Der Geist des Zen (eBook)

Die legendären Aussprüche und Ansprachen des Huang-po

(Autor)

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2011 | 1. Auflage
160 Seiten
O.W. Barth eBook (Verlag)
978-3-426-40996-1 (ISBN)
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In seiner Lehre vom Einen Geist hat Huang-po die 'Leerheit', den Kernbegriff des Mahayana-Buddhismus, auf eine einmalig klare und lebensnahe Weise erklärt. Die überlieferten Unterweisungen sind so zu einem Juwel innerhalb der Zen-Literatur geworden. Wie viele der großen Weisen der Welt hat Huang-po nichts Schriftliches hinterlassen. Der Meister hat immer darauf bestanden, dass sein Wort nur im Augenblick des Sprechens wirken solle. Umso kostbarer sind deshalb die wenigen gesammelten Aussprüche und überlieferten Dialoge, die sich durch eine einzigartige Prägnanz auszeichnen. Als Meister vom Rang eines Lao-tse, Ramana Maharshi oder Meister Eckhart reiht sich Huang-po in die Linie der großen spirituellen Lehrer der Menschheit ein. Sein Werk gehört zu den Klassikern der spirituellen Weltliteratur.

Huang-po (gest. 850 n. Chr.) war einer der bedeutendsten Zen-Meister im China der Tang-Zeit, der Blütezeit des Zen. Er verbrachte fast sein ganzes Leben in einem Kloster auf dem Berg Huang-po, dessen Name im Laufe der Zeit auf ihn überging. Als spiritueller Vater von Linji (jap. Rinzai) legte Huang-po die Grundlagen für die berühmte Rinzai-Schule des Zen. Diese Tradition blickt auf eine mehr als tausendjährige ununterbrochene Überlieferungsgeschichte zurück und hat inzwischen auch im Westen Wurzeln geschlagen.

Huang-po (gest. 850 n. Chr.) war einer der bedeutendsten Zen-Meister im China der Tang-Zeit, der Blütezeit des Zen. Er verbrachte fast sein ganzes Leben in einem Kloster auf dem Berg Huang-po, dessen Name im Laufe der Zeit auf ihn überging. Als spiritueller Vater von Linji (jap. Rinzai) legte Huang-po die Grundlagen für die berühmte Rinzai-Schule des Zen. Diese Tradition blickt auf eine mehr als tausendjährige ununterbrochene Überlieferungsgeschichte zurück und hat inzwischen auch im Westen Wurzeln geschlagen.

ZWEITER TEIL


Die Wan-ling-Niederschrift der Lehren des Zen-Meisters Huang-po

Eine Sammlung von Dialogen,

Unterweisungen und Anekdoten,

aufgezeichnet von P’ei-hsiu,

während er Präfekt von Wan-ling war

 

 

 

1. Einst fragte ich den Meister: Wie viele der vier- bis fünfhundert Menschen, die auf diesem Berg versammelt sind, haben Eure Lehre ganz verstanden?

Der Meister antwortete: Ihre Zahl ist nicht zu kennen. Warum nicht? Weil ich durch das Erwecken des Geistes lehre. Wie kann dieses durch Worte vermittelt werden? Worte haben nur dann eine gewisse Wirkung, wenn sie in die ungelehrten Ohren von Kindern fallen.

 

2. F: Was ist Buddha?[58]

A: Geist ist der Buddha. Der Weg ist das Aufhören des begrifflichen Denkens. Wenn du nicht mehr Begriffe und Gedanken aufkommen lässt, wie Existenz und Nichtexistenz, lang und kurz, Selbst und Anderes, aktiv und passiv und Ähnliches, dann wirst du finden, dass dein Geist im Grunde Buddha, dass Buddha im Grunde Geist ist und dass der Geist der Leere[59] ähnlich ist. Darum steht geschrieben, dass »der wahre Dharmakāya[60] der Leere ähnelt«. Suche nichts außer diesem, damit deine Suche nicht in Leiden endet. Wenn du auch die sechs Pāramitās[61] so viele Äonen lang übst, wie es Sandkörner am Ganges gibt, und noch andere Arten von Tätigkeit zur Erlangung der Erleuchtung hinzufügst, wirst du das Ziel doch nicht erreichen! Warum nicht? Weil dies Karma bewirkende Tätigkeiten sind und du, wenn das gute Karma, das sie schaffen, erschöpft ist, wiedergeboren wirst in der vergänglichen Welt. Darum steht auch geschrieben: »Der Samboghakāya[62] ist nicht ein wirklicher Buddha, noch ein wirklicher Lehrer des Dharma.«[63] Nur wenn du das Wesen deines eigenen Geistes kennenlernst, in dem es kein Selbst und kein Anderes gibt, wirst du tatsächlich ein Buddha sein.

 

3. F: Auch wenn es stimmt, dass der Erleuchtete, der das Anhalten des begrifflichen Denkens erreicht hat, Buddha ist – würde nicht der Unwissende, der mit dem begrifflichen Denken aufhört, sich im Nichts verlieren?

A: Es gibt keine Erleuchteten und keine Unwissenden, und es gibt kein Nichts. Wenn auch im Grunde die Dinge ohne objektive Existenz sind, so darfst du doch nicht denken, sie seien nicht existent, und wenn sie auch nicht nicht existent sind, darfst du sie nicht als existierend denken. »Existenz« und »Nichtexistenz« sind empirische Begriffe und nichts anderes als Illusionen. Darum steht geschrieben: »Was immer die Sinne auffassen, einschließlich gedanklicher Begriffe bis hin zu den Lebewesen, gleicht einer Illusion.« Der Gründer unserer Schule[64] predigte seinen Schülern nichts anderes als vollkommene Abstraktion, die zum Ausschalten der Sinneswahrnehmung führt. In dieser vollkommenen Abstraktion entfaltet sich der Weg des Buddha, während aus der Unterscheidung zwischen diesem und jenem ein Heer von Dämonen aufsteht.

 

4. F: Wenn Geist und Buddha[65] im Grunde eins sind, sollen wir dann fortfahren mit der Übung der sechs Pāramitās und mit den anderen traditionellen Vorschriften zur Erlangung der Erleuchtung?

A: Erleuchtung kommt aus dem Geist, gleichgültig, ob du die sechs Pāramitās und anderes übst. Alle solche Übungen sind nur Notbehelfe zum Umgang mit »konkreten« Angelegenheiten im täglichen Leben. Selbst die Erleuchtung, das Absolute, die Wirklichkeit, plötzliche Verwirklichung, der Dharmakāya und alles andere bis zu den zehn Stufen der Entwicklung, den vier Belohnungen eines tugendhaften und weisen Lebens sowie dem Zustand der Heiligkeit und Weisheit sind – jedes einzelne – nichts als Begriffe, um uns durch Samsāra hindurchzuhelfen. Sie haben nichts zu tun mit dem wirklichen Buddha-Geist. Da der Geist Buddha ist, ist der ideale Weg der Vollendung das Entfalten dieses Buddha-Geistes. Vermeide nur begriffliches Denken, das zu Werden und Vergehen führt, zu dem Elend in der Welt der Sinne und zu vielem anderen. Dann brauchst du keine Wege zur Erleuchtung und ähnliches mehr. Darum steht geschrieben:

Was Buddha lehrt, hat nur das eine Ziel:

Des Denkens Raum zu überqueren.

Ist still geworden der Gedanken Spiel,

Was nützen dann noch Buddhas Lehren?

In der ganzen Reihe der Patriarchen von Gautama Buddha bis zu Bodhidharma lehrte keiner etwas anderes als den Einen Geist, auch das Einzige Fahrzeug zur Befreiung genannt. Darum wirst du, wenn du auch das ganze Weltall durchsuchst, niemals ein anderes Fahrzeug finden. Diese Lehre hat nirgends Zweige noch Blätter, ihre einzige Eigenschaft ist die ewige Wahrheit. Deshalb ist es eine Lehre, die schwer anzunehmen ist. Als Bodhidharma nach China kam und die Königreiche von Liang und Wei erreichte, erlangte nur der ehrwürdige Meister Ko schweigende Einsicht in den eigenen Geist. Sobald ihm dies erklärt wurde, verstand er, dass dieser Geist Buddha ist und der persönliche Geist und Körper nichts sind. Diese Lehre heißt der Große Weg. Das wahre Wesen des Großen Weges ist das Leersein von Gegensätzen. Bodhidharma glaubte fest daran, dass er in diesem Leben eins war mit der wirklichen »Substanz« des Weltalls. Geist und diese Substanz sind nicht im Geringsten voneinander verschieden. Diese »Substanz« ist Geist; beide sind unmöglich zu trennen. Um dieser Offenbarung willen erhielt er den Titel: Patriarch unserer Schule. Darum steht geschrieben: »Der Augenblick, in dem die Einheit von Geist und Substanz, die die Wirklichkeit ist, erfahren wird, spottet tatsächlich jeder Beschreibung.«

 

5. F: Befreit der Buddha wirklich die Lebewesen?[66]

A: In Wirklichkeit gibt es keine Lebewesen, die der Tathāgata befreien könnte. Wenn sogar das Selbst keine objektive Existenz hat, wie viel weniger hat sie das Andere. Deshalb existieren weder Buddha noch Lebewesen objektiv.

 

6. F: Und doch wird berichtet, dass »wer die zweiunddreißig charakteristischen Merkmale eines Buddha besitzt, die lebenden Wesen zu befreien vermag«. Wie könnt Ihr dies leugnen?

A: Alles, was irgendein Merkmal besitzt, ist Täuschung. Nur wenn du erkennst, dass alle Zeichen Nicht-Zeichen sind, kannst du den Tathāgata erkennen.[67] »Buddha« und »Lebewesen« sind beide deine eigenen irrtümlichen Vorstellungen. Weil du nicht deinen wirklichen Geist kennst, täuschst du dich durch solche objektiven Begriffe. Machst du dir eine Vorstellung von Buddha, dann wird dir dieser zum Hindernis. Machst du dir eine Vorstellung von lebenden Wesen, dann werden dir diese zum Hindernis. Alle solchen dualistischen Begriffe wie »unwissend« und »erleuchtet«, »rein« und »unrein« sind Hindernisse. Weil euer Geist durch sie gehemmt wird, muss das Rad des Gesetzes in Bewegung gebracht werden.[68] Ebenso, wie Affen ihre Zeit damit verbringen, unaufhörlich Dinge fortzuwerfen und wieder aufzuheben, so ist es mit euch und eurem Lernen. Alles, wessen ihr bedürft, ist das Aufgeben eures »Lernens«, eures »unwissend« und »erleuchtet«, »rein« und »unrein«, »groß« und »klein«, eurer »Bindung« und eurer »Tätigkeit«. Solche Dinge sind bloße Hilfsmittel, reine Ausschmückungen innerhalb des Einen Geistes. Ich höre, dass du die Sūtras der zwölf Untergliederungen der Drei Fahrzeuge studiert hast. Sie alle sind rein empirische Vorstellungen. Du musst sie unbedingt aufgeben.

Verwirf alles, was du erworben hast, als wäre es nur ein Bett, das für dich während einer Krankheit aufgeschlagen wurde. Nur wenn du alle Wahrnehmungen aufgegeben hast, weil nichts Objektives mehr wahrzunehmen ist und keine Erscheinungen mehr dir im Wege stehen, nur wenn du dich von der ganzen Skala dualistischer Begriffe befreit hast, wie es jene Kategorien von »unwissend« und »erleuchtet« sind, wirst du endlich den Namen »Übersinnlicher Buddha« erlangen. Darum steht geschrieben: »Deine Niederwerfungen sind umsonst. Vertraue nicht solchen Zeremonien. Lass ab von solch falschem Glauben.« Da der Geist keine Teilung in gesonderte Wesenheiten kennt, müssen gleicherweise auch die Erscheinungen ohne Unterschiede sein. Da der Geist jenseits aller Tätigkeit ist, muss dies auch für die Erscheinungen gelten. Jede bestehende Erscheinung ist eine Schöpfung des Denkens. Ich brauche nur meinen Geist leer zu machen, um zu sehen, dass alle leer sind. Das Gleiche gilt für alle Gegenstände der Sinneswahrnehmung, welcher der tausend Kategorien sie auch angehören mögen. Die gesamte Leere, die sich nach allen Seiten hin erstreckt, ist von gleicher Substanz wie der Geist. Und da der Geist im Grunde ohne Unterscheidung ist, muss dies auch für alles andere zutreffen. Verschiedene Wesenheiten erscheinen dir nur, weil deine Wahrnehmungen verschieden sind – so wie es heißt, dass die Kostbarkeiten, die die Devas genießen, verschiedenfarbig sind, entsprechend ihrem persönlichen Verdienst.

Anuttara-samyak-sambodhi[69] ist eine Bezeichnung für die Erfahrung, dass die Buddhas des ganzen Weltalls tatsächlich nicht das kleinste wahrnehmbare Merkmal besitzen. Es gibt eben nur den Einen Geist. In Wirklichkeit gibt es keine Vielfalt an Formen, keinen himmlischen Glanz und keinen ruhmreichen Sieg (über Samsāra), auch keine Unterwerfung unter den Sieger.[70] Wenn aber niemals ein ruhmreicher Sieg gewonnen wurde, kann es auch keine tatsächliche Wesenheit wie einen Buddha geben. Und da niemals eine Unterwerfung stattfand, kann es keine...

Erscheint lt. Verlag 15.2.2011
Übersetzer Ursula von Mangoldt
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Buddhismus
Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
Schlagworte Klassiker • Sammlung • Unterweisungen • Zen-Buddhismus
ISBN-10 3-426-40996-8 / 3426409968
ISBN-13 978-3-426-40996-1 / 9783426409961
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