete sie die Hände aus.

»Also schön. Dann brechen wir hier ab.« Sie stand auf. »Die Therapie ist beendet.«

Er war völlig verdutzt. »Und nun?«

»Nichts und nun.«

»Ich muss wissen, wie es weitergeht.«

»Wie meinen Sie das?«, fragte sie. »Verlangen Sie irgendwelche Versprechungen von mir?«

Er erhob sich langsam, spürte Hitze in sich aufsteigen. »Nein.«

Ihr Lächeln war verschwunden. »Wir gehen irgendwann mal einen Kaffee trinken, okay?«

Er bemerkte, wie sich ihr Gesicht verfinsterte.

»Ich gehe mit meinem Lebensretter einen Kaffee trinken«, sagte sie tonlos.

»Das klingt so bitter, Jana.«

Sie reichte ihm die Hand. »Die Sitzung ist beendet, Herr...

Erscheint lt. Verlag 23.7.2012
Reihe/Serie Ein Fall für Nils Trojan
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Berlin • eBooks • Ein Fall für Nils Trojan • Ein Fall für Nils Trojan, Psychothriller, Berlin • Heimatkrimi • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Psychothriller • Thriller
ISBN-10 3-641-08059-2 / 3641080592
ISBN-13 978-3-641-08059-4 / 9783641080594
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