Die Spur der Hebamme (eBook)

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2009 | 1. Auflage
672 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-55477-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Spur der Hebamme -  Sabine Ebert
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Sachsen im Jahre 1173: Die Hebamme Marthe und ihr Mann, der Ritter Christian, könnten mit ihrem Leben glücklich sein, doch da erreicht sie eine schlimme Nachricht: Randolf, Christians ärgster Feind, ist aus dem Heiligen Land zurückgekehrt. Und damit nicht genug: Eines Tages taucht im Dorf jener fanatische Beichtvater auf, dem Marthe und ihre Fähigkeit, die Menschen zu heilen, schon lange ein Dorn im Auge sind. Nur zu gern ergreift er die Gelegenheit, die Hebamme zu denunzieren. Christian will seine Frau in Sicherheit bringen, doch zu spät: Marthe muss sich wegen Hexerei vor einem Kirchengericht verantworten ... Die Spur der Hebamme von Sabine Ebert: Historischer Roman im eBook!

Sabine Ebert war als Journalistin und Sachbuchautorin tätig und begann aus Passion für deutsche Geschichte, historische Romane zu schreiben, die allesamt zu Bestsellern wurden.Ihr Debütroman 'Das Geheimnis der Hebamme' wurde von der ARD als Event-Zweiteiler verfilmt und in einer umjubelten Theaterfassung auf der Felsenbühne Rathen uraufgeführt.Mit dem Romanzyklus 'Schwert und Krone' kehrte sie in die Zeit zurück, mit der sie Millionen von Lesern für unsere Geschichte begeistern konnte. Alle fünf  Bände der großen Saga über die Zeit Barbarossas schafften es ebenfalls auf Anhieb in die Bestsellerlisten.Sabine Ebert lebt und arbeitet nach vielen Jahren in Freiberg und Leipzig nun in Dresden. Besuchen Sie auch die Homepage der Autorin:  www.sabine-ebert.de

Sabine Ebert war als Journalistin und Sachbuchautorin tätig und begann aus Passion für deutsche Geschichte, historische Romane zu schreiben, die allesamt zu Bestsellern wurden. Ihr Debütroman "Das Geheimnis der Hebamme" wurde von der ARD als Event-Zweiteiler verfilmt und in einer umjubelten Theaterfassung auf der Felsenbühne Rathen uraufgeführt. Mit dem Romanzyklus "Schwert und Krone" kehrte sie in die Zeit zurück, mit der sie Millionen von Lesern für unsere Geschichte begeistern konnte. Alle fünf  Bände der großen Saga über die Zeit Barbarossas schafften es ebenfalls auf Anhieb in die Bestsellerlisten. Sabine Ebert lebt und arbeitet nach vielen Jahren in Freiberg und Leipzig nun in Dresden. Besuchen Sie auch die Homepage der Autorin:  www.sabine-ebert.de

März 1173 in Christiansdorf


Herr, wir brauchen ein Hurenhaus!«

Verwundert starrte der Reiter – ein dunkelhaariger Ritter von etwa dreißig Jahren mit scharf geschnittenen Gesichtszügen – auf die alte Frau, die ihm trotz des Schneetreibens entgegengerannt war und sich auf die Knie geworfen hatte, um mit griesgrämiger Miene diese merkwürdige Mitteilung loszuwerden.

Mit einem stummen Seufzer zügelte er seinen Grauschimmel. Er war tagelang bei Kälte und Schnee unterwegs gewesen und war müde, hungrig, durchgefroren und nass bis auf die Haut. Und er sehnte sich nach seiner Frau.

Herr im Himmel, ich weiß, wir sollen unsere Nächsten lieben, doch bei diesem ewig zeternden Weib machst Du mir das wirklich schwer, dachte er grimmig angesichts der griesgrämigen Alten.

Die Bäuerin schien seinen Unwillen vor lauter Entrüstung gar nicht wahrzunehmen. »Man kann nicht mehr durchs Dorf gehen, ohne auf diese Schamlosen mit ihren halbnackten Brüsten und lüsternen Blicken zu treffen«, ereiferte sie sich. »Selbst auf die Ehemänner haben sie es abgesehen. Und vor all dem wilden Mannsvolk, das sich inzwischen hier niedergelassen hat, ist keine ehrbare Frau mehr sicher.«

An dir wird sich bestimmt niemand vergreifen, schoss dem Ritter durch den Kopf. Doch etwas musste vorgefallen sein, wenn ihm die Alte bei diesem Wetter regelrecht aufgelauert hatte, noch bevor er in seinem Haus angekommen war.

»Ich kümmere mich darum, Griseldis«, sagte er ungeduldig. »Nun geh endlich wieder an deinen warmen Herd!«

Wie es aussah, wollte der Winter in diesem Jahr kein Ende nehmen. Dabei war es schon Mitte März. Wenn der Schnee nicht bald schmolz, würde die Aussaat verspätet beginnen. Aber falls die Nachrichten zutrafen, die er in Meißen bei seinem Dienstherrn Markgraf Otto erfahren hatte, würde sein Dorf bald noch schlimmere Sorgen haben als eine verspätete Aussaat.

»Ja, Herr. Selbstverständlich, Herr.« Eifrig verbeugte sich die Alte und humpelte davon, während der Ritter sein Pferd wieder in Bewegung setzte. Der Grauschimmel wusste längst, dass sein Stall in der Nähe war, und strebte von selbst dorthin.

Wie jedes Mal, wenn er nach längerer Abwesenheit zurückkehrte, ließ Christian seine Blicke über die Flur schweifen und betrachtete die gewaltigen Veränderungen, die sein Dorf erfahren hatte, seit er vor knapp sechs Jahren mit einer Gruppe fränkischer Siedler hier eingetroffen war. Sie hatten ihre Heimat verlassen und waren mit ihm ins Ungewisse gezogen, um nach einer gefahrvollen Reise mitten in der Wildnis dem Dunkelwald ein Stück Land abzuringen und urbar zu machen. Doch dann war eine mächtige Ader Silbererz gefunden worden. Bald zogen Bergleute und Handwerker in so großer Zahl hierher, dass aus den ursprünglich vier Dutzend Bewohnern nun schon ein paar hundert geworden waren. Und es kamen auch Diebe, Abenteurer und Huren, mit denen es während seiner Abwesenheit wieder einmal Ärger gegeben haben musste, wollte er Griseldis glauben.

Männer und Frauen verbeugten sich und grüßten ehrerbietig, als sie ihren Herrn erkannten.

Im Gegensatz zu anderen Dörfern herrschte hier keine Winterruhe. Von allen Seiten hörte er das Schlagen und Pochen der Bergleute in den Gruben, die an Stelle von Feldern die Flur prägten, das Hämmern an den Scheidebänken und in der Schmiede. Aus den Schmelzhütten am Bach drang dicker Qualm.

Voller Vorfreude lenkte Christian den Grauschimmel auf den Hof seines Anwesens. Doch statt der erwarteten Marthe war es eine der Mägde, die ihm entgegenlief.

Wozu hat man eine hellsichtige Frau, wenn sie nicht einmal ahnt, dass ich komme, dachte er enttäuscht.

»Gott sei gepriesen, Ihr seid gesund zurück, Herr«, begrüßte ihn die Magd mit ehrlicher Freude.

Er dankte ihr für das Willkommen. »Wo ist meine Frau?«

»Es tut mir leid, Herr. Sie sagte, dass Ihr wohl heute eintreffen würdet. Wir haben Suppe auf dem Herd und heißes Wasser für ein Bad. Aber sie musste fort. Vorhin hat es in einer der Gruben ein Unglück gegeben.«

Wenigstens ist es keine Entbindung, zu der sie gerufen wurde, dachte Christian. Dann hätte es sein können, dass er sie den ganzen Tag nicht zu sehen bekam. Doch im nächsten Augenblick schalt er sich für seine Gedanken. Vielleicht hatte es Verletzte gegeben oder sogar Tote.

»Jemand soll ihr Bescheid sagen, dass ich da bin. Und ein heißes Bad wäre wunderbar.«

Die Magd entfernte sich rasch, während Christian begann, seinen Hengst trockenzureiben. Der Grauschimmel war zu unberechenbar, als dass er einen der Stallburschen an ihn heranlassen konnte. Nachdem er dem Pferd eine reichliche Portion Hafer gegeben hatte, ging er endlich ins Haus. Dort erwartete ihn schon die zehnjährige Marie, eine der beiden Stieftöchter seiner Frau aus ihrer ersten, erzwungenen und unglücklichen Ehe. Sie hatte seinen Sohn Thomas an der Hand. Scheu begrüßte Marie den Ankömmling, während der knapp Dreijährige begeistert seinem Vater entgegenstürzte. Erst umklammerte er Christians Beine, dann reckte er die Arme, um hochgenommen zu werden. Der Junge schmiegte sein Gesicht an die Wange seines Vaters, um im nächsten Augenblick zurückzuzucken und sich lautstark über die Bartstoppeln zu beschweren.

»Nachher lasse ich mich rasieren«, versprach Christian lächelnd. Stolz und zärtlich sah er auf seinen Sohn, der ihm mit seinen schwarzen Haaren und dunklen Augen wie aus dem Gesicht geschnitten war.

»Was macht deine Schwester?«, erkundigte er sich.

»Schläft. Sie kann immer noch nicht laufen«, entrüstete sich Thomas zur heimlichen Belustigung seines Vaters. »Aber alle sagen, dass sie es bald tut«, fügte er mit wichtigtuerischer Miene hinzu.

Clara war ein dreiviertel Jahr alt. Ihr Bruder hegte vom Tag ihrer Geburt an ritterliche Gefühle für seine Schwester und beobachtete genau jeden Fortschritt, den die Kleine machte.

Der Junge strampelte, um auf dem Boden abgesetzt zu werden, und zerrte seinen Vater zur Wiege, der nur zu bereitwillig mitging. Gerührt betrachtete er seine Tochter. Während Thomas nach ihm kam, versprach die kleine Clara mit ihren grünen Augen und dem kastanienbraunen Haar das Abbild ihrer Mutter zu werden. Jetzt schlief sie. Ihre Lippen zuckten leicht, als ob sie saugen würde, ihr Gesicht war rund und rosig. Jeden Tag dankte Christian Gott dafür, dass er ihn mit zwei gesunden Kindern gesegnet und dass seine Frau die Entbindungen überlebt hatte. Er konnte sich nicht vorstellen, wie er ohne Marthe sein sollte. Sie war die Liebe seines Lebens.

Mechthild, die Köchin, kam zu ihnen. »Wollt Ihr heiße Suppe, Herr? Das Bad ist gleich fertig.«

Christian beschloss, sich das Essen in der Küche geben zu lassen, die wegen der Brandgefahr etwas abseits des Haupthauses stand. Dort war es wärmer, und die Mahlzeiten wurden nicht kalt auf dem Weg in die Halle. Die Köchin füllte ihm eine Schüssel und schob ihm einen Kanten Brot zu. Frisch gebacken, merkte Christian beim ersten Bissen und sog den verführerischen Duft der Suppe ein, ehe er zu essen begann. Bohneneintopf, auf jene besondere Art mit Kräutern gewürzt, die nur Marthe beherrschte. Er tunkte das Brot in die Schüssel und ließ seinen Sohn davon abbeißen.

Die heiße Suppe und das Herdfeuer taten ihm gut. Erst jetzt merkte er, wie erschöpft und durchgefroren er war. Der harte Ritt hatte ihn trotz der Kälte schwitzen lassen. Seine in Heilkünsten erfahrene Frau würde darauf bestehen, dass er schnellstens die nassen Sachen ablegte und ins heiße Wasser stieg.

Er schob die Schüssel mit dem Rest der Suppe zu seinem Sohn, der ihn mit immer kleiner werdenden Augen ansah.

»Wenn du aufgegessen hast, gehst du schlafen.«

Der Junge verzog das Gesicht. »Noch nicht«, bettelte er.

»Gehorche, dann reiten wir morgen zusammen aus.«

Freudestrahlend sah Thomas zu ihm auf. Christian strich ihm über das seidige Haar. Nachdem er seinen Sohn wieder Marie übergeben hatte, ging er hinauf in die Schlafkammer, wo schon heißes Wasser im Badezuber dampfte und Tücher bereitgelegt waren.

Während er es genoss, wie sich sein Körper entspannte und durchgewärmt wurde, kreisten seine Gedanken um die Reise, von der er gerade zurückgekehrt war.

Was ihm sein Lehnsherr, Markgraf Otto von Meißen, aufgetragen hatte, konnte beträchtlichen Ärger mit sich bringen. Wieder einmal standen das Schicksal seines Dorfes und sein eigenes auf dem Spiel. Das Silber war Segen und Fluch zugleich. Es hatte ihnen zu einem gewissen Wohlstand verholfen, gemessen an den Entbehrungen der ersten harten Jahre nach ihrer Ankunft in der Einöde, aber auch Gier von Feinden geweckt, Blut und Leid gekostet.

Doch noch mehr beschäftigte ihn ein anderer Gedanke. Die nächsten Wochen würden Klarheit darüber bringen, was aus seinem erbittertsten Feind geworden war, mit dessen Rückkehr er schon seit Monaten rechnete. Der Mann, den zu töten er geschworen hatte.

 

Das Knarzen der Tür riss ihn aus seiner Versunkenheit.

Da stand sie, schlank und zierlich, noch mit Schneeflocken auf dem Umhang. Ihr Gesicht leuchtete vor Freude.

Mit einer schnellen Bewegung erhob sich Christian und stieg aus dem Zuber.

Marthe griff nach einem der Tücher und ging auf ihn zu, um ihn trockenzureiben. Doch er hinderte sie daran, indem er sie fest in seine Arme schloss und an sich zog. »Du hast mir gefehlt.«

Der Begrüßungskuss schien kein Ende zu nehmen. Schließlich löste sie sich von ihm und sagte, glucksend lachend: »Das sehe ich«, während sie ihren Blick seinen Körper hinabwandern ließ.

Sie verschränkte ihre Arme in seinem Nacken, küsste ihn sanft und flüsterte: »Ich hab dich auch vermisst.«

Er schob die Haube...

Erscheint lt. Verlag 2.10.2009
Reihe/Serie Die Hebammen-Saga
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 12. Jahrhundert • Anklage • Beichtvater • Christiansdorf • Freiberg • Hebamme • Heinrich • Hexenprozess • Hexerei • historische Romane Bestseller • Historische Romane Deutschland • historische romane mittelalter • historische Romane Sabine Ebert • Historische Romane Serie • Inquisition • Kirchengericht • Liebesgeschichte • Löwe • Markgraf Dietrich • Markgraf Otto • Marthe • Mittelalter • randolf • Räuber • Räuberbanden • Ritter • Romane Mittelalter • Sabine Ebert Hebamme • Sabine Ebert Hebammen Saga Reihenfolge • Silberbergbau • Starke Frauen • Turnier • Überfälle • Wasserprobe
ISBN-10 3-426-55477-1 / 3426554771
ISBN-13 978-3-426-55477-7 / 9783426554777
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