Die Goldhändlerin (eBook)

Historischer Roman | Mittelalter-Roman aus der Feder der Bestseller-Autorin Iny Lorentz

(Autor)

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2010 | 1. Auflage
624 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-40331-0 (ISBN)

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Die Goldhändlerin -  Iny Lorentz
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Historische Spannung vom Feinsten - der farbenprächtige, historische Roman von der Iny Lorentz, Bestseller-Autorin der »Kastratin« und der »Wanderhure«. Deutschland im Jahre 1485. Für die junge Jüdin Lea endet ein Jahr der Katastrophen, denn ihr Vater und ihr jüngerer Bruder Samuel kamen bei einem Pogrom ums Leben. Um das Erbe ihres Vaters und damit ihr Überleben und das ihrer Geschwister zu sichern, muss Lea sich fortan als Samuel ausgeben. In ihrer Doppelrolle drohen ihr viele Gefahren, nicht nur von christlicher Seite, sondern auch von ihren Glaubensbrüdern, die »Samuel« unbedingt verheiraten wollen. Und dann verliebt sie sich ausgerechnet in den mysteriösen Roland, der sie zu einer mehr als abenteuerlichen Mission verleitet ... Entdecken Sie auch andere Mittelalter-Romane von Iny Lorentz: - Die Saga von Vinland (Norwegen und Island) - Die Rose von Asturien (Spanien) - Die Löwin (Italien) - Die Pilgerin (Deutschland und Spanien) - Die Wanderhuren-Reihe (Deutschland)

Iny Lorentz ist das Pseudonym des Autorenpaars Iny Klocke und Elmar Wohlrath. Ihr größter Erfolg 'Die Wanderhure' erreichte ein Millionenpublikum und wurde ebenso wie fünf weitere ihrer Romane verfilmt. Außerdem wurde dieser Roman für das Theater adaptiert. Seit der 'Wanderhure' folgt Bestseller auf Bestseller. Viele ihrer Romane wurden zudem ins Ausland verkauft. Neben anderen Preisen wurde das Autorenpaar mit dem 'Wandernden Heilkräuterpreis' der Stadt Königsee ausgezeichnet und in die 'Signs of Fame' des multikulturellen und völkerverbindenden Friedensprojekts »Fernweh-Park« aufgenommen. Besuchen Sie auch die Homepage der Autoren und ihren Facebook-Auftritt: www.inys-und-elmars-romane.de www.facebook.com/Inys.und.Elmars.Romane

Iny Lorentz ist das Pseudonym des Autorenpaars Iny Klocke und Elmar Wohlrath. Ihr größter Erfolg "Die Wanderhure" erreichte ein Millionenpublikum und wurde ebenso wie fünf weitere ihrer Romane verfilmt. Außerdem wurde dieser Roman für das Theater adaptiert. Seit der "Wanderhure" folgt Bestseller auf Bestseller. Viele ihrer Romane wurden zudem ins Ausland verkauft. Neben anderen Preisen wurde das Autorenpaar mit dem "Wandernden Heilkräuterpreis" der Stadt Königsee ausgezeichnet und in die "Signs of Fame" des multikulturellen und völkerverbindenden Friedensprojekts »Fernweh-Park« aufgenommen. Besuchen Sie auch die Homepage der Autoren und ihren Facebook-Auftritt: www.inys-und-elmars-romane.de www.facebook.com/Inys.und.Elmars.Romane

1.


Je näher sie ihrem Ziel kamen, umso stärker wirkten die Bäume rechts und links der Straße wie ein Spalier aus Dämonen, die jeden Moment erwachen und über die Reisenden herfallen konnten. Lea war bewusst, dass nur ihre Ängste aus den verkrümmten Stämmen und den mit langen Moosbärten behangenen Ästen Körper machten, die in Qualen erstarrt auf ahnungslose Opfer ihres Zorns warteten. Seit sie zu Hause in die Kutsche gestiegen war, plagte sie eine böse Vorahnung, so als würde die erste Reise ihres Lebens auch ihre letzte sein. Sie drückte sich tiefer in die Polster, um den unangenehmen Lichtblitzen zu entgehen, die die grelle Sonne durch das Blätterdach warf, und musterte die Gesichter ihres Vaters und ihrer Geschwister, doch keiner von ihnen schien sich ebenso unbehaglich zu fühlen wie sie.

Jakob ben Jehuda, den man in Hartenburg Jakob Goldstaub nannte, blickte versonnen lächelnd zum Fenster heraus, als genieße er die Fahrt in dem stickigen, rumpelnden Wagenkasten, während Samuel, Leas älterer Bruder, die Hände vor der Brust verschränkt hatte und sichtlich gelangweilt vor sich hinstarrte. Elieser, der zwischen ihr und ihrer Schwester saß, schien zu schlafen, und Rachel spielte mit einem Stück Faden, das sie sich um die Finger der rechten Hand wickelte. Trotz all der Gefahren, mit denen das Reisen in diesen Zeiten – insbesondere für Juden – verbunden war, schien es niemanden außer ihr zu beunruhigen, dass sie zum ersten Mal gemeinsam unterwegs waren und nur die Dienstboten das Haus hüteten. Wenn ihnen etwas zustieß, würde es keine Familie Goldstaub mehr geben.

Um ihre düsteren Ahnungen zu verscheuchen, versuchte Lea an etwas Schönes zu denken, doch ihr Blick wanderte unwillkürlich wieder nach draußen, und ihr war, als würden Schatten zwischen den Bäumen heranschleichen, um sie zu erschrecken – oder zu warnen. Sie schloss die Augen und presste die Hände vors Gesicht, um nichts mehr sehen zu müssen, doch im gleichen Moment drang grelles Licht zwischen ihren Fingern hindurch. Sie ließ die Arme wieder sinken und sah, dass der Wald zurückgetreten war und einer offenen Bauernlandschaft Platz gemacht hatte. Erleichtert seufzte sie auf, und als sie den Kopf aus dem Kutschenfenster streckte, entdeckte sie die Mauern von Sarningen.

Lea hielt überrascht den Atem an. Verglichen mit dem heimatlichen Hartenburg war die Stadt riesig. Es gab gleich vier hoch über die Stadtmauer ragende Kirchtürme, deren Kappen mit geschliffenen Schieferplatten in geometrischen Mustern geschmückt waren, und die hinter der Mauerkrone sichtbaren Dächer waren ebenso wie die Kirchen und die Türme in der Stadtmauer mit vielfarbenem Schiefer gedeckt.

Die Kutsche fuhr nun über eine gewölbte Brücke, unter der die Sarn floss, und als sie den höchsten Punkt erreicht hatte, konnte Lea die blank polierten Rüstungen mehrerer Torwächter, die vor dem Südtor standen und die Reisenden kontrollierten, in der Sonne aufblitzen sehen. Anders als die Menschen zu Hause waren die Sarninger Bürger keinem Markgrafen untertan, der wie Ernst Ludwig von Hartenburg als unumschränkter Souverän tun konnte, was ihm beliebte. Das hatte Lea Gesprächen zwischen ihrem Vater und ihren Brüdern entnommen, und sie hätte gern mehr über die Stadt erfahren. Sie sah ihren Vater fragend an, in der Hoffnung, er würde ihr erlauben, ihn anzusprechen. Sein Blick wanderte zwar ein paarmal über sie hinweg, aber er reagierte nicht auf ihre bittende Miene, sondern strich sich nur gedankenverloren über seinen langen, grauen Bart und betrachtete seine beiden Söhne mit sichtlichem Stolz.

Jakob ben Jehuda war in diesen Stunden mit sich und der Welt so zufrieden, wie es ein gläubiger Jude in dieser Zeit sein durfte. Als Hoffaktor und Bankier des Markgrafen Ernst Ludwig von Hartenburg konnte er es sich erlauben, mit einem eigenen Wagen zu reisen, auch wenn sein Gefährt die meisten Leute zu Spott und Gelächter reizte. Von außen wirkte der Wagenkasten nämlich wie eine lieblos zusammengezimmerte Holzkiste auf vier Rädern, aber er war gut ausgepolstert, und die Lederbänder, in denen er hing, waren so geschickt angebracht, dass sie die Unebenheiten der Straße besser abfingen als die Aufhängungen der meisten anderen Kutschen.

Mit der gleichen Sorgfalt, mit der Jakob ben Jehuda diese Karikatur eines Reisewagens hatte anfertigen lassen, waren auch die Pferde ausgesucht worden. Jeder, der die beiden schwerknochigen Tiere mit ihren durchhängenden Rücken und ihren schadhaften Fellen erblickte, musste davon überzeugt sein, dass die elenden Geschöpfe jeden Augenblick zusammenbrechen konnten, aber es steckte genug Kraft in ihnen, den Wagen tagelang von Ort zu Ort zu ziehen.

Jakob Goldstaub war reicher als die meisten Reisenden, die in prachtvollen Kaleschen mit Sitzkissen aus Brokat und goldverzierten Wappenbildern an ihm vorbeizogen, stolz auf ihre Vierergespanne aus gemütlich trabenden Brabantern oder windschnellen spanischen Rossen, doch ein Jude, der halbwegs unbehelligt bleiben wollte, durfte nichts von seinem Wohlstand zur Schau stellen.

Gerschom, der Leibdiener, der auch als Kutscher fungierte, klopfte auf das Wagendach. »Wir sind gleich da, Herr!«

Die Ankündigung weckte Jakob Goldstaubs jüngeren Sohn Elieser. Er schreckte hoch, entdeckte die Stadtmauern vor sich und versuchte sofort, Lea von ihrem Platz zu verdrängen, um mehr sehen zu können. Der schlanke Knabe mit großen, dunklen Augen und zierlichen Schläfenlöckchen, die noch keine Schere berührt hatte, war drei Jahre jünger als Lea. Er platzte beinahe vor Stolz, weil sein Vater die Reise seinetwegen unternahm, und wollte sich von seiner älteren Schwester, die lange Zeit Mutterstelle an ihm vertreten hatte, nichts mehr sagen lassen. Er würde bald ein Mann sein, das hatte er ihr vor der Abreise deutlich gemacht, und weil sie nur ein Mädchen war, hatte sie ihm zu gehorchen.

Da Lea ihm den Platz am Fenster nicht sofort abtrat, versetzte er ihr einen Schlag. Es juckte ihr in den Fingern, ihm dafür eine Ohrfeige zu verpassen, aber sie traute sich nicht, denn ihr Vater würde sie heftig tadeln und einen Satz aus den heiligen Schriften zitieren, der Elieser in seinen Unarten eher noch bestärkte. Daher glitt sie mit verbissener Miene in die Mitte der Bank, um Elieser die Aussicht zu überlassen, und fragte sich bitter, warum sie immer hinter ihren Brüdern zurückstehen musste. Um ihretwillen, dachte sie verärgert, würde ihr Vater keine Reise antreten.

Da die jüdische Gemeinde in Hartenburg zu klein war, um das Bar-Mizwa-Fest für Elieser so feiern zu können, wie es vorgeschrieben war, musste Jakob Goldstaub ihn nach Sarningen bringen, denn die Judengemeinde dieser Stadt besaß eine Synagoge und war groß genug, um jederzeit die vorgeschriebene Mindestzahl von elf erwachsenen Männern zusammenbringen zu können. Seit Jakob Goldstaubs Vater sich in Hartenburg angesiedelt und das erste Mal die Synagoge in Sarningen besucht hatte, zählten die dortigen Juden die Familie Goldstaub zu ihrer Gemeinde, und das Familienoberhaupt nutzte jede Gelegenheit, seine Glaubensbrüder dort aufzusuchen und mit ihnen zu beten.

Samuel, Jakob Goldstaubs ältester Sohn, begleitete seinen Vater seit seiner Bar-Mizwa regelmäßig nach Sarningen und interessierte sich kaum noch für die Aussicht aus dem Fenster. Daher amüsierte ihn der Streit zwischen Lea und Elieser, während Rachel, die jetzt schon versprach, eine Schönheit zu werden und sich wie eine empfindliche Pflanze gab, die Nase rümpfte und den beiden den Rücken zuwandte. Von ihrem Platz aus hatte sie einen weiten Blick über die von Pappeln gesäumte Sarn und die Weizenfelder, deren Grün bereits dem ersten goldenen Schein des reifenden Getreides wich.

Als die Straße eine weitere Kurve machte, zeigte Rachel hinaus. »Gleich sind wir beim Tor. Ich kann schon die Gasse dahinter erkennen.«

Elieser rutschte unruhig auf seinem Platz herum. »Ist das riesig! Viel größer als die Hartenburger Tore. Seht ihr den schwarzen Vogel auf goldenem Grund dort oben in der Mitte?«

»Das ist der Reichsadler. Er zeigt an, dass Sarningen als freie Reichsstadt nur dem Kaiser allein verantwortlich ist«, klärte Jakob ben Jehuda seinen jüngeren Sohn lächelnd auf.

Lea kniff die Lippen zusammen. Wenn sie etwas wissen wollte, überhörte der Vater zumeist ihre Fragen oder tadelte sie sogar, weil es sich nicht gehörte, dass ein Mädchen Wissbegier zeigte, Elieser hingegen erhielt jedes Mal eine Antwort. Lea fragte im Stillen Gott, warum sie als Mädchen so wenig galt, beantwortete sich das jedoch wie gewohnt selbst. Gott hatte Adam als Erstes geschaffen und Eva nur aus dessen Rippe gemacht. Deswegen war es eine Sünde, wenn sie sich über die Bevorzugung ihrer Brüder beklagte. Gerade als ihr Vater Elieser eine weitere Erklärung geben wollte, hielt der Wagen an.

Ein Torwächter steckte den Kopf herein. »Wer seid ihr?«

Seine Stimme klang so rau und unfreundlich, dass Lea zusammenzuckte, aber ihr Vater lächelte, als wäre er herzlich willkommen geheißen worden. »Ihr kennt mich doch. Ich bin Jakob, der Jude aus Hartenburg. Ich war schon oft in Eurer Stadt.«

»Ach so, du bist es.« Die Stimme des Torwächters klang um keinen Deut freundlicher.

Er trat einen Schritt zurück und klopfte mit dem Stiel seiner Hellebarde gegen den Wagenkasten. »Herauskommen! Kein Jude fährt...

Erscheint lt. Verlag 15.3.2010
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 15. Jahrhundert • Deutschland • Erbe • Frau in Männerkleidern • Goldhandel • Goldhändler • historisch • Historische Romane • Historische Romane Deutschland • historische romane iny lorentz • Iny Lorentz Bücher • Judenverfolgung • Jüdin • ny Lorentz Romane • Pogrom • Samuel • Starke Frauen
ISBN-10 3-426-40331-5 / 3426403315
ISBN-13 978-3-426-40331-0 / 9783426403310
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