Die Liebe des Wanderchirurgen (eBook)

Roman

(Autor)

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2010 | 1. Auflage
656 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-41029-5 (ISBN)
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Die lang erwartete Fortsetzung: Vitus, der Wanderchirurg, in neuer Mission! England, anno 1588. Vitus, der von Elisabeth I. zum Earl of Worthing ernannt wurde, ereilt der Ruf, die englische Flotte im Kampf gegen die spanische Armada zu unterstützen. Er gerät in einen fast aussichtslosen Konflikt, denn Nina, seine geliebte Frau, will ihn nicht ziehen lassen, und sein bester Freund, der Magister García, schlägt sich auf die Seite des Feindes. Doch die größte Gefahr geht von Isabella aus, einer bildschönen, verruchten Spanierin ... Über 1,5 Millionen verkaufte Exemplare der Wanderchirurgen-Saga. Die Liebe des Wanderchirurgen von Wolf Serno: als eBook erhältlich!

Wolf Serno arbeitete 30 Jahre als Texter und Creative Director in der Werbung. Mit seinem Debüt-Roman 'Der Wanderchirurg' - dem ersten der fesselnden Saga um Vitus von Campodios - gelang ihm auf Anhieb ein Bestseller, dem viele weitere folgten, unter anderem: 'Der Balsamträger', 'Hexenkammer', 'Der Puppenkönig' sowie 'Das Spiel des Puppenkönigs', 'Die Medica von Bologna', 'Das Lied der Klagefrau' und 'Der Medicus von Heidelberg'.Wolf Serno, der zu seinen Hobbys 'viel lesen, weit reisen, gut essen' zählt, lebt mit seiner Frau und seinen Hunden in Hamburg.

Wolf Serno arbeitete 30 Jahre als Texter und Creative Director in der Werbung. Mit seinem Debüt-Roman "Der Wanderchirurg" - dem ersten der fesselnden Saga um Vitus von Campodios - gelang ihm auf Anhieb ein Bestseller, dem viele weitere folgten, unter anderem: "Der Balsamträger", "Hexenkammer", "Der Puppenkönig" sowie "Das Spiel des Puppenkönigs", "Die Medica von Bologna", "Das Lied der Klagefrau" und "Der Medicus von Heidelberg". Wolf Serno, der zu seinen Hobbys "viel lesen, weit reisen, gut essen" zählt, lebt mit seiner Frau und seinen Hunden in Hamburg.

Der Zweite Offizier Pigett


»Du solltest etwas für mich gemacht haben, etwas sehr Schönes sogar. Hast du es?«

Der englische April zeigte sich wieder einmal von seiner launischen Seite. Gestern noch hatte in Portsmouth die Sonne geschienen, heute lag bleiernes Grau über der Stadt. Es war kalt, von Frühling keine Spur, wenn man von dem wenigen Grün absah, das sich an manchen Zweigen zaghaft zeigte. Am Morgen waren sogar pennygroße Hagelkörner auf die weitläufigen Hafenanlagen herabgeprasselt. Keinen Hund mochte man bei dem Wetter vor die Tür jagen, und doch wurde auf den Kriegsgaleonen Ihrer Majestät verstärkt Wache gegangen. Die Flotte musste auf der Hut sein.

Drakes Überfall auf Cádiz, bei dem der spanische König Dutzende seiner Schiffe verloren hatte, lag erst ein Jahr zurück, aber schon wieder mehrten sich die Gerüchte, seine Armada mache sich bereit, die Britannische Insel zu erobern.

Bloody weather, fluchte so mancher Matrose an Deck, schlug den Mantelkragen hoch und hauchte sich in die rotgefrorenen Hände. Wann würden die verdammten Dons kommen? Würden sie überhaupt kommen? Spanien war weit, und die Hafenkneipen waren nah. Doch es half nichts, die Runden mussten gelaufen werden und die Posten besetzt sein. Befehl war Befehl, in diesem Fall sogar vom Lordadmiral persönlich, der strenge Order erlassen hatte, dass jede Ungewöhnlichkeit, jede Auffälligkeit, jede noch so kleine Abweichung von der Normalität unverzüglich einem Vorgesetzten zu melden sei, und sämtliche Schiffe hielten sich daran.

Sämtliche Schiffe, bis auf eines.

Es lag etwas abseits vom dichten Mastenwald an einem Ausrüstungskai und hieß Falcon.

Jeder im Hafen wusste, dass die Falcon kein neues Schiff war, und wer es nicht wusste, der sah es an den vielen Reparaturen, die im Laufe der Jahre an ihr vorgenommen worden waren, um ihre Kampfkraft zu erhalten. In letzter Zeit jedoch schien es ruhig um sie geworden zu sein, sie machte einen vernachlässigten und ausgestorbenen Eindruck. Keine Menschenseele war an Bord zu sehen. Nur auf dem Kommandantendeck, das den Offizieren vorbehalten war, stand eine vermummte Gestalt und trat von einem Bein aufs andere.

Ein Unteroffizier und zwei Seesoldaten, die den Auftrag hatten, das Hafengelände zu inspizieren, machten halt vor dem Schiff, und der Unteroffizier rief zu der vermummten Gestalt hinauf: »He, Sir, darf ich fragen, warum Ihr keine Wachen aufgezogen habt?«

»Wer will das wissen?«, kam es zurück.

»Hafenpatrouille, Sir, Unteroffizier Walker, neu abkommandiert. Und nun habt die Güte, nennt mir Euren Namen und sagt mir, wo Eure Wachen sind.«

Der Vermummte blickte auf. Er hatte ein rundliches, nichtssagendes Gesicht, dem ein spärlicher Bart Ausdruck zu verleihen suchte. »Ich bin Samuel Pigett, Zweiter Offizier der Falcon. Die Wache läuft gerade unter Deck.«

»Unter Deck?« Walker wunderte sich. »Ihr solltet sie lieber auf dem Deck laufen lassen. Das ist Vorschrift.«

»Sicher, sicher.« Pigett war um einen verbindlichen Ton bemüht. »Es ist nur so, dass viele meiner Männer krank sind.«

»Wenn sie krank sind, stellt sich die Frage, ob eine Quarantäne über das Schiff verhängt werden muss.«

»Nein, nein, es ist nichts Schlimmes, es sind nur die Auswirkungen des Scharbocks von der letzten Reise.«

»Scharbock?« Walker war Landratte und kannte sich mit maritimen Ausdrücken wenig aus.

»Man nennt die Krankheit auch Skorbut. Jedenfalls fehlen mir Männer, um gleichzeitig mehrere Wachen laufen zu lassen.«

»Aber Ihr solltet Wachtposten an Deck haben, Sir«, beharrte Walker.

»Ihr habt ja recht, Unteroffizier, aber was soll ich machen? Deshalb stehe ich ja hier und habe sogar ein Auge auf die Laufbrücke hinüber zum Kai. Seid versichert, hier kommt selbst das kleinste Mäuslein nicht an Bord.«

»Nun gut, Sir, ich hoffe, Euren Männern geht es bald besser, sonst müsste ich Meldung machen.« Walker grüßte wichtigtuerisch und ging mit seinen Soldaten weiter.

Pigett sah ihm nach und zog eine Grimasse. Dann fing er an zu kichern und dachte: Wenn du Arschloch wüsstest, wie häufig kleine Mäuslein hier an Bord gewesen sind, würdest du mächtig dicke Backen machen. Allerdings sollte ich in Zukunft etwas vorsichtiger sein und der Form halber einen Mann aufs Vorschiff und einen aufs Achterschiff stellen. Wer hätte auch ahnen können, dass du mit deinem Diensteifer plötzlich daherkommst, da doch bisher alles immer in bester Butter war: Die anderen Unteroffiziere haben ab und zu ein kleines Geschenk erhalten und waren dafür stets zum rechten Zeitpunkt blind. Nun, auch du kannst es noch werden. Wir werden sehen. Alles ist letztlich eine Frage des Preises.

Pigett überzeugte sich, dass Walker außer Sichtweite war, grub die Hände in die Taschen und begab sich unter Deck. Natürlich lief hier keine Wache; die wenigen Matrosen, die sich blicken ließen, schliefen auf den nackten Planken, saßen trinkend beim Würfeln oder spielten mit Hingabe primero, ein weit verbreitetes Kartenspiel aus Spanien. Von den ehemaligen Falcons war kaum einer übrig geblieben. John Fox, Tipperton, Scott, Dilling, Dunc, Ted, und wie sie alle hießen, waren fort, nicht zuletzt, weil auch der bärbeißige Kommandant, Sir Hippolyte Taggart, von Bord gegangen war.

Nach dem Überfall auf Cádiz und der Rückkehr nach Portsmouth hatte er John Fox die Verantwortung für sein Schiff übertragen und war nach London zu Professor John Banester, einem Leibarzt der Königin, gereist, weil der Schmerz in seinen Knien ihn umzubringen drohte. Banester hatte ihn nach Strich und Faden ausgefragt, von oben bis unten abgeklopft und anschließend viel Bewegung, am besten lange Spaziergänge in Wald und Flur, verordnet. Dazu eine gesunde Ernährung, wenig Wein und morgens und abends eine heiße Schlammpackung um die wunden Gelenke. Taggart hatte geknurrt und gehadert, sich dann aber in sein Schicksal gefügt und war nach Hause zu Maggy auf die schöne Isle of Wight gefahren.

Die Therapie und die Dauer derselben – mindestens zwölf Monate – hatte er John Fox in einem Brief mitgeteilt. Nur war dieser Brief niemals angekommen. Dafür hatte Pigett gesorgt.

John Fox wiederum hatte von höchster Stelle eine Order erhalten, die ebenso überraschend wie erfreulich war: Der Lordadmiral Howard persönlich hatte ihm zu einem eigenen Schiff verholfen, indem er ihm die Exeter gab, einen mit sechs Kanonen bestückten Fünfzigtonner. Selbstverständlich hatte John Fox das Taggart in einem Schreiben mitgeteilt, und ebenso selbstverständlich hatte Pigett auch diesen Brief unterschlagen.

Seitdem war Pigett Herr der Falcon.

Und seitdem konnte jeder an Bord tun und lassen, was er wollte, vorausgesetzt, er zahlte dafür. Wenn ein Matrose Landgang haben wollte, hielt Pigett die Hand auf. Wenn ein Matrose Schnaps haben wollte, hielt Pigett die Hand auf. Wenn ein Matrose ein Liebchen haben wollte, hielt Pigett die Hand auf. Es gab noch vieles mehr, für das Pigett zur Kasse bat, am einträglichsten aber war es, wenn er den Männern dazu verhalf, sich Huren an Bord zu halten, so wie es in den großen Häfen Englands immer wieder vorkam. Sofern die Zeiten es erlaubten.

Aber die Zeiten erlaubten es nicht. Jedenfalls nicht ohne hohes Risiko – die Begegnung mit diesem Walker war der beste Beweis dafür.

Deshalb hatte Pigett vor einiger Zeit beschlossen, dass auf der Falcon nur noch eine einzige Frau »zur Verfügung stehen sollte« und dass diese einzige Frau an alle »vermietet werden sollte«, wie er es ausdrückte. Natürlich von ihm.

Und zu ebendieser Frau war er unterwegs. Allerdings mit einem kleinen Umweg, der ihn zu einem Säufer führte, der seines Körpergestanks wegen Odder genannt wurde. Odder lebte im Vorschiff, und wenn er nicht gerade sturzbetrunken war, zeichnete er die widerwärtig schönsten Nacktbilder, die man sich vorstellen konnte.

Es dauerte eine Weile, bis Pigett Odder im Dämmerlicht zwischen zwei leeren Weinfässern aufgespürt hatte, und auch das gelang nur, weil Odder so gottserbärmlich schnarchte. »He, wach auf!« Pigett trat Odder in den Hintern.

Aber Odder hatte wieder einmal schwer geladen, was dazu führte, dass Pigett noch mehrmals treten musste, am Ende so stark, dass der Säufer mit einem Schmerzensschrei erwachte. »Was soll das, hab nix gemacht!«

»Das will ich nicht hoffen«, sagte Pigett kalt. »Du solltest etwas für mich gemacht haben, etwas sehr Schönes sogar. Hast du es?«

»Ach so. Ja doch, ja.« Odder rieb sich abwechselnd den schmerzenden Hintern und den dröhnenden Schädel.

»Dann lass sehen.«

Odder rülpste. Saurer Atem nebelte Pigett ein. »Hupps, ’tschuldigung, wo sin se denn?« Odder griff zu Stahl und Stein, schlug mit zitternden Händen Feuer und entzündete eine Laterne. »Ach hier, unterm Stroh.« Er holte eine Anzahl pergamentener Blätter hervor.

»Lass sehen«, sagte Pigett noch einmal und griff ungeduldig nach den Blättern. »Leuchte mal!«

Als Odders Werke im Schein des Lichts erkennbar wurden, stieß Pigett einen anerkennenden Pfiff aus. Riesige Phalli sprangen ihm ins Auge, die aus allen denkbaren und undenkbaren Positionen in weibliche Vaginen eindrangen, von oben, von unten, von der Seite, im Sitzen, Stehen, Hocken und sogar im Knien.

Fast bewundernd fragte Pigett: »Woher kennst du bloß diese vielen Stellungen?«

»Du hast mir ’ne Kanne Wein versprochen, wenn ich sie dir zeichne«, krächzte Odder.

»Erst beantwortest du meine Frage.«

»Wo ich die Stellungen herhab?« Odder unterdrückte ein erneutes Rülpsen, wofür Pigett ihm dankbar...

Erscheint lt. Verlag 23.12.2010
Reihe/Serie Die Wanderchirurgen-Serie
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Earl of Worthing • Enano • Falcon • Greenvale Castle • Hippolyte Taggart • historische Romane England • historische Romane für Männer • Historische Romane Medizin • historische romane seefahrt • Historische Romane Serie • Isabella de Arucás • Magister • Queen Elisabeth • Ramiro García • Sir Francis Walsingham • Spanierin • Spanische Armada • Spionage • Vitus von Campodios • Walsingham • Wanderchirurg • Wolf Serno Bücher • Wolf Serno Wanderchirurg • Zwerg
ISBN-10 3-426-41029-X / 342641029X
ISBN-13 978-3-426-41029-5 / 9783426410295
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