Whoever Controls Your Eyeballs Runs the World (eBook)

Visualisierung von Kunst und Gewalt im Werk von Don DeLillo
eBook Download: PDF
2011 | 1. Auflage
522 Seiten
Vandenhoeck & Ruprecht Unipress (Verlag)
978-3-86234-849-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Whoever Controls Your Eyeballs Runs the World -  Julia Apitzsch
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Don DeLillos Werke bringen kulturpolitische Befindlichkeiten seismographisch auf den Punkt und geben komplexe Einblicke in die amerikanische Kultur. Julia Apitzsch untersucht am Romanwerk DeLillos die visuelle Repräsentation von Geschichte und kultureller Wirklichkeit in ihrer thematischen und ästhetischen Funktion. DeLillo präsentiert die Schlüsselmomente der amerikanischen Geschichte als gewaltvoll und traumatisch. Durch ihre Visualisierung haben sie sich in das kollektive Gedächtnis eingebrannt. DeLillo hinterfragt die Macht- und Bedeutungsmechanismen der Bilder und lotet die verschiedenen Möglichkeiten einer kreativen Rückgewinnung der Kontrolle mithilfe der Sprache aus, indem er die Bilderflut in literarische Motive übersetzt. Gerade traumatische Ereignisse wie die Terrorangriffe des 11. Septembers, die eine überwältigende Bilderflut nach sich ziehen, zeigen, dass der Schriftsteller als Interpret der Bilder wichtiger ist denn je.

Dr. Julia Apitzsch studierte Amerikanistik, Kunstgeschichte und Philosophie an der Universität Bonn. Derzeit ist sie Referentin der Studienstiftung des deutschen Volkes und leitet die Künstler- und Designerförderung sowie das Mercator Kolleg für internationale Aufgaben im Berliner Büro.

Dr. Julia Apitzsch studierte Amerikanistik, Kunstgeschichte und Philosophie an der Universität Bonn. Derzeit ist sie Referentin der Studienstiftung des deutschen Volkes und leitet die Künstler- und Designerförderung sowie das Mercator Kolleg für internationale Aufgaben im Berliner Büro.

Title Page 3
Copyright 4
Inhalt 5
Dank 9
Siglenverzeichnis 11
1. Einleitung 13
1.1. The Power of Images: Don DeLillos Dialog mit der Visual Culture 13
1.2. Aufbau, Ziel, Methode 20
1.3. »Silence, Exile, Cunning and so on«: Don DeLillo zwischen öffentlicher Person und Eremiten-Mythos 26
1.4. Forschungsüberblick 29
2. DeLillo lesen: The Visual as Narrative Engine 45
2.1. DeLillos Ekphrasis 57
2.1.1. »System Interbreak«: Ekphrasis als narrativer Exkurs und emblematischer Text 63
2.1.2. Reading Equals Seeing: Die Ästhetik des »Sichtbarmachens« 66
2.1.3. Seh-Akte und Machtstrukturen: The Concept of Gaze 71
2.2. Der Triumph des Todes: Der Prolog von Underworld als literarische Leinwand 77
2.2.1. »The Greatest Living American«: Visualität und Performance 89
2.2.2. Venerated Emblems: Im Abfallregen der Konsumkultur 93
3. Libra: »A Natural Disaster in the Heartland of the Real« 105
3.1. Der Kennedy-Mord als schriftstellerischer Ausgangspunkt 106
3.2. »The Filmed Century«: Öffentliche Geschichte als visuelle Erfahrung und kollektive Erinnerung 110
3.3. Vom historischen Ereignis zum »Minicam Event«: Die Komplizenschaft von Medien und Gewalt 114
3.4. »Seven Seconds that Broke the Back of the American Century«: DeLillos Litera.(r/l).isierung des Zapruder-Films 118
3.5. »Look, These Are the True Images. This is Your History«: Fiktive Schärfe versus faktische Unschärfe 135
3.6. Vom sozialen Außenseiter »Lee« zum nationalen Medienereignis »Lee Harvey Oswald« 145
3.6.1. Oswalds Scheitern als Autor: Vom »Romantic Authorship« zum »Spectacular Image« 157
3.6.2. »Through the Pain He Watched TV«: Oswalds »Live«-Tod 175
3.6.3. »They Forced Me to Look!«: Machtstrukturen und Male Gaze 181
3.6.4. »Lee Harvey Oswald is More than Meets the Eye«: Sprachliches Plädoyer versus Bildermacht 193
4. Mao II: Plotting Fiction – Shooting Images 197
4.1. Terroristen und Schriftsteller als Urheber von Fiktionen 199
4.1.1. Der Schriftsteller als Geisel: »Let's destroy the mind that makes words and sentences« 207
4.2. »Total Authority« und »Lethal Believers«: Machtkonstellationen in Mao II 210
4.3. Shooting Bill Gray: Die Fotografin Brita Nilsson 213
4.4. Death of the Author: Bill Grays Scheitern als Schriftsteller 218
4.5. Bilder und ihre Funktion in Mao II 230
4.5.1. »At Yankee Stadium«: Masse versus Individuum 234
4.5.2. »A Dialect of the Eye«: Karens Funktion als TV-Zuschauerin 242
4.5.3. How DeLillo Puts His Warhol On: Wiederholung und Serialität als narratives Mittel 252
4.5.4. »The Will to See Deeply«: Brita in Beirut 267
5. Underworld: DeLillos Amerika zwischen Apokalypse und einem »Charm Against Death« 277
5.1. »Weapons & »W.A.S.T.E.«: DeLillos Phänomenologie des Kalten Krieges
5.2. Die Ikonen des Kalten Krieges: Von Brueghel zur Atombombe 293
5.3. »Sneak Attacks on the Dominant Culture«: Kunst als »Counter History« – Künstler als »Crisis Artists« 305
5.3.1. Disaster in Orange: Farbmetaphorik in Underworld 313
5.4. Kreatives Recycling: »Waste Handlers« und »Junk Artists« 315
5.4.1. Nick Shay: Waste-Containment als Überlebensstrategie 320
5.4.2. Klara Sax' Kunstprojekt »Long Tall Sally« 327
5.4.3. Von Moonmans Graffiti-Kunst zu Ismaels »Angel Wall« 338
5.5. Sniper Video, Kunstinstallation und Untergrundfilm: DeLillos literarische Variationen des Zapruder-Films 358
5.5.1. Das »Texas Highway Killer« Video: Vom »Home Movie« zum »Horror Movie« 359
5.5.2. Zapruder-Film Reloaded: »A Mercury Reading of the Sixties« 382
5.5.3. »A Politics of Montage«: DeLillos Sergei Eisenstein 392
5.6. Coda – Von Kasachstan ins Internet: »The Fusion of Two Streams of History, Weapons and Waste« 407
6. Falling Man: DeLillos Stillleben des 11. September 2001 415
6.1. Die Ruinen der Repräsentation: Erzählerischer Neuanfang 420
6.2. »This Was the World Now«: Don DeLillos Counter Narrative 429
6.3. Kunst und Performance gegen den Terror 439
6.3.1. Der Performance-Künstler »Falling Man« 441
6.3.2. Natura Morta: Giorgio Morandis Stillleben 447
6.3.3. Regarding Terror: Schärfe und Unschärfe in der Kunst bei Gerhard Richter und Don DeLillo 453
6.4. Vom »Death Plot« zur »Counter Narrative«: Erzählerische Strategien in Falling Man 460
6.4.1. »Fix Your Gaze«: Der Terrorist Hammad 469
6.4.2. In den Türmen: DeLillos literarischer Loop 476
6.5. »In the Shadow of No Towers«: Die Twin Towers im Werk von Don DeLillo 480
7. Schluss: »Speak, that I May See Thee« 495
8. Literaturverzeichnis 505

6. Falling Man: DeLillos Stillleben des 11. September 2001 (S. 415-416)

After September 11, how can we go back to a blank sheet of paper and just make things up?
V. S. Naipaul

Die Attentate des 11. September 2001 auf dasWorld Trade Center, das Pentagon und ein weiteres Ziel, das durch den Absturz des Flugzeugs über Pittsburgh (Pennsylvania) verfehlt wurde, markieren den Beginn einer politischen Ära, die sich unter dem Slogan der Bush-Regierung, »War against Terror«, vor allem mit der problematischen Suche nach einem eindeutigen Feind befasst. Dieser Feind verweigert sich jedoch einer nationalen wie territorialen Zuordnung und erscheint in seiner Struktur als globales Netzwerk einer postmodernen Rache am Westen.

Die überwältigend inszenierte Bildermacht des 11. Septembers hat den verstörenden Eindruck erweckt, dass sich die Darstellung der Realität grundlegend verändert habe. Vor allem die Anschläge auf das World Trade Center inNew York haben dem kollektiven Gedächtnis Bilder eingebrannt, gegen die alle apokalyptischen Phantasien der Millenniumshysterie verblassen. Es sind diese Bilder, die in der westlichen Welt häufig als Beginn einer neuen Zeitrechnung angesehen werden. So beschreibt Paul Auster die Anschläge als den eigentlichen Anfangspunkt des neuen Millenniums: »Erst heute hat das 21. Jahrhundert begonnen«.

Die Flut der Bilder im Echo der Ereignisse des 11. Septembers ließ den Ruf nach einer Instanz laut werden, die das Ereignis erklärt. Bei der Suche nach Antworten und Hintergründen der Geschehnisse und bei den Versuchen, die Attentate besonders in ihrer visuellen Gewalt zu begreifen, spielen die (amerikanischen) Schriftsteller eine zentrale Rolle – entgegen der provokativen Aussage Bill Grays in Mao II, die Schriftsteller hätten ihren Platz an die Terroristen verloren. Es zeigt sich, dass gerade angesichts des bisher spektakulärsten Terrorangriffs unserer Zeit die Forderung nach den literarischen Stimmen des Landes so deutlich ist wie selten zuvor.

Denn die Bilder der Gewalt, die durch die ständige Repetition zu einem kollektiven dvu geworden sind, fordern eine sprachliche Bewertung des Unfassbaren. Nach den Attentaten sahen sich die Schriftsteller in besonderer Weise gefordert, Erklärungsversuche anzubieten, die abseits von politischen Programmen und Expertenmeinungen den Zustand der Gesellschaft und die Schockwellen nach den Angriffen auf lokaler, privater Ebene hinterfragen und darstellen sollten: »Once the immediate shock and fear of the terrorist attacks of September 11, 2001, subsided into wary anxiety, it became clear that what that day demanded, above all, was interpretation.«

Nach ersten Lesungen amerikanischer Schriftsteller wie z. B. Don DeLillo und Paul Auster in New York zugunsten der Angehörigen der Opfer und nach dem Erscheinen verschiedener Artikel und Kurzgeschichten, die sich mit den Anschlägen befassen, kann in den letzten Jahen die Entwicklung einer ganzen Reihe von »post 9– 11«-Romane beobachtet werden.860 Die anfängliche Enttäuschung der Kritiker über die Tatsache, dass DeLillos Roman Cosmopolis von 2003 nicht die literarische Verarbeitung des Traumas vom 11. September zum Gegenstand hat, belegt vor allem eines: die hohen Erwartungen an eine der wichtigsten literarischen Stimmen seiner Generation, die die kulturpolitischen Befindlichkeiten, gerade in ihren visuellen Erfahrungen und Bildern, auf den Punkt zu bringen vermag.

Erscheint lt. Verlag 16.11.2011
Reihe/Serie Representations & Reflections.
Mitarbeit Herausgeber (Serie): Uwe Baumann, Barbara Schmidt-Haberkamp, Marion Gymnich
Verlagsort Göttingen
Sprache deutsch
Themenwelt Geschichte Teilgebiete der Geschichte Kulturgeschichte
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft
Schlagworte 11. September • 41528 • Bildersprache • Ekphrasis • Geistes- und Kulturgeschichte • Kollektives Gedächtnis • Literaturgeschichte • Nordamerika • Nordamerika /Literatur • Nordamerika /Literatur, Literaturgeschichte • Serialität • Visual Culture
ISBN-10 3-86234-849-0 / 3862348490
ISBN-13 978-3-86234-849-7 / 9783862348497
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