Amphitryon (eBook)

Ein Lustspiel nach Molière
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2011 | 1. Auflage
90 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-401969-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Amphitryon -  Heinrich Von Kleist
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Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon. Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. Der als Übersetzung einer Tragödie von Molière begonnene Text, entwickelte sich in der Bearbeitung zu einem eigenständigen Stück Heinrich von Kleists: Zeus wohnt in der Gestalt Amphitryons dessen Gattin Alkmene bei. Sowohl für den von seinem Doppelgänger gehörnte Amphitryon wie auch für seine Frau ergibt sich aus diesem ?Streich? des schalkhaften Gottes eine sehr moderne Tragödie um den Verlust der Identität und die Entfremdung von einer aus den Fugen geratenen Welt.

Heinrich von Kleist, dessen Werk bereits auf die Moderne vorausweist, wurde am 18. Oktober 1777 in Frankfurt/Oder geboren. Die Beschäftigung mit Kants Philosophie löste 1801 eine Krise aus, die zur Infragestellung der Lebenspläne Kleists führte. Es folgten Reisen durch Deutschland, Frankreich und die Schweiz. 1807 wurde Kleist von französischen Behörden unter Spionageverdacht verhaftet. 1809 publizierte er patriotische Lieder und Aufsätze gegen die französische Besatzung. Von 1810 bis 1811 war er Herausgeber der ?Berliner Abendblätter?, zunehmende Schwierigkeiten mit der Zensur führten zu deren Verbot. Gemeinsam mit der krebskranken Henriette Vogel beging Kleist am 21. November 1811 am Ufer des Wannsees in Berlin Selbstmord.

Heinrich von Kleist, dessen Werk bereits auf die Moderne vorausweist, wurde am 18. Oktober 1777 in Frankfurt/Oder geboren. Die Beschäftigung mit Kants Philosophie löste 1801 eine Krise aus, die zur Infragestellung der Lebenspläne Kleists führte. Es folgten Reisen durch Deutschland, Frankreich und die Schweiz. 1807 wurde Kleist von französischen Behörden unter Spionageverdacht verhaftet. 1809 publizierte er patriotische Lieder und Aufsätze gegen die französische Besatzung. Von 1810 bis 1811 war er Herausgeber der ›Berliner Abendblätter‹, zunehmende Schwierigkeiten mit der Zensur führten zu deren Verbot. Gemeinsam mit der krebskranken Henriette Vogel beging Kleist am 21. November 1811 am Ufer des Wannsees in Berlin Selbstmord.

Zweite Szene


Merkur tritt in der Gestalt des Sosias aus Amphitryons Haus. Sosias.

MERKUR für sich

Wenn ich den ungerufnen Schlingel dort

Beizeiten nicht von diesem Haus entferne,

So steht, beim Styx, das Glück mir auf dem Spiel,

Das in Alkmenens Armen zu genießen,

Heut in der Truggestalt Amphitryons

Zeus der Olympische, zur Erde stieg.

SOSIAS ohne den Merkur zu sehn

Es ist zwar nichts und meine Furcht verschwindet,

Doch um den Abenteuern auszuweichen,

Will ich mich vollends jetzt zu Hause machen,

Und meines Auftrags mich entledigen.

MERKUR für sich

Du überwindest den Merkur, Freund, oder

Dich werd ich davon abzuhalten wissen.

SOSIAS

Doch diese Nacht ist von endloser Länge.

Wenn ich fünf Stunden unterwegs nicht bin,

Fünf Stunden nach der Sonnenuhr von Theben,

Will ich stückweise sie vom Turme schießen.

Entweder hat in Trunkenheit des Siegs

Mein Herr den Abend für den Morgen angesehn,

Oder der lockre Phöbus schlummert noch,

Weil er zu tief ins Fläschchen gestern guckte.

MERKUR

Mit welcher Unehrbietigkeit der Schuft

Dort von den Göttern spricht. Geduld ein wenig;

Hier dieser Arm bald wird Respekt ihm lehren.

SOSIAS erblickt den Merkur

Ach bei den Göttern der Nacht! Ich bin verloren.

Da schleicht ein Strauchdieb um das Haus, den ich

Früh oder spät am Galgen sehen werde.

– Dreist muß ich tun, und keck und zuversichtlich.

Er pfeift.

MERKUR laut

Wer denn ist jener Tölpel dort, der sich

Die Freiheit nimmt, als wär er hier zu Hause,

Mit Pfeifen mir die Ohren vollzuleiern?

Soll hier mein Stock vielleicht ihm dazu tanzen?

SOSIAS

 – Ein Freund nicht scheint er der Musik zu sein.

MERKUR

Seit der vergangnen Woche fand ich keinen,

Dem ich die Knochen hätte brechen können.

Mein Arm wird steif, empfind ich, in der Ruhe,

Und. einen Buckel von des deinen Breite,

Ihn such ich just, mich wieder einzuüben.

SOSIAS

Wer, Teufel, hat den Kerl mir dort geboren?

Von Todesschrecken fühl ich mich ergriffen,

Die mir den Atem stocken machen.

Hätt ihn die Hölle ausgeworfen,

Es könnt entgeisternder mir nicht sein Anblick sein.

– Jedoch vielleicht gehts dem Hanswurst wie mir,

Und er versucht den Eisenfresser bloß,

Um mich ins Bockshorn schüchternd einzujagen.

Halt, Kauz, das kann ich auch. Und überdies,

Ich bin allein, er auch; zwei Fäuste hab ich,

Doch er nicht mehr; und will das Glück nicht wohl mir,

Bleibt mir ein sichrer Rückzug dort – Marsch also!

MERKUR vertritt ihm den Weg

Halt dort! Wer geht dort?

SOSIAS

          Ich.

MERKUR

          Was für ein Ich?

SOSIAS

Meins mit Verlaub. Und meines, denk ich, geht

Hier unverzollt gleich andern. Mut Sosias!

MERKUR

Halt! mit so leichter Zech entkommst du nicht.

Von welchem Stand bist du?

SOSIAS

           Von welchem Stande?

Von einem auf zwei Füßen, wie Ihr seht.

MERKUR

Ob Herr du bist, ob Diener, will ich wissen?

SOSIAS

Nachdem Ihr so mich, oder so betrachtet,

Bin ich ein Herr, bin ich ein Dienersmann.

MERKUR

Gut. Du mißfällst mir.

SOSIAS

           Ei das tut mir leid.

MERKUR

Mit einem Wort, Verräter, will ich wissen,

Nichtswürdger Gassentreter, Eckenwächter,

Wer du magst sein, woher du gehst, wohin,

Und was du hier herum zu zaudern hast?

SOSIAS

Darauf kann ich Euch nichts zur Antwort geben

Als dies: ich bin ein Mensch, dort komm ich her,

Da geh ich hin, und habe jetzt was vor,

Das anfängt, Langeweile mir zu machen.

MERKUR

Ich seh dich witzig, und du bist im Zuge,

Mich kurzhin abzufertigen. Mir aber kommt

Die Lust an, die Bekanntschaft fortzusetzen,

Und die Verwicklung einzuleiten, werd ich

Mit dieser Hand hier hinters Ohr dir schlagen.

SOSIAS

Mir?

MERKUR

  Dir, und hier bist dessen du gewiß.

Was wirst du nun darauf beschließen.

SOSIAS

              Wetter!

Ihr schlagt mir eine gute Faust, Gevatter.

MERKUR

Ein Hieb von mittlern Schrot. Zuweilen treff ich

Noch besser.

SOSIAS

    Wär ich auch so aufgelegt,

Wir würden schön uns in die Haare kommen.

MERKUR

Das wär mir recht. Ich liebe solchen Umgang.

SOSIAS

Ich muß, jedoch, Geschäfts halb, mich empfehlen.

Er will gehn.

MERKUR tritt ihm in den Weg

Wohin?

SOSIAS

 Was gehts dich an, zum Teufel?

MERKUR

              Ich will wissen,

Sag ich dir, wo du hingehst?

SOSIAS

          Jene Pforte

Will ich mir öffnen lassen. Laß mich gehn.

MERKUR

Wenn du die Unverschämtheit hast, dich jener

Schloßpforte dort zu nähern, sieh, so rasselt

Ein Ungewitter auf dich ein von Schlägen.

SOSIAS

Was? soll ich nicht nach Hause gehen dürfen?

MERKUR

Nach Hause? sag das noch einmal.

SOSIAS

                Nun ja.

Nach Haus.

MERKUR

  Du sagst von diesem Hause dich?

SOSIAS

Warum nicht? Ist es nicht Amphitryons Haus?

MERKUR

Ob dies Amphitryons Haus ist? Allerdings,

Halunk, ist dies das Haus Amphitryons,

Das Schloß des ersten Feldherrn der Thebaner.

Doch welch ein Schluß erfolgt? –

SOSIAS

            Was für ein Schluß?

Daß ich hinein gehn werd. Ich bin sein Diener.

MERKUR

Sein Die–?

SOSIAS

       Sein Diener.

MERKUR

          Du?

SOSIAS

             Ich, ja.

MERKUR

            Amphitryons Diener?

SOSIAS

Amphitryons Diener, des Thebanerfeldherrn.

MERKUR

 – Dein Name ist?

SOSIAS

         Sosias.

MERKUR

           So –?

SOSIAS

              Sosias.

MERKUR

Hör, dir zerschlag ich alle Knochen.

SOSIAS

                 Bist du

Bei Sinnen?

MERKUR

  Wer gibt das Recht dir, Unverschämter,

Den Namen des Sosias anzunehmen?

SOSIAS

Gegeben wird er mir, ich nehm ihn nicht.

Mag es mein Vater dir verantworten.

...

Erscheint lt. Verlag 21.10.2011
Reihe/Serie Fischer Klassik Plus
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 18. Jahrhundert • 19. Jahrhundert • Ausrutscher • Doppelgänger • Identitätsverlust • Jammerlappen • Kadavergehorsam • Mythologie • Preußentum
ISBN-10 3-10-401969-X / 310401969X
ISBN-13 978-3-10-401969-7 / 9783104019697
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