Der zweite Mord (eBook)

Roman
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2011 | 1. Auflage
384 Seiten
btb (Verlag)
978-3-641-07099-1 (ISBN)

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Der zweite Mord -  Helene Tursten
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Die Bestseller-Serie aus Schweden! - Band 2
Als im Privatkrankenhaus Löwanderska in Göteborg in einer eisigen Februarnacht der Strom ausfällt und der Alarm des Beatmungsgerätes durch die Gänge hallt, eilt Dr. Löwander auf die Intensivstation. Vergebens. Der Patient ist nicht mehr zu retten. Die Krankenschwester, die bei ihm Wache halten sollte, liegt ermordet auf dem Stromaggregat. Eine weitere Schwester ist spurlos verschwunden.

Als Inspektorin Irene Huss mit ihren Kollegen am Tatort erscheint, behauptet die einzige Zeugin hartnäckig, Schwester Tekla auf dem Flur gesehen zu haben. Doch das ist unmöglich, denn Schwester Tekla hat sich vor 50 Jahren auf dem Dachboden des Krankenhauses erhängt...

Helene Tursten, geboren 1954 in Göteborg, ist eine der beliebtesten schwedischen Kriminalautorinnen. Ihre Serie um die Göteborger Kriminalinspektorin Irene Huss hat nicht nur viele Fans, sondern wurde auch erfolgreich verfilmt. Neben neuen Fällen für die junge Polizistin Embla Nyström veröffentlicht Helene Tursten auch sehr erfolgreich Bände mit Krimigeschichten.

KAPITEL 2


Dr. Sverker Löwander blieb vor der Tür der Intensivstation stehen und ließ den Lichtkegel über die Treppen streichen. Nichts. Rasch stieg er die Stufen zum Obergeschoss hinauf. Auf der letzten blieb er stehen und bewegte den Lichtstrahl langsam über den Treppenabsatz vor den Operationssälen. Alles war wie immer. Zwei Liegen standen links vor der Tür zum Lager. Neben der Treppe lag der Aufzugsschacht. Er ging darauf zu, leuchtete durch das kleine Fenster der Tür und stellte fest, dass sich der Aufzug nicht in diesem Stockwerk befand. Dann machte der Arzt eine halbe Kehrtwende und richtete den Strahl auf die Tür, die zu den Operationssälen führte. Sein Schlüsselbund klapperte, bis er endlich den Generalschlüssel gefunden hatte.

Hinter der Tür zum Operationstrakt war alles still. Der Geruch von Desinfektionsmitteln kitzelte ihn in der Nase. Er schaute hastig in die zwei Vorräume der Operationssäle. Auch dort war alles wie immer.

Eilig ging er durch den OP-Trakt, öffnete die Tür am entgegengesetzten Ende des Korridors und befand sich jetzt im kleineren Treppenhaus. Er blieb stehen und leuchtete durch das Fenster des zweiten Aufzugs. Wenn er die Taschenlampe nach unten hielt, konnte er das Aufzugdach sehen.

Auf der anderen Seite des Treppenhauses lag der Verwaltungsflur. Er rüttelte an den Türen der Oberschwester, der Sekretärin und seines eigenen Büros. Alle waren verschlossen. Die letzte Tür führte zu einer kleinen Wohnung für den Arzt, der Bereitschaft hatte.

Er trat ein und suchte in seiner Aktentasche nach seinem Handy. Mit leicht zitternden Händen wählte er 112.

Die Notrufzentrale versprach ihm, so schnell wie möglich einen Streifenwagen zu schicken. Sie wollten auch dem Notdienst der Stadtwerke Bescheid geben, es war jedoch nicht sicher, wann der Elektriker kommen würde.

Sverker Löwander langte nach dem Telefonbuch, das erfreulicherweise auf dem Schreibtisch lag. Mit der Taschenlampe zwischen den Zähnen, ging er die unzähligen Bengtssons Göteborgs durch. Zum Schluss glückte es ihm, Folke Bengtsson, Hausmeister, Solrosgatan 45, zu finden. Es dauerte eine Weile, bis es ihm gelang, die Situation zu erklären, erst der schlaftrunkenen Frau Bengtsson und dann Folke Bengtsson selbst. Dieser verstand schnell, wie ernst die Lage war, und versprach, sich sofort hinters Steuer zu setzen.

Als Sverker Löwander das Telefon weglegte, merkte er, dass ihm der Schweiß herunterlief. Er holte ein paar Mal tief Luft, ehe er die Tür öffnete und wieder auf den Gang trat. So schnell er es wagte, ging er die Treppe hinunter. Vor dem Stationstrakt blieb er stehen. Vorsichtig öffnete er die Tür der im Dunkel liegenden Station. Schwester Siv saß vor dem Schwesternzimmer auf dem Fußboden und schluchzte. Sie hatte die Knie eng an die Brust gezogen und wiegte sich hin und her. Als sie den Arzt sah, wurde aus dem Schluchzen ein lautes Heulen.

»Sie… sie! Ich habe sie gesehen!«

»Wen?«, fragte der Arzt etwas schärfer als beabsichtigt.

»Das Gespenst! Schwester Tekla!«

Sprachlos sah Sverker Löwander auf die tränenüberströmte Krankenschwester hinab. Ein paar Sekunden lang stand er reglos da und dachte nach.

»Hier! Nehmen Sie die Taschenlampe und gehen Sie ins Schwesternzimmer.« Willenlos trottete sie hinter ihm her und ließ sich auf den Schreibtischstuhl drücken.

Sverker Löwander stürmte durch die Tür der Station die Treppe hinunter ins Erdgeschoss. Der helle Mondschein erleichterte sein Vorwärtskommen. In der großen Eingangshalle sah er sich gezwungen, seine Schritte zu verlangsamen. Hier zwischen den Pfeilern des Jugendstilgewölbes war das Dunkel undurchdringlich. Als er sich zur Eingangstür vorgetastet hatte und diese gerade öffnen wollte, lief es ihm eiskalt den Rücken herunter. Er wurde beobachtet. Er hatte das Gefühl, jemand stehe zwischen den Pfeilern und sehe ihn an. Er tastete sich zum Schloss vor. Als sich die schwere Tür endlich öffnete, hätte er beinahe vor Erleichterung geschrien. Die frische Nachtluft kühlte seine feuchte Stirn, und er holte tief Luft.

 

»Ich habe das gesamte Obergeschoss durchsucht. Nirgends auch nur eine Spur von Schwester Marianne. Sie scheint auch nicht im Zwischengeschoss zu sein. Wahrscheinlich ist sie im Untergeschoss oder im Keller. Wenn sie nicht in den Park gegangen ist.«

Dr. Löwander versuchte die Polizisten schnell auf den letzten Stand zu bringen, was seine Suche nach Marianne Svärd anging. Bengtsson, der Hausmeister, hatte seine eigene Taschenlampe dabeigehabt, und war bereits im Keller, um nachzusehen, was mit der Stromversorgung und dem Notstromaggregat los war.

Auch die beiden Polizisten hatten starke Taschenlampen. Die drei Männer standen in der großen dunklen Eingangshalle und sprachen miteinander. Der ältere der beiden Polizisten hatte sich als Polizeihauptmeister Kent Karlsson vorgestellt. Er ließ den Lichtkegel über die Wände der großen Eingangshalle gleiten. Dr. Löwander konnte sich mit einer gewissen verärgerten Erleichterung davon überzeugen, dass sich niemand zwischen den Pfeilern verbarg.

»Wenn Sie uns die Schlüssel geben, drehen Jonsson und ich hier oben auf dem Stockwerk eine Runde und…«

»Hallo! Hilfe! Da ist sie!«

Ein Ruf aus der Unterwelt unterbrach den Polizeihauptmeister. Ein schwankendes Licht wurde auf der Kellertreppe sichtbar, stolpernde Schritte waren zu hören. Die Taschenlampe des Hausmeisters kam über der letzten Treppenstufe zum Vorschein, sie blendete sie so, dass sie ihn im Gegenlicht nicht sehen konnten. Umso deutlicher war seine aufgeregte Stimme zu hören:

»Hier ist Schwester Marianne!«

»Wo?«, fragte Dr. Löwander scharf.

»In der Elektrozentrale … Ich glaube … ich glaube, sie ist … tot.«

Bei den letzten Worten versagte Bengtssons Stimme, nur ein heiseres Keuchen war zu hören. »To … ot!«, flüsterte das Echo zwischen den Pfeilern.

 

Sie lag über dem Notstromaggregat vornübergebeugt. Die Männer in der Tür sahen nur ihre Beine und ihren Hintern. Sie trug lange Hosen. Kopf und Arme hingen über die andere Seite. Ihre kurze Kittelbluse legte einen Teil des Rückens frei. Dr. Löwander sah, dass ihr ein Schuh fehlte. Vorsichtig ging er um das Aggregat herum. Er beugte sich vor und fühlte pflichtschuldigst nach dem Puls der Halsschlagader. Aber die Totenstarre hatte bereits eingesetzt. Ihr dicker, dunkler Zopf schleifte auf dem Boden. Ein scharfer, rotblauer Streifen lief um ihren Hals herum.

»Sie ist tot«, sagte er tonlos.

Polizeihauptmeister Karlsson übernahm das Kommando.

»Wir verlassen jetzt diesen Raum. Fassen Sie nichts an. Ich lasse Verstärkung kommen.«

Dr. Löwander nickte und trottete gehorsam hinter den anderen her.

»Wir müssen zu Schwester Siv auf die Station. Sie ist da oben ganz allein«, sagte er.

Polizeihauptmeister Karlsson sah ihn erstaunt an.

»Nachtschwestern sind es doch wohl gewöhnt, nachts allein zu sein?«

»Natürlich. Aber sie hat einen Schock erlitten.«

»Warum das?«

Dr. Löwander zögerte.

»Sie glaubt, dass sie ein Gespenst gesehen hat.«

Er sagte das unbeschwert, in der Hoffnung, dass die Polizisten dem nicht allzu viel Bedeutung beimessen würden. Hastig drehte er sich zu Bengtsson um und meinte:

»Begleiten Sie mich doch bitte nach oben zu Schwester Siv.«

Er streckte die Hand nach Bengtssons Taschenlampe aus und eilte auf die Treppe zu. Folke Bengtsson ging dankbar hinter ihm her.

 

Bereits gegen sieben Uhr morgens trafen Kommissar Sven Andersson und Inspektorin Irene Huss in der Löwander-Klinik ein.

Die beiden Kriminalbeamten stiegen aus dem blauen Volvo, den der Kommissar direkt vor dem großen Eingang der Klinik geparkt hatte. Beide blieben stehen und betrachteten eingehend das imposante Gebäude. Das Krankenhaus war aus braunroten Ziegeln erbaut. Das protzige Entree führte in ein Treppenhaus, das in einer halbrunden Ausbuchtung in der Mitte des Bauwerks lag. Portal und Fenster waren von aufwendigen Stuckaturen umgeben. Auf beiden Seiten des geschnitzten Portals wachten griechische Götter. Beide waren aus Marmor.

Sie stießen das schwere Portal auf. Inspektor Fredrik Stridh saß auf einem Stuhl im Entree und erwartete sie bereits. Er saß nicht einfach nur da, um seine müden Beine auszuruhen, sondern weil er etwas auf einem Block notierte. Als er seine Kollegen sah, sprang er schnell auf und kam ihnen entgegen.

»Hallo. Guten Morgen«, sagte Kommissar Andersson zu seinem jüngsten Inspektor.

Energisch begann Stridh Bericht zu erstatten:

»Morgen! Der Tatort ist von der Streife gesichert. Der Mann von der Spurensicherung war bereits bei der Arbeit, als ich gegen halb vier ankam. Malm sagt, es wirke so, als sei die Frau erwürgt worden.«

Der Kommissar nickte.

»Warum warst du erst um halb vier hier?«, fragte er.

»Ich war noch auf einen Sprung in Hammarkullen und habe mir einen Burschen angeschaut, der kurz vor Mitternacht aus dem achten Stock gefallen ist. Es waren mehrere Personen in der Wohnung, und das Fest war noch in vollem Gange. Entweder haben sie ihn alle aus dem Fenster geworfen, oder er ist selbst gesprungen. Mal abwarten, was die Gerichtsmedizin dazu sagt. Apropos Gerichtsmediziner, da kommt gerade einer.«

Sie sahen durch die dicke Glasscheibe der Außentür. Ein weißer Ford Escort sauste durch die Einfahrt und blieb mit quietschenden Reifen hinter dem Wagen des Kommissars stehen. Die Fahrertür öffnete sich, und eine feuerrote Mähne kam über dem Autodach zum Vorschein.

»Yvonne Stridner!«, stöhnte Kommissar Andersson.

Inspektorin Irene...

Erscheint lt. Verlag 30.10.2011
Reihe/Serie Die Irene-Huss-Krimis
Übersetzer Holger Wolandt
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Nattrond
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte eBooks • Göteborg • Irene Huss • Jagdrevier • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Sandgrab • Schneenacht • Schweden • Schweden Krimi • Schwedenkrimis • Skandinavische Krimis • skandinavische Krimis und Thriller • Verbrechen am Fjord • ZDF-Serie
ISBN-10 3-641-07099-6 / 3641070996
ISBN-13 978-3-641-07099-1 / 9783641070991
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