Die Frau im grünen Kleid (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2010 | 1. Auflage
360 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-40400-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Frau im grünen Kleid -  Stephanie Cowell
Systemvoraussetzungen
12,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Sie war die Muse Claude Monets. Er war ihr Schicksal. Der bewegende Künstler-Roman über Claude Monet und Camille Doncieux. Frankreich, zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ein gealterter Claude Monet blickt auf sein Leben zurück und erinnert sich: Eben setzt die Dämmerung ein, als ihn der Schein einer Schaufensterlampe in eine Pariser Buchhandlung lockt. Dort sieht er sie zum ersten Mal: Camille Doncieux, das Mädchen aus reichem Hause. Monet ist noch unbekannt und bettelarm, aber er weiß, dass er sie malen muss, wieder und wieder. Camille steht ihm Modell, wird seine Muse - und schließlich die Liebe seines Lebens. Für Monet gibt Camille alles auf, glaubt an ihn und seine Malerei wie niemand sonst. Doch statt des schillernden Lebens der Bohème erwarten sie Entbehrungen und Einsamkeit, wenn Monet über seine maßlose Leidenschaft für die Malerei alles andere vergisst. Und so wird ihre Liebe auf mehr als eine harte Probe gestellt. Stephanie Cowell, selbst Tochter zweier Künstler, hat mit ihrem wunderbar atmosphärischen Künstler-Roman dem bekanntesten Vertreter der impressionistischen Malerei, Claude Monet, und seiner großen Liebe ein schillerndes Denkmal gesetzt. Sie werden die Gemälde des Malers nach dem Lesen dieses Romans mit anderen Augen betrachten. Die Frau im grünen Kleid von Stephanie Cowell: als eBook erhältlich!

Stephanie Cowell, die Tochter zweier Künstler, ist ausgebildete Koloratursopranistin und lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Söhnen in New York. Nach ihrem Mozart-Roman 'Welche Wonne, dich zu finden' legt sie mit 'Die Frau im grünen Kleid' ihre zweite bewegende Künstler-Romanbiographie vor.

Stephanie Cowell, die Tochter zweier Künstler, ist ausgebildete Koloratursopranistin und lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Söhnen in New York. Nach ihrem Mozart-Roman "Welche Wonne, dich zu finden" legt sie mit "Die Frau im grünen Kleid" ihre zweite bewegende Künstler-Romanbiographie vor.

Teil eins


1857 – 1861


Ich habe so viel Feuer in mir und so viele Pläne. Immer will ich das Unmögliche. So sieht zum Beispiel Gras, das unter klarem Wasser wogt, wunderschön aus. Versucht man es jedoch zu malen, kann man dabei verrückt werden.

Claude Monet

 

Das Wasser im Hafen von Le Havre änderte stündlich seine Farbe. Mal zeigte es ein leuchtendes Blaugrün, mal ein erschöpftes Grau und dann wieder ein mysteriöses, tintiges Schwarz. Schiffe knarrten an ihren Ankerketten, von großen englischen Handelsschiffen mit hohen Masten bis zu schäbigen kleinen Fischerbooten, sturmgeprüft und vollgestopft mit durchweichten Netzen. Stets trug der Wind den Geruch von Salz und frisch gefangenen, glitschigen Fischen mit sich, die sich täglich über die nassen, rauhen Bohlen des Kais ergossen. Die Taue hatten alle nur denkbaren Braunschattierungen.

Der siebzehnjährige Claude Monet schlenderte in seinem dunklen Anzug und den gestärkten Spitzenmanschetten die Hauptstraße hinunter, das dichte Haar unter einer kecken Mütze verborgen, unter dem Arm eine Zeichenmappe.

Beim Aufstoßen der knarrenden Tür des Ladens für Künstlerbedarf rief er: »Bonjour, Monsieur.«

Der alte Gravier humpelte aus dem von wenigen Öllampen erhellten Schatten hervor. »Da sind Sie ja!«, krächzte er. »Haben Sie mir mehr von Ihren Arbeiten zum Verkauf gebracht?«

Claude legte die Mappe auf den Ladentisch und holte seine neuen Karikaturen heraus, riesige Köpfe auf winzigen Strichmännchenkörpern im beliebten Pariser Stil.

Der alte Mann gluckste, wobei seine abgebrochenen, tabakfleckigen Zähne zum Vorschein kamen. »Sie sind doch ein echter Filou!«, lispelte er. »Ja, dafür werden die Leute gutes Geld bezahlen. Jeden Tag kommen neue Aufträge für Sie herein. Können Sie gleich morgen früh zu dieser Adresse gehen? Der Herr, der dort wohnt, ist ganz erpicht auf eine Karikatur von sich. Er ist der Vater von Ihrem Freund Marc aus dem Lyzeum, das heute ja wohl noch nicht den Unterricht beendet hat, oder?«

»Hat es nicht?«, erwiderte Claude leichthin und nahm die Adresse, ohne weiter auf die hintergründige Frage einzugehen. Er wandte sich ab, schaute aus dem Fenster und die Straße hinunter, wo die Schiffe im Wasser dümpelten und die Masten hin und her schwankten. Jemand kam am Laden vorbei und durch die Tür herein. Wer mag das sein?, fragte sich Claude. Ach, nicht weiter wichtig. Ist ja nur Eugène Boudin, einer dieser einheimischen Maler, der die Gegend mit einer Staffelei auf der Schulter durchstreifte, stets in denselben Kleidern und mit einem formlosen braunen Hut auf dem Kopf. Er war etwa vierzig, und Freunde behaupteten, wenn er malte, könne man einen Feuerwerkskörper neben ihm hochgehen lassen, ohne dass er auch nur Notiz davon nahm.

Während Boudin durch den Laden ging und ihnen dabei freundlich zunickte, entstand durch die sich schließende Tür ein leichter Luftzug, der ein paar Zeichnungen aus Claudes Mappe anhob. Der junge Mann ging hastig in die Knie, um sie aufzufangen.

»Bonjour, Monet«, sagte Boudin. »Erlauben Sie mir, Ihnen zu helfen.« Er bückte sich ebenfalls, hob ein Blatt auf, das gegen den Ladentisch geweht war, und warf einen Blick darauf. Er strich sich über den Bart und sah sich die Pastellzeichnungen einiger Boote genauer an. »Was haben wir denn da?«, fragte er überrascht. »Ist die von Ihnen?«

»Ist sie. Merci!«, erwiderte Claude steif und streckte die Hand aus.

»Aber die ist wirklich gut. Ich wusste nicht, dass Sie ernsthaft zeichnen.«

»Oh, ich zeichne nicht ernsthaft«, antwortete Claude, während er die Skizze verstaute. »Das mache ich nur zu meiner Unterhaltung zwischen meiner wirklichen Arbeit.«

»Ihrer wirklichen Arbeit?«

»Ja. Ich beabsichtige, der berühmteste Karikaturist Frankreichs zu werden.«

Boudin begann in einem großen Kasten mit Ölfarben zu kramen, die Gravier ihm gebracht hatte. Mit nachdenklichem Gesicht wog er einige Tuben in der Hand. Dann blickte er zu Claude auf und fragte: »Das befriedigt Sie also, ja? Aber hören Sie, haben Sie denn noch nie in Öl gemalt oder es mit Landschaftsbildern versucht?«

Claude spürte, dass sowohl der Künstler als auch der Ladenbesitzer auf seine Antwort warteten. Er zuckte die Schultern. »Landschaften, Monsieur, so wie Sie es machen? Bei jedem Wetter draußen zu stehen, um zu malen? Das interessiert mich nicht.«

Boudin schüttelte den Kopf. »Ich mache Ihnen einen Vorschlag«, sagte er. »Versuchen Sie es nur ein einziges Mal, und Sie könnten Ihre Meinung ändern. Ich werde morgen bei Tagesanbruch malen und lade Sie ein, mit mir zu kommen. Eine zusätzliche Staffelei, Farben und Pinsel bringe ich mit. Wir treffen uns um fünf Uhr hier vor dem Laden.«

»Um diese Uhrzeit irgendwo hinzugehen ist unvernünftig, Monsieur.«

»Völlig unvernünftig.« Liebevoll berührte Boudin die ausgewählten Farbtuben und legte das Geld auf den Ladentisch. »Betrachten Sie es als eine Herausforderung, wenn Sie wollen.«

»Nun denn, Monsieur«, erwiderte Claude ruhig. »Fünf Uhr morgens, wie Sie sagten. Ich schätze, so schwer wird das nicht sein.«

 

Rasch entfernte sich Claude vom Laden und blickte zum Kai hinunter, wo sich das Geschäft seines Vaters befand. Um nichts in der Welt würde er in dessen Fußstapfen treten. Zwischen ihnen stand es nicht gut.

Das war nicht immer so gewesen. Als Claude jünger war, hatte er seinen Vater bewundert und war gerne zu dem Geschäft für Schiffsausrüstungen hinuntergelaufen, hatte seine Freude gehabt an dem kristallenen Tintenfass, den Federhaltern, den spröden Taumustern, die an Nägeln hingen, den Blechbüchsen mit Schiffszwieback. Er kam nach der Schule, kletterte auf den Schoß seines Vaters und wurde schließlich zum Konditor geschickt, um Gebäck mit Haselnusscreme zu holen, das am Schreibtisch zwischen den Rechnungsbüchern verzehrt wurde. Dann kamen die unwirschen Auseinandersetzungen der letzten paar Jahre, Claudes Sarkasmus und die schlechten Schulnoten, die erbitterten Konfrontationen. Außerdem war da noch sein vorbildlicher älterer Bruder Léon, der sich (laut seinem Vater) so entwickelte, wie ein Mann es sollte.

So vieles hatte sich seit jenen frühen Jahren verändert. Damals hatten sein Vater und seine Mutter noch das Schlafzimmer geteilt, doch seit zwei oder drei Jahren schliefen sie getrennt. Claude kannte den Grund. Er krümmte die Schultern, während er den Hügel zu ihrem Haus im Stadtteil Ingouville oberhalb des Hafens hinaufging, vor Zorn schwerer atmete und seine Mappe wie zur Verteidigung an sich drückte. Seine Mutter war feinfühlig, liebreizend und zu freundlich für diese Welt. Sie hätte nie die Frau eines Ladenbesitzers werden dürfen, sondern die eines bedeutenden Mannes, der ihre Liebe zur Kunst und ihre Gabe der Einfühlsamkeit zu schätzen gewusst hätte. Sie war zärtlich und warmherzig und hieß alle bei sich willkommen, von ihrem Freundeskreis bis hin zu den Bettlern an der Hintertür.

Während er sich dem großen Haus näherte und durch den Rosengarten seiner Mutter ging, überlegte er, wie sich der vor ihm liegende Abend am besten bewältigen ließe. Gäste würden heute zu der monatlichen musikalischen Soiree kommen. Wenn er erst bei ihrem Eintreffen herunterkam und nach oben flüchtete, bevor sie gingen, könnte er das missliche Problem umgehen, mit seinem Vater oder seinem frisch verheirateten Bruder sprechen zu müssen.

Seine wohlgeformte junge Cousine würde ebenfalls anwesend sein, was den Abend vermutlich erträglich machen würde.

Zwei Stufen auf einmal nehmend, eilte Claude die Treppe hinauf und schloss seine Zimmertür hinter sich. Seit sein Bruder ausgezogen war, gehörte ihm das Zimmer allein und diente ihm mit dem schmalen Bett, dem Waschtisch und den zerlesenen Ausgaben von Romanen, Gedichten und Theaterstücken, die sich im Regal und auf dem Boden stapelten, als Refugium. Er hatte auch einige seiner Karikaturen an der Wand befestigt, neben ausgerissenen Zeitschriftenseiten mit Frauen in der neuesten Pariser Haute Couture – weite Krinolinen und reich verzierte, seidene Abendkleider. Auf dem kleinen Schreibtisch warteten seine Schulbücher auf ihn, und er schleuderte sie mit plötzlichem Abscheu unter das Bett. Warum hatte der alte Gravier ihm diese blöde Frage gestellt? Er verbannte sie aus seinen Gedanken als nicht wert, weiter bedacht zu werden, warf sich auf das Bett und schlug einen seiner Lieblingsromane auf.

Stunden später, als es dunkel wurde und die Uhr unten melancholisch acht Mal zur vollen Stunde schlug, hörte er die Stimmen der Gäste, die zur musikalischen Soiree eintrafen, zog seinen Abendanzug und das Hemd mit den Spitzenmanschetten an und schlenderte nach unten in den Salon. Gaslicht beleuchtete die bestickten Stuhlbezüge, die Seidentapete und das gute französische Piano. Auch der großzügige Weinvorrat entging ihm nicht.

Adolphe Monet stand neben einem ovalen Porträt seiner Mutter, die Füße leicht nach außen gestellt, während sein Blick umherschoss, als suche er jemanden, dem er seine Arbeit erklären konnte. Sein Bedürfnis, alle wissen zu lassen, wie gut er für seine Familie sorgte, hatte etwas irritierend Demütiges. Neben ihm stand Claudes älterer Bruder Léon, dessen Schultern sich bereits leicht vorwölbten, zusammen mit seiner bleichen, langweiligen neuen Gattin.

Claude runzelte die Stirn. Ich werde auf der anderen Seite des Zimmers bleiben, dachte er, und hinausschlüpfen, wenn er in meine Nähe kommt. Rasch trank er ein ganzes Glas Wein, um sich zu...

Erscheint lt. Verlag 9.12.2010
Übersetzer Susanne Aeckerle
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 19. Jahrhundert • biografische Romane • Camille • Camille Doncieux • Claude Monet • Frankreich • Frauenschicksal • Frauenunterhaltung • Geschenk Frauen • Geschenk Freundin • Große Gefühle • Große Liebe • Historischer Liebesroman • historische Romane 19. Jahrhundert • historische romane 20. jahrhundert • Historische Romane Frankreich • historische Romane Taschenbuch • Kunst • Künstlerroman • Künstler-Roman • Liebe • Liebesroman • Malerie • Monet • Monet-Roman • Muse • Paris • Paris-Roman • Roman Biografien • Roman Biographien • Schicksal • Starke Frauen • Verzweiflung
ISBN-10 3-426-40400-1 / 3426404001
ISBN-13 978-3-426-40400-3 / 9783426404003
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 902 KB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die Geschichte eines Weltzentrums der Medizin von 1710 bis zur …

von Gerhard Jaeckel; Günter Grau

eBook Download (2021)
Lehmanns (Verlag)
14,99
Historischer Roman

von Ken Follett

eBook Download (2023)
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
24,99