Das Geheimnis des weißen Bandes (eBook)

Ein Sherlock-Holmes-Roman
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2011 | 2. Auflage
355 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-77040-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Geheimnis des weißen Bandes -  ANTHONY HOROWITZ
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Am Abend eines ungewöhnlich kalten Novembertages im Jahr 1890 betritt ein elegant gekleideter Herr die Räume von Sherlock Holmes' Wohnung in der Londoner Baker Street 221b. Er wird von einem mysteriösen Mann verfolgt, in dem er den einzigen Überlebenden einer amerikanischen Verbrecherbande erkennt, die mit seiner Hilfe in Boston zerschlagen wurde. Ist der Mann ihm über den Atlantik gefolgt, um sich zu rächen? Als Holmes und Watson den Spuren des Gangsters folgen, stoßen sie auf eine Verschwörung, die sie in Konflikt mit hochstehenden Persönlichkeiten bringen wird - und den berühmten Detektiv ins Gefängnis, verdächtigt des Mordes. Zunächst gibt es nur einen einzigen Hinweis: ein weißes Seidenband, befestigt am Handgelenk eines ermordeten Straßenjungen ... Erstmals seit dem Tod von Arthur Conan Doyle erscheint ein neuer Roman um den genialsten Detektiv aller Zeiten, aus der Feder des internationalen Bestsellerautors Anthony Horowitz. Es ist Sherlock Holmes' spektakulärster Fall.

<p>Anthony Horowitz, geboren 1956 in Stanmore, gehört zu den erfolgreichsten Autoren der englischsprachigen Welt, in Deutschland ist er vor allem durch seine Jugendbuchreihe um Alex Rider bekannt. Neben zahlreichen Büchern hat Anthony Horowitz Theaterstücke und Drehbücher zu verschiedenen Filmen und Fernsehserien (unter anderem <em>Inspector Barnaby</em>) verfasst. Seit seiner Jugend ist er Sherlock-Holmes-Fan. Anthony Horowitz lebt mit seiner Familie in London.</p>

Cover 1
Informationen zum Buch/Inhalt 3
Impressum 5
Widmung 6
Vorwort 8
1 Der Galerist aus Wimbledon 14
2 Die Flat Cap Gang 29
3 Ridgeway Hall 46
4 Die Baker-Street-Irregulären 67
5 Lestrade schaltet sich ein 83
6 Die Chorley Grange School for Boys 95
7 Das weiße Band 113
8 Ein Rabe und zwei Schlüssel 126
9 Die Warnung 145
10 Bluegate Fields 157
11 Unter Arrest 173
12 Die Beweise in diesem Fall 188
13 Gift 208
14 In die Finsternis 224
15 Holloway 243
16 Das Verschwinden 256
17 Eine Botschaft 269
18 Die Wahrsagerin 284
19 Das House of Silk 301
20 Keelan O’Donaghue 324
Nachwort 346
Danksagung 353

Vorwort


Ich habe oft darüber nachgedacht, wie eigenartig die Verknüpfung von Umständen war, die zu meiner jahrzehntelangen Verbindung mit einer der ungewöhnlichsten und bemerkenswertesten Gestalten meiner Epoche geführt hat. Wäre ich ein Philosoph, so würde ich mich vielleicht fragen, inwieweit wir unser eigenes Schicksal überhaupt bestimmen oder die weitreichenden Folgen von Handlungen ermessen können, die zum gegebenen Zeitpunkt womöglich gänzlich unbedeutend erscheinen.

So war es zum Beispiel mein Vetter Arthur, der mich bei den Fünften Northumberland-Füsilieren als Wundarzt empfahl, weil er dachte, das wäre möglicherweise eine nützliche Erfahrung für mich. Hätte er wissen können, dass ich auf diese Weise schon einen Monat später nach Afghanistan geschickt werden würde? Der Konflikt, der später der Zweite Anglo-Afghanische Krieg genannt werden sollte, hatte ja zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal begonnen. Und was war mit dem Ghazi, der mir in der Schlacht von Maiwand mit einem einzigen Zucken des Zeigefingers eine Kugel in die Schulter gejagt hat? Über neunhundert Briten und Inder sind an jenem Tag gestorben, und dass ich dazugehören sollte, war mit Sicherheit seine Absicht. Aber er hatte nicht gut gezielt, und obwohl ich schwer verwundet war, hat mich mein gutherziger, treuer Bursche Jack Murray gerettet. Über zwei Meilen hat er mich durch feindliches Gelände zurück zu den britischen Linien getragen.

Murray starb im September desselben Jahres bei Kandahar und hat deshalb nie erfahren, dass ich als Invalide nach Hause geschickt wurde und anschließend – ein magerer Tribut für seine Heldentat – mein Leben am Rande der Londoner Gesellschaft mehrere Monate lang eher fristete als gestaltete. Am Ende dieser Zeit war ich ernsthaft entschlossen, an die Südküste Englands zu ziehen, was weniger meiner Neigung als der bitteren Realität immer schneller schwindender Mittel geschuldet war. Man hatte mir allerdings auch gesagt, dass die Seeluft meiner Gesundheit zuträglich wäre. Eine billigere Unterkunft in London wäre die wünschenswerte Alternative gewesen, und ich hätte beinahe Räumlichkeiten in der Euston Road bei einem Börsenmakler gemietet. Aber das Gespräch verlief nicht eben günstig, und so entschloss ich mich: Ich würde nach Hastings ziehen. Das war gesellschaftlich weniger attraktiv als Brighton, aber dafür nur halb so teuer. Meine Habseligkeiten waren schon fertig gepackt, und ich war bereit zur Abreise.

Aber ich hatte die Rechnung ohne Henry Stamford gemacht, keinen engen Freund, sondern einen bloßen Bekannten, der mir im St. Bart’s Hospital als Assistent gedient hatte. Hätte er am Abend zuvor nicht übermäßig getrunken, so hätte er vermutlich kein Kopfweh gehabt, und wäre nicht dieses Kopfweh gewesen, hätte er sich bei dem chemischen Labor, wo er mittlerweile Arbeit gefunden hatte, wahrscheinlich nicht frei genommen. Aber so wie die Dinge lagen, bummelte er an diesem Tag eine Weile am Piccadilly Circus herum und beschloss dann, die Regent Street hinaufzuschlendern, um in Arthur Libertys East India House nach einem Geschenk für seine Frau zu suchen. Es ist schon merkwürdig! Wenn er einen anderen Weg genommen hätte, wäre alles ganz anders gekommen; denn dann wäre ich nicht mit ihm zusammengeprallt, als ich aus der Bar des Criterion trat, und das wiederum hätte zur Folge gehabt, dass ich womöglich Sherlock Holmes nie begegnet wäre.

Denn wie ich schon an anderer Stelle geschrieben habe: Es war Stamford, der mir den Vorschlag machte, mir eine Wohnung mit einem seiner Kollegen zu teilen, den er für einen analytischen Chemiker hielt und der im selben Krankenhaus wie er arbeitete. Stamford machte mich mit Holmes bekannt, der damals gerade nach einer Methode suchte, mit der man Blutflecken nachweisen konnte. Unsere erste Begegnung war eigenartig und verwirrend, aber auch äußerst denkwürdig … ein deutlicher Vorgeschmack dessen, was noch kommen sollte.

Es war der große Wendepunkt meines Lebens. Ich habe keinerlei literarische Ambitionen, und wenn mir damals jemand gesagt hätte, ich würde dereinst Autor eines halben Dutzends veröffentlichter Bücher sein, hätte ich darüber gelacht. Aber ich glaube, ich kann in aller Bescheidenheit und ohne übertriebene Eitelkeit sagen, dass ich die Abenteuer dieses großen Mannes in einer Weise geschildert habe, der eine gewisse Anerkennung zuteilwurde, und ich habe es deshalb als Ehre empfunden, als man mich eingeladen hat, bei seinem Gedenkgottesdienst in der Westminster Abbey zu sprechen – eine Einladung, die ich respektvoll abgelehnt habe. Holmes hat über meinen Prosastil oft gespottet, und ich hätte befürchten müssen, dass er mir, wenn ich tatsächlich auf die Kanzel gestiegen wäre, die ganze Zeit über die Schulter geschaut und über alles, was ich gesagt hätte, von jenseits des Grabes mit sanftem Spott gelacht hätte.

Er war immer der Ansicht, ich würde seine Fähigkeiten und die außergewöhnlichen Erkenntnisse seines brillanten Gehirns überschätzen. Er lächelte darüber, dass ich meine Erzählungen so konstruierte, als würde sich am Ende plötzlich alles auflösen, während es doch in Wirklichkeit von Anfang an offenbar gewesen sei. Mehr als einmal beschuldigte er mich eines trivialen Hangs zur Romantisierung und sagte, ich sei nicht besser als irgendein Schreiberling aus der Grub Street. Ich glaube, dass dieser Vorwurf insgesamt nicht gerechtfertigt war. In all den Jahren, in denen ich ihn gekannt habe, habe ich ihn nie auch nur mit einem einzigen belletristischen Werk gesehen – außer der allertrivialsten Schundliteratur; und obwohl ich keinerlei Anspruch auf literarische Fähigkeiten erhebe, wage ich doch zu behaupten, dass meine Erzählungen ihre Aufgabe einigermaßen erfüllt haben und er selbst seine Abenteuer nicht besser zu schildern gewusst hätte. Holmes hat das sogar zugegeben, als er eines Tages selbst zu Papier und Feder griff, um den merkwürdigen Fall Godfrey Emsworth in seinen eigenen Worten zu schildern. Diese Episode wurde schließlich als Der gebleichte Soldat vorgestellt, ein Titel, den ich alles andere als perfekt finde, denn bleichen würde ich allenfalls eine Mandel.

Ich habe, wie ich schon sagte, eine gewisse Anerkennung für meine literarischen Bemühungen erfahren, aber eigentlich ging es mir darum gar nicht. Aufgrund der verschiedenen schicksalhaften Wendungen, die ich oben beschrieben habe, bin ich auserwählt worden, die Leistungen des besten beratenden Detektivs der Welt ans Licht zu bringen, und habe einem begeisterten Publikum nicht weniger als sechzig Abenteuer vorstellen dürfen. Die lange Freundschaft mit diesem Mann aber war für mich persönlich viel wertvoller.

Es ist jetzt ein Jahr her, dass man ihn leblos und still in seinem Haus in den Downs fand, wo sein gewaltiger Verstand für immer zur Ruhe gekommen ist. Als ich die Nachricht erhielt, wurde mir sofort klar, dass ich nicht nur meinen engsten Freund und Gefährten verloren hatte, sondern in mancher Hinsicht auch meine ganze Daseinsberechtigung. Zwei Ehen, drei Kinder und sieben Enkel, eine erfolgreiche medizinische Karriere und der Verdienstorden, den mir Seine Majestät König Edward VII. im Jahre 1908 verliehen hat, mögen von manchen als beträchtliche Lebensleistung erachtet werden. Mir war das nie genug. Ich vermisse Holmes bis zum heutigen Tage, und oft genug bilde ich mir in meinen Tagträumen ein, noch einmal die vertrauten Worte zu hören: ›Das Wild ist auf, Watson!‹ Aber sie erinnern mich natürlich nur daran, dass ich nie wieder mit meinem treuen Dienstrevolver in der Faust in die neblige Düsternis der Baker Street tauchen werde. Ich denke oft an Holmes, der auf der anderen Seite jenes großen Schattens auf mich wartet, der uns alle irgendwann überfällt, und ich sehne mich sogar danach, wieder an seiner Seite zu stehen. Ich bin allein. Meine alte Verletzung wird mich bis zum Ende quälen, und während in Europa ein sinnloser Krieg wütet, spüre ich, dass ich die Welt, in der ich lebe, nicht länger verstehe.

Warum also greife ich erneut zur Feder, ein letztes Mal, um Erinnerungen zu wecken, die vielleicht besser vergessen wären? Vielleicht bin ich selbstsüchtig. Vielleicht ist es so wie bei vielen anderen Männern, die ihr Leben längst hinter sich haben, und ich suche eine Art Trost. Die Krankenschwestern, die mich pflegen, versichern mir, dass Schreiben der Therapie nützt und verhindern wird, dass ich in jene schwarzen Stimmungen verfalle, die mich gelegentlich heimsuchen. Aber es gibt auch noch einen anderen Grund.

Die Abenteuer um den Mann mit der flachen Mütze und das House of Silk waren in vieler Hinsicht die sensationellsten in der Karriere von Sherlock Holmes, aber seinerzeit war es unmöglich, sie zu erzählen. Warum das so ist, wird sehr bald klar werden. Sie waren eng miteinander verknüpft und ließen sich deshalb nicht trennen. Dennoch habe ich mir immer gewünscht, sie niederzuschreiben und den Holmes-Kanon so zu vollenden. In dieser Beziehung bin ich wie ein Wissenschaftler, der einer bestimmten Formel nachjagt, oder ein Briefmarkensammler, der auf seine Kollektion nicht wirklich stolz sein kann, solange es noch ein, zwei seltene Marken gibt, die sich seinem Zugriff entziehen. Ich kann nicht anders. Es muss getan werden.

Bisher war es unmöglich – und das lag nicht nur an der bekannten Abneigung gegen öffentliche Aufmerksamkeit, die meinen Freund auszeichnete. Nein, die Ereignisse, die ich im Folgenden beschreiben will, waren einfach zu ungeheuerlich und schockierend, um gedruckt zu werden. Und das sind sie noch immer. Es ist keine Übertreibung, wenn ich behaupte, dass sie das ganze Gefüge unserer Gesellschaft zerreißen könnten, wenn sie...

Erscheint lt. Verlag 12.12.2011
Übersetzer Lutz-W. Wolff
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Original-Titel House of Silk
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Historische Kriminalromane • insel taschenbuch 4215 • IT 4215 • IT4215 • Krimis • Sherlock • Sherlock Holmes • Thriller
ISBN-10 3-458-77040-2 / 3458770402
ISBN-13 978-3-458-77040-4 / 9783458770404
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