Das Dornröschen-Projekt (eBook)

Krimi
eBook Download: EPUB
2011 | 1. Auflage
352 Seiten
carl’s books (Verlag)
978-3-641-06272-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Dornröschen-Projekt -  Christian Ditfurth
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Manchmal steckt das Leben voller Überraschungen: Erst steigt Mattis alte Jugendliebe Lily zu ihm ins Taxi - aus der radikalen Weltverbesserin von einst ist eine schicke Anwältin geworden - und dann lässt ein Unbekannter eine DVD im Auto liegen. Und damit hat das beschauliche Leben der drei WG-Freunde - dem Taxifahrer und Fast-Deutschlehrer Matti, dem immermüden Dornröschen mit ihrem hellwachen Verstand und dem dicken, großen Twiggy - ein jähes Ende. Zwei alte Freunde lassen bei dem Versuch, an die Daten heranzukommen, ihr Leben. Am Ende laufen die Fäden in die Chefetagen der Politik. Und war Lilys Auftauchen wirklich bloßer Zufall? Ein spannendes Kriminalstück aus Berlin mit altlinken Originalen, mit denen man als Leser sofort per Du ist ...

Christian v. Ditfurth, geboren 1953, ist Historiker und lebt als freier Autor in Berlin und in der Bretagne. Neben Sachbüchern und Thrillern wie »Der 21. Juli« und »Das Moskau-Spiel« hat er die Krimiserie um den Historiker Josef Maria Stachelmann und die Eugen-de-Bodt-Serie veröffentlicht. »Tanz mit dem Tod« ist der Auftakt einer historischen Krimiserie um den Polizeikommissar Karl Raben, die im Berlin der 1930er Jahre beginnt.

"11: I Can See For Miles (S. 192-193)

Zwei Tage später. Auf der Fahrt zum Versteck waren sie fröhlich. Wie gut, dass sie die materiellen Reste ihres revolutionären Kampfes nicht im Landwehrkanal entsorgt und Lissagary ganz aufgelöst hatten. Sie bargen die Semtex-Kiste mit den Zündern, die eigentlich dem Klassenfeind den entscheidenden Schlag hatte versetzen sollen und nun schnöderem Zweck zugeführt wurde. »Besser als gar nicht«, sagte Twiggy, denn schließlich hatten sie für den tschechischen Plastiksprengstoff und die elektrischen Zünder einiges abdrücken müssen an italienische Genossen, die auf der Flucht vor den Carabinieri, Interpol und westeuropäischen Bullen und gewiss auch diversen östlichen Geheimdiensten Geld gebraucht hatten und mit Erfolg das Prinzip durchsetzten, dass bei Tauschbeziehungen unter Genossen keinesfalls die Zwangslage des einen Beteiligten ausgenutzt werden durfte, was am Ende dazu führte, dass Twiggy und Matti aus schlechtem Gewissen viel zu viel bezahlt hatten. Es hatte lange in ihnen genagt, dass sie den Semtex ebenso wenig wie die Makarows einer auch dem Preis angemessenen Bestimmung widmen konnten. Nun gewann das Waffenarsenal aus revolutionärer Zeit doch einen Sinn. Alles fügt sich, man muss nur geduldig sein. »Es darf aber keiner verletzt werden«, sagte Matti, als sie am Nachmittag am Küchentisch saßen, die erdverschmierte Kiste stand in der Mitte.

»Das kriege ich hin«, sagte Dornröschen nachdenklich. Sie gingen ihren Plan noch einmal Schritt für Schritt durch, genauer gesagt, war es zwar ihr Plan, aber Dornröschen war diejenige, die ihn verwirklichen musste. »Dafür darfst du auch wieder beim Mau-Mau gewinnen«, sagte Matti, und Dornröschen schnitt ihm eine fiese Grimasse. Am Abend packte sie alle Utensilien ein, und sie vergewisserten sich, dass sie nichts vergessen hatte. »Wenn du irgendeinen Zweifel hast, dass was schieflaufen könnte, machst du nichts, ist klar, ja?«, mahnte Matti. Er hatte Schiss. Wittmann, der Reinigungsfritze, brachte sie mit seinem Peugeot wieder zur Computerfirma. Am wolkenlosen Himmel stand der Vollmond mit seinen Pockennarben, die Konturen scharf gezeichnet in der Schwärze.

Nachdem Wittmann sie hineingelassen hatte, zog Dornröschen ihre Gummihandschuhe an, und die Hagere gab ihre Anweisungen. Zuerst die Toiletten, was auch sonst? Dann den elend langen Flur, in dessen nassem Boden sich die Neonröhren faserig spiegelten. Es war leise, ab und zu sprang der Kühlschrank in der kleinen Küche an und brummte, um sich bald wieder auszuschalten. Die Tür zur fensterlosen Küche stand offen. Darin waren eine Unterzeile mit Spüle, ein Herd mit Stahlkochstellen und einer Dunstabzugshaube, an der Wand gegenüber der Kühlschrank, an der Rückwand ein kleiner Tisch mit drei Stühlen.

Immerhin stand auf dem Tisch eine Espressomaschine, daneben eine Zuckerdose. Dornröschen wischte die Oberflächen ab, es waren nur wenige Kaffeeflecken, dann öffnete sie die Unterzeile und wischte auch dort. Sie erkannte auf den ersten Blick, dass hier genug Platz sein würde. Sie überlegte, wie sie es am besten anstellte, dann ging sie zur Garderobe, zögerte, nahm dann aber entschlossen ihre Tasche und trug sie in die Küche. Wenn die Hagere oder deren Kollegin sie fragen sollten, was sie tat, dann würde sie sagen, ihr sei übel, sie müsse eine Kleinigkeit essen. Und sie würde die Aktion abbrechen. Aber die beiden anderen waren in den Büros beschäftigt und kümmerten sich nicht um Dornröschen.

Die trug ihre Tasche in die Küche und packte die Plastiktüte mit dem Sprengsatz und dem Wecker aus. Sie stellte den Wecker auf halb vier Uhr morgens und schloss die Tür des Unterzeilenschranks. Dann trug sie die Tasche zurück und nahm eine zweite Plastiktüte heraus, aus der sie die Silikonpads, mit denen sie die Fingerabdrücke aus der S-Klasse gesammelt hatten, entnahm und in die Taschen ihres Kittels steckte. Sie ging zurück in die Küche und drückte jeweils ein Pad auf die Klinke und auf die Metallknöpfe des Unterzeilenschranks. Daraufhin ging sie ins Klo und drückte weitere Pads auf Klinken und Armaturen. Sie schlich den Flur entlang und lauschte, wo die beiden anderen waren. Sie betrat ein Büro, das schon gereinigt war, und verteilte weitere Abdrücke.

Das Gleiche an der Eingangstür. Sie überlegte einen Augenblick und beschloss, das Schicksal nicht herauszufordern. Sie packte die restlichen Pads in ihre Tasche, dann fand sie die Hagere in einem Büro und ließ sich neue Arbeit zuteilen. Als Matti viel zu früh, um fünf Uhr, von der Nachtschicht zurückkam, saßen Twiggy und Dornröschen immer noch müde in der Küche. Das Radio lief. Matti war gespannt, und Dornröschen sagte nur: »Es muss geklappt haben.« Sie befand sich gerade in der späten Hoffnungsphase, kurz vor dem Umschlag in die erste Periode der Enttäuschungsphase. »Am besten vernichten wir den Rest von dem Zeug«, sagte Matti."

Erscheint lt. Verlag 29.8.2011
Reihe/Serie Die Dornröschen-Reihe
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte Berlin • eBooks • Heimatkrimi • Krimi • Kriminalromane • Krimis • linke Szene • Stasi • Verfassungsschutz
ISBN-10 3-641-06272-1 / 3641062721
ISBN-13 978-3-641-06272-9 / 9783641062729
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