Die russische Herzogin (eBook)

Historischer Roman | Wild und jung: Wera, die Nichte von Zar Alexander, sucht ihr Glück
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2010 | 1. Auflage
512 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-471-92012-1 (ISBN)

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Die russische Herzogin -  Petra Durst-Benning
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Eine unbändige Liebe am Hof von Württemberg Die russische Großfürstin Wera ist fast noch ein Kind, als sie 1863 ihre Familie und ihre Heimat verlassen muss. Der Zar möchte seine Nichte loswerden, das Mädchen ist ihm zu wild und rebellisch. Er schickt sie zu seiner Schwester nach Deutschland, zu Königin Olga von Württemberg. Die kinderlose Olga nimmt Wera freudig bei sich auf - sie will aus ihr eine gesellschaftsfähige junge Dame machen, die auf jedem Parkett glänzt. Doch Wera will keine würdige Großfürstin sein, sie will lernen, ein glücklicher Mensch zu sein. Und dann verliebt sie sich ...

Petra Durst-Benning ist eine internationale Bestsellerautorin. Seit ihrem Debütroman begeistern ihre mutigen Frauenfiguren die Leserinnen und laden sie zu großen Abenteuern ein. Viele ihrer Romane werden verfilmt. Petra Durst-Benning lebt bei Stuttgart.

Petra Durst-Benning ist eine internationale Bestsellerautorin. Seit ihrem Debütroman begeistern ihre mutigen Frauenfiguren die Leserinnen und laden sie zu großen Abenteuern ein. Viele ihrer Romane werden verfilmt. Petra Durst-Benning lebt mit ihrem Mann bei Stuttgart. Mehr erfahren Sie auf Facebook und unter: durst-benning.de

1. KAPITEL

Stuttgart, Herbst 1863

Während draußen auf den Straßen der Stadt das Leben in vollem Gange war, herrschte im Frühstückssalon des Kronprinzenpalais noch morgendlicher Müßiggang. Wie so oft war Thronfolger Karl auch am Vorabend erst sehr spät nach Hause gekommen und saß nun blass und in sich gekehrt am Frühstückstisch. Obwohl er nach seinem nächtlichen Ausgang die Kleidung gewechselt hatte und einen Morgenrock trug, roch er aus allen Poren nach Zigarettenrauch und Wein.

Was für ein schrecklicher Mann!, dachte Baronin Evelyn von Massenbach nicht zum ersten Mal bei sich, während sie ihm und seiner Gattin, der Kronprinzessin Olga, aus diversen Zeitungen vorlas. Karls Leib und sein Gesicht waren infolge seiner Lebensweise von Jahr zu Jahr aufgedunsener und schwammiger geworden, und seine Augen wirkten kleiner. Lag das nur daran, dass der Thronfolger regelmäßig mit befreundeten Herren durch sämtliche obskure Stuttgarter Gasthäuser zog und die Nacht zum Tage machte? Gott sei Dank wusste Evelyn nicht, mit wem er unterwegs gewesen war und zu welchem Zweck. So brauchte sie, wenn seine Gattin sie fragte, nicht zu lügen. Je weniger sie wusste, desto besser! Andere hielten sich mit ihrer Neugier nicht derart zurück, und so wurde in den Salons der Stadt heftig über das »unziemliche« Verhalten des Kronprinzen getratscht. Wie gut, dass seine Gattin davon nichts mitbekam!

Im Gegensatz zum derangierten Kronprinzen wirkte Olly, wie Kronprinzessin Olga von allen genannt wurde, an diesem Herbstmorgen frisch und ausgeschlafen. Das grün-silbern karierte Kleid, das sie erst kürzlich gemeinsam im feinsten Modehaus der Stadt ausgesucht hatten, stand ihr ausnehmend gut, befand Evelyn zufrieden. Der Blick, den sie Olly zuwarf, war voller Bewunderung, Zuneigung und Hingabe. Mit ihren einundvierzig Jahren war die Zarentochter noch immer schlank wie eine russische Birke, ihr Blick war klar, und keinerlei Fältchen oder Linien krochen über ihr edles Antlitz. Für die dreiunddreißigjährige Evelyn, die ebenfalls als äußerst attraktiv galt, stand fest, dass ihre Herrin eine sehr schöne Frau war. Und dieser Meinung schlossen sich die meisten an. Sogar der berühmte Maler Franz Xaver Winterhalter hatte bei seinem letzten Besuch verlauten lassen, dass er an sämtlichen europäischen Höfen lange suchen musste, um eine Schönheit wie Olly zu erblicken.

Schönheit … Nun, sie war allerdings kein Garant für ein glückliches Leben.

Eine Welle von Unmut schwappte über Evelyn, während sie versuchte, den Geruch nach Zigarettenrauch, der von dem Prinzen ausströmte, zu ignorieren. Der elegante Salon, von Olly mit feinsten Möbeln, Bildern und Accessoires eingerichtet, kam ihr auf einmal stickig vor. Am liebsten hätte sie eigenhändig die schweren Samtvorhänge aufgezogen, um Licht und frische Luft in den Raum zu lassen.

In neutraler Stimmlage fuhr sie fort, den Zeitungsartikel über den Frankfurter Fürstentag vorzulesen, und zumindest Olly schien er sehr zu interessieren. Karl widmete sich derweil eingehend seinem üppigen Morgenmahl. Dass Preußens König Wilhelm I. dem Treffen in Frankfurt ferngeblieben war, welches daraufhin ohne Ergebnis zu Ende ging, schien den Kronprinzen weniger zu interessieren als die gebundene Rinderconsommé, von der er sich nun schon zum zweiten Mal auftragen ließ. Die vergangene Nacht musste anstrengend gewesen sein, wenn der Herr einen solchen Hunger verspürte. Der Anblick, wie er tief über den Teller gebeugt seine Suppe verschlang, ließ Evelyns Ärger erneut aufwallen. Wer würde denn in absehbarer Zeit König von Württemberg werden und große Politik machen? Doch nicht Olly! Trotzdem war es die russische Zarentochter, die sich – im Gegensatz zu ihrem Mann – regelmäßig über die Weltpolitik informierte.

Es war Evelyns Aufgabe, aus dem dicken Stapel deutscher und französischer Tageszeitungen, der täglich angeliefert wurde, wichtige Berichte herauszupicken und beim Frühstück vorzulesen. Anschließend saß die Kronprinzessin dann meist stundenlang an ihrem Schreibtisch und schrieb Briefe an ihr vertraute Herren aus Politik, Wissenschaft und Kultur, in denen sie deren politische Einschätzungen erfragte oder selbst ihre Meinung äußerte. Vor allem der Briefwechsel mit dem russischen Staatskanzler Gortschakow, den Olly aus seiner Zeit als Gesandter in Stuttgart sehr gut kannte, war ihr wichtig. Was würde eine so kluge Prinzessin alles ausrichten können, wenn man sie nur ließe! Evelyn war es rätselhaft, wie die Schwester des russischen Zaren es aushielt, seit Jahren zu politischer Untätigkeit verdammt zu sein. Eine Untätigkeit, unter der sie unbestritten litt, die aber ihrem Mann Karl nichts auszumachen schien …

Was für ein seltsames Paar. In den zwölf Jahren, in denen sie nun schon als Hofdame und engste Freundin an Ollys Seite war, war es ihr nicht gelungen, das Geheimnis dieser Ehe zu lüften.

Ein Seufzen unterdrückend, nahm Evelyn die nächste Zeitung zur Hand und begann zu lesen:

»Die Hamburger St.-Nikolai-Kirche wurde im laufenden Jahr so weit fertiggestellt, dass sie am 27. September eingeweiht werden konnte. Obwohl die Bauarbeiten des Turms, der einmal hundertfünfzig Meter hoch werden soll, noch andauern, gilt sie schon heute als bisher höchstes Gebäude der Welt.« Evelyn, die wusste, wie abgöttisch Olly ihren Vater, den Zaren Nikolaus, über dessen Tod hinaus verehrte, hatte diese eher zweitrangige Nachricht aufgrund der Namensgleichheit bewusst ausgewählt.

Wie erwartet erschien auf Olgas vornehmer Miene ein zartes Lächeln. »Was für ein schöner Name! Ich nehme trotzdem nicht an, dass es in irgendeiner Form mit meinem Vater zu tun hat. Wahrscheinlich ist die Kirche vielmehr dem heiligen Nikolaus gewidmet.«

Evelyn bejahte dies und blätterte eine Seite weiter. Dort hatte sie einen Bericht über die erste Hundeausstellung Österreichs eingerahmt. Immerhin war Olly eine große Hundeliebhaberin, wovon ihr Windspiel zeugte, das ihr nie von der Seite wich.

»Es ist übrigens ein Brief aus St. Petersburg angekommen. Sascha hat mir geschrieben …«, kam es unvermittelt von Olly, bevor Evelyn zu lesen beginnen konnte.

Zum ersten Mal an diesem Morgen horchte der Kronprinz auf. »Der Zar hat geschrieben? Kommt Sascha uns etwa besuchen?« Ein Leuchten zog über sein Gesicht, das Evelyn trotz allem berührte.

Es war wirklich ein Jammer: Einzig bei Olly und ihrer Familie fand Karl die Zuneigung, die ihm sein eigener Vater und seine Schwestern seit jeher versagten. In den Augen König Wilhelms war Karl nur ein dummer, nichtsnutziger Faulpelz. Anstatt seinen einzigen Sohn an die zukünftige Aufgabe als Regent von Württemberg heranzuführen, hielt er ihn seit Jahren von jeglichen Regierungsgeschäften fern. Ihn – und Olly gleich mit dazu. Karls Schwestern, die nichts unversucht ließen, um sich beim König einzuschmeicheln, war das nur recht. Königin Pauline versuchte vergeblich, die Animositäten zu beseitigen – eine Hilfe war sie ihrem Sohn jedoch nicht. Was für eine Familie!

»Ein Besuch steht nicht an«, sagte Olly mit Bedauern in der Stimme. »Sascha hat vielmehr vor, seinen Sohn in Nizza zu besuchen. Nikolajs Tuberkulose schreitet voran, er sei nur noch Haut und Knochen, schreibt er.«

Karl runzelte die Stirn. »Schlägt die Behandlung in Nizza auch nicht an? Armer Sascha, da hat er einen Thronfolger und nichts als Sorgen mit ihm!«

»Noch ist Nikolaj nicht gestorben«, erwiderte Olly rau. »Aber lassen wir das, Saschas Brief handelt eigentlich von etwas anderem: Es geht um Wera, mein Patenkind …«

»Na dann … Evelyn, die Zeitung bitte.« Karls Interesse an der Depesche des Zaren hatte offensichtlich rapide nachgelassen.

Dennoch faltete Olly den Brief, den sie in ihrer Rocktasche getragen haben musste, auseinander, um daraus vorzulesen. Evelyn nutzte den Moment, um die erste Tasse Kaffee des Morgens zu genießen.

»Liebste Olly, ich hoffe, mein Brief erreicht Euch bei bester Gesundheit. Hier kommt der Winter dieses Jahr mit Siebenmeilenstiefeln daher und –« Irritiert durch Karls Zeitungsrascheln, hielt Olly inne. »Am besten komme ich gleich zum Wesentlichen: Liebstes Schwesterherz, heute möchte ich Dich um einen Gefallen bitten. Wie Du weißt, hat der König von Griechenland ein Auge auf Kostys und Sannys älteste Tochter Olgata geworfen. Ich muss Dir nicht erklären, dass solch eine gute Partie auch eine Stärkung der russisch-griechischen Beziehungen bedeuten würde. Sanny ist seit König Georgs Besuch völlig überdreht. Romantisch, wie sie ist, sieht sie darin eine Wiederholung ihrer eigenen Geschichte.« Olly schaute auf, suchte Evelyns Blick. »Mein Bruder Kosty hat sehr jung geheiratet. Er und Sanny haben sich sozusagen im Kinderzimmer kennengelernt. Beide behaupten nach wie vor, es wäre gleich die große Liebe gewesen, aber meiner Ansicht nach war es vor allem Kostys große Sehnsucht, endlich der Knute seiner schrecklich strengen Erzieher entfliehen zu können.« Sie zuckte in einer für sie typischen Geste mit den Schultern. Dann las sie weiter.

»Nun setzen Kosty und Sanny alles daran, Olgatas Erziehung in den nächsten zwei, drei Jahren zu vollenden....

Erscheint lt. Verlag 8.9.2010
Reihe/Serie Die Zarentochter-Saga
Die Zarentöchter-Saga
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Adel • ADHS • Baden-Württemberg • Berührend • Bestsellerautorin • Buch zum Träumen • Downton Abbey • Familiensaga • Frau • Frauen • Freundinnen • Freundschaft • goldener Käfig • Herzogin • Historischer Roman • Königshäuser • Kronprinz • Liebesroman • Plötzlich Prinzessin • Russen in Deutschland • Saga • schöne Lesestunden • starke • Stuttgart • unglückliche Ehe • Wahre GEschichte • Weraheim • widerspenstig • Württemberg • Zarentochter • Zuckerbäckerin
ISBN-10 3-471-92012-9 / 3471920129
ISBN-13 978-3-471-92012-1 / 9783471920121
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