Reise um die Erde in 80 Tagen (eBook)

Roman

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2011 | 1. Auflage
260 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-401794-5 (ISBN)

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Reise um die Erde in 80 Tagen -  Jules Verne
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Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon. Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. Der exzentrische Engländer Phileas Fogg bietet seinen Freunden eine abenteuerliche Wette an: Gelingt es ihm nicht, in 80 Tagen einmal um die Welt zu reisen, verliert er sein gesamtes Vermögen. Selbstverständlich gibt es reguläre Wasser- und Landverbindungen, die eine Reise um die Erde möglich machen. Aber in 80 Tagen? Topp, die Wette gilt! Phileas Fogg setzt all sein Hab und Gut aufs Spiel, um zu beweisen, wie klein die Welt geworden ist. Es beginnt eine kuriose, abenteuerliche und spannende Reise rund um den Globus, die vor dem Traualtar endet.

Jules Verne wurde 1828 in Nantes geboren. Er studierte Jura und schrieb schon während des Studiums Theaterstücke und Erzählungen. Seine Romane, die ab 1863 erschienen, waren von Anfang an Bestseller. Als Begründer der modernen Science-Fiction-Literatur ist Jules Verne zum Klassiker und Begründer neuer Mythen geworden. Er starb 1905 in Amiens.

Jules Verne wurde 1828 in Nantes geboren. Er studierte Jura und schrieb schon während des Studiums Theaterstücke und Erzählungen. Seine Romane, die ab 1863 erschienen, waren von Anfang an Bestseller. Als Begründer der modernen Science-Fiction-Literatur ist Jules Verne zum Klassiker und Begründer neuer Mythen geworden. Er starb 1905 in Amiens.

I
Phileas Fogg und Passepartout finden sich als Herr und Diener


Im Jahre 1872 wurde das Haus Savile Row 7, im Londoner Stadtteil Burlington Gardens, in dem der Komödiendichter, Politiker und Staatsdiener R. B. Sheridan 1816 gestorben war, von Phileas Fogg bewohnt, der ein ganz besonderes und auffälliges Mitglied des Reform-Clubs von London war, obwohl er sich alle Mühe gab, keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Auf Sheridan, einen der größten Redner, deren sich England rühmen kann, folgte also als Bewohner dieses Hauses der geheimnisvolle Phileas Fogg, Esq. Von ihm war nicht viel mehr bekannt, als daß er ein vollendeter Gentleman und einer der bestaussehenden Männer der englischen Oberschicht war.

Man sagte, daß er Lord Byron ähnelte, da er dasselbe schöne Gesicht hatte, ohne daß sein Fuß, wie der des Dichters, verkrüppelt war. Aber er war ein Byron mit Schnauzer und Backenbart, ein leidenschaftsloser Byron. Und ein altersloser Mann.

Phileas Fogg war untrüglich ein Engländer, aber er war vielleicht kein Londoner. Man war ihm weder an der Börse noch in einer Bank, noch in einem Kontor der Londoner City je begegnet. Nie hatte an einem Kai und in einem Dock von London ein Schiff angelegt, dessen Reeder Phileas Fogg gewesen wäre. Dieser Gentleman gehörte keinem Aufsichtsrat an. Sein Name war weder in einer Anwaltskanzlei vernommen worden noch bei den Rechtsgelehrten im Temple, im Lincoln’s Inn und im Gray’s Inn. Nie hatte er als Anwalt vor den Schranken der obersten Gerichtshöfe und Berufungsgerichte für Staats-, Straf-, Zivil-, Finanz- und Kirchenrechtsverfahren ein Plädoyer gehalten. Er war weder Industrieller noch Kaufmann, noch Landwirt. Er war weder Mitglied des Königlichen Instituts von Großbritannien noch des Instituts von London, noch der Handwerkskammer, noch des Russell-Instituts, noch des Literarischen Abendländischen Instituts, noch des Rechtsinstituts, noch jenes Instituts der Vereinigten Künste und Wissenschaften, das unmittelbar unter dem Schutz Ihrer Königlichen Majestät steht. Schließlich gehörte er auch keiner der zahlreichen Gesellschaften an, von denen es in der englischen Hauptstadt nur so wimmelt: von der »Gesellschaft der Ziehharmonikafreunde« bis zur »Entomologischen Gesellschaft«, deren satzungsgemäßes Ziel die Ausrottung schädlicher Insekten war.

Phileas Fogg war lediglich Mitglied des Reform-Clubs.

Wer sich darüber wundern sollte, daß ein so geheimnisvoller Gentleman Mitglied dieser ehrenwerten Vereinigung war, dem sei gesagt, daß er auf Empfehlung der Gebrüder Baring aufgenommen worden war, bei deren Bank er ein Konto unterhielt. Aus der Tatsache, daß seine Schecks immer gedeckt waren, weil sich sein Konto stets im Haben befand, bezog er ein gewisses Ansehen.

Zweifellos war dieser Phileas Fogg ein reicher Mann. Aber wie er zu seinem Reichtum gekommen war, das wußten auch die bestinformierten Leute nicht zu sagen, und Mr.Fogg war der letzte, den man danach fragen konnte. Jedenfalls trat er nirgendwo verschwenderisch auf, war aber auch nicht geizig. Denn überall, wo es der Unterstützung für eine gute Sache bedurfte, leistete er sie im stillen und sogar anonym.

Alles in allem wäre »mitteilsam« das Wort, das am wenigsten zu diesem Gentleman paßte. Er sprach so wenig wie möglich und, verschwiegen wie er war, erschien er um so geheimnisvoller. Dennoch spielte sich sein Leben vor aller Augen ab, aber was er machte, tat er mit der mechanischen Gleichmäßigkeit eines Uhrwerks, so daß die Phantasie der Menschen unbefriedigt blieb und sie sich etwas dazuerfinden mußte.

Weit gereist war er sehr wohl, denn niemand kannte sich wie er auf dem Globus aus. Es gab keinen noch so abgelegenen Ort der Welt, über dessen Besonderheiten er nicht Bescheid zu wissen schien. Gelegentlich stellte er mit knappen und klaren Worten die unzähligen Mutmaßungen richtig, die im Club über Reisende kursierten, die sich verirrt hatten oder verschollen waren. Er hielt sich streng an die Tatsachen, und die Aufdeckung der wahren Umstände solcher Ereignisse gab ihm letztlich immer recht. Dieser Mann schien die ganze Welt bereist zu haben – zumindest im Geiste.

Allerdings stand fest, daß Phileas Fogg seit vielen Jahren London nicht mehr verlassen hatte. Diejenigen, die die Ehre hatten, ihn ein wenig besser als andere zu kennen, bestätigten, daß ihn niemand, außer auf seinem täglichen direkten Weg von seinem Haus zum Club, je woanders gesehen haben konnte. Zeitungslektüre und Whistspiel waren sein einziger Zeitvertreib. Bei diesem Spiel ohne viel Worte, das seiner Natur so angemessen war, gewann er oft. Aber seine beträchtlichen Gewinne blieben nie in seiner Börse, sondern vergrößerten nur sein Budget für wohltätige Zwecke. Übrigens muß man dazu sagen, daß Mr.Fogg wirklich aus Freude am Spiel spielte und nicht, um zu gewinnen. Das Spiel war für ihn ein Kampf, bei dem es Widrigkeiten zu überwinden galt, aber ohne sich bewegen zu müssen und ohne zu ermüden. Und das paßte zu seiner Wesensart.

Es war nichts davon bekannt, daß er Frau oder Kinder hatte, was bei den ehrbarsten Männern vorkommt. Und man wußte auch nichts von Verwandten oder Freunden, was schon seltener war. Phileas Fogg lebte allein in seinem Haus in der Savile Row, das niemand außer ihm betrat. Vom Inneren dieses Hauses war nie die Rede. Ein einziger Bediensteter genügte ihm. Das Mittag- und das Abendessen nahm er immer im Club ein, immer zur selben Zeit, im selben Saal und am selben Tisch. Es kam selten vor, daß er ein anderes Clubmitglied an seinen Tisch bat, Fremde schon gar nicht. Er ging nur zum Schlafen nach Hause, stets pünktlich um Mitternacht, und machte also nie von den komfortablen Zimmern Gebrauch, die den Mitgliedern im Club zur Verfügung stehen. Von den vierundzwanzig Stunden eines Tages verbrachte er zehn zu Hause, schlafend oder mit seiner Toilette. Wenn er promenierte, tat er das stets, mit gleichmäßigem Schritt, auf dem mit Einlegearbeiten verzierten Parkettboden der Eingangshalle des Clubs oder auf der kreisförmigen Galerie, über die sich eine Kuppel aus blauen Glasscheiben wölbte, die von zwanzig ionischen Säulen aus rotem Porphyr getragen wurde. Wenn er zu Mittag oder zu Abend speiste, wurden ihm die schmackhaftesten Delikatessen aus den Küchen, der Speisekammer, der Anrichte, der Fisch- und Milchkammer des Clubs aufgetischt. Die ernsten, schwarzgekleideten Bediensteten des Clubs trugen ihm, geräuschlos auf Filzsohlen gehend, die Speisen in einem besonderen Porzellan und auf wunderbarem Damast auf; in den kostbaren Karaffen des Clubs servierte man ihm seinen Sherry, Portwein oder seinen roten Bordeaux, gewürzt mit Zimt, Farnkraut und Zinnamom; schließlich hielt das Eis, das der Club mit hohem Kostenaufwand von den nordamerikanischen Seen kommen ließ, seine Getränke zufriedenstellend frisch.

Wenn man diese Lebensart als exzentrisch bezeichnen will, muß man zugeben, daß die Exzentrizität ihr Gutes hat!

Das Haus in der Savile Row war nicht luxuriös, aber es zeichnete sich durch einen sehr hohen Komfort aus. Da der Hausherr ein äußerst geregeltes Leben führte, war im übrigen ein geringer Bedienaufwand nötig. Dennoch verlangte Phileas Fogg von seinem einzigen Hausdiener eine außergewöhnliche Pünktlichkeit und Regelmäßigkeit im Dienst. Gerade an diesem 2. Oktober hatte Phileas Fogg seinem Diener James Forster gekündigt, da der junge Mann sich des Vergehens schuldig gemacht hatte, ihm Rasierwasser zu bringen, das nur vierundachtzig Grad Fahrenheit warm war statt der gewünschten sechsundachtzig Grad. Und nun erwartete er einen Bewerber um dessen Nachfolge, der sich zwischen elf und halb zwölf vorstellen sollte.

Phileas Fogg saß im Sessel, die Hacken militärisch eng aneinandergepreßt, die Hände auf die Knie gestützt, und fixierte erhobenen Hauptes den Zeiger der Standuhr, die mit ihrem komplizierten Räderwerk Stunden, Minuten und Sekunden, aber auch Tag, Monat und Jahr anzeigte. Punkt halb zwölf würde Mr.Fogg das Haus verlassen, um sich in den Reform-Club zu begeben.

Da klopfte es an die Tür des kleinen Salons, in dem sich Phileas Fogg aufhielt. Der entlassene James Forster trat ein und meldete: »Der neue Diener.«

Ein junger Mann von etwa dreißig Jahren erschien und grüßte.

»Sie sind Franzose, und Sie heißen John?« fragte Phileas Fogg.

»Jean, wenn es dem gnädigen Herrn gefällt«, antwortete der Ankömmling, »Jean Passepartout, ein Beiname, den man mir für meine natürliche Gabe verliehen hat, daß ich die schwierigsten Situationen bewältigen kann. Ich halte mich für einen ehrlichen Burschen, gnädiger Herr, aber offen gesagt habe ich schon mehrere Berufe ausgeübt. Ich war Straßensänger, Kunstreiter im Zirkus, Voltigierkünstler und Seiltänzer. Dann wurde ich Turnlehrer, um mein Talent nützlicher anzuwenden. Und zuletzt war ich Feuerwehrmann in Paris, wo ich mich bei einigen bedeutenden Bränden ausgezeichnet habe. Aber vor fünf Jahren habe ich Frankreich verlassen, und weil ich mich nun für das häusliche Leben zu interessieren beginne, bin ich Kammerdiener in England geworden. Da ich gerade keine Stelle hatte und hörte, daß bei Herrn Phileas Fogg, dem ordentlichsten und seßhaftesten Mann im Vereinigten Königreich, eine solche frei werde, stelle ich mich bei dem Herrn vor. Ich hoffe, in Ihren Diensten in Ruhe alt werden und die unruhigen Zeiten vergessen zu können, einschließlich dieses Hans-Dampf-in-allen-Gassen-Namens Passepartout.«

»Passepartout gefällt mir«, erwiderte der Gentleman. »Sie sind mir empfohlen worden. Die Auskünfte über Sie sind positiv. Sie kennen die Vertragsbedingungen?«

»Ja, gnädiger...

Erscheint lt. Verlag 7.10.2011
Reihe/Serie Fischer Klassik Plus
Übersetzer Manfred Kottmann
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 19. Jahrhundert • Abenteuerroman • Abenteurer • Fantasie Phantasie • Frankreich • Island • neunzehntes • Sciencefiction
ISBN-10 3-10-401794-8 / 3104017948
ISBN-13 978-3-10-401794-5 / 9783104017945
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