Ein Spiel zuviel (eBook)

(Autor)

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2010 | 1. Auflage
352 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-40467-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ein Spiel zuviel -  P. D. James
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Die junge ledige Mutter Sally Jupp hat eine Stelle als Hausangestellte im Herrenhaus von Martingale bei den Maxies bekommen. Pflichtbewußt erledigt Sally ihre Arbeit, doch hinter dieser Maske aus Tüchtigkeit und Ergebenheit versteckt sie ihre wahren Gefühle: Abneigung und Verachtung - was den meisten auf Martingale jedoch verborgen bleibt. Eines Morgens wird Sally ermordet aufgefunden. Ein komplizierter Fall für Kommissar Adam Dalgliesh von Scotland Yard, der den Täter im Familienkreis der Maxies vermutet, denn da brodelt es vor Haß und Eifersucht. Freunde des klassischen englischen Krimis kommen voll auf ihre Kosten: Spannung total und ein verblüffendes Ende! Ein Spiel zuviel von P. D. James: Spannung pur im eBook!

Phyllis Dorothy James, seit 1991 Baroness James of Holland Park, wurde 1920 in Oxford geboren und verstarb im November 2014 ebendort. Da ihr Mann unheilbar krank aus dem Weltkrieg zurückkehrte, musste sie für sich und die beiden Töchter selbst sorgen. Erst nach langen Jahren in der Krankenhausverwaltung und in der Kriminalabteilung des Innenministeriums konnte sie sich ab 1962 ganz der Schriftstellerei widmen. P. D. James, weltweit als Queen of Crime gerühmt, wurde mit Auszeichnungen und Preisen überhäuft; ihr Commander Adam Dalgliesh, der die meisten Fälle löst, ist in die Literaturgeschichte eingegangen.

Phyllis Dorothy James, seit 1991 Baroness James of Holland Park, wurde 1920 in Oxford geboren und verstarb im November 2014 ebendort. Da ihr Mann unheilbar krank aus dem Weltkrieg zurückkehrte, musste sie für sich und die beiden Töchter selbst sorgen. Erst nach langen Jahren in der Krankenhausverwaltung und in der Kriminalabteilung des Innenministeriums konnte sie sich ab 1962 ganz der Schriftstellerei widmen. P. D. James, weltweit als Queen of Crime gerühmt, wurde mit Auszeichnungen und Preisen überhäuft; ihr Commander Adam Dalgliesh, der die meisten Fälle löst, ist in die Literaturgeschichte eingegangen.

1. Kapitel


1


Genau drei Monate vor dem Mord in Martingale hatte Mrs Maxie eine Abendgesellschaft gegeben. Jahre danach, als der Prozess ein fast vergessener Skandal war und die Schlagzeilen auf dem Zeitungspapier in Schrankschubfächern vergilbten, blickte Eleanor Maxie auf jenen Frühlingsabend wie auf die einleitende Szene der Tragödie zurück. Die Erinnerung, die bestimmte Dinge auswählt und eigensinnig bewahrt, umgab diese durch und durch gewöhnliche Einladung mit einer Aura von Vorahnung und Unbehagen. Rückschauend wurde daraus eine rituelle Versammlung von Opfer und Verdächtigen unter einem Dach, eine in Szene gesetzte Vorbereitung zum Mord. In Wirklichkeit waren nicht alle Verdächtigen dabei gewesen. Felix Hearne zum Beispiel hatte jenes Wochenende nicht in Martingale verbracht. In Mrs Maxies Erinnerung jedoch saß auch er an ihrem Tisch und betrachtete mit spöttisch amüsierten Augen das einleitende Geplänkel der Akteure.

Damals war es allerdings eine ganz gewöhnliche und ziemlich langweilige Gesellschaft gewesen. Drei der Gäste – Dr. Epps, der Pfarrer und Ms Liddell, Leiterin des St-Mary-Heims für ledige Mütter – hatten zu oft zusammen gespeist, als dass sie voneinander noch etwas Neues oder Anregendes erwartet hätten. Catherine Bowers war ungewohnt still, und Stephen Maxie und seine Schwester, Deborah Riscoe, verbargen offenbar nur mühsam ihren Ärger darüber, dass Stephens erstes freies Wochenende am Krankenhaus seit über einem Monat ausgerechnet mit einer Essenseinladung zusammenfallen musste. Mrs Maxie hatte vor Kurzem eine von Ms Liddells ledigen Müttern als Hausmädchen angestellt, und das Mädchen bediente zum ersten Mal bei Tisch. Aber der Grund für die gezwungene Stimmung, die über der Tischgesellschaft lag, konnte kaum das gelegentliche Erscheinen von Sally Jupp sein, die flink und geschickt, wie Ms Liddell mit selbstzufriedener Anerkennung feststellte, die Speisen vor Mrs Maxie auftrug und das Geschirr abräumte.

Man kann davon ausgehen, dass wenigstens einer unter den Gästen rundherum glücklich war. Bernard Hinks, der Pfarrer von Chadfleet, war Junggeselle. Seine Schwester führte ihm den Haushalt, und jede Abwechslung von den nahrhaften, aber wenig schmackhaften Mahlzeiten, die sie zubereitete – sie selbst war nie dazu zu bewegen, außerhalb des Pfarrhauses zu essen –, war eine Erholung, die für die Spitzfindigkeiten des geselligen Umgangs nur wenig Raum ließ. Er war ein freundlicher Mann mit gütigem Gesicht, der älter als seine vierundfünfzig Jahre wirkte und dem man, wenn es nicht um Fragen der Lehrmeinung ging, Ängstlichkeit und Unsicherheit nachsagte. Theologie war sein erstes, beinahe sein einziges geistiges Interesse, und wenn seine Pfarrkinder seine Predigten nicht immer verstehen konnten, so nahmen sie das gern als sicheren Beweis für die Gelehrsamkeit ihres Pfarrers. Es wurde im Dorf jedoch allgemein anerkannt, dass man im Pfarrhaus sowohl Rat als auch Hilfe finden konnte und dass man sich, wenn auch der Erstere manchmal etwas verworren war, auf die Letztere im Allgemeinen verlassen konnte.

Für Dr. Charles Epps bedeutete die Einladung ein ausgezeichnetes Essen, Gespräche mit ein paar reizenden Damen und eine erholsame Unterbrechung in dem täglichen Einerlei einer Landpraxis. Er war Witwer, lebte seit dreißig Jahren in Chadfleet und kannte die meisten seiner Patienten gut genug, um genau voraussagen zu können, ob sie am Leben bleiben oder sterben würden. Er glaubte, dass ein Arzt wenig tun könne, diese Entscheidung zu beeinflussen, dass es weise sei, zu erkennen, wann man mit der geringsten Unannehmlichkeit für andere und der geringsten Qual für einen selbst sterben könne, und dass ein großer Teil des medizinischen Fortschritts ein Leben nur zum größeren Ruhm des behandelnden Arztes um ein paar unerfreuliche Monate verlängerte. Er war weniger beschränkt und verfügte über mehr Können, als Stephen Maxie ihm zugestehen wollte, und kaum einer seiner Patienten musste sich vorzeitig in das Unausweichliche schicken. Er hatte Mrs Maxie bei der Geburt ihrer beiden Kinder beigestanden und war der Arzt und Freund ihres Mannes, soweit Simon Maxies verwirrter Kopf noch in der Lage war, Freundschaft wahrzunehmen und zu schätzen. Jetzt saß er am Tisch der Maxies und gab sich dem Huhnauflauf mit der Miene eines Mannes hin, der sein Essen verdient hat und nicht geneigt ist, sich von den Launen anderer Leute anstecken zu lassen.

»Sie haben also Sally Jupp und ihr Baby aufgenommen, Eleanor?« Dr. Epps hatte durchaus keine Hemmungen, allgemein Bekanntes zu konstatieren. »Nette junge Dinger, die beiden. Ist doch ganz lustig für Sie, wieder ein Baby im Haus zu haben.«

»Hoffen wir, dass Martha mit Ihnen einer Meinung ist«, sagte Mrs Maxie trocken. »Sie braucht natürlich dringend Hilfe, aber sie ist sehr altmodisch. Vielleicht empfindet sie die Umstände als schlimmer, als sie zugibt.«

»Sie wird es überstehen. Moralische Bedenken sind bald vergessen, wenn es um zwei zusätzliche Hände beim Geschirrspülen geht.« Dr. Epps tat Martha Bultitafts Gewissen mit einer wegwerfenden Bewegung seines rundlichen Armes ab. »Es wird jedenfalls nicht lange dauern, und das Baby wickelt sie um den Finger. Jimmy ist ein reizendes Kind, wer immer der Vater sein mag.«

An dieser Stelle glaubte Ms Liddell, die Stimme der Erfahrung sollte gehört werden.

»Ich denke, Herr Doktor, wir sollten über das Problem dieser Kinder nicht zu leichtfertig reden. Natürlich müssen wir christliche Barmherzigkeit zeigen« – hier machte Ms Liddell eine kleine Verbeugung zu dem Pfarrer hin, als erkenne sie die Anwesenheit eines weiteren Experten an und entschuldige sich für die Einmischung in sein Gebiet –, »aber ich kann mir nicht helfen – ich meine, die Gesellschaft als Ganzes wird allmählich zu nachgiebig gegenüber diesen Mädchen. Die moralischen Maßstäbe des Landes werden immer weiter sinken, falls man diesen Kindern mehr Fürsorge zukommen lässt als den ehelich geborenen. Und so weit sind wir doch schon! Es gibt viele arme, ehrbare Mütter, die nicht die Hälfte von dem Getue und der Aufmerksamkeit erfahren, womit man einige von diesen Mädchen überschüttet.«

Sie blickte in die Runde, wurde rot und machte sich wieder über das Essen her. Was tat’s, wenn sie alle erstaunt guckten? Das hatte einmal gesagt werden müssen. Sie war befugt, es auszusprechen. Sie warf einen Blick auf den Pfarrer, als wolle sie sich seiner Unterstützung vergewissern, aber Mr Hinks sah sie nur einmal verwirrt an und konzentrierte sich wieder auf seinen Teller. Ms Liddell, in ihrer Hoffnung auf einen Verbündeten getäuscht, dachte gereizt, dass der gute Pfarrer doch wirklich ein wenig zu gierig auf das Essen sei. Plötzlich hörte sie Stephen Maxies Stimme.

»Diese Kinder unterscheiden sich gewiss nicht von allen anderen, nur sind wir ihnen mehr schuldig. Ich kann auch nicht einsehen, was an ihren Müttern so außergewöhnlich ist. Wie viele Menschen befolgen denn tatsächlich die moralischen Regeln, wegen deren Missachtung sie auf diese Mädchen herabblicken?«

»Eine beachtliche Anzahl, Dr. Maxie, das versichere ich Ihnen.« Ms Liddell war, wie ihr Beruf das mit sich brachte, keinen Widerspruch von der Jugend gewohnt. Stephen Maxie mochte ein junger Chirurg mit Zukunft sein, aber das machte ihn noch lange nicht zu einem Experten für gefallene Mädchen. »Ich wäre entsetzt, wenn ich glauben müsste, dass die Verhaltensweisen, die mir bei meiner Arbeit zu Ohren kommen, wirklich repräsentativ für die heutige Jugend sind.«

»Nun, dann hören Sie von mir als einem Vertreter der heutigen Jugend, dass sie nicht so selten sind, als dass wir es uns leisten könnten, diejenigen, die erwischt worden sind, zu verachten. Das Mädchen, das wir hier haben, macht einen völlig normalen und soliden Eindruck auf mich.«

»Sie hat eine ruhige und feine Art, und sie hat auch eine recht gute Bildung. Höhere Schule! Es wäre mir im Traum nicht eingefallen, sie Ihrer Mutter zu empfehlen, wenn sie nicht ein für St Mary’s überdurchschnittliches Mädchen wäre. Sie ist eine Waise, die bei einer Tante aufgewachsen ist. Aber ich hoffe, Sie werden sie deshalb nicht mitleidig behandeln. Sallys Aufgabe ist es, tüchtig zu arbeiten und das Beste aus dieser Gelegenheit zu machen. Das Vergangene ist vorbei und sollte am besten vergessen werden.«

»Es muss schwierig sein, das Vergangene zu vergessen, wenn man eine so greifbare Erinnerung daran hat«, sagte Deborah Riscoe.

Verärgert von einer Unterhaltung, die für schlechte Stimmung und wahrscheinlich noch schlechtere Verdauung sorgte, beeilte sich Dr. Epps, ein beschwichtigendes Wort beizusteuern – unglücklicherweise mit dem Erfolg, dass die Meinungsverschiedenheiten weitergingen.

»Sie ist eine gute Mutter und ein hübsches Ding. Wahrscheinlich lernt sie einen netten Kerl kennen und heiratet doch noch. Wäre auch das Beste. Ich kann nicht behaupten, dass ich diese Ledige-Mutter-Kind-Beziehung mag. Sie werden zu sehr voneinander abhängig, und manchmal endet das psychologisch mit einem Scherbenhaufen. Hin und wieder denke ich – ich weiß, das ist furchtbar ketzerisch, Ms Liddell –, es wäre das Beste, wenn diese Kinder gleich nach der Geburt zur Adoption in ein gutes Haus freigegeben würden.«

»Die Mutter trägt die Verantwortung für das Kind«, verkündete Ms Liddell. »Es ist ihre Pflicht, das Kind bei sich zu behalten und für es zu sorgen.«

»Sechzehn Jahre lang und ohne die Hilfe des Vaters?«

»Natürlich kümmern wir uns um die Unterhaltszahlungen, Dr. Maxie, wenn immer es möglich ist. Leider ist Sally da sehr eigensinnig gewesen und hat uns den Namen des Vaters verschwiegen, deshalb können wir nicht...

Erscheint lt. Verlag 15.4.2010
Reihe/Serie Die Dalgliesh-Romane
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Adam Dalgliesh • Adel • britische Krimis • Downton Abbey • Eifersucht • England 50er Jahre • England-Krimi • englische Krimis • Ermittler-Krimi • Hass • Hausmädchen • Herrenhaus • Klassiker • Klassischer Kriminalroman • Kommissar • Krimi • Krimi England • Krimi Großbritannien • Krimi-Klassiker • Kriminalroman • Kriminalromane Serien • Krimi-Reihe • krimi reihen • Krimis aus England • Krimi-Serie • Krimis von Frauen • Krimi-Wiederentdeckung • Martingale • Mord • Mordfall • Neuausgabe • P. D. James • P.D. James Dalgliesh • P.D. James deutsch • Polizei Krimis/Thriller • Queen of Crime • Scotland Yard • Thriller • Wiederentdeckung
ISBN-10 3-426-40467-2 / 3426404672
ISBN-13 978-3-426-40467-6 / 9783426404676
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