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Wege der Sicherheitsgesellschaft (eBook)

Gesellschaftliche Transformationen der Konstruktion und Regulierung innerer Unsicherheiten

Axel Groenemeyer (Herausgeber)

eBook Download: PDF
2010
360 Seiten
VS Verlag für Sozialwissenschaften
978-3-531-92604-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wege der Sicherheitsgesellschaft -
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Das Gefühl allgegenwärtiger Bedrohung durch Gewalt und Kriminalität ist mittlerweile in das Alltagsleben eingesickert und durchdringt die Organisation sozialer Beziehungen und das Verhalten der Gesellschaftsmitglieder auch jenseits unmittelbarer Gefährdungslagen und Risikosituationen. Parallel dazu erleben wir seit einiger Zeit die Entwicklung einer Kontrollkultur, in der sowohl die staatliche Kontrolle von Kriminalität als auch die Mechanismen sozialer Kontrolle im Alltag neue Formen annehmen; die Vorstellungen sozialer Ordnung wandeln sich ebenso wie auch die Mechanismen ihrer Herstellung.
Mit dem Etkett 'Sicherheitsgesellschaft' werden diese Entwicklungen als grundlegende gesellschaftliche Transformationsprozesse der Konstruktion und Produktion sozialer Ordnung und innerer Sicherheit sowie der Herausbildung einer neuen Formation sozialer Kontrolle interpretiert.
Anhand theoretischer Reflexionen und empirischer Analysen werden diese Wandlungsprozesse auf verschiedenen Ebenen nachgezeichnet, die mit den Stichworten der (medialen) Konstruktion von Bedrohungsszenarien, der Neukonfiguration nationaler und internationaler Sicherheitsregime und neuen Formen der Konstruktion und Regulation unsicherer Räume umschrieben werden können.


Dr. Axel Groenemeyer ist Professor für Theorie und Empirie der Sozialpädagogik am Fachbereich Erziehungswissenschaft und Soziologie der Universität Dortmund.

Dr. Axel Groenemeyer ist Professor für Theorie und Empirie der Sozialpädagogik am Fachbereich Erziehungswissenschaft und Soziologie der Universität Dortmund.

Inhalt 5
Wege der Sicherheitsgesellschaft 7
1. Von der Disziplinargesellschaft zur Sicherheitsgesellschaft 7
2. Was ist eine Sicherheitsgesellschaft? 10
3. Auf dem Weg in eine Sicherheitsgesellschaft oder Wege der Sicherheitsgesellschaft? 16
Literatur 18
I. Die Konstruktion gefühlter Unsicherheiten 20
Innere Sicherheit und soziale Unsicherheit 21
1. Einleitung 21
2. Entwicklungstendenzen der Sicherheitspolitik 23
3. Soziale Ängste und Kriminalitätsfurcht 28
4. Erfolgsbedingungen von Sicherheitsdiskursen 31
Literatur 35
Mediatisierung der Sicherheitspolitik oder: Die Medien als selbständige Akteure in der Debatte um (mehr) Sicherheit 38
1. Neue Tendenzen bei der Politik der inneren Sicherheit 38
2. Der Prozess des Polizierens 41
3. Medien als Akteure innerhalb der Politik der Inneren Sicherheit 44
4. Mediatisierung als neue Ausdrucksform der Medialisierung 46
5. Polizieren und der Mediatisierungsprozess 47
6. Die Bedeutung der Medien in der Debatte um mehr Sicherheit 51
6.1 Die Medien und ihre Inhalte 51
6.2 Die Medien als eigenständige Akteure 52
Literatur 54
Soziale Unruhen – Zur Sicherheit der Gesellschaft? 59
1. Einleitung 59
2. Zur Bedeutung von Diskursen für Print-Medien 60
3. Methodische Überlegungen zur Analyse von Diskursen 63
4. Aufstand in den banlieues 66
5. Analyse der Medienberichterstattung 70
5.1 Exemplarische Falldarstellung 71
5.2 Regeln und Mechanismen des Diskurses 80
6. Zusammenfassung und Schlussbetrachtung 82
Literatur 83
Verzeichnis aufgeführter Zeitungsartikel 86
Unsicherheitsgefühle, Mediennutzung und Vertrauen in Institutionen 87
1. Untersuchungsproblem 87
2. Theoretische Perspektiven und Erklärungsversuche 88
2.1 Unsicherheitsgefühle 88
2.2 Operating Model 91
2.3 Institutionenvertrauen 92
3. Medienverfügbarkeit, Medienangebot und Mediennutzung 94
3.1 Postulierter Zusammenhang zwischen den Untersuchungskonstrukten 95
3.2 Verwendete Daten und Operationalisierung der verwendeten Indikatoren 98
3.2.1 Zentrale Variablen 98
3.2.2 Intervenierende Variablen 99
4. Ergebnisse 100
5. Fazit und Ausblick 105
Literatur 107
Subjektives Kriminalitätserleben im Kontext gesellschaftlicher Transformation 110
1. Einleitung 110
2. Methodisches Vorgehen 114
3. Verbreitung und Messung der Kriminalitätsfurcht 120
4. Konstanz und Wandel in der lokalen Kriminalitätsfurcht 123
5. Konstanz und Wandel der affektiven Kriminalitätsfurcht, kognitiven Risikoeinschätzung und Vulnerabilität 130
6. Vergangene Verhältnisse in der Erinnerung der Befragten: Realitätsgetreue Abbildung oder Projektion aus der Gegenwart? Ergebn 140
7. Veränderte Bedrohungsszenarien und die Bedeutung der Massenmedien 143
8. Selektive Erinnerung als Resultat früherer und gegenwärtiger Orientierungen 149
9. Schlussbemerkungen 152
Literatur 154
II. Staatliche und internationale Politiken der Unsicherheit 161
Der weltweite „punitive Turn“ – Ist die Bundesrepublik dagegen gefeit? 162
1. Einleitung 162
2. Die These des punitive turn – am Beispiel der Studie D. Garlands 162
2.1 Einige Vorläufer von Garlands Studie 162
2.2 Zur Resonanz der Studie und zum Kontext im Werk Garlands 163
2.3 Skizze der These Garlands2 165
2.4 Die einzelnen Indikatoren des Strukturwandels der Kontrolle 166
2.5 Zwei Prinzipien kriminalpolitischer Praxis 167
2.6 Einige Anmerkungen zur wissenschaftlichen Strategie Garlands 168
3. Der punitive turn: Amerikanischer „exceptionalism“ oder allgemeine Entwicklung? – Oder: Von der Flucht vor der Realität zur Z 170
3.1 USA: Schrittmacher oder „Ausreißer“ der Entwicklung? –„Exceptionalism“ 170
3.2 „Elsewhere“ – eine Erkundung aus der Welt wissenschaftlicher Rhetorik – oder: über die USA nach Deutschland 173
3.3 „Expertism“ versus „Populism“ 181
4. Die Antriebsfaktoren/Ursachen des punitive turn – Gesellschaftstheorie ist das Gebot 183
Literatur 185
Die Sicherheit der Weltgesellschaft 189
1. Zur Problematik des Begriffs Sicherheit 189
1.1 Sicherheit als Behälterbegriff 189
1.2 Soziale Sicherheit und globaler Kontext 190
1.3 Sicherheit und Gesellschaft 191
1.4 Fragestellung 192
2. Sicherheit als normalisierendes Dispositiv 194
3. Die Dimension des Politischen 197
4. Sicherheit jenseits klassischer Souveränität 201
5. Strukturmerkmale der Weltsicherheit 206
5.1 Spannung zwischen inneren und äußeren Verpflichtungen 206
5.2 Spannung zwischen Gewaltverbot und Menschenrechten 207
5.3 Normative Asymmetrie 208
5.4 Spannung zwischen Moral und Recht 210
5.5 Strukturelles Legitimationsproblem 211
5.6 Der politische Charakter globaler Sicherheit 212
6. Governance und Parastaatlichkeit – globale Sicherheit vor Ort 214
7. Politische Konstitution der Weltgesellschaft? 217
Literatur 221
Innere Unsicherheit und ‚Selbstbefriedigung‘ der Staatsmacht 227
1. Einleitung 227
2. Kommunikationsmedien und Selbstbefriedigungsverbote 228
3. Selbstbefriedigung der Staatsmacht in zentralen Regionen der Weltgesellschaft 234
4. Selbstbefriedigung der Staatsmacht in peripheren Regionen der Weltgesellschaft 248
5. Fazit 257
Literatur 261
III. Die Konstruktion und Regulierung unsicherer Räume 265
Die Ausweitung privater und staatlicher Raumkontrolle 266
1. Unsichere Zeiten oder die Angst der Moderne vor Kontrollverlust 266
2. Raumkontrolle als Mittel der Begrenzung nach Innen 270
3. Allgemeine Effekte der neuen Raumkontrolle 274
4. Auswirkungen der Raumkontrollen auf die Modernität 277
4.1 Die Ausweitung des Machtund Gewaltstaats 277
4.2 Dimension Freiheitsrechte 278
4.3 Dimension Technisierung 279
4.4 Dimension Ökonomisierung 279
4.5 Dimension Soziale Ordnung 280
4.6 Dimension Urbanisierung 281
4.7 Dimension Zivilisation 281
5. Die neue Raumkontrolle als Kontrolle moderner Identitäten 281
6. Ausblick: wird die Moderne weniger modern? 285
Literatur 287
Die Entgrenzung des Prinzips Hausordnung in der neoliberalen Stadt 291
1. Einleitung 291
2. Das Prinzip Hausordnung und seine Ausweitung auf den öffentlichen Raum 293
2.1 Symbolische Schwellen zu manifesten Schwellen: ‚Stilvolle‘ Ausgrenzung durch Außengastronomie 295
2.2 Die Auflösung der Grenzen zwischen Kriminalität und bislang nicht-strafbaren Handlungen: Kommunale Ordnungsdienste, Hilfspol 297
2.3 Boombranche Sicherheit 303
3. Das Unternehmen Stadt, seine Kunden und Kundinnen sowie die anderen 306
3.1 Die „Erlebnisstadt“ verlangt nach Segregation 306
3.2 Neue Urbanität als Rückkehr prosperierender Schichten und verschärfte Kontrolle 310
3.3 Fortschreitende Sicherheit produziert Unsicherheit 313
4. Die Logiken des Spacings und der Ortseffekte 314
5. Wie sind die Wege der Sicherheitsgesellschaft gepflastert? 318
Literatur 320
Die Ordnung des städtischen Lebens durch Planung? 323
1. Einleitung 323
2. Städtische Planung als Ordnung des Sozialen 324
3. Tod und Leben modernen Stadt 325
4. Verbindung von soziologischen Theorien und Städtebau 328
5. Untersuchung in zwei deutschen Großwohnsiedlungen 330
6. Zusammenhänge zwischen Nachbarschaft und städtebauliche Struktur 333
7. Die Ordnung des städtischen Lebens durch Planung 335
Literatur 336
Die Entwicklung der Sicherheitsgesellschaft am Beispiel der Videoüberwachung am Wiener Schwedenplatz 338
1. Einleitung 338
2. Die Videoüberwachung am Wiener Schwedenplatz 340
3. (Aus-)Wirkung der Videoüberwachung 342
4. Akzeptanz der Videoüberwachung 345
5. Instrumentalisierung durch Politik und Medien 346
6. Resümee 349
Literatur 351
Verzeichnis der Autoren und Autorinnen 353

Die Ordnung des städtischen Lebens durch Planung? Eine Untersuchung der Verbindung von Städtebau und Sicherheit (S. 323-324)

Katja Veil


1. Einleitung

Kann und soll städtebauliche Planung das soziale Leben in den Städten ordnen? Diese Frage beschäftigt Planungsakteure seit den Anfängen der Disziplin und diese kamen zu unterschiedlichen Antworten. Derzeit scheint es eine Wiederbelebung städtebaulicher Idealvorstellung zu geben, nachdem das ‚Versagen‘ der modernen Leitlinien eine Phase der Desillusionierung und der weitgehenden Abkehr von Idealvorstellungen eingeleitet hatte.

So kann die Leipzig Charta, die von 27 Bauministern der EU im Mai 2007 als gemeinsames Leitbild der Stadtentwicklung verabschiedet wurde, als Versuch einer Renaissance der europäischen Stadtbilder der vormodernen Zeit gelesen werden. Mit der Priorisierung von Nutzungsmischung steht sie in direktem Gegensatz zur Charta von Athen, die 1933 die Trennungen der Funktionen Wohnen, Arbeiten und Einkaufen als zentralen Inhalt propagierte. In diesem Artikel soll es jedoch nicht um die Inhalte der jeweiligen Leitbilder und ihre Richtigkeit gehen, sondern um die Renaissance der städtebaulichen Idealvorstellungen an sich.

Ein Aspekt dieser Leitbilder ist, dass sie nicht nur eine bestimmte gebaute Struktur vorsehen, sondern zugleich auch Idealvorstellungen des städtischen Lebens und seiner Ordnung darstellen. Im Folgenden soll vor allem die Entwicklung einer sogenannten städtebaulichen Kriminalprävention diskutiert werden, welche über die Gestaltung des Raums versucht soziale Organisation und soziale Kontrolle im Wohnumfeld zu fördern.

Über das Potential informeller sozialer Kontrolle und von Nachbarschaftlichkeit soll durch städtebauliche Kriminalprävention die soziale Ordnung und die Sicherheit gewährleistet werden. Dabei stellt sich die Frage, ob diese Ansätze dem urbanen Leben überhaupt gerecht werden können, ist es doch von zunehmender Anonymität und abnehmender Raumbindung geprägt.

Um diese Frage zu beantworten, werden sowohl die städtebaulichen als auch die soziologischen ‚Wurzeln‘ dieses Konzept dargestellt, um dann eine Deutung der städtebaulichen Kriminalprävention im Kontext der aktuellen Stadtentwicklung zu entwickeln. Am Beispiel einer aktuellen Studie in zwei deutschen Großwohnsiedlungen wird das Konzept der sozialen Organisation durch städtebauliche Gestaltung exemplarisch illustriert.

Erscheint lt. Verlag 27.9.2010
Zusatzinfo 360 S. 9 Abb.
Verlagsort Wiesbaden
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Sozialwissenschaften Soziologie
Schlagworte Bildung • Figuration • Gesellschaft • Gewalt • Institution • Kriminalität • Kriminologie • Nation • Politik • Sicherheit • Soziologie • Überwachung • Unsicherheit • Vertrauen
ISBN-10 3-531-92604-7 / 3531926047
ISBN-13 978-3-531-92604-9 / 9783531926049
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