Die politische Idee der Integration. -  Burkhard Wilk

Die politische Idee der Integration. (eBook)

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2011 | 1. Auflage
211 Seiten
Duncker & Humblot GmbH (Verlag)
978-3-428-53547-7 (ISBN)
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Burkhard Wilk spricht sich in seiner politisch-philosophischen Schrift für eine Integrationspolitik aus, die sich an einem Integrationsbegriff orientiert, der mit der abstrakten Vernunft übereinstimmt. Im Mittelpunkt seiner Darstellung steht das in unserem ethischen Gesellschaftsvertrag vereinbarte Wertesystem, welches durch den polardialektischen Wert der Menschenwürde als höchsten Wert geprägt ist. Allein dieses Einheit stiftende System, welches Pluralität in Gebundenheit an den Wert der Würde zulässt, ist der Maßstab der Integrierung von Zuwanderern. Die Idee der Integration ist verwirklicht, wenn sich der Zuwanderer mit diesem System einschließlich der Erstrangigkeit der Menschenwürde identifiziert, wobei es nicht ausreicht, dass er sich bereit erklärt, die aus dem Wertesystem entwickelten staatlichen Rechtsnormen einzuhalten. Die Idee verlangt vielmehr die Internalisierung des Wertesystems. Dies ist erreicht, wenn der Zuwanderer zu unserem vom Würdebegriff geprägten Wertesystem freiwillig und aus ethischer Überzeugung 'Ja' sagen kann. Erst durch diese ethische Gesinnung kann die für die gesellschaftliche Einheit notwendige Identität herbeigeführt werden - können Menschen vereinigt werden. Die Aufgabe der Politik besteht darin, den Weg in das Wertganze zu gestalten und zu steuern, wobei der Maßstab der Politik wiederum nur unser gesellschaftlich vereinbartes Wertesystem sein kann. Hieraus folgen ethische Prinzipien, die die Politik bei der Integrierung von Zuwanderern zu beachten hat.

Burkhard Wilk, geboren am 28.1.1955 in Gotha, studierte Rechtswissenschaften an der Universität in Marburg. Im Anschluss daran war er am dortigen Fachbereich Bürgerliches Recht, Arbeitsrecht und Rechtsphilosophie als wissenschaftlicher Assistent tätig und promovierte über den Schadensbegriff. Seit 1986 ist Wilk Rechtsanwalt in Kassel. Seine Schwerpunkte liegen auf den Gebieten des Haftungs- und Schadensersatzrechts sowie des Arbeitsrechts. Seit 2007 ist Wilk auch als Mediator tätig.

Vorwort 6
Inhaltsverzeichnis 8
Einleitung 12
A. Überblick über die unterschiedlichen Bedeutungen des Terminus Integration 14
I. Integration im allgemeinen Sprachgebrauch 14
II. Philosophische und soziologische Deutungen der Integration 15
1. Das einheitliche Prinzip bei Spencer 15
2. Die synthetische Einheit bei Hegel 15
3. Soziologischer Integrationsbegriff 17
III. Integrationskonzepte in der Zuwanderungsdebatte 17
1. Integration, Assimilation und Akkulturation 18
a) Die strukturelle Integration bei Hoffmann-Nowotny 18
b) Das handlungstheoretische Konzept Essers 19
c) Die Beschreibung der Akkulturation durch Heckmann 20
2. Die Idee des „melting pot“ 22
3. Multikulturalität, Leitkultur und transkulturelle Identität 22
a) Die Lehre vom reinen Multikulturalismus 22
b) Aufgeklärte Multikulturalität 23
c) Leitkultur 23
d) Integration als transkulturelle Identität 24
IV. Integration von Zuwanderern in der parteipolitischen Debatte 25
B. Der Integrationsbegriff als vernünftige Grundlage einer politischen Idee 29
I. Begriffliches Denken und dialektisches Bewerten 29
II. Begriffliches Denken als Vernunftkriterium des gesellschaftlichen Dialogs 34
III. Der Allgemeinbegriff der Integration 37
IV. Der Artbegriff der gesellschaftlichen Integration von Zuwanderern 40
V. Die gesellschaftliche Einheit als das Wesen der Integration 42
1. Der Gesellschaftsvertrag 42
a) Das Gesellschaftsganze als integrierte Gesellschaft 42
b) Die Staatsbildung als weiterer Akt der gesellschaftlichen Zwecksetzung 45
c) Der Inhalt des Gesellschaftsvertrages: ein ethischer Wertkonsens 49
aa) Die relative und polardialektische Struktur des ethischen Wertes 49
bb) Das Wesen des gesellschaftsethischen Wertesystems 55
d) Die Einheit des gesellschaftlichen Wertesystems – Die Würde des Menschen als oberster Wert 60
e) Konkretisierung des gesellschaftsethischen Wertesystems in der staatlichen Verfassung und Rechtsordnung 65
f) Abgrenzung der gesellschaftsethischen Wertordnung vom religiös-ethischen Wertesystem 68
2. Der ethische Gehalt der Werte der Würde und Freiheit des Menschen 72
a) Der Wert der ethischen Existenz 72
b) Der ethische Wert der Freiheit 76
c) Die Idee der Menschenwürde im ethischen Spannungsverhältnis 80
d) Reale Menschenrechte und deren Wert 85
e) Das ethische Prinzip der Toleranz – eine konkrete Form der Menschenwürde und kein Prinzip der Wertebeliebigkeit 88
f) Die Basiswerte der Würde und ethischen Freiheit des Menschen als Maßstab gesellschaftsethischer Veränderungsprozesse 92
g) Identität von Wertesystem und Gesellschaftskultur 94
VI. Zuwanderung in die gesellschaftliche Einheit 97
1. Das Wertesystem des Gesellschaftsganzen als Bezugsrahmen des gesellschaftlichen Integrationsprozesses 97
a) Das gesellschaftsethische Wertesystem in seiner Ganzheit als Integrationsangebot 97
aa) Angebot zur gleichberechtigten gesellschaftlichen Teilhabe 98
bb) Die ethisch-verpflichtende Seite des gesellschaftlichen Integrationsangebots 101
b) Gegensätzliche Wertesysteme im Spannungsverhältnis 104
aa) Die Scharia – die Wertordnung der Muslime 104
bb) Unterschiedliche Ausrichtung der Wertordnungen 106
cc) Auflösung des dialektischen Widerspruchs 107
2. Die Integrierung – ein Identifikationsprozess mit dem gesellschaftsethischen Wertesystem 124
a) Gesellschaftsethische Integration – die Synthese eines vernünftigen dialektischen Bewusstseinsprozesses 124
b) Gesellschaftsethische Identifikation – ein innerer Überzeugungsakt 127
c) Gesellschaftsethische Identifikation – keine menschenunwürdige Assimilation 129
d) Die „äußere Integration“ – Mindestanforderung des gesellschaftlichen Zusammenlebens 132
3. Die emotionalen Faktoren der Integrierung 136
VII. Integration als Basis eines ethisch-politischen Patriotismus 140
1. Die Verfassung als Bezugsgröße des Patriotismus 140
2. Die Liebe zur ethisch politischen Heimat 143
3. Patriotische Gefühlsvielfalt 147
VIII. Die politische Verwirklichung einer Idee 148
1. Der Begriff der Integrationspolitik 148
a) Vernunft statt machtbewusster Durchsetzung politischer Interessen 148
b) Der ganzheitliche teleologische Ansatz der Politik 150
2. Politische Prinzipien der Integration 153
a) Die Integrationsidee als oberstes Ziel der Integrationspolitik 153
b) Ohne integrierte Aufnahmegesellschaft keine Integration von Zuwanderern 156
c) Keine politische Zwangsassimilierung 159
d) Keine Ergebnisoffenheit des politisch ethischen Dialogs 162
e) Vertrauen gegen Vertrauen 166
f) Integration trotz Segregation? 169
g) Integration ins Wertesystem aus dem Wertesystem 173
h) Bildung, Bildung und nochmals Bildung 176
IX. Recht und Rechtsprechung – Teil der gesellschaftsethischen Integrierung 181
1. Die Aufgabe des Rechts 181
2. Die Rechtsprechung: Rationaler Akteur des Integrationsprozesses 183
3. Die Glaubensfreiheit – kein Wert „de luxe“ 190
X. Die Rolle der Religionen 193
1. Die voluntaristische Prägung des Islam 193
2. Religiöser Dialog – die Chance zur vollendeten Integration 196
Literaturverzeichnis 204
Stichwortverzeichnis 209

B. Der Integrationsbegriff als vernünftige Grundlage einer politischen Idee (S. 28-29)

I. Begriffliches Denken und dialektisches Bewerten


Die Darstellung des gegenwärtigen Meinungsstandes über die Integration macht deutlich, dass kaum versucht wird gemäß der klassischen Logik den Gattungsbegriff und die Artmerkmale der Integration zu definieren, um daraus wiederum logische Schlussfolgerungen für die politische Integration von Zuwanderern zu ziehen.

Dabei wird von mir nicht verkannt, dass abstrakte Begriffe oder die Begriffsbildungen, die an Einzelgegenständen (Individualbegriff), an Gegenständen einer Art (Artbegriff) oder Gattungen (Gattungsbegriff) orientiert sind, in den Politik- und Gesellschaftswissenschaften schon immer in der Kritik standen und bezüglich ihrer Tauglichkeit in Frage gestellt wurden, eine Tendenz, die im Übrigen mit einer Entfernung vom logisch begrifflichen Denken aristotelischer Prägung einherging. Dabei beruft man sich gerne auf Hegel, der in seiner Einleitung zur Rechtsphilosophie ausführte, dass es die Philosophie mit Ideen, und darum nicht mit bloßen Begriffen, die er auch reineVerstandesbestimmungen nannte, zu tun habe. Die Philosophie zeige vielmehr nur deren Einseitigkeit und Unwahrheit auf.

Dabei ist ein Begriff nichts anderes als ein reiner Denkinhalt oder geistiger Inhalt des Gehirns, der sich auf einen Gegenstand bezieht und diesen sozusagen als Einheit von Merkmalen, die dem jeweiligen Gegenstand entsprechen, geistig erfasst. Unter Gegenstand ist dabei jede Existenz, die Bezugspunkt des Denkens sein kann, gemeint. 2 Der Begriff im ontologischen Sinne3 bezieht sich somit nur darauf, wie oder was ein Seiendes bzw. die Welt als Gesamtheit aller Seienden ist.

Ein solcher Begriff beschreibt das Sein als solches. Der Inhalt des Begriffs hängt somit nicht davon ab, welche Bedürfnisse der Mensch zu den Seienden hat, wie er sie subjektiv bewertet oder wie er die Welt gerne hätte bzw. wie sie sein soll. Ich will im vorliegenden Zusammenhang nicht auf die unterschiedlichsten Arten der Begriffsbildungen als bestimmte logische Operationen, durch die der Inhalt der Begriffe erschlossen wird, eingehen und auch nicht die „Gretchenfrage der Philosophie“ 5 aufrollen, woher wir die Begriffe haben. Fest steht allerdings: Ohne Begriffe, die sich in ihrem Ursprung immer an realen, sinnlich wahrnehmbaren Seienden zu orientieren haben, ist wissenschaftliches Erkennen, Urteilen und Schließen sowie logisches Denken nicht möglich, eine Tatsache, welche in der Mathematik, die es mit Zahlbegriffen zu tun hat, und den Naturwissenschaften völlig außer Frage steht.

Dass man sich in den Geisteswissenschaften und in der Politik dagegen zunehmend vom begrifflichen Denkenverabschiedet, ist deshalbumso verwunderlicher, als feststehen dürfte, dass es ohne begriffliches Denken an sich auch keine Kommunikation, keinen Dialog, keine Verständigung und damit auch keinen Konsens geben kann. Der unbestreitbare Vorteil einer systematisch-logischen Begriffsbildung liegt darin, dass jeder Begriff seinen festen Bezugsrahmen hat, der ihn von anderen Begriffen abgrenzt.

Das hat wiederum seinen Grund darin, dass es bei der Begriffsbildung darum geht die Abgrenzungs- und Unterscheidungsmerkmale zu finden, die den begrifflich zu erfassenden Gegenstand von allen ihm ähnlichen Gegenständen trennt. Allein dadurch werden die Begriffe schon zur unverzichtbaren Voraussetzung für das logische Denken und einem seiner tragenden Grundsätze, nämlich dem Identitätssatz, wonach ein Gedanke bei seinerWiederholung einen und denselben stabilen Inhalt haben muss.

Erscheint lt. Verlag 18.4.2011
Zusatzinfo 211 S.
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften
Recht / Steuern
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Politische Theorie
Schlagworte Integration • Integrationspolitik • Menschenwürde • Zuwanderung
ISBN-10 3-428-53547-2 / 3428535472
ISBN-13 978-3-428-53547-7 / 9783428535477
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