Oneiros - Tödlicher Fluch (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2012 | 1. Auflage
608 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-41364-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Oneiros - Tödlicher Fluch -  Markus Heitz
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Dieses eBook kommt mit eigens von Markus Heitz komponierter, musikalischer Untermalung, die einen die Geschichte noch intensiver und atmosphärischer erleben lässt. In Leipzig hütet ein Bestatter ein grausames Geheimnis, in Minsk führt eine skrupellose Wissenschaftlerin tödliche Experimente durch, in Paris rast ein Airbus ungebremst in ein Flughafenterminal ... Die Ermittlungen zu dem Unglück beginnen sofort - aber die Ergebnisse sind rätselhaft: Sämtliche Insassen waren schon tot, bevor das Flugzeug auf das Gebäude traf. Was die Polizei jedoch nicht herausfindet, ist, dass es einen Überlebenden gibt. Konstantin Korff, der Bestatter aus Leipzig, kommt diesem Überlebenden hingegen schnell auf die Spur, ebenso wie die Wissenschaftlerin - denn diese drei Menschen tragen denselben tödlichen Fluch in sich. Einen Fluch, der sie zu einer Gefahr für jeden in ihrer Umgebung macht ...

Markus Heitz, geboren 1971, studierte Germanistik und Geschichte. Er schrieb über 60 Romane und wurde etliche Male ausgezeichnet. Mit der Bestsellerserie um 'Die Zwerge' gelang dem Saarländer der nationale und internationale Durchbruch. Dazu kamen erfolgreiche Thriller um Wandelwesen, Vampire, Seelenwanderer und andere düstere Gestalten der Urban Fantasy und Phantastik. Die Ideen gehen ihm noch lange nicht aus.

Markus Heitz, geboren 1971, studierte Germanistik und Geschichte. Er schrieb über 60 Romane und wurde etliche Male ausgezeichnet. Mit der Bestsellerserie um "Die Zwerge" gelang dem Saarländer der nationale und internationale Durchbruch. Dazu kamen erfolgreiche Thriller um Wandelwesen, Vampire, Seelenwanderer und andere düstere Gestalten der Urban Fantasy und Phantastik. Die Ideen gehen ihm noch lange nicht aus.

I


Das Mädchen:

Vorüber! Ach, vorüber!

Geh, wilder Knochenmann!

Ich bin noch jung, geh, Lieber!

Und rühre mich nicht an.

 

Der Tod:

Gib deine Hand, du schön und zart Gebild!

Bin Freund und komme nicht zu strafen.

Sei gutes Muts! Ich bin nicht wild,

Sollst sanft in meinen Armen schlafen!

Matthias Claudius (1740–1815), Der Tod und das Mädchen

Leipzig, Deutschland

Konstantin blickte auf die Uhr, die neben der Tür an der Wand hing und ihm zeigte, dass es kurz nach neun war.

Das Tagwerk wartete auf ihn und die Mitarbeiter von Ars Moriendi, seiner Firma, die er gern scherzhaft Ruhe Sanft GmbH nannte, wie das Bestattungsunternehmen in dem komödiantischen Horrorfilm mit Vincent Price, Peter Lorre und Boris Karloff. Mit deren mörderischen Methoden hatten sie jedoch nichts zu tun.

»Dann mal los, die Herrschaften. Oder gibt es noch Unklarheiten? Ich bin ab übermorgen wieder auf Reisen, aber über Handy erreichbar.«

In dem kleinen Büro wurden die Köpfe geschüttelt.

Die elf Damen und Herren passten kaum in das Zimmer, die meisten mussten stehen. Sie waren eben gemeinsam die Wochenliste durchgegangen: eine Handvoll regulärer Bestattungen auf den hiesigen Friedhöfen, zwei Überführungen ins Ausland, zwei Seebestattungen, davon eine im Atlantik und eine in der Ostsee; dazu kam die 24-Stunden-Abrufbereitschaft für neue Todesfälle.

In Leipzig starben jedes Jahr um die 5600 Menschen, das machte im Schnitt pro Tag fünfzehn Tote. Eine Beerdigung kostete zirka 5000 Euro. Viel Arbeit und hohe Einkommenschancen also, weshalb die Zahl der ansässigen Bestatter auch entsprechend hoch war. Das wiederum reduzierte das Einkommen.

Das Ars Moriendi hatte einen sehr guten Ruf. Dank ihm, dem jungen Chef mit den guten Ideen und der ruhigen Hand, die auch außerhalb Leipzigs ein hohes Ansehen besaß. Deshalb bekam er regelmäßig Aufträge in ganz Europa, was ihm einen Bonus und bezahlte Reisen bescherte.

»Bestens. Dann einen schönen Tag.« Konstantin sah zu den beiden jungen Männern, die sich als Erste erhoben. »Maik, Florian, ihr fahrt raus, wenn wir einen Auftrag reinbekommen. Geht das klar?«

Sie nickten.

»Und prüft nochmals die Kühlung von Wagen vier für die Überführung an den Atlantik. Es soll die ganze Woche heiß werden, und die Fahrtstrecke dauert mit dem Transporter zwei Tage. Könnte sonst eine böse Überraschung werden, wenn ihr Monsieur Contignac aus dem Sarg holt.« Konstantin erhob sich, während seine Leute einer nach dem anderen verschwanden und sich an die Arbeit machten.

Ich habe schon gute Mitarbeiter. Er trank seinen Tee im Stehen aus und beobachtete durch das Fenster zum Fuhrpark, wie sie sich auf die Fahrzeuge verteilten. Gestecke abholen, Bestattungen an verschiedenen Orten vorbereiten, Papierkram und vieles mehr gehörte zu ihrer Routine, und alle Arbeiten wurden mit aller Würde erledigt, wie es sich gehörte.

Konstantins Name stand im Gegensatz zu dem mancher Kollegen nicht für Abzocke, für überteuerte Preise oder einen laxen, unpassenden Umgang mit den Verstorbenen. Eine Leiche mochte streng genommen nur eine seelenlose Hülle sein, aber sie war einmal ein geliebtes Elternteil, ein geliebtes Kind oder ein geliebter Freund gewesen.

Sein Blick fiel auf sein Spiegelbild im Glas. Ich sollte dringend zum Frisör. Die dunkelbraunen Haare kitzelten im Nacken und weigerten sich trotz Wachs, in der Form zu bleiben, die er wollte. Dennoch: Für einen Mann von knapp vierzig Jahren sah er noch erstaunlich gut aus. Die meisten schätzten ihn auf Ende zwanzig, und das verdankte er nicht irgendwelchen Cremes oder Schönheitsoperationen. Wurde er nach seinem Geheimnis gefragt, antwortete er stets, dass der Tod ihn jung hielte. Und dass das Formalin, das er sich spritzte, besser als Botox sei. Bestatterhumor.

Die schwarzen Wagen rollten vom Hof, während Maik und Florian in die Werkstatt gingen.

Konstantin schlenderte ins Vorzimmer, wo Sekretärin Mendy Kawatzki saß und alles managte, was es zu managen gab, von Terminen bis zu Anträgen. »Meine Schönheit, wo bleibt der Bewerber?«

Mendy, eine Mitdreißigerin und die treue Seele des Unternehmens, sah über den Rand ihrer schwarzen Brille. »Warum haben Sie sich denn einen Bart stehenlassen? Sie sehen aus wie Johnny Depp in diesem Film …«

»Sie meinen hoffentlich nicht Jack Sparrow?«

»Nein. Sie wohnen zwar auch auf einem Schiff, aber ich meinte … wie hieß er denn?« Sie bemerkte einen offenen schwarzen Knopf an ihrer weißen Bluse und schloss ihn. »Mit der Jolie. In Venedig.«

»The Tourist.« Konstantin lächelte. Er hatte den Film gesehen und den Bart des Schauspielers gar nicht schlecht gefunden, was auch der Grund für sein verändertes Aussehen war. Johnny Depp glich er aber wirklich nicht. Sein Gesicht war etwas länger, mit schlanken Wangen. »Steht er mir nicht?«

Mendy lächelte. »Doch. Aber immer wenn ich mich daran gewöhnt habe, wie Sie aussehen, verändern Sie etwas.« Sie zuckte mit den Schultern und zeigte auf den Bildschirm. »Der Azubi-Anwärter hat eine Mail geschickt. Er kommt eine halbe Stunde später, weil er noch ein Zeugnis besorgen muss.«

Konstantin brummte unzufrieden. »Das fällt ihm aber früh ein.« Er trat zu der Tür, die durch einen nüchternen Flur in den Arbeitsraum führte. »Schicken Sie ihn gleich zu mir, wenn er kommt. Ich fange schon mal an.«

Sie sah ihn prüfend an. »Aber nicht die harte Tour, oder?«

Er musste lachen. »Sind Sie sein Fürsprecher, Frau Kawatzki?«

»Nein. Aber er sieht nett aus.«

»Und kommt zu spät. Dafür hätte er schon einen Blick auf Herrn Meininger verdient.« Konstantin grinste. »Dank Ihnen bleibt ihm das erspart.«

Die Behandlung von Herrn Meininger oder besser das, was von ihm übrig geblieben war, konnte man als hart verdientes Geld bezeichnen: Ein Mann im besten Alter, nach einer feuchtfröhlichen Nacht in einen Leipziger Kanal gefallen und darin ertrunken, von der Strömung sanft entführt und nach Wochen von entsetzten Spaziergängern an einer Böschung gefunden. Nach der Freigabe durch die Polizei hatten die Angehörigen von Herrn Meininger seine aufgedunsene, gewässerte und von Pathologieskalpellen zerschnittene Leiche durch das Ars Moriendi abholen lassen.

Der Anblick und vor allem die Gerüche von Herrn Meininger dürften selbst den hartgesottensten Bewerber in Ohnmacht fallen lassen. Es sei denn, er müsste sich vorher mehrfach übergeben; dann könnte ein Malheur ins andere übergehen.

Konstantin zeigte auf seine Uhr. »Aber wenn er mehr als eine halbe Stunde zu spät ist, hat er verloren. Dann gibt es die harte Tour.«

Er verschwand durch die Tür und ging den gekachelten Korridor entlang, in dem es leicht nach Desinfektionsmittel roch und der in den eigentlichen Arbeitsbereich führte. Die zwei Welten von Ars Moriendi.

Den Namen seiner Firma hatte er nicht zufällig gewählt oder weil sich eine Bezeichnung auf Lateinisch schicker anhörte als Bestattungsunternehmen oder Pietät.

Übersetzt bedeutete es die Kunst des Sterbens und bezog sich einerseits auf die christlichen Bücher, die im späten Mittelalter entstanden und den Menschen im christlichen Sinn auf den Tod vorbereiten sollten, zum anderen auf den Umgang mit den Toten und deren Herrichtung für eine angemessene, würdevolle Beisetzung.

Nicht zuletzt war das Sterben für Konstantin tatsächlich eine Kunst.

Die Literatur überbot sich mit verschiedenen Mythen von Unsterblichen wie Zombies, Vampire, Seelenlose, es gab Flüche, Tinkturen, Alchemie, Magie, göttliches Wirken, Teufelspakte und vieles mehr.

Er dagegen hatte eine ganz eigene, besondere Art, mit dem Schnitter umzugehen.

Konstantin betrat die Umkleide, tauschte die schwarze Stoffhose und das schwarze Polohemd gegen einen gleichfarbigen Trainingsanzug. Hundert Prozent reinstes Polyester, denn nur aus dem Kunststoff ließen sich Gerüche und Flecken restlos auswaschen. Außerdem war er billiger zu ersetzen als Kleidung aus Baumwolle.

Über den Anzug kam eine langarmige, weiße Schürze, danach die lilafarbenen Kautschukhandschuhe für die Finger. Die bequemen Turnschuhe erhielten folienartige Überzieher.

Es kann losgehen. Konstantin schritt durch die Schwingtür und betrat seinen Arbeitsplatz.

Als Erstes schaltete er den MP3-Spieler ein. Der Zufallsgenerator wählte einen Song aus, und schon drang aus den Boxen der Mix aus getragenem, schwerem Stehbass und Synthie-Elementen der Leipziger Band Lambda. Die wundervolle Stimme der Sängerin erfüllte den fünfundzwanzig Quadratmeter großen, gefliesten Raum mit einem Liebeslied. Manche hätten die Musik vielleicht als unpassend empfunden, aber für Konstantin stand sie nicht im Widerspruch zu dem, was er im Begriff war zu tun.

Sein Reich, sein Arbeitsplatz. Zwei höhenverstellbare Metalltische mit Abflusssystem und Handbrause standen in der Mitte, an der linken Wand führte ein Durchgang zur Kühlkammer. In einer Ecke befand sich eine große Spüle mit einem Hängeschrank darüber, in dem die wichtigsten Utensilien lagerten, die Konstantin benötigte. Chirurgische Instrumente, Skalpelle, Scheren, Wundverschlusspulver, spezielles Sprühpflaster, Feuchtigkeitscreme. Dann gab es noch Tübchen mit Vaseline, Haarspraydosen und eine ganze Batterie von Make-up-Zubehör, Föhn sowie Bürste. Nicht zu vergessen Nähzeug und Fixierband. Jeder, der schon...

Erscheint lt. Verlag 2.5.2012
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Alessandro Bugatti • Audible • Bestatter • beste fantasy bücher für erwachsene • Bestseller • Bestsellerautor • Dämon • Dark Fantasy • Dark Fantasy Bücher • deutsche fantasy autoren • die Meisterin • Dresden • Dunkle Magie • düstere Fantasy Bücher • düstere Legende • Eric von Kastell • Experimente • Fantasy • Fantasy Bestseller • Fantasy Bücher Erwachsene • Fantasy Horror • Fantasy-Neuerscheinung 2021 • Fantasy Reihe • Fantasy Romane • fantasy romane für erwachsene • Fantasy Saga • Fantasy Serie • Fantasy Thriller • Fantasy Vampir Bücher • Fantasy Werwolf • Fluch • Geheimnis • Geneve Cornelius • Gestaltwandler • Heilerin • Henkersdynastie • Henkerstochter • historische Fantasy • Horror • Hörspiel • jester • Konstantin Korff • Leipzig • Liga der Dunkelheit • Markus Heitz • Markus Heitz Bücher • Markus Heitz Meisterin • markus heitz neuerscheinungen • markus heitz reihenfolge • Massenmord • Minsk • Mord • oneiros • Pakt der Dunkelheit • Pakt der Dunkelheit Heitz • Paris • Rom • Scharfrichter • Schattenwelt • Schlaf • Schlafkrankheit • SIA • spannende Fantasy • Spiegel-Bestseller-Autor • Thanatologie • Thriller • Timothy Chester • Tod • Todesschläfer • tödliche experimente • Tödlicher Fluch • Todseher • Unsterblichkeit • Urban Fantasy • Urban Fantasy Bücher • Vampirin • Vatikan • Vatikan-Polizist • Versuche • Werwolf • Wicca
ISBN-10 3-426-41364-7 / 3426413647
ISBN-13 978-3-426-41364-7 / 9783426413647
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 4,6 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich