Blutjagd (eBook)

Die Rachel-Morgan-Serie 3 - Roman

(Autor)

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2012 | 1. Auflage
688 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-09170-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Blutjagd -  Kim Harrison
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Ihr dritter Fall verlangt Rachel Morgan alles ab: Ein Dämon ist hinter ihrer Seele her, ein Werwolf möchte mit ihr ein Rudel gründen und der mächtigste Drogenboss Cincinnatis droht, in ihrer Heimatstadt einen Bürgerkrieg anzuzetteln. All das wäre noch zu ertragen, würde ihr nicht auch noch ein sexy Vampir den Schlaf rauben ...

Kim Harrison, geboren im Mittleren Westen der USA, wurde schon des Öfteren als Hexe bezeichnet, ist aber - soweit sie sich erinnern kann - noch nie einem Vampir begegnet. Sie hegt eine Vorliebe für Friedhöfe, Midnight Jazz und schwarze Kleidung und ist bei Neumond nicht auffindbar. Mit ihren RACHEL MORGAN-Romanen hat sie einen internationalen Bestseller gelandet.

1


Ich atmete zur Beruhigung noch einmal tief ein und zog meine Handschuhe hoch, um die bloße Haut an meinem Handgelenk zu verdecken. Meine Finger fühlten sich trotz der Fleecehandschuhe taub an, als ich meinen zweitgrößten Zauberkessel neben einem kleinen, angeschlagenen Grabstein abstellte, wobei ich darauf achtete, nichts vom Transfermedium zu verschütten. Die Luft war kalt, und mein Atem dampfte im Licht der billigen weißen Kerze, die ich letzte Woche im Ausverkauf erstanden hatte.

Ich tropfte ein bisschen Wachs auf den Grabstein, um die Kerze festzukleben. Mein Magen verkrampfte sich, als ich meine Aufmerksamkeit auf den hellen Schimmer am Horizont richtete, der sich kaum von den mich umgebenden Lichtern der Stadt abhob. Der Mond – noch fast voll aber abnehmend – würde bald aufgehen. Keine gute Zeit, um Dämonen zu beschwören, aber dieser Dämon würde auch kommen, wenn ich ihn nicht rief. Ich wollte Algaliarept lieber zu meinen Bedingungen begegnen – vor Mitternacht.

Ich verzog das Gesicht und schaute auf die hell erleuchtete Kirche hinter mir, in der Ivy und ich lebten. Ivy war einkaufen und sich nicht einmal bewusst, dass ich einen Pakt mit einem Dämon eingegangen war. Noch viel weniger war ihr klar, dass es nun an der Zeit war, für seine Dienste zu bezahlen. Wahrscheinlich konnte ich die ganze Veranstaltung genauso gut drinnen abhalten, wo es warm war, in meiner wunderbaren Küche mit meinen Zauberzutaten und allen modernen Annehmlichkeiten, aber in der Mitte eines Friedhofs Dämonen zu beschwören, fühlte sich einfach trotz des Schnees und der Kälte auf eine perverse Art richtig an.

Und ich wollte ihn hier rufen, damit Ivy nicht den gesamten morgigen Tag damit verbringen musste, Blut von der Decke zu wischen.

Ob es Dämonenblut sein würde oder mein eigenes war eine Frage, die ich hoffte, nicht beantworten zu müssen. Ich würde mich nicht ins Jenseits ziehen lassen, um dort Algaliarepts Familiaris zu werden. Ich konnte nicht. Einmal hatte ich ihn verletzt, und er hatte geblutet. Wenn er bluten konnte, konnte er auch sterben. Gott, hilf mir, das zu überleben. Hilf mir, einen Weg zu finden, dass alles gut wird.

Der Stoff meines Mantels kratzte, als ich die Arme um mich schlang. Ungeschickt zog ich mit dem Stiefelabsatz einen Kreis in den knöchelhohen Schnee, der die rote Zementplatte bedeckte, auf der ich bereits einen Kreis gesehen hatte. Die raumgroße, rechteckige Steinplatte war eine deutliche Markierung dafür, wo Gottes Gnade endete und die Herrschaft des Chaos begann. Die frühere Geistlichkeit hatte Zement über den entweihten Platz in der einst gesegneten Erde gegossen. Entweder wollten sie sicherstellen, dass dort nicht aus Versehen noch jemand zur Ruhe gebettet wurde, oder sie wollten den aufwendig gestalteten, halb knienden, kampfesmüden Engel unverrückbar im Boden verankern. Der Name auf dem massiven Grabstein war abgeschlagen worden, nur die Daten waren noch zu erkennen. Wer auch immer es gewesen war, war 1852 im Alter von 24 Jahren gestorben. Ich konnte nur hoffen, dass das kein Omen war.

Jemanden einzuzementieren konnte manchmal verhindern, dass dieser wiederkehrte – manchmal auch nicht –, aber auf jeden Fall war diese Stelle nicht mehr geweiht. Da die Platte jedoch noch immer von geheiligter Erde umgeben war, war es ein guter Ort, um einen Dämon zu beschwören. Wenn alles schieflief, konnte ich mich immer noch auf geheiligten Boden zurückziehen und war sicher, bis die Sonne aufging und Algaliarept zurück ins Jenseits gezogen wurde.

Meine Finger zitterten, als ich aus meiner Manteltasche den weißen Seidenbeutel mit dem Salz zog, das ich aus meinem Fünfundzwanzig-Pfund-Sack gekratzt hatte. Die Menge war vielleicht etwas übertrieben, aber ich wollte einen haltbaren Kreis, und einiges von dem Salz würde den Schnee schmelzen und sich so verdünnen. Ich warf einen Blick zum Himmel, um abzuschätzen, wo Norden war, und fand dann im eingelassenen Kreis genau da eine Markierung. Dass jemand diesen Kreis bereits dazu benutzt hatte, Dämonen zu beschwören, erfüllte mich nicht gerade mit Optimismus. Es war nicht illegal oder unmoralisch, Dämonen rufen – nur sehr, sehr dumm.

Von Norden aus folgte ich im Uhrzeigersinn langsam dem Kreis, und meine Fußabdrücke verliefen parallel zu der Salzspur, die ich zog. Sie umschloss das Engelsdenkmal und einen Großteil des unheiligen Bodens. Der Durchmesser des Kreises betrug fast fünf Meter. Das ergab einen ziemlich großen Schutzkreis, für dessen Errichtung und Aufrechterhaltung normalerweise mindestens drei Hexen nötig gewesen wären, aber ich war gut genug, um diese Menge an Kraftlinienenergie allein zu kanalisieren. Wenn ich darüber nachdachte, war das wohl der Grund, warum der Dämon so daran interessiert war, mich als seinen neuen Schutzgeist zu kriegen.

Heute Nacht würde ich herausfinden, ob der sorgfältig formulierte mündliche Vertrag, den ich drei Monate zuvor mit dem Dämon geschlossen hatte, mich am Leben und auf der richtigen Seite der Kraftlinien halten würde. Ich hatte eingewilligt, freiwillig Algaliarepts Familiaris zu werden, wenn er gegen Piscary aussagte, allerdings unter der Bedingung, dass ich meine Seele behalten durfte.

Zwei Stunden nach Sonnenuntergang war der Prozess offiziell zu Ende gegangen, womit der Dämon seine Seite der Abmachung erfüllt hatte und meine Seite des Handels vollstreckbar wurde. Jetzt schien es kaum noch eine Rolle zu spielen, dass der untote Vampir, der einen Großteil von Cincinnatis Unterwelt kontrollierte, für die Morde an den besten Kraftlinienhexen der Stadt zu fünf Jahrhunderten verurteilt worden war. Besonders, wenn man darauf wetten konnte, dass seine Anwälte ihn schon nach einem mageren Jahrhundert wieder freikriegen würden.

Im Moment stellte man sich auf beiden Seiten der Kraftlinien die Frage, ob Kisten, Piscarys ehemaliger Nachkomme, alles zusammenhalten konnte, bis der untote Vampir wieder freikam. Ivy würde es nicht tun, Nachkomme oder nicht. Wenn es mir gelang, diese Nacht zu überleben und meine Seele zu behalten, würde ich mir ein bisschen weniger Sorgen um mich und ein paar mehr um meine Mitbewohnerin machen. Aber erst einmal musste ich meine Schulden bei dem Dämon begleichen.

Meine Schultern waren so verkrampft, dass sie schmerzten, als ich die milchig grünen Kerzen aus meiner Manteltasche holte und sie auf dem Kreis verteilte. Sie sollten die Spitzen des Pentagramms symbolisieren, das ich nicht zeichnen würde. Ich zündete sie mit der weißen Kerze an, die ich bei der Herstellung des Transfermediums verwendet hatte. Die kleinen Flammen flackerten, und ich beobachtete sie einen Moment, um sicherzugehen, dass sie nicht ausgingen, bevor ich die weiße Kerze wieder auf den zerbrochenen Grabstein außerhalb des Kreises stellte.

Das gedämpfte Geräusch eines Autos lenkte meine Aufmerksamkeit kurz auf die hohen Mauern, die den Friedhof von der Nachbarschaft trennten. Während ich mich darauf vorbereitete, die Kraftlinie anzuzapfen, zog ich meine Wollmütze tiefer ins Gesicht, schüttelte den Schnee von den Aufschlägen meiner Jeans und kontrollierte ein letztes Mal, ob ich alles hatte. Aber es gab nichts mehr zu tun, um mein Vorhaben hinauszuzögern.

Noch ein tiefer Atemzug, dann berührte ich mit meinem Willen die winzige Kraftlinie, die durch den Friedhof der Kirche verlief. Mein Atem pfiff durch die Nase, und ich versteifte mich, verlor das Gleichgewicht und fiel fast um. Die Kraftlinie schien im Winterfrost an Kraft gewonnen zu haben. Sie durchschnitt mich mit ungewöhnlicher Kälte. Mit einer Hand stützte ich mich an dem von Kerzenschein erleuchteten Grabstein ab, während die in mich fließenden Energien sich weiter aufbauten.

Wenn sich die Kräfte einmal ausgeglichen hatten, würde die überschüssige Kraft zurück in die Linie fließen. Bis dahin musste ich die Zähne zusammenbeißen und ertragen, dass die imaginären Gliedmaßen in meinem Kopf von einem Kribbeln durchzogen wurden. Jedes Mal war es schlimmer. Jedes Mal geschah es schneller. Jedes Mal erschien es mir mehr wie ein Angriff.

Obwohl es mir wie eine Ewigkeit vorkam, glichen sich die Kräfte in kaum einem Herzschlag aus. Meine Hände begannen zu schwitzen, und ich fühlte mich auf einmal gleichzeitig kalt und heiß, so als hätte ich Fieber. Ich zog meine Handschuhe aus und stopfte sie in die Tasche. Die Amulette an meinem Armband klingelten laut in der winterstillen Luft. Sie würden mir nicht helfen können. Nicht einmal das Kreuz.

Ich wollte den Schutzkreis schnell errichten. Auf irgendeine Weise wusste Algaliarept, wenn ich eine Linie anzapfte, und ich musste ihn beschwören, bevor er von selbst auftauchte und mir das bisschen Macht nahm, das ich als sein Beschwörer über ihn hatte. Der kupferne Zauberkessel mit dem Transfermedium war kalt, als ich ihn aufhob und dann etwas tat, was keine Hexe je getan und es überlebt hatte, um davon zu erzählen: Ich trat nach vorne und damit in denselben Kreis, in den ich Algaliarept rufen würde.

Ich stand vor dem menschengroßen, einzementierten Monument und atmete tief aus. Der Monolith war durch Bakterien und städtische Luftverschmutzung mit einer schwarzen Schmiere überzogen und glich einem gefallenen Engel. Das unheimliche Gefühl wurde noch davon verstärkt, dass die Figur sich weinend über ein Schwert beugte, das sie wie eine Sühnegabe quer vor sich hielt. Ein Vogelnest war in die Höhlung gebaut, welche die Flügel am Rücken der Figur bildeten, und das Gesicht sah einfach falsch aus. Auch die Arme waren viel zu lang, um einem Inderlander oder Menschen zu gehören. Sogar Jenks ließ seine Kinder nicht um den Engel...

Erscheint lt. Verlag 29.6.2012
Reihe/Serie Rachel Morgan
Übersetzer Vanessa Lamatsch
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Every Which Way but Dead
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Cincinnati • Dämonen • eBooks • Fantasy • Gefühl • Hexe • Kopfgeldjägerin • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Liebe • Mafiaboss • Mystery • RachelMorgan • Reihe • Roman • Schwierigkeiten • Spannung • Unterwelt • Urban Fantasy
ISBN-10 3-641-09170-5 / 3641091705
ISBN-13 978-3-641-09170-5 / 9783641091705
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