Der große Gatsby (eBook)

Roman - Neu übersetzt von Lutz-W. Wolff
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2011 | 1. Auflage
256 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-40718-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der große Gatsby -  F. Scott Fitzgerald
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Ein Klassiker der Moderne erstmals bei dtv - in einer brillanten Neuübersetzung Die Geschichte von Jay Gatsby, einem einsamen reichen Geschäftsmann, der seiner längst verlorenen Liebe nachjagt, wurde zu einem der größten Klassiker der amerikanischen Literatur. Der Roman aus dem Jahr 1925 erzählt von der Genusssucht und Langeweile der Roaring Twenties und der Sinnlosigkeit des mondänen Lebens. F. Scott Fitzgerald beschreibt auf einzigartige und authentische Weise sowohl ein Stück Zeitgeschichte als auch menschliche Tragödien. Die schlichte und zugleich poetische Sprache des Romans ist in dieser Neuübersetzung perfekt getroffen. Mit umfangreichem Anhang zu Leben und Werk Fitzgeralds 

F. Scott Fitzgerald, geboren am 24. September 1896 in St. Paul, Minnesota, studierte an der Princeton University Literatur, brach das Studium aufgrund seiner Leidenschaft für das Schreiben jedoch bald ab. 1920 erschien sein erster Roman 'Diesseits vom Paradies'. Während seiner Reisen nach Frankreich lernte er in Paris Ernest Hemingway kennen und vollendete dort 1925 sein berühmtestes Werk 'Der große Gatsby', das sich zu Lebzeiten allerdings nicht gut verkaufte. Auch seine späteren Werke waren finanzielle Misserfolge, Fitzgerald verfiel dem Alkohol und hatte Depressionen. Ab 1937 arbeitete er als Drehbuchschreiber in Hollywood, wo er am 21. Dezember 1940 starb.

F. Scott Fitzgerald, geboren am 24. September 1896 in St. Paul, Minnesota, studierte an der Princeton University Literatur, brach das Studium aufgrund seiner Leidenschaft für das Schreiben jedoch bald ab. 1920 erschien sein erster Roman 'Diesseits vom Paradies'. Während seiner Reisen nach Frankreich lernte er in Paris Ernest Hemingway kennen und vollendete dort 1925 sein berühmtestes Werk 'Der große Gatsby', das sich zu Lebzeiten allerdings nicht gut verkaufte. Auch seine späteren Werke waren finanzielle Misserfolge, Fitzgerald verfiel dem Alkohol und hatte Depressionen. Ab 1937 arbeitete er als Drehbuchschreiber in Hollywood, wo er am 21. Dezember 1940 starb.

Kapitel 1


In meinen jüngeren und verletzlicheren Jahren hat mein Vater mir einen Rat gegeben, der mir seither nicht mehr aus dem Kopf geht.

»Jedes Mal, wenn du glaubst, jemanden kritisieren zu müssen«, sagte er, »dann erinnere dich daran, dass nicht alle Menschen auf der Welt solche Privilegien wie du gehabt haben.«

Mehr sagte er nicht, aber wir haben uns schon immer auf sehr zurückhaltende Weise verstanden, und ich begriff, dass er noch viel mehr meinte. Ich halte mich deshalb stets mit jeglichem Urteil zurück, eine Gewohnheit, die mir viele eigentümliche Naturen erschlossen hat, mich aber auch häufig zum Opfer von altgedienten Langweilern machte. Das gestörte Gemüt erkennt nämlich diese Eigenschaft bei normalen Menschen sofort und schließt sich ihnen gern an, sodass ich im College völlig zu Unrecht beschuldigt wurde, ich sei ein Politiker, bloß weil mir wildfremde Leute ihren geheimsten Kummer anvertraut hatten. Die meisten dieser vertraulichen Mitteilungen wurden mir gänzlich unaufgefordert gemacht, und oft genug habe ich Schlaf, anderweitige Beschäftigung oder eine abwehrende Heiterkeit vorgetäuscht, wenn ich Anzeichen dafür bemerkte, dass eine intime Enthüllung zitternd am Horizont stand. Denn die intimen Geständnisse junger Männer – oder zumindest die Begriffe, die sie dabei verwenden, sind in der Regel Plagiate und durch offensichtliche Verdrängung verunstaltet. Der Verzicht auf kritische Urteile enthält eine unendliche Hoffnung. Trotzdem habe ich immer noch Angst, ich könnte etwas versäumen, wenn ich einmal nicht daran denke, dass – wie mein Vater arroganterweise unterstellte und ich ebenso arrogant wiederhole – das Gefühl für Anstand schon bei der Geburt ganz ungleich verteilt wird.

Nachdem ich mich solcherart meiner Toleranz gerühmt habe, muss ich wohl zugeben, dass sie auch eine Grenze hat. Das Benehmen eines Menschen mag auf hartem Fels oder in sumpfigen Niederungen gegründet sein, aber von einem bestimmten Punkt an ist es mir egal, worauf es beruht. Als ich letzten Herbst aus dem Osten zurückkam, wünschte ich mir jedenfalls, die ganze Welt wäre noch in Uniform und würde moralisch weiterhin strammstehen; ich wollte keine zügellosen Exkurse und allzu vertraulichen Einblicke in das menschliche Herz mehr. Nur Gatsby, der Mann, der diesem Buch den Namen gibt, war davon ausgenommen – ausgerechnet Gatsby, der alles repräsentierte, was ich ehrlich verachte. Wenn Persönlichkeit eine ununterbrochene Folge von gelungenen Gesten ist, dann hatte er etwas Großartiges, man spürte eine gesteigerte Empfindlichkeit gegenüber den Versprechungen des Lebens bei ihm, so, als wäre er ein Verwandter jener komplizierten Maschinen, die ein Erdbeben aus zehntausend Meilen Entfernung wahrnehmen. Diese Sensibilität hatte mit der schlaffen Wehleidigkeit, die gern als »künstlerisches Temperament« auftritt, nichts zu tun – sie war vielmehr eine außergewöhnliche Begabung zur Hoffnung, eine romantische Bereitschaft, wie ich sie noch bei keinem anderen Menschen gefunden habe und wohl auch nie wieder finden werde. Nein – Gatsby war letztlich in Ordnung; was mein Interesse an den vergeblichen Sorgen und kurzlebigen Hochgefühlen der Menschheit für eine Zeit lang erstickte, waren vielmehr diejenigen, die ihn zu ihrer Beute machten – der faule Staub, der im Kielwasser seiner Träume dahintrieb.

Meine Familie brachte seit drei Generationen hervorragende und tüchtige Leute in dieser Stadt hier im Mittleren Westen hervor. Die Carraways sind ein richtiger Klan, und die Legende besagt, dass wir von den Herzögen von Buccleuch abstammen, aber der tatsächliche Gründer unserer Familie war der Bruder meines Großvaters, der 1851 hier herkam, einen Ersatzmann in den Bürgerkrieg schickte und einen Eisenwarengroßhandel anfing, den mein Vater noch heute betreibt.

Ich habe diesen Großonkel nie kennengelernt, aber ich soll ihm angeblich ähnlich sehen – was sich vor allem auf das ziemlich hartgesottene Porträt im Büro meines Vaters bezieht. Meinen Abschluss in Yale habe ich 1915 gemacht, nur ein Vierteljahrhundert nach meinem Vater, aber kurz danach wurde ich in jene verspätete Völkerwanderung der Germanen verwickelt, die als der Große Weltkrieg bekannt ist. Der Gegenstoß machte mir so viel Spaß, dass ich keine Ruhe mehr fand, als ich zurückkam. Der Mittlere Westen erschien mir nicht länger als der warme Mittelpunkt der Welt, sondern als abgerissene Abbruchkante des Universums – und so beschloss ich, nach Osten zu gehen und das Wertpapiergeschäft zu erlernen. Alle, die ich kannte, waren in diesem Geschäft, und deshalb nahm ich an, es würde auch noch einen weiteren einzelnen Menschen ernähren. Alle meine Tanten und Onkel sprachen darüber, als gelte es, eine Schule für mich auszusuchen, und sagten schließlich mit zögernden, ernsten Gesichtern: »Na – jaa!« Mein Vater war bereit, mich ein Jahr lang zu finanzieren, und nach verschiedenen Verzögerungen kam ich schließlich im Frühjahr 1922 nach New York, auf Dauer, wie ich damals dachte.

Praktisch wäre es gewesen, sich eine Wohnung in der Stadt zu suchen, aber die warme Jahreszeit stand bevor und ich hatte gerade erst ein Land der weiten Rasenflächen und freundlichen Bäume verlassen, deshalb klang es wie eine gute Idee, als ein junger Mann aus dem Büro den Vorschlag machte, wir könnten uns doch ein Haus in den Pendler-Vororten suchen. Er fand tatsächlich einen wettergegerbten Pappkarton-Bungalow für achtzig Dollar im Monat, aber in letzter Minute schickte ihn die Firma nach Washington und deshalb zog ich allein aufs Land. Ich hatte einen Hund –, jedenfalls ein paar Tage, ehe er wegrannte – einen alten Dodge und eine finnische Haushälterin, die mir das Bett machte, das Frühstück hinstellte und über dem Elektroherd finnische Weisheiten murmelte.

Ein oder zwei Tage lang war es einsam, bis mich eines Morgens ein Mann auf der Straße anhielt, der offenbar noch später als ich in die Gegend gekommen war.

»Wie kommt man von hier aus nach West Egg?«, fragte er hilflos.

Ich sagte es ihm und als ich weiterging, war ich nicht länger einsam. Ich war jetzt ein Wegbereiter, ein Siedler, ein Führer. Er hatte mir gewissermaßen das Aufenthaltsrecht in der Gegend erteilt.

Und so wuchs mit dem ganzen Sonnenschein und den Blättern, die in großen Schüben wie im Zeitraffer aus den Bäumen hervorbrachen, bei mir das vertraute Gefühl, dass mit dem Sommer auch das Leben überall neu beginnen würde.

Einerseits musste ich sehr viel lesen, zum anderen galt es, all die schöne Gesundheit aus der jungen, belebenden Luft einzusaugen. Ich kaufte mir ein Dutzend Bücher über das Bank- und Kreditwesen, über Sicherheiten und Investitionen. Sie standen mit ihren rot-goldenen Rücken wie frisch geprägtes Geld auf meinem Regal und versprachen, mir die strahlenden Geheimnisse zu enthüllen, die nur Midas, Mäzenas und Morgan bekannt waren. Und ich hatte den noblen Vorsatz, auch noch viele andere Bücher zu lesen. Ich war im College ziemlich literarisch gewesen – ein Jahr lang hatte ich lauter sehr feierliche und banale Leitartikel für die Yale News geschrieben – und jetzt wollte ich all diese Dinge in mein Leben zurückholen und wieder jener speziellste aller Fachleute werden, der »rundum gebildete Mensch«. Das ist keineswegs nur ein Paradox – schließlich lässt sich das Leben immer noch am einfachsten aus einem einzigen Fenster betrachten.

Es war reiner Zufall, dass ich ein Haus in einer der seltsamsten Gemeinden von Nordamerika gemietet hatte. Es stand auf jener schlanken, wilden Insel im Osten New Yorks, an der es neben anderen Besonderheiten der Natur zwei ganz ungewöhnliche Auswüchse gibt. Zwanzig Meilen entfernt von der Stadt ragen nämlich zwei gewaltige Eier, die in ihren Umrissen beinahe identisch und nur von einer Art Anstands-Bucht voneinander getrennt sind, in den vielleicht bestgezähmten Salzwassertümpel der westlichen Hemisphäre hinaus, den großen, nassen Hinterhof des Long-Island-Sunds. Sie sind nicht vollkommen oval, sondern wie das Ei des Kolumbus am Ansatzstark eingedrückt, aber die Ähnlichkeit ihrer Gestalt muss bei den Möwen, die darüber hinwegfliegen, doch immer wieder Erstaunen auslösen. Für Flügellose ist dagegen ihre Verschiedenheit in jeder anderen Hinsicht als Form und Größe das weitaus interessantere Phänomen.

Ich wohnte in West Egg, der – nun ja – weniger schicken der beiden Halbinseln, obwohl das nur eine sehr oberflächliche Beschreibung für den bizarren und beinahe unheimlichen Gegensatz zwischen den beiden ist. Mein Haus stand direkt an der Spitze des Eis, nur fünfzig Meter vom Wasser entfernt, aber eingequetscht zwischen zwei riesigen Kästen, die wahrscheinlich zwölf- oder fünfzehntausend Dollar in der Saison kosteten. Der zu meiner Rechten war eine in jeder Hinsicht kolossale Angelegenheit – es war die Kopie eines Hôtel de Ville in der Normandie, mit einem brandneuen, mit schütterem Efeu bewachsenen Turm an der Seite, einem Marmor-Swimmingpool und mehr als vierzig Morgen Rasen und Gärten. Das war Gatsbys Herrenhaus. Oder eigentlich, da ich Gatsby nicht kannte, ein Herrenhaus, das ein Gentleman dieses Namens bewohnte. Mein eigenes Haus war ein Schandfleck, aber es war nur ein kleiner Schandfleck und man hatte ihn übersehen; ich hatte also einen Blick auf den Sund, einen partiellen Blick auf den Rasen meines Nachbarn, das tröstliche Gefühl, in der Nähe von Millionären zu wohnen – und das alles für achtzig Dollar im Monat.

Auf der anderen Seite der Bucht glitzerten die weißen Paläste am schicken Ufer von East Egg, und eigentlich beginnt die Geschichte dieses Sommers an jenem Tag, als ich...

Erscheint lt. Verlag 1.4.2011
Übersetzer Lutz-W. Wolff
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte American dream • Amerikanische Literatur • Baz Luhrmann • Belletristik • Carey Mulligan • Carey Mullugan • daisy buchanan • Dekadenz • eBook • Eskapismus • Große Liebe • Jazz Age • Klassiker der Moderne • Leonardo DiCaprio • Long Island • Neuübersetzung • Neuübersetzungen • Prohibition • Roaring Twenties • Verfilmte Bücher • Zwanzigerjahre
ISBN-10 3-423-40718-2 / 3423407182
ISBN-13 978-3-423-40718-2 / 9783423407182
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