Der Matarese-Bund (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2012 | 1. Auflage
640 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-08196-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Matarese-Bund -  Robert Ludlum
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Zwei Agenten, die jahrelang gegeneinander arbeiteten, werden gleichzeitig Opfer eines mörderischen Komplotts. Nur zusammen können sie die weltumspannende Verschwörung aufhalten.

Robert Ludlum erreichte mit seinen Romanen, die in mehr als 30 Sprachen übersetzt wurden, weltweit eine Auflage von über 300 Millionen Exemplaren. Robert Ludlum verstarb im März 2001. Sein Werk wird von handverlesenen Thriller-Autoren in seinem Geiste fortgeführt.

TEIL I

1

Wir sind drei Könige aus dem Orient,

bringen Myrrhen und Weihrauch

Die Sänger drängten sich an der Ecke, stampften mit den Füßen und schwangen die Arme. Ihre jungen Stimmen durchdrangen die kalte Nachtluft und übertönten das Plärren der Autohupen, das Schrillen der Polizeipfeifen und den blechernen Klang der Weihnachtsmusik, die aus den Lautsprechern der Kaufhäuser drang. Es fiel dichter Schnee, der Verkehr wälzte sich schwerfällig durch die Straßen. Die Leute, die noch in letzter Minute ihre Weihnachtseinkäufe tätigen wollten, schützten ihre Augen mit den Händen. Trotzdem schafften sie es, einander ebenso auszuweichen wie den gelegentlich rutschenden Autos und den Bergen von Matsch. Reifen drehten auf den nassen Straßen durch, Busse schoben sich zentimeterweise vor und mussten wieder stehen bleiben. Dazu schrillten die Glocken der uniformierten Weihnachtsmänner unablässig.

Von weit her, über Feld und Fluss,

Moor und Be-he-her-ge

Eine dunkle Cadillac-Limousine bog um die Ecke und kroch an den Sängern vorbei. Ihr Anführer – er trug ein Kostüm, das an eine Figur aus einem Roman von Charles Dickens erinnerte –, trat an das rechte Hinterfenster, die Hand ausgestreckt, das Gesicht dicht an der Scheibe …

Wir folgen dem Ste-he-hem

Der Fahrer drückte ärgerlich auf die Hupe und winkte den Jungen weg, aber der Passagier auf dem Rücksitz griff in die Manteltasche und holte ein paar Scheine heraus. Er drückte einen Knopf; die Fensterscheibe glitt lautlos herunter, und der grauhaarige Mann schob dem Jungen das Geld in die ausgestreckte Hand.

»Gott möge Sie segnen, Sir«, schrie der Junge. »Der Boys-Club der East Fiftieth Street dankt Ihnen. Frohe Weihnachten, Sir!«

Der fromme Wunsch wäre noch wirksamer gewesen, hätte ihn nicht ein Schwall whiskybeladenen Atems begleitet.

»Frohe Weihnachten«, sagte der grauhaarige Mann und drückte den Fensterknopf, um die Verbindung abzuschneiden.

Der Verkehr kam einen Augenblick lang zum Stocken. Der Cadillac schoss vor, musste aber bereits nach zehn Metern wieder abrupt bremsen. Der Fahrer packte das Lenkrad fester; eine Geste, die an die Stelle eines lauten Fluches trat.

»Ganz ruhig, Major«, sagte der grauhaarige Passagier, und seine Stimme klang gleichzeitig mitfühlend und befehlend. »Es hilft nichts, wenn Sie sich aufregen; auf diese Weise kommen wir auch nicht schneller an unser Ziel.«

»Sie haben recht, Herr General«, antwortete der Fahrer mit einem Respekt, den er in Wirklichkeit gar nicht empfand. Normalerweise war dieser Respekt durchaus vorhanden, aber nicht heute, nicht auf dieser Fahrt. Es gehörten schon Nerven dazu, von seinem Adjutanten zu verlangen, am Weihnachtsabend Dienst zu machen. Noch dazu, um einen gemieteten Zivilwagen nach New York zu fahren, damit der General sich vergnügen konnte. Der Major konnte sich ein Dutzend akzeptable Gründe vorstellen, um an diesem Abend Dienst zu tun, aber dieser Grund gehörte nicht dazu.

Ein Hurenhaus. Wenn man die ganzen verbalen Feinheiten einmal abstreifte, war es das. Der Vorsitzende der Vereinigten Stabschefs ging am Weihnachtsabend in ein Hurenhaus! Und weil er vorhatte, sich dort auf höchst vielseitige Art zu vergnügen, musste der persönliche Adjutant des Generals bereitstehen, um nach diesen Vergnügungen das jämmerliche Etwas, das von dem General übrig blieb, wegzuschaffen. Es abholen, wieder zusammensetzen, dafür sorgen, dass es den nächsten Morgen in irgendeinem obskuren Motel überstand und sicherstellen, dass niemand erfuhr, was das für Vergnügungen waren oder wer dieses jämmerliche Etwas war. Morgen Mittag würde dann der Vorsitzende wieder seine militärisch gerade Haltung annehmen, seine Befehle erteilen. Der Abend und das, was zwischen ihm und dem Morgen lag, würde vergessen sein.

Der Major hatte diese Fahrten während der letzten drei Jahre häufig gemacht – seit dem Tag, an dem man den General auf diese Ehrfurcht gebietende Position befördert hatte. Nach diesen Fahrten gab es immer Perioden besonders intensiver Aktivität im Pentagon, oder Augenblicke nationaler Krisen, in denen der General seine ganzen beruflichen Fähigkeiten unter Beweis gestellt hatte. Aber nie in einer Nacht wie dieser. Nie am Weihnachtsabend! Wenn der General ein anderer als Anthony Blackburn gewesen wäre, hätte der Major vielleicht Einspruch erhoben, hätte gesagt, dass an den Feiertagen selbst die Familie eines subalternen Offiziers gewisse Prioritäten hätte.

Aber der Major würde nie Einwände gegen irgendetwas vorbringen, solange es den General betraf. »Mad Anthony« Blackburn hatte einen zerbrochenen jungen Leutnant aus einem nordvietnamesischen Gefangenenlager herausgetragen, weg von Folter und Hunger, hatte ihn durch den Dschungel geschleppt, zurück zu den amerikanischen Linien. Das lag Jahre zurück; der Leutnant war inzwischen Major geworden, Chefadjutant des Vorsitzenden der Vereinigten Stabschefs.

Militärs pflegten oft einschläfernde Geschichten über bestimmte Offiziere zu erzählen, denen sie auch durch die Hölle folgen würden. Nun, der Major war mit Mad Anthony Blackburn in der Hölle gewesen. Er würde, wenn der General auch nur mit den Fingern schnippte, für ihn wieder zur Hölle zurückkehren.

Sie hatten inzwischen die Park Avenue erreicht und waren nach Norden abgebogen. Der Verkehr war hier weniger dicht, wie es sich auch für den besseren Teil der Stadt gehörte. Noch fünfzehn Blocks; der Ziegelbau lag auf der 71. Straße zwischen der Park und der Madison Avenue.

Der Chefadjutant des Vorsitzenden der Vereinigten Stabschefs würde den Cadillac auf einem vorsorglich reservierten Platz vor dem Gebäude abstellen und dem General dabei zusehen, wie er den Wagen verließ und die Treppe zu der verriegelten Eingangstür hinaufging. Er würde kein Wort sagen, aber ein Gefühl der Trauer würde den Major erfassen, während er auf seinen Vorgesetzten wartete.

So lange, bis eine schlanke Frau – in einem dunklen Seidenabendkleid mit einem Diamantencollier – die Tür in dreieinhalb oder vier Stunden wieder öffnete und die Beleuchtung anknipste. Das würde das Signal für den Major sein, hinaufzugehen und seinen Passagier abzuholen.

»Hello, Tony!« Die Frau huschte durch den schwach erleuchteten Korridor und küsste den General auf die Wange. »Wie geht es dir, Darling?«, fragte sie und spielte mit ihrer Halskette, während sie sich zu ihm neigte.

»Recht angespannt«, erwiderte Blackburn und schlüpfte aus seinem Zivilmantel, den ihm ein uniformiertes Mädchen abnahm. Er sah das Mädchen an; sie war neu und lieblich.

Die Frau bemerkte seinen Blick. »Sie ist noch nichts für dich, Darling«, meinte sie und griff nach seinem Arm. »Vielleicht in einem Monat oder in zwei. Komm jetzt, wir wollen sehen, was wir gegen dein Angespanntsein tun können. Wir haben alles, was du brauchst: das beste Haschisch aus Ankara, Absinth aus der besten Destille in Marseille, und dann genau das Richtige aus unserem eigenen Spezialkatalog. Übrigens, wie geht es deiner Frau?«

»Auch angespannt«, sagte der General leise. »Sie lässt dich grüßen.«

»Sag ihr liebe Grüße, Darling.«

Sie gingen durch einen Bogen in einen großen Raum. Weiche, vielfarbige Lichter strahlten aus unsichtbaren Lampen; blaue, grüne und bernsteinfarbene Kreise zogen langsam über die Decke und Wände. Jetzt sprach die Frau wieder.

»Ich hab’ da ein Mädchen, das ich dir schicken will; natürlich auch das Mädchen, das immer bei dir ist. Einfach ein idealer Fall, wie nach Maß für dich gemacht, Darling. Ich wollte es zuerst gar nicht glauben, als sie sich bewarb; es ist unglaublich. Ich hab’ sie gerade aus Athen bekommen. Du wirst sie anbetungswürdig finden.«

Anthony Blackburn lag nackt auf dem riesigen Bett. Winzige Scheinwerfer blitzten von der verspiegelten blauen Glasdecke herunter. Ein aromatischer Duft von Haschischrauch hing in der reglosen Luft des abgedunkelten Raumes; drei Gläser mit klarem Absinth standen auf dem Tischchen neben dem Bett. Der Körper des Generals war mit Streifen und Kreisen aus Wasserfarbe bedeckt, überall Fingerspuren, phallische Pfeile, die auf seine Mannheit wiesen, seine Hoden und der erigierte Penis mit roter Farbe bedeckt, seine Brust schwarz wie das dichte Haar, das sie bedeckte, die Brustwarzen blau und mit einem geraden, fleischig-weißen Strich verbunden. Er stöhnte. Sein Kopf wälzte sich in sexueller Ekstase hin und her, während seine Gespielinnen ihre Arbeit taten.

Die zwei nackten Frauen wechselten sich damit ab, ihn zu massieren und seinen sich windenden Körper mit dicken Farbklecksen zu bedecken. Während die eine ihre Brüste über seinen stöhnenden Mund kreisen ließ, hielt die andere seine Genitalien umfasst, stöhnte bei jeder Bewegung sinnlich und stieß flache, halb erstickte Schreie aus, während der General sich dem Orgasmus näherte – immer wieder von der Frau, die ihr Geschäft verstand, daran gehindert.

Das kastanienhaarige Mädchen an seinem Gesicht flüsterte atemlose, unverständliche Sätze in griechischer Sprache. Einmal beugte sie sich kurz zurück, um nach einem Glas auf dem Tisch zu greifen. Sie hielt Blackburns Kopf und goss ihm die dicke Flüssigkeit zwischen die Lippen. Sie lächelte ihrer Gefährtin zu, worauf diese ihr zuzwinkerte,...

Erscheint lt. Verlag 17.12.2012
Übersetzer Heinz Nagel
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Matarese circle
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte action • Agent • Agententhriller • eBooks • Komplott • Politthriller • Roman • Spannung • Spion • Thriller • Verschwörung
ISBN-10 3-641-08196-3 / 3641081963
ISBN-13 978-3-641-08196-6 / 9783641081966
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,9 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychothriller

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2022)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99
Krimi

von Jens Waschke

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
9,99
Psychothriller | SPIEGEL Bestseller | Der musikalische Psychothriller …

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2021)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99