Der Sterne Tennisbälle (eBook)

Roman

(Autor)

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2011 | 1. Auflage
391 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-0301-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Sterne Tennisbälle - Stephen Fry
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Spiel - Satz - und Sieg.

Ned hat alles, wovon andere Jungs mit 18 nur träumen: gute Noten, eine sportliche Figur, den richtigen Akzent, eine schöne Freundin. Des Glücks zuviel, sagen sich Ashley, Rufus und Gordon und beschließen, Schicksal zu spielen. Das missgünstige Trio spielt ihm einen üblen Streich. Zuerst kommt alles genau, wie sie es wollen - und dann plötzlich ganz anders. Als Ned spurlos verschwindet, erfahren seine Widersacher, dass sie nicht ihres Glückes Schmiede, sondern nur »der Sterne Tennisbälle« sind...

Der Roman von Bestsellerautor Stephen Fry über einen genialen Rachefeldzug besticht durch eine spannende Handlung und ungemein witzige Dialoge.

'Nach diesem Roman nimmt man sich vor, ein besserer Mensch zu werden.' Tagesspiegel.



Stephen Fry ist Schriftsteller, Schauspieler, Moderator, Kolumnist und Regisseur. Sein exzentrischer Charakter erklärt sich durch seine krumme Nase und den halben Zentimeter, den er kleiner ist als Monty-Python-Legende John Cleese. Sein Buch 'Mythos' wurde zum SPIEGEL-Bestseller, der Nachfolger Helden zum Historischen Buch des Jahres 2021 gekürt. 'Helden' wurde 2021 von DAMALS. Das Magazin für Geschichte als 'Historisches Buch des Jahres' ausgezeichnet.

Bei Aufbau und im Aufbau Taschenbuch sind seine Romane 'Geschichte machen', 'Der Lügner', 'Das Nilpferd' und 'Der Sterne Tennisbälle', dazu 'Paperweight. Literarische Snacks', 'Feigen, die fusseln. Entfessle den Dichter in dir', die Autobiographie 'Ich bin so Fry. Meine goldenen Jahre', 'Mythos. Was uns die Götter heute sagen' und 'Helden. Die klassischen Sagen der Antike neu erzählt' lieferbar.

Bei Aufbau erschien zuletzt: 'Troja. Von Göttern und Menschen, Liebe und Hass'.

Für mein’n Kollegen 7
Wir sind nur der Sterne Tennisbälle, aufgespielt, Gewechselt, wie es ihnen paßt. 9
I. Das Komplott 11
II. Die Festnahme 81
III. Die Insel 153
IV. Durch und durch durchdacht 255
V. Finale 363

I. Das Komplott


Alles begann irgendwann im vorigen Jahrhundert, in einer Zeit, als sich Liebende noch Briefe schrieben und in versiegelten Umschlägen schickten. Manchmal schrieben sie mit bunter Tinte, um ihre Liebe zu zeigen, oder sie parfümierten das Briefpapier.

 

41 Plough Lane

Hampstead,

London NW3

 

Montag, 2. Juni 1980

Liebster Ned –-

tut mir leid, das mit dem Geruch. Ich hoffe, Du hast es irgendwo aufgemacht, wo Du allein bist. Sonst treiben sie Dich mit ihrem Spott bestimmt in den Wahnsinn. Es heißt Rive Gauche, also fühle ich mich wie Simone de Beauvoir, und Du fühlst Dich hoffentlich wie Jean-Paul Sartre. Nein, hoffentlich nicht, denn ich finde, er war ganz schön fies zu ihr. Ich schreibe Dir oben in meinem Zimmer nach einem Krach mit Pete und Hillary. Ha, ha, ha! Pete und Hillary, Pete und Hillary, Pete und Hillary. Du kannst es nicht leiden, wenn ich sie so nenne, stimmt’s? Ich liebe Dich so sehr. Wenn Du mein Tagebuch sehen könntest, würdest Du sofort tot umfallen. Heute morgen habe ich gleich zwei Seiten geschrieben. Ich habe alles aufgelistet, was Dich so wunderbar und herrlich macht, und wenn wir eines Tages für immer zusammen sind, zeige ich es Dir vielleicht mal, und dann fällst Du gleich noch einmal tot um.

Ich habe geschrieben, daß Du altmodisch bist.

Erstens: Als wir uns das erste Mal gesehen haben, bist Du aufgestanden, als ich ins Zimmer kam, was zwar lieb war, aber es war im Hard Rock Café, und ich kam aus der Küche, um Deine Bestellung aufzunehmen.

Zweitens: Jedesmal, wenn ich Mum und Dad Peter und Hillary nenne, wirst Du rot und beißt Dir auf die Lippen.

Drittens: Als Du Dich das erste Mal mit Pete und – okay, ich habe Erbarmen –, als Du Dich das erste Mal mit Mum und Dad unterhalten hast, hast Du sie über Privatschulen und private Krankenversicherungen schwadronieren lassen, und wie schrecklich alles wäre, und wie schlimm die Regierung wäre, und Du hast kein einziges Wort gesagt. Daß Dein Dad ein Tory-Abgeordneter ist, meine ich. Du hast Dich redegewandt übers Wetter geäußert und unverständlich über Cricket. Aber damit bist Du nicht rausgerückt.

Darum ging es übrigens bei dem Krach vorhin. Dein Dad war mittags bei Weekend World, Du hast ihn hundert pro gesehen. (Ich liebe Dich übrigens. Mein Gott, wie ich Dich liebe.)

»Wo gabeln die die bloß auf?« hat Pete gezetert und mit dem Finger auf den Fernseher gezeigt. »Wo bloß?«

»Was?« habe ich gesagt und mich auf einen Kampf eingestellt.

»Wen«, hat Hillary gesagt.

»Diese ewiggestrigen Tweedjacken«, hat Pete gesagt. »Schau dir diesen alten Schwachkopf an. Wie kommt der eigentlich dazu, über die Kumpel zu reden? Der erkennt ein Brikett doch nicht mal, wenn es ihm in die Braune Windsor-Suppe fällt.«

»Erinnerst du dich an den Jungen, den ich letzte Woche mit nach Hause gebracht habe?« fragte ich und bin sicher, jeder unvoreingenommene Beobachter hätte mir eisige Ruhe attestiert.

»Sicherheit der Arbeitsplätze, sagt der!« schrie Peter den Bildschirm an. »Mußtest du vielleicht je Angst um deinen Arbeitsplatz haben, Mr. Eton, Oxford und Gardekorps?« Dann drehte er sich zu mir. »Hm? Welcher Junge? Wann?«

Das ist sowas von typisch für ihn. Du stellst ihm eine Frage, und er sagt erst mal ganz was anderes, was überhaupt nichts mit dem Thema zu tun hat, und dann beantwortet er deine Frage mit einer oder mehreren Gegenfragen. Macht mich rasend. (Du übrigens auch, liebster Neddy. Aber eher liebestoll.) Wenn man meinen Vater fragt: »Pete, wann war die Schlacht von Hastings?«, dann sagt er: »Die kürzen die Arbeitslosenunterstützung. Inflationsbereinigt ist die in nur zwei Jahren um fünf Prozent zurückgegangen. Fünf Prozent. Mistkerle. Hastings? Warum willst du denn das wissen? Warum Hastings? Hastings war bloß ein Scharmützel zwischen Landesherren und Raubrittern. Die einzige Schlacht, die man wirklich kennen muß, ist die …« und schon wäre er wieder ganz woanders. Er weiß, daß es mich rasend macht. Hillary macht das hundert pro auch rasend. Aber ich habe nicht lockergelassen.

»Der Junge, den ich mitgebracht habe«, sagte ich. »Er hieß Ned. Du weißt genau, wen ich meine. Er hat Trimesterferien und ist vor zwei Wochen ins Hard Rock gekommen.«

»Dieser Edelspießer im Cricketpullover? Was soll mit dem sein?«

»Er ist kein Edelspießer!«

»Sah mir aber ganz nach einem aus. Fandst du nicht auch, Hills?«

»Er hatte jedenfalls gute Manieren«, sagte Hillary.

»Da hast du’s.« Pete wandte sich wieder der Glotze zu, wo Dein Dad gerade versuchte, vor einer Gruppe von Bergarbeitern in Yorkshire eine Rede zu halten, wobei ich gestehen muß, daß das wirklich komisch war. »Schau dir das an! Garantiert das erste Mal im Leben, daß der alte Faschist den Norden zu sehen bekommt und nicht bei Watford umdreht. Außer wenn er auf dem Weg nach Schottland durchfährt, um Moorhühner abzuknallen. Unglaublich. Unglaublich.«

»Watford ist ja schön und gut, aber wann warst du das letztemal nördlich von Hampstead?« habe ich gesagt. Na ja, geschrien. Fand ich aber in Ordnung, schließlich machte er mich rasend, und manchmal ist er so was von scheinheilig.

Hillary zog ihre übliche Nummer ab von wegen ›wie redest du denn mit deinem Vater?‹ und widmete sich dann wieder ihrem Artikel. Sie schreibt neuerdings Kolumnen für Spare Rib und geht unheimlich schnell an die Decke.

»Du hast anscheinend vergessen, daß ich an der Sheffield University promoviert worden bin«, sagte Pete, als hätte er damit schon den Preis »Nordengländer des Jahrzehnts« verdient.

»Lassen wir das mal dahingestellt«, fuhr ich fort. »Ned ist jedenfalls zufällig der Sohn von dem Mann da.« Und ich zeigte mit einem triumphierenden Finger auf den Bildschirm. Dummerweise war gerade der Moderator im Bild.

Pete sah mich mit ehrfürchtiger Miene an. »Der Junge ist der Sohn von Brian Walden?« fragte er heiser. »Du gehst mit Brian Waldens Sohn?«

Brian Walden, der Moderator, muß mal Labour-Abgeordneter gewesen sein. Pete glaubte, ich bewegte mich in den Kreisen der sozialistischen Aristokratie. Ich sah ihm an, wie er fieberhaft seine Chancen ausrechnete, sich bei Brian Walden einzuschleimen (so von Schwiegervater zu Schwiegervater), sich bei der nächsten Wahl ein Mandat an Land zu ziehen und aus der Tretmühle der Kultusbehörde von Großlondon zu Kitzel und Glanz des Unterhauses und landesweitem Ruhm zu avancieren. Peter Fendeman, der kauzige Aufwiegler und Held der Arbeiterklasse, ich sah die ganze Vision vor seinen gierigen Augen vorbeiziehen. Widerlich.

»Der doch nicht!« sagte ich. »Der da!« Dein Vater war wieder im Bild, wie er mit Akten unter dem Arm auf Downing Street Number Ten zuging.

Ich liebe Dich, Ned. Ich liebe Dich mehr als die Gezeiten den Mond. Mehr als Mickey seine Minnie und Pu der Bär den Honig. Ich liebe Deine großen schwarzen Augen und Deinen süßen knackigen Hintern. Ich liebe Dein wuscheliges Haar und Deine knallroten Lippen. Ist Dir eigentlich klar, daß die knallrot sind? Die wenigsten Leute haben Lippen, die wirklich so rot sind, wie es in Gedichten immer heißt. Deine sind hochrot, röter als ich es je gelesen habe, und ich will sie jetzt sofort überall spüren – aber egal wie rot Deine Lippen sind, wie knackig Dein Hintern, wie groß Deine Augen, Dich liebe ich. Als Du da an Tisch 16 gestanden und mich angelächelt hast, war es, als hättest Du überhaupt keinen Körper. Ich war stinksauer aus der Küche gekommen, und plötzlich erstrahlte vor mir eine Seele. Ned. Du. Eine bloße Seele strahlte mich an wie die Sonne, und ich wußte, daß ich sterben müßte, wenn ich nicht den Rest meines Lebens mit ihr verbringen würde.

Trotzdem habe ich mir heute nachmittag sehnlichst gewünscht, Dein Vater wäre Gewerkschaftsführer, Gesamtschullehrer, Herausgeber des Morning Star oder Brian Walden höchstpersönlich – alles, nur nicht Charles Maddstone, Kriegsheld, Brigadegeneral des Gardekorps im Ruhestand, Ex-Kolonialbeamter. Und am meisten habe ich mir gewünscht, er wäre kein Kabinettsmitglied in einer konservativen Regierung.

Aber das ist nicht ganz fair, oder? Denn dann wärst Du ja nicht Du.

Als Pete und Hillary es endlich kapierten, starrten sie nur zwischen mir und dem Bildschirm hin und her. Hillary betrachtete sogar den Stuhl, auf dem Du bei Deinem Besuch gesessen hast. Funkelte ihn an, als hätte sie ihn am liebsten desinfiziert und verbrannt.

»Oh, Portia!« sagte sie mit gebrochener Stimme, wie das früher hieß.

Pete wurde erst so rot wie Lenin, aber dann schluckte er seinen Zorn und seinen verletzten Stolz hinunter und begann ein »ernstes Gespräch«. Er hatte »vollstes Verständnis« für meinen jugendlichen Protest gegen alle Werte und Normen, zu denen sie mich erzogen hatten. Nein, mehr noch, er hatte Respekt davor. »Weißt du, in gewisser Hinsicht bin ich stolz auf dich, Porsh. Stolz auf deinen Kampfgeist. Du lehnst die Autorität ab, und habe ich dich nicht von jeher genau das gelehrt?«

»Was?« kreischte ich. (Ich muß ehrlich sein. Es gibt kein anderes Wort dafür. Es war definitiv ein Kreischen.)

Er breitete die Arme aus und hob die Schultern, eine Geste teuflischer Selbstgefälligkeit, die mich bis an mein Lebensende verfolgen wird. »Okay. Du triffst dich mit dem Oberklassetrottel des Jahres, und jetzt ist dein Dad hellhörig geworden. Pete hört dir zu. Reden wir...

Erscheint lt. Verlag 28.9.2011
Übersetzer Ulrich Blumenbach
Sprache deutsch
Original-Titel The Stars' Tennis Balls
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Der Graf von Monte Christo • England • Entführung • Großbritannien • Liebe • Neid • Rache • Roman • Sarkasmus • Spannung • Suche nach Vermisster • Vergeltung • Verlust • Verschwinden
ISBN-10 3-8412-0301-9 / 3841203019
ISBN-13 978-3-8412-0301-4 / 9783841203014
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