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Der Frauenjäger (eBook)

eBook Download: EPUB
2011 | 1. Auflage
432 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-20631-1 (ISBN)
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«Dieses Leben bringt mich um.» So lautete die erste Zeile in einem Taschenbuch, das seit Wochen in Marlenes Wohnzimmer lag. Lesen mag sie es nicht. Es ist angeblich eine wahre Geschichte. Sie handelt von Mona, die alles hatte, wovon andere träumen. Und trotzdem wurde Mona depressiv, ließ sich mit einem mysteriösen Mann ein und verschwand vor drei Jahren spurlos. Auch Marlene hat alles: einen liebevollen, erfolgreichen Ehemann, zwei wohlgeratene Kinder. Sie weiß, wie es ist, wenn das eigene Leben zum Gefängnis wird. Darum will Marlene eigentlich auch nicht zur Lesung, die in der Buchhandlung ihrer Freundin Annette stattfindet. Doch sie lässt sich überreden, nicht ahnend, dass dieser Abend ihr Leben verändern wird. Denn sie lernt Monas Schwester Heidrun kennen. Von ihr erfährt sie, dass Mona nur eine von vielen verschwundenen Frauen ist. Nur wenige Stunden später stirbt Heidrun bei einem Autounfall. Einziger Zeuge: Marlenes Mann ...

Petra Hammesfahr schrieb mit 17 ihren ersten Roman. Mit ihrem Buch 'Der stille Herr Genardy' kam der große Erfolg. Seitdem schreibt sie einen Bestseller nach dem anderen, u.a. 'Die Sünderin', 'Die Mutter' und 'Erinnerungen an einen Mörder'. Die Autorin lebt in der Nähe von Köln.

Petra Hammesfahr schrieb mit 17 ihren ersten Roman. Mit ihrem Buch "Der stille Herr Genardy" kam der große Erfolg. Seitdem schreibt sie einen Bestseller nach dem anderen, u.a. "Die Sünderin", "Die Mutter" und "Erinnerungen an einen Mörder". Die Autorin lebt in der Nähe von Köln.

Prolog


Es war die Schuld seiner Mutter, einzig und allein ihre Schuld, daran gab es nichts zu rütteln. Sie hatte ihm schon früh diesen Abscheu eingeimpft, aus dem später Verachtung und irgendwann Hass geworden waren. Abgrundtiefer Hass auf alle Weiber, die so waren wie sie.

Wenn er aus der Schule kam, so mit elf, zwölf Jahren, hatte sie ihm oft im Morgenmantel die Haustür geöffnet. Manchmal trug sie gar nichts darunter, manchmal Unterwäsche, die diesen Ausdruck nicht verdiente. Das Make-up in ihrem Gesicht war zerlaufen, der Lippenstift verschmiert. Und sie, ihr Bett, das ganze Schlafzimmer stank nach Kerl, war erfüllt von den Ausdünstungen zweier Körper, die das miteinander getrieben hatten, was sie als «guten Sex» bezeichnete.

Mit seinem Vater hatte sie nie guten Sex gehabt, nur ehelichen Beischlaf. «Den Unterschied wirst du hoffentlich feststellen, wenn du älter bist, Schätzchen», sagte sie einmal zu ihm. Da war er dreizehn oder vierzehn und hasste es, wenn sie ihn Schätzchen nannte. Ihn schüttelte der Ekel, wenn sie ihm das Gesicht mit dem schweißfleckigen Make-up hinhielt, die verschmierten Lippen spitzte und fragte: «Was denn, kriege ich heute keinen Kuss?»

Sie küsste ihn grundsätzlich auf den Mund. Und mit dreizehn, vierzehn wusste er längst, dass sie kurz vorher den Schwanz von irgendeinem Kerl gelutscht hatte.

Im Laufe der Zeit hatte sie viele Kerle. Zu Gesicht bekam er nur selten einen. Meist kamen sie vormittags, wenn er in einem Klassenraum saß und «nicht für die Schule, sondern fürs Leben lernte». Was für ein Quatsch! Nichts von dem, was er fürs Leben brauchte, hatte er in der Schule gelernt.

Sein Vater schuftete währenddessen bei fünfzig oder noch mehr Grad in einer Aluminiumgießerei, um der Schlampe ein angenehmes Leben zu bieten und ihr jeden Wunsch zu erfüllen. Sie musste nur eine Andeutung machen, dann überschlug sich der Alte, um sie zufriedenzustellen.

Sein Vater war fünfzehn Jahre älter als sie, ein großer, bulliger Mann, vor dem viele einen Heidenrespekt hatten. Hätte man ihm eine Lederjacke mit entsprechenden Schriftzügen angezogen und ihn auf ein Motorrad gesetzt, die halbe Welt hätte Reißaus vor dem vermeintlichen Höllenengel genommen. Er sah aus, als könne er mit Leichtigkeit ein Gesicht zu Brei schlagen. Aber er hatte das Gemüt eines Schafs, ließ sich von der Schlampe ausnutzen und auf der Nase herumtanzen, statt sie einmal in die Schranken zu weisen.

Sein Vater tat immer so, als wüsste er nicht, dass sie fremde Kerle ins Ehebett ließ, während er sich an der Aluminiumpresse die Seele und seinen Stolz aus dem Leib schwitzte. Aber vermutlich wusste er es ganz genau, litt wie ein getretener Hund und fraß den Schmerz in sich hinein, bis der ihn umbrachte.

Herzinfarkt mit achtundfünfzig, auf der Fahrt zur Arbeit, Kontrolle übers Auto verloren und so weiter. Als die Rettungskräfte an der Unfallstelle eintrafen, war sein Vater bereits tot. Allerdings war er nicht an dem Infarkt gestorben, sondern an einem Genickbruch. Für die Schlampe zahlte sich das in barer Münze aus, weil der Tod damit als Unfallfolge durchging.

Er war neunzehn, seine Mutter dreiundvierzig. Sie bezog fortan Witwen- und Unfallrente, und nicht zu knapp. Finanzielle Sorgen kannte sie auch nach dem «tragischen Verlust ihres geliebten Gatten» keine. Sie erdreistete sich tatsächlich, es so in eine Anzeige setzen zu lassen. Nur die Kerle wurden weniger, weil sie nicht jünger wurde und ihre Ansprüche nicht herunterschraubte. Was altersmäßig zu ihr passte, war ihr nicht scharf genug.

Sie wurde unleidlich, begann ihn herumzukommandieren und zu schikanieren. Sie erwartete allen Ernstes, dass nun er sprang, wenn sie pfiff, wie der Alte es zuvor getan hatte. Bis er sie eines Besseren belehrte. Und nicht nur sie. Es gab ja noch mehr, die sich auf Kosten eines Mannes einen schönen Lenz machten und fremdgingen auf Deibel komm raus.

Diese Weiber aus der Welt zu schaffen, das war seine Bestimmung. Für ihn waren sie nicht einmal wert, bei ihren Namen genannt zu werden. Ihnen eine Nummer zu geben reichte in seinen Augen und für sein Archiv vollkommen aus.

Nummer eins gabelte er spätabends an einer Bushaltestelle auf. Obwohl das mittlerweile einige Jährchen zurücklag, erinnerte er sich noch genau an jede Einzelheit, was daran liegen mochte, dass er an dem Abend ziemlich nervös gewesen war.

Losgefahren war er mit dem Vorsatz, eine Schlampe aufzulesen, und zwar so, dass es keine Zeugen gab, die ihn mit ihr sahen und der Polizei später, wenn sie vermisst wurde, eine Beschreibung von ihm oder seinem Fahrzeug geben konnten. Aber er hatte keine Ahnung, wie er das bewerkstelligen sollte. Ob er aussteigen und eine überwältigen müsste, die so spät noch allein unterwegs war. Wie er es vermeiden könnte, dass sie um Hilfe schrie. Dass er sie gleich betäuben müsste, damit sie sich nicht wehrte, hatte er überlegt. Und dann war es so einfach.

Sie war erst Anfang zwanzig, stand da und winkte hektisch, als er sich näherte. Als er neben ihr hielt, sprang sie regelrecht auf den Beifahrersitz. Mit ihr kam ein Schwall feuchtkalter Luft herein. Es war November, und es nieselte. Angeblich war ihr der letzte Bus vor der Nase weggefahren. Der nächste käme erst morgen früh um Viertel nach fünf, behauptete sie. Möglich, dass es zutraf, er stieg nicht aus, um sich auf dem Fahrplan vom Wahrheitsgehalt ihrer Worte zu überzeugen.

Sie hatte eine Reisetasche dabei, die sie auf ihrem Schoß hielt, bis er sie von dem Teil befreite und es nach hinten auf die Rückbank warf. Da wusste er schon, dass ihr Freund sie vor die Tür gesetzt hatte, weil sie kein Kind von Traurigkeit und ihr Freund angeblich krankhaft eifersüchtig war.

Vor lauter Erleichterung, nicht die ganze Nacht in der feuchten Kälte stehen zu müssen, sprudelte sie förmlich über. Ihrem Freund würde das bald leidtun. Es sei nicht das erste Mal, dass er sie rausgeworfen hätte. Und bisher habe er noch immer nach spätestens zwei Tagen reumütig angerufen, sie um Verzeihung gebeten und angefleht zurückzukommen, weil er ohne sie nicht leben könne.

Deshalb wolle sie nicht zu weit weg und keinesfalls zu ihren Eltern. Die würden nur wieder ihrem Freund recht geben und ihr Vorträge über einen ordentlichen – sprich antiquierten – Lebenswandel halten.

«Ich brauche nur vorübergehend eine Unterkunft», sagte sie. «Ein preiswertes Hotel oder eine billige Pension. Du kennst nicht zufällig was in der unteren Preisklasse?»

Das nicht, aber er kannte einen Ort, an dem sie nicht mit Geld bezahlen musste. Genauso drückte er das aus und ergötzte sich an ihrer Dämlichkeit. Sie verstand es natürlich falsch, freute sich auch noch über sein Angebot, legte ihm eine Hand aufs Bein und schnurrte wie ein zufriedenes Kätzchen. «Lieb von dir. Du wirst es nicht bereuen.» Tat er auch nicht. Sie bereute. Knappe sechs Tage lang. Die meiste Zeit bei vollem Bewusstsein.

Nummer zwei war schon Ende dreißig und hätte ein Zwilling seiner Mutter sein können – nicht nur vom Äußeren her. Er las sie vor einer Kneipe auf. Sie war total betrunken und machte ihn dermaßen unverschämt an, dass er unweigerlich dachte, sie sei früher mal auf den Strich gegangen.

Ihr Mann schuftete als selbständiger Handwerker täglich bis weit in die Nacht hinein, damit sie es warm und gemütlich hatte. Und sie fühlte sich vernachlässigt, brauchte ab und zu was fürs Herz, brauchte das Gefühl, noch eine Frau zu sein, nach der Männer sich umdrehten, erzählte sie ihm während der Fahrt. Da glaubte sie noch, sie würde in seinem Bett landen. Sie hielt nicht mal vier volle Tage durch.

Mit Nummer drei und Nummer vier ließ er sich im Vorfeld mehr Zeit, beobachtete sie wochenlang, folgte ihnen auf Schritt und Tritt. Die Genugtuung war einfach größer, und er konnte sich seiner Sache vollkommen sicher sein, weil er sie besser kennenlernte, ehe er sie aus der Welt schaffte. Danach blieb er wochenlang in der Nähe ihrer Angehörigen.

Und wie oft bedauerte er, dass der Freund von Nummer eins, der biedere Handwerker und die Männer von Nummer drei und vier nie erfahren durften, was er für sie getan hatte. Ihren größten Fehler korrigiert, sie von einer Schlampe befreit, von der sie sich selbst nicht hatten befreien können, weil sie zu schwach, zu nachsichtig oder beides waren. Nach seinem Eingreifen konnten sie neu beginnen mit einer Frau, die es vielleicht eher verdiente, geliebt zu werden.

Von Zeit zu Zeit schaute er nach dem Rechten und genoss diesen Triumph, den er leider mit keiner Menschenseele teilen konnte. Andere hätten sein Handeln wahrscheinlich nicht verstanden und dafür gesorgt, dass polizeiliche Ermittlungen gegen ihn eingeleitet wurden. So lebte er völlig unbehelligt in der Gewissheit, dass sein Tun gut und richtig war.

Dem Freund von Nummer eins ging es ohne das Weib entschieden besser. Er hatte schon kurz nach dem Verschwinden der Schlampe ein nettes, anständiges Mädel kennengelernt und ein Jahr später geheiratet. Mittlerweile war er stolzer Vater von zwei hübschen, gescheiten Kindern.

Der biedere Handwerker hatte sich mit einer Witwe zusammengetan, die zwar keine Schönheit war, aber gerade deswegen sehr bemüht um den Mann. Der Mann von Nummer drei war eine Zeitlang untröstlich gewesen, hatte den Verlust nur schwer verkraftet. Aber inzwischen hatte auch er einen Ersatz gefunden – eine Polizistin, bei der er ständig nach neuen Erkenntnissen gefragt hatte. Das Schicksal ging seltsame Umwege, um doch noch die Menschen zusammenzubringen, die füreinander bestimmt waren und einander zu schätzen wussten.

Der Mann von Nummer vier lebte seit zwei Jahren mit einer Kollegin...

Erscheint lt. Verlag 24.2.2011
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Entführung • Frauenmörder • Spannung
ISBN-10 3-644-20631-7 / 3644206317
ISBN-13 978-3-644-20631-1 / 9783644206311
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