Die Tatarin (eBook)

Historischer Roman | Spannung und Liebe in Russland im 18. Jahrhundert

(Autor)

eBook Download: EPUB
2010 | 1. Auflage
592 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-40329-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Tatarin -  Iny Lorentz
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Spannung und Liebe im Russland des 18. Jahrhunderts Russland im Jahre 1707: Das Leben der jungen Tatarin Schirin ändert sich jäh, als ihr Vater, der Khan, nach einem missglückten Aufstand von den Russen gefangen genommen wird. Die Sieger fordern den Khan auf, ihnen einen Sohn als Geisel zu stellen. Doch der älteste seiner Söhne ist bereits tot und der jüngste noch zu klein. Also wird Schirin kurzerhand in Männerkleider gesteckt und unter dem Namen ihres toten Bruders an die Russen ausgeliefert. Für Schirin beginnt eine harte Zeit, in der sie nicht nur ihre wahre Identität verheimlichen, sondern auch ihre aufkeimenden Gefühle für einen jungen Russen aus feindlichem Lager verbergen muss ... Ein dramatischer und facettenreicher Historienroman von der Meisterin der historischen Fiktion Iny Lorentz! Entdecken Sie auch andere historischen Romane von Iny Lorentz: - Die Saga von Vinland (Norwegen und Island) - Die Rose von Asturien (Spanien) - Die Löwin (Italien) - Die Pilgerin (Deutschland und Spanien) - Die Wanderhuren-Reihe (Deutschland)

Iny Lorentz ist das Pseudonym des Autorenpaars Iny Klocke und Elmar Wohlrath. Ihr größter Erfolg 'Die Wanderhure' erreichte ein Millionenpublikum und wurde ebenso wie fünf weitere ihrer Romane verfilmt. Außerdem wurde dieser Roman für das Theater adaptiert. Seit der 'Wanderhure' folgt Bestseller auf Bestseller. Viele ihrer Romane wurden zudem ins Ausland verkauft. Neben anderen Preisen wurde das Autorenpaar mit dem 'Wandernden Heilkräuterpreis' der Stadt Königsee ausgezeichnet und in die 'Signs of Fame' des multikulturellen und völkerverbindenden Friedensprojekts »Fernweh-Park« aufgenommen. Besuchen Sie auch die Homepage der Autoren und ihren Facebook-Auftritt: www.inys-und-elmars-romane.de www.facebook.com/Inys.und.Elmars.Romane

Iny Lorentz ist das Pseudonym des Autorenpaars Iny Klocke und Elmar Wohlrath. Ihr größter Erfolg "Die Wanderhure" erreichte ein Millionenpublikum und wurde ebenso wie fünf weitere ihrer Romane verfilmt. Außerdem wurde dieser Roman für das Theater adaptiert. Seit der "Wanderhure" folgt Bestseller auf Bestseller. Viele ihrer Romane wurden zudem ins Ausland verkauft. Neben anderen Preisen wurde das Autorenpaar mit dem "Wandernden Heilkräuterpreis" der Stadt Königsee ausgezeichnet und in die "Signs of Fame" des multikulturellen und völkerverbindenden Friedensprojekts »Fernweh-Park« aufgenommen. Besuchen Sie auch die Homepage der Autoren und ihren Facebook-Auftritt: www.inys-und-elmars-romane.de www.facebook.com/Inys.und.Elmars.Romane

1.


Die Felsgruppe stieg unvermittelt aus der endlos scheinenden Steppe empor, so als habe ein Riese sie zum Scherz dorthin geworfen. Kaum hatten die Tataren sie erblickt, spornten sie ihre erschöpften Pferde noch einmal an, um die Deckung verheißenden Steine rechtzeitig vor ihren Verfolgern zu erreichen.

Der alte Kosak, der direkt neben Sergej Wassiljewitsch Tarlow ritt, verzog sein bärtiges Gesicht zu einem breiten Lächeln. »Es läuft so, wie ich es dir heute Morgen prophezeit habe, Väterchen Hauptmann. Die Kerle gehen uns hier in die Falle!«

Sergej nickte, obwohl er immer noch an der Wirksamkeit des Manövers zweifelte. »Hoffen wir, dass Wanja und seine Leute schon dort sind, denn sonst verbarrikadieren die Aufständischen sich zwischen den Felsen, und wir haben das Nachsehen. In einer knappen Stunde geht die Sonne unter. Dann könnten sie uns im Schutz der Dunkelheit entwischen.«

»Das werden die Tataren gefälligst bleiben lassen. Schau, Väterchen, da ist das Zeichen!« Der Kosak wies auf eine Stelle in den Felsen, an der für einen Augenblick ein Arm sichtbar wurde, der einen Gegenstand schwenkte. Sergej konnte nicht genau erkennen, was es war, und vermutete, dass es sich um den Dreispitz seines Wachtmeisters handelte. Er zügelte seinen hässlichen, aber ausdauernden Braunen, dem er den Namen Moschka gegeben hatte, und befahl den Kosaken auszuschwärmen. »Passt auf, dass die Kerle nicht zwischen euch durchbrechen, wenn sie sich wie Ratten in die Ecke gedrängt fühlen!«

Die Kosaken lachten über seine Worte wie über einen guten Witz, nahmen ihre Flinten und Karabiner zur Hand und formierten sich zu einer langen Reihe, deren Enden langsam nach vorne stießen, um die Tataren bei den Felsen einzuschließen. Sie gingen so geschickt vor, dass Sergej ein weiteres Mal zufrieden nickte. Mit solchen Männern an der Seite würde er jeden Aufstand in Sibirien niederschlagen können. Sie verfolgten die letzten Rebellen, die ihre Waffen noch nicht vor den Soldaten des Zaren gestreckt hatten, und Sergej wollte dafür sorgen, dass die Kerle sich noch an diesem Tag ergeben mussten.

Während Sergej Tarlow, Hauptmann Seiner Majestät, des Zaren, das Manöver seiner Männer überwachte, blickte Möngür Khan, der Anführer der Tataren, über die Schulter zurück und stellte fest, dass ihre Verfolger zurückblieben und eine lange Reihe bildeten, mit der sie das Gelände anscheinend umschließen wollten. Er lächelte, denn die Felsgruppe war so weitläufig und zerklüftet, dass sie selbst von der doppelten Anzahl an Männern nicht wirkungsvoll überwacht werden konnte. Im Schutz der Nacht würden er und seine Leute die Waffenknechte des russischen Zaren wie lästige Fliegen abstreifen und unbehelligt in ihre Heimat zurückkehren. Er winkte seinen Leuten, ihm zu folgen, und lenkte sein Pferd zwischen zwei hohe Felsblöcke.

In dem Moment erscholl ein scharfes »Halt!«. Gleichzeitig schoben sich Dutzende von Gewehrläufen aus der Deckung und zeigten auf den Tatarenkhan und seine Männer.

Möngür riss sein Pferd so scharf zurück, dass Kitzaq, sein Schwager und Stellvertreter, gegen ihn prallte. Während der Khan noch darum kämpfte, nicht von seinem stolpernden Reittier abgeworfen zu werden, legte Kitzaq einen Pfeil auf die Sehne seines Bogens und zog durch. Sofort richteten sich mehrere Läufe auf ihn.

»Lasst die Waffen fallen«, befahl jemand auf Russisch. Kitzaq übersetzte die Worte für jene Krieger, die die Sprache ihrer Feinde nicht verstanden.

Die Männer zischten leise Verwünschungen und einige schossen, da die Feinde vor ihnen in sicherer Deckung lagen, ihre Pfeile auf die Kosaken ab, die von außen einen Ring um sie zogen. Die meisten zielten auf den russischen Hauptmann, der sich mit dem Dreispitz auf dem Kopf und seinem grünen Uniformrock von seinen Soldaten abhob, die lange Kaftane mit aufgenähten Patronentaschen, weite Pluderhosen und Pelzmützen in verschiedensten Farben und Formen trugen. Noch mehr als die Kosaken verkörperte der Offizier den verlängerten Arm des verhassten russischen Zaren.

Einer der Kosaken deutete auf die vor ihnen einschlagenden Pfeile. »Ihr solltet Euch ein wenig zurückziehen, Väterchen Hauptmann, sonst treffen die Kerle Euch noch!«

Sergej schüttelte den Kopf. Er wollte diese Sache an dieser Stelle und an diesem Tag zum Abschluss bringen, um dieses gottverfluchte Sibirien endlich verlassen zu können. Im Westen des Zarenreichs drohte ein Krieg, der weitaus gefährlicher war als der Aufstand von ein paar tausend Wogulen, Ostjaken und Tataren. Sergej erinnerte sich nur mit Schaudern an die verheerende Niederlage vor sieben Jahren an der Narwa. Pjotr Alexejewitsch Romanow war es seitdem gelungen, den Schweden einen Teil Ingermanlands wieder abzunehmen, aber er hatte nur gegen kleine, verstreute Garnisonen vorgehen müssen. Das Hauptheer der Schweden befand sich in Polen und Sachsen und trieb dort die Truppen des gar nicht so starken August zu Paaren. Aber jedermann wusste, dass der König der Schweden nur darauf lauerte, nach Russland einzubrechen und seine Drohung wahr zu machen, den Zaren vom Thron zu stoßen und ihn als Mönch in ein Kloster zu sperren.

Sergej sehnte sich danach, wieder mit seinem Regiment zu reiten, anstatt sich mit Sibiriern herumschlagen zu müssen, die gehofft hatten, den Krieg im fernen Westen ausnützen zu können, um die russische Herrschaft abzuschütteln. Trotz der Bedrohung durch die Schweden an der Nordwestgrenze hatte der Zar rasch reagiert und Pawel Nikolajewitsch Gjorowzew, einen seiner besten Generäle, nach Osten geschickt, um die Aufständischen zur Räson zu bringen. Das war zum größten Teil auch gelungen, doch der General hatte das Ende der Operation nicht abgewartet, sondern führte wohl aufgrund schlechter Nachrichten den größten Teil seiner Truppen in Eilmärschen nach Westen und überließ die letzten Scharmützel drei zurückgelassenen Kompanien und den einheimischen Kosaken.

Ein dicht an seinem Kopf vorbeifliegender Pfeil machte Sergej klar, dass er auf der Stelle handeln musste, wenn ihm der Erfolg nicht wie Sand durch die Finger rinnen sollte. Er stellte sich im Sattel auf und feuerte seine Pistole ab, um die Aufmerksamkeit der Tataren auf sich zu lenken.

»Ihr sitzt in der Falle! Gebt auf, oder ihr werdet alle sterben.« Lähmende Stille antwortete ihm, und er fragte sich, ob die Aufständischen verrückt genug waren, bis zum letzten Mann zu kämpfen. Wahrscheinlich aber waren sie der russischen Sprache nicht mächtig und konnten ihn daher nicht verstehen. In dem Moment, in dem er einen Kosaken zu sich rief, der für ihn übersetzen sollte, kam eine Antwort.

»Schwörst du, meinen Stamm zu schonen, wenn wir die Waffen niederlegen?« Die Frage war berechtigt, denn einige Kosakentrupps waren wie Wölfe über die wehrlosen Dörfer der Aufständischen hergefallen und hatten in ihrem Blutrausch alles niedergemetzelt, was ihnen vor die Säbel gekommen war.

Sergej war es bei all seinen bisherigen Aktionen gelungen, seine Leute im Zaum zu halten, und er wollte es auch diesmal nicht zu einem Massaker kommen lassen. »Wenn du dem Zaren Treue schwörst, den Jassak bezahlst und mir deinen ältesten Sohn als Geisel für dein weiteres Wohlverhalten auslieferst, wird deinen Leuten nichts geschehen!«

Sergejs Worte brachten Möngür Khan in arge Bedrängnis. Seine Frauen hatten ihm so viele Töchter geboren, dass er es aufgegeben hatte, sie zu zählen, aber bisher nur zwei Söhne. Bahadur, der Ältere, war vor zwei Jahren bei einer Stammesfehde ums Leben gekommen, und der Jüngere wurde gerade erst vier Jahre alt. Dieses Kind dem Feind zu übergeben, hieß, es dem Tod durch Krankheit oder mangelnde Pflege auszuliefern. Überlebte sein Sohn wider Erwarten, würde man einen Russen aus ihm machen, der Allah vergessen und vor einem goldstrotzenden Popen in die Knie sinken würde, um ihm wie ein Hund die Hand zu lecken.

Möngür wandte sich mit einer hilflosen Geste an seinen Stellvertreter. »Rate du mir, was ich tun soll!«

Kitzaq starrte zu den Kosaken hinüber, deren Läufe jeden Augenblick einen tödlichen Bleihagel speien konnten, und wusste, dass es nur eine Möglichkeit gab, ihr Leben und damit auch den Stamm zu retten. »Du musst auf ihre Forderung eingehen, Möngür. Allah ist gerecht, er wird Ughur beschützen oder dir einen weiteren Sohn schenken.«

»Allah hat uns auch in diesem Krieg nicht geholfen, wie sollte er es in Zukunft tun?«, antwortete Möngür hitzig und erschrak dann selbst über diese ketzerischen Worte. Im Grunde seines Herzens wusste er, dass Kitzaq Recht hatte. Ihm würde nichts anderes übrig bleiben, als den Kelch der Bitternis bis zur Neige zu leeren. Nach kurzem inneren Kampf senkte er resignierend den Kopf.

»Wir ergeben uns, Kosak!« Möngür erstickte beinahe an diesen vier Worten. Mit einem bedauernden Blick warf er seine Luntenflinte beiseite, die er von einem russischen Händler für ein Bündel Zobelfelle eingetauscht hatte, und schritt mit erhobenen Händen auf den russischen Offizier zu.

Sergej atmete auf, als die Tataren ihrem Anführer folgten. Es waren noch etwa achtzig Krieger, doch sie hatten ihm und seinen Leuten mehr Probleme bereitet als alle anderen Aufständischen zusammen. Er hatte diese Gruppe mit der vierfachen Zahl an Kosaken tagelang durch die Steppe gehetzt und sie auch nur deshalb in die Falle locken können, weil einige seiner Leute die Gegend besser kannten als die Tataren.

Mit einem leichten Triumphgefühl musterte er die vor Erschöpfung grauen Gesichter der Rebellen. Obwohl die meisten verwundet waren, trugen sie eine verbissene Wut zur Schau, letztlich durch eine List besiegt worden zu sein. Sergej fühlte sich ebenso ausgelaugt und müde wie seine Gefangenen, doch er durfte jetzt...

Erscheint lt. Verlag 15.3.2010
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 18. Jahrhundert • Bahadur • Fähnrich • Frau • Frau in Männerkleidern • Gefangenschaft • Geisel • Geiselhaft • historische Abenteuerromane • Historische Romane • historische romane iny lorentz • historische Romane Russland • Intrigen • Iny Lorentz Bücher • Iny Lorentz Romane • Katharina die Große • Männerkleidern • Mönghir Khan • Peter Romanow • Pjotr Romanow • Romanow • Russland • Schirin • Sergej Tarlow • Sibirien • Starke Frauen • St. Petersburg • Tataren • Tatarin • Zar • Zarenreich
ISBN-10 3-426-40329-3 / 3426403293
ISBN-13 978-3-426-40329-7 / 9783426403297
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,1 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die Geschichte eines Weltzentrums der Medizin von 1710 bis zur …

von Gerhard Jaeckel; Günter Grau

eBook Download (2021)
Lehmanns (Verlag)
14,99
Historischer Roman

von Ken Follett

eBook Download (2023)
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
24,99