Die Teppichvölker (eBook)

Roman
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2012 | 1. Auflage
224 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-95645-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Teppichvölker -  TERRY PRATCHETT
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Am Anfang war eine endlose Fläche. Dann kam der Teppich - ohne ein Fusselchen zwischen den Fäden. Bald folgte der Staub, und daraus entstand alles ... Kein Mensch ahnt, dass im Gewebe des Teppichs kriegerische Winzlinge hausen. Ein herabgefallener Zuckerwürfel dient als Steinbruch für Leckermäuler, zermalmende Schritte deuten auf einen Zornesausbruch des Dunklen Lords hin. Doch der größte Feind der Mungrungs ist ein Monster namens Staubsauger ...

Terry Pratchett, geboren 1948 in Beaconsfield, England, erfand in den Achtzigerjahren eine ungemein flache Welt, die auf dem Rücken von vier Elefanten und einer Riesenschildkröte ruht, und hatte damit einen schier unglaublichen Erfolg: Ein Prozent aller in Großbritannien verkauften Bücher sind Scheibenweltromane. Jeder achte Deutsche besitzt ein Pratchett-Buch. Bei Piper liegen der erste Scheibenweltroman »Die Farben der Magie« sowie die frühen Bände um Rincewind, Gevatter Tod, die Hexen und die Wachen vor - Meisterwerke, die unter den Fans einhellig als nach wie vor unerreicht gelten. Terry Pratchett erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den »World Fantasy Lifetime Achievement Award« 2010. Zuletzt lebte der Autor in einem Anwesen in Broad Chalke in der Grafschaft Wiltshire, wo er am 12. März 2015 verstarb.

Terry Pratchett, geboren 1948 in Beaconsfield, England, erfand in den Achtzigerjahren eine ungemein flache Welt, die auf dem Rücken von vier Elefanten und einer Riesenschildkröte ruht, und hatte damit einen schier unglaublichen Erfolg: Ein Prozent aller in Großbritannien verkauften Bücher sind Scheibenweltromane. Jeder achte Deutsche besitzt ein Pratchett-Buch. Bei Piper liegen der erste Scheibenweltroman "Die Farben der Magie" sowie die frühen Bände um Rincewind, Gevatter Tod, die Hexen und die Wachen vor – Meisterwerke, die unter den Fans einhellig als nach wie vor unerreicht gelten. Terry Pratchett erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den "World Fantasy Lifetime Achievement Award" 2010. Zuletzt lebte der Autor in einem Anwesen in Broad Chalke in der Grafschaft Wiltshire, wo er am 12. März 2015 verstarb.

 

Alle zehn Jahre mußten sich die Stämme des Dumii-Reiches auf den Weg machen, um gezählt zu werden – so verlangte es das Gesetz.

Sie zogen nicht bis zur Hauptstadt Wehr, sondern suchten einen Ort auf, den man Tregon Marus nannte.

Die Zählung war immer ein wichtiges Ereignis. Tregon Marus gewann schlagartig an Bedeutung und schwoll durch die vielen Zelte außerhalb des Stadtwalls auf doppelte Größe an. Ein Pferdemarkt fand statt, und man feierte ein fünf Tage lang dauerndes Fest. Man sah alte Freunde wieder und tauschte viele Neuigkeiten aus.

Hinzu kam natürlich die eigentliche Zählung. Neue Namen wurden den knisternden Schriftrollen hinzugefügt, und viele Leute stellten sich vor, wie jene Dokumente schließlich Wehr erreichten und dort bis zum Großen Palast des Gebieters gelangten. Die Dumii-Beamten notierten fleißig, wie viele Schweine, Ziegen und Bläser zum persönlichen Eigentum gehörten. Dann gingen die Leute zum nächsten Tisch, um dort mit Fellen und Häuten die Steuern zu bezahlen – diese Sache war nicht ganz so beliebt wie der Rest. Eine lange Schlange bildete sich, reichte ganz um Tregon Marus herum: am Osttor in die Stadt, durch die Ausfallpforte und vorbei an den Ställen, über den Marktplatz bis zum Zählhaus. Selbst Neugeborene trug man an den Beamten vorbei, deren Federkiele unermüdlich kritzelten und kratzten. Manche Stammesangehörige bekamen seltsame Namen, weil ein Schreiber Probleme mit der Orthographie hatte. Für so etwas hält die Geschichte überraschend viele Beispiele bereit.

Am fünften Tag bestellte der Bürgermeister alle Stammesoberhäupter auf den Marktplatz, damit sie ihre Klagen und Beschwerden vorbringen konnten. Er nahm sie nie zum Anlaß, konkrete Maßnahmen zu ergreifen, aber wenigstens hörte er sich alles an und nickte verständnisvoll. Wodurch sich die Leute wesentlich besser fühlten, wenn sie heimkehrten. So etwas nennt man Politik.

Auf diese Weise geschah es immer. Es war eine Tradition, die in grauer Vorzeit wurzelte.

Am sechsten Tag machten sich die Gezählten auf den Rückweg und folgten dem Verlauf der Straßen, die von den Dumii konstruiert worden waren. Sie reisten nach Osten. Hinter ihnen führten die Straßen nach Westen bis nach Wehr, wo eine von ihnen Zugang zur Hauptstadt bot. Hinter Wehr gab es die Weststraße: Sie wurde immer schmaler und kurvenreicher und endete an einem fernen Außenposten namens Läufer.

Daraus bestand das Dumii-Reich. Es umfaßte den größten Teil des Teppichs, von Holzwand bis zur Ödnis im Norden, in der Nähe von Firnisholm.

Im Westen grenzte es ans Wildland und die letzten Fransen des Teppichs, und im Süden führten die Straßen bis zum Kaminland. Die für ihre bemalten Gesichter bekannten Bewohner von Täfelung, die kriegerischen Hibbolgs, selbst die Feuer verehrenden Stämme von Läufer – sie alle zollten dem Gebieter Tribut.

Einige von ihnen mochten die Dumii nicht sonderlich, vor allem deshalb, weil der Gebieter die kleinen Kriege und gut organisierten Viehdiebstähle untersagte, die in den entlegenen Gebieten eine beliebte Freizeitbeschäftigung darstellten. Der Gebieter mochte den Frieden, unter anderem auch deshalb, weil seine Untertanen dadurch genug Zeit hatten, um zu arbeiten und ihre Steuern zu bezahlen. Im großen und ganzen schien der Frieden recht gut zu funktionieren.

Die Munrungs zogen nach Osten, und für zehn Jahre verschwanden sie aus der Chronik des Reiches. Manchmal stritten sie sich, aber die meiste Zeit über lebten sie friedlich und vermieden übermäßige Kontakte mit der Geschichte, die dazu neigt, Leute umzubringen.

Und dann, eines Jahres, hörte man nichts mehr von Tregon Marus …

Der alte Grimm Orkson, Stammesoberhaupt der Munrungs, hatte zwei Söhne. Glurk war der ältere von ihnen und trat schließlich die Nachfolge seines Vaters an.

Die Munrungs dachten langsam und besonnen, und ihrer Meinung nach gab es keinen besseren Kandidaten für den Posten des Anführers. Glurk sah wie eine jüngere Ausgabe seines Vaters aus: Er hatte breite Schultern, und der dicke Hals wirkte wie das Zentrum einer unwiderstehlichen Kraft. Er warf den Speer weiter als sonst jemand. Er war imstande, einen Snarg zu erwürgen – eine Halskette, an der lange gelbe Zähne baumelten, wies deutlich darauf hin. Er konnte: ein Pferd mit einer Hand hochheben; den ganzen Tag laufen, ohne zu ermüden; und sich so nahe an grasende Tiere heranschleichen, daß sie vor Schreck starben, bevor er die Gelegenheit erhielt, vom Speer Gebrauch zu machen. Zugegeben, er bewegte die Lippen, wenn er dachte, und seine Gedanken stießen wie Klöße in der Suppe aneinander, aber er war nicht dumm. Nein, er verdiente es nicht, als dumm bezeichnet zu werden. Sein Gehirn schaffte es, selbst komplizierte Dinge zu verstehen – es brauchte dazu nur etwas länger.

»Er ist ein Mann von wenigen Worten, und er weiß nicht, was sie bedeuten«, sagte man von ihm. Aber nur dann, wenn er sich außer Hörweite befand.

Eines Tages, am späten Nachmittag, stapfte er heimwärts und überquerte staubige Lichtungen. Unter dem linken Arm trug er einen Speer mit knöcherner Spitze, und mit der rechten Hand hielt er den langen Stock auf der Schulter fest.

Ein Snarg mit zusammengebundenen Beinen hing daran. Snibril, Glurks jüngerer Bruder, stützte das andere Ende des Stocks.

Der alte Orkson hatte früh geheiratet und lange gelebt, woraus folgte: Die breite, aus Jahren bestehende Lücke zwischen den beiden Brüdern war mit mehreren Töchtern gefüllt, und Grimm Orkson hatte dafür gesorgt, daß sie aufrechte, angesehene und vor allem begüterte Munrungs heirateten.

Snibril war eher zierlich, vor allem im Vergleich mit seinem Bruder. Sein Vater hatte ihn zur Dumii-Schule in Tregon Marus geschickt, damit ein Schreiber aus ihm werde. »Er kann kaum einen Speer halten«, begründete Grimm seine Entscheidung. »Vielleicht kommt er mit einem Federkiel besser zurecht. Soll er etwas Gelehrsamkeit in die Familie bringen.«

Als Snibril zum dritten Mal fortlief, beschloß Pismire, mit Grimm zu reden.

Pismire war der Schamane, eine Art Gelegenheitspriester.

Bei den meisten Stämmen gab es Schamanen, aber Pismire unterschied sich von seinen Kollegen. Zum Beispiel: Er wusch die sichtbaren Körperteile mindestens einmal im Monat, womit er viele Leute erstaunte. Andere Schamanen hießen den Schmutz geradezu willkommen und schienen der Ansicht zu sein: je dreckiger, desto magischer.

Er verzichtete darauf, Federn und Knochen zu tragen. Und er sprach auf eine sehr individuelle Weise.

Die Schamanen benachbarter Stämme aßen Pilze mit gelben Flecken – sie wuchsen tief im Haardickicht –, und anschließend hörte man von ihnen Bemerkungen wie: »Hiiieeejahjahheja! Hejahejajahjah! Hngh! Hngh!«Nun, das klang zumindest magisch.

Pismire hingegen benutzte Formulierungen wie: »Genaue Beobachtung, gefolgt von sorgfältigen Schlußfolgerungen und der präzisen Festsetzung eigener Ziele – so heißen die Voraussetzungen für den Erfolg eines Unternehmens. Ist dir aufgefallen, daß wilde Bläser immer zwei Tagesmärsche von der nächsten Sorath-Herde entfernt sind? Übrigens: Iß keine Pilze mit gelben Flecken.«

Das hörte sich nicht sehr magisch an, aber es funktionierte viel besser und ermöglichte eine gute Jagd. Insgeheim glaubten einige Munrungs, das Jagdglück hänge in erster Linie von ihnen selbst ab. Pismire unterstützte derartige Meinungen. »Positives Denken ist ebenfalls sehr wichtig«, sagte er.

Er war auch der offizielle Medizinmann, und zwar ein ziemlich guter – was die Munrungs nur widerstrebend zugaben, da sie an der Tradition hingen. Die medizinischen Ideen seines Vorgängers beschränkten sich darauf, Knochen in die Luft zu werfen und ›Hjahjahjah! Hgn! Hgn!‹ zu rufen. Pismire mischte seltenen Staub, preßte aus der Masse sogenannte Tabletten und wandte sich mit solchen Ratschlägen an den Kranken: »Nimm jeweils eine davon, wenn du abends zu Bett gehst und morgens aufstehst.«

Gelegentlich gab er auch Empfehlungen in Hinsicht auf andere Dinge.

Grimm hackte Holz vor seiner Hütte, und plötzlich stand Pismire hinter ihm. »Es klappt nie«, sagte er. »Du solltest Snibril nicht noch einmal nach Tregon schicken. Er ist ein Munrung. Kein Wunder, daß er immer wieder wegläuft. Er kann nie zu einem Schreiber werden; das liegt ihm einfach nicht im Blut. Laß ihn hier bei uns bleiben. Ich sorge dafür, daß er lesen lernt.«

»Wenn du ihm das Lesen beibringen kannst … Es wäre mir durchaus recht.« Grimm schüttelte den Kopf. »Ich verstehe ihn nicht. Bläst dauernd Trübsal. Seine Mutter war so, aber als verheiratete Frau wurde sie vernünftiger.«

Grimm hatte nie lesen gelernt, doch er war von den Schreibern in Tregon Marus immer sehr beeindruckt gewesen. Sie hinterließen Zeichen auf Pergament, seltsame Schnörkel, die sich erinnerten. Darin kam eine gewisse Macht zum Ausdruck, und er wollte, daß auch ein Orkson daran teilhatte.

So kam es, daß Snibril Pismires Dorfschule zusammen mit den anderen Kindern besuchte, dort Zahlen sowie Buchstaben kennenlernte und auch mit den Dumii-Gesetzen vertraut wurde. Er fand großen Gefallen daran und nahm das Wissen mit solchem Eifer in sich auf, als hinge sein Leben davon ab. Was häufig tatsächlich der Fall war, behauptete Pismire.

Sonderbarerweise stellte sich bald heraus, daß er ein fast ebenso geschickter Jäger war wie sein Bruder. Allerdings benutzten sie zwei verschiedene Methoden. Glurk stellte den Tieren nach, und Snibril beobachtete sie. Man muß den Geschöpfen...

Erscheint lt. Verlag 25.5.2012
Übersetzer Andreas Brandhorst
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Buch • Bücher • discworld • dunkle Lord • Einstieg • Fantasy • Fantasy Bücher • Humor • humoristische Fantasy • humorvoll • Klassiker • lustig • Mungrungs • Nomen • Roman • Scheibenwelt • Scheibenwelten • Scheibenwelt Fans • Scheibenwelt romane • Staubsauger • strata • Teppich • Teppichvölker
ISBN-10 3-492-95645-9 / 3492956459
ISBN-13 978-3-492-95645-1 / 9783492956451
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