Die Sozialen Bewegungen in Deutschland seit 1945 (eBook)

Ein Handbuch
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2008 | 1. Auflage
770 Seiten
Campus Verlag
978-3-593-40355-7 (ISBN)

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Die Sozialen Bewegungen in Deutschland seit 1945 -
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Ob Proteste gegen die Notstandsgesetze, Gewerkschaften, Antiatomkraft- oder Frauenbewegung: Deutsche Geschichte ist auch eine Geschichte sozialer Bewegungen und lässt sich nur in Auseinandersetzung mit ihnen erfassen und verstehen.

Roland Roth ist Professor für Politikwissenschaft an der Fachhochschule Magdeburg- Stendal. Dieter Rucht ist Professor für Soziologie an der Freien Universität Berlin und Leiter einer Arbeitsgruppe am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung.

Roland Roth ist Professor für Politikwissenschaft an der Fachhochschule Magdeburg- Stendal. Dieter Rucht ist Professor für Soziologie an der Freien Universität Berlin und Leiter einer Arbeitsgruppe am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung.

Inhalt 6
Vorwort 8
Kapitel 1 Einleitung – Roland Roth/Dieter Rucht 10
Historisch-Politischer Kontext 38
Kapitel 2 Die unmittelbaren Nachkriegsjahre(1945–1949) – Arno Klönne 40
Kapitel 3 Der CDU-Staat (1949–1966) – Wolf-Dieter Narr 52
Kapitel 4 Große und Sozialliberale Koalition (1966–1974) – Sven Reichardt 72
Kapitel 5 Das Modell Deutschland und seine Krise (1974–1989) – Wolfgang Fach 94
Kapitel 6 DDR – regimekritische undpolitisch-alternative Akteure (1949–1990) – Jan Wielgohs 110
Kapitel 7 Das wiedervereinigte Deutschland – soziale Bewegungen »im Systemwandel« – Michael Minkenberg 134
Bewegungen, Protesteund Themenfelder 156
Kapitel 8 Arbeiterbewegung – Eberhard Schmidt 158
Kapitel 9 Frauenbewegung – Ute Gerhard 188
Kapitel 10 Umweltbewegung (inkl. Tierschutz) – Karl-Werner Brand unter Mitarbeit von Henrik Stöver 220
Kapitel 11 Anti-Atomkraftbewegung – Dieter Rucht 246
Kapitel 12 Friedensbewegung – Andreas Buro 268
Kapitel 13 Städtische soziale Bewegungen – Margit Mayer 294
Kapitel 14 Dritte-Welt-Bewegung – Claudia Olejniczak 320
Kapitel 15 Bürger- und menschenrechtliches Engagement in der Bundesrepublik – Wolf-Dieter Narr 348
Kapitel 16 Dissidente Gruppen in der DDR (1949–1989) – Marc-Dietrich Ohse und Detlef Pollack 364
Kapitel 17 Bürgerbewegungen in der DDR – Demokratische Sammlungsbewegungen am Ende des Sozialismus – Dieter Rink 392
Kapitel 18 Studentische Bewegungen und Protestkampagnen – Kristina Schulz 418
Kapitel 19 Antiimperialismus und Autonomie – Linksradikalismus seit der Studentenbewegung – Sebastian Haunss 448
Kapitel 20 Die rechtsextremistische Bewegung – Thomas Grumke 476
Kapitel 21 Globalisierungskritische Netzwerke, Kampagnen und Bewegungen – Dieter Rucht und Roland Roth 494
Kapitel 22 Selbstverwaltete Betriebe in Deutschland – Frank Heider 514
Kapitel 23 Kommunebewegung – Karl-Ludwig Schibel 528
Kapitel 24 Schwulenbewegung – Jens Dobler und Harald Rimmele 542
Kapitel 25 Jugendproteste und Jugendkonflikte – Werner Lindner 558
Kapitel 26 Mobilisierung von und für Migranten – Dieter Rucht und Wilhelm Heitmeyer 574
Kapitel 27 Proteste von Arbeitslosen – Harald Rein 594
Kapitel 28 Kampagnen gegen Bio- und Gentechnik – Bernhard Gill 614
Schluss 634
Kapitel 29 Soziale Bewegungen und Protest – eine theoretische und empirische Bilanz – Dieter Rucht und Roland Roth 636
Chronologie von Ereignissen – Roland Roth und Dieter Rucht 670
Abkürzungen 696
Abbildungsnachweis 701
Autorinnen und Autoren 702
Literatur 704
Register 762

Die Demonstrationen konnten an manchen Orten auf zurückliegenden, kleineren Demonstrationen aufbauen, wurden zyklisch und erlangten Massencharakter. Der für Mobilisierungen sozialer Bewegungen bestehende Zwang zur Steigerung der Aktionsformen bzw. der Größe der Bewegungen lässt sich hier in Reinform studieren: In den Wochen bis zur Öff nung der Mauer wuchs etwa die Zahl der Teilnehmer an den Leipziger Montagsdemonstrationen exponentiell. In den Monaten September, Oktober und November verdoppelten sich die Teilnehmerzahlen von Woche zu Woche. Eine kurze Zeit hatte es gar den Anschein, als ob die gesamte Bevölkerung der Stadt davon erfasst würde. Zugleich verbreiteten sich die Demonstrationen in der ganzen Republik. Die Leipziger Montagsdemonstration diente dabei vielen lokalen Protesten als Vorbild. Es wird geschätzt, dass sich über eine Million der sechzehn Millionen Einwohner der DDR an den Mobilisierungen des Herbstes 1989 beteiligte. Im Gegensatz zu Protesten in westlichen Ländern wohnte den Mobilisierungen kein provokatives oder spielerisches Moment inne; sie brachten auch keine Innovationen in die Protestkultur ein. Ihre Besonderheit war, dass sie überhaupt stattfanden. Der Ernst, von dem sie in der Anfangsphase getragen waren, brachte die existenzielle Situation zum Ausdruck. Neben den Demonstrationen bildete in dieser Phase die Petition eine wesentliche Aktionsform der Bürgerbewegungen. Von zentraler Bedeutung war dabei die Unterschriftenkampagne für die Zulassung des Neue Forums. Neben den Demonstranten, die die Forderung 'Neues Forum zulassen' zu einer wesentlichen Losung erhoben hatten, unterstützten bis Ende November 200 000 Bürger in der DDR mit ihrer Unterschrift diese Bürgerbewegung. Kundgebungen gehörten erst ab Anfang November zum Aktionsrepertoire der Bürgerbewegungen; die größte war die am 4. November in Berlin von den Kulturschaff enden, den Bürgerbewegungen, aber auch Vertretern des Reformfl ügels der SED und anderen Massenorganisationen veranstaltete Versammlung mit etwa 500 000 Teilnehmern. Diese Aktionsform erlangte aber keine größere Bedeutung, zumal sich zeigte, dass allein die Bürgerbewegungen nur eine verhältnismäßig geringe Zahl von Bürgern mobilisieren konnte. Ähnliches triff t für die Dialogveranstaltungen zu, die ebenfalls im November ihren Höhepunkt hatten und die in den Runden Tischen ihre institutionalisierte Fortsetzung fanden. Mit den Besetzungen der Stasi-Zentralen griff en die Bürgerbewegungen ab Anfang Dezember 1989 auch zu radikaleren Mitteln, die im Januar 1990 teilweise gewalttätigen Charakter annahmen, wie im Falle der Besetzung der Berliner Stasi-Zentrale. Bereits nach der Öff nung der Westgrenze am 9. November war ein deutlicher Rückgang der Teilnehmerzahlen an den Demonstrationen zu verzeichnen, der sich nach der Erfüllung weiterer zentraler Forderungen, den Rücktritten des Politbüros und des Zentralkomitees der SED sowie der Aufgabe ihres formellen Machtanspruchs, beschleunigt fortsetzte. Allerdings waren damit noch nicht die genuinen Bewegungsziele der Einführung von Basisdemokratie und des Aufbaus einer zivilen Gesellschaft erfüllt. Diese wurden aber auch kaum von der Bevölkerung geteilt - entgegen der Wahrnehmung in den Bürgerbewegungen. Um diese Ziele herbeizuführen gab es auch keine eigenständigen Mobilisierungen oder Aktionen mehr, zumal die Aktivisten der Bürgerbewegungen in dieser Phase vollständig von Organisations- und politischer Arbeit absorbiert waren und für weitergehende Ziele keine Ressourcen zur Verfügung standen. Alle Aktionsformen waren aus der jeweiligen Situation und ihrer Deutung durch die Akteure der Bürgerbewegungen erwachsen; sie folgten nicht strategischen Zielen. Bemerkenswert ist neben ihrer außerordentlichen Durchschlagkraft, dass sie Ergebnisse massenhafter demokratischer Lernprozesse waren. Die Mo bilisierungen des Herbstes 1989 bewirkten die Einübung einer unkonventionellen Form demokratischer Partizipation. Für viele DDRBürger war dies nach Jahrzehnten die erste Möglichkeit, eigene Interessen öff entlich geltend machen und sich unabhängig von den gesellschaftlichen Organisationen artikulieren zu können.

Erscheint lt. Verlag 13.5.2008
Zusatzinfo 98 s/w Abbildungen
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Sozialwissenschaften Soziologie Allgemeines / Lexika
Schlagworte Bewegungsforschung • Protestbewegung • Soziale Bewegungen
ISBN-10 3-593-40355-2 / 3593403552
ISBN-13 978-3-593-40355-7 / 9783593403557
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