Plötzlich Shakespeare (eBook)

(Autor)

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2010 | 1. Auflage
320 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-30361-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Plötzlich Shakespeare -  David Safier
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Das Liebesleben der Grundschullehrerin Rosa gibt Anlass zu Klagegebeten. Bei einem Zirkusbesuch erklärt ihr ein Hypnotiseur, dass die Lösung ihrer Probleme in einem früheren Leben zu finden ist. Noch bevor Rosa «Veralbern kann ich mich alleine» sagen kann, wird sie per Hypnose in ein solches Leben zurückgeschleudert. In das Jahr 1594. In den Körper eines Mannes. Der sich gerade duelliert. Und der William Shakespeare heißt! Mit einem Male muss sich Rosa im London des 16. Jahrhunderts nicht nur mit Shakespeares Feinden herumschlagen, sie wird als Mann auch noch mit völlig neuen Fragen konfrontiert. Unter anderem: «Wie hält man sich liebestolle Verehrerinnen vom Leib?» oder «Wie geht man als Mann eigentlich auf Toilette?» Und dann gibt es da ja auch noch Shakespeare, dessen Geist in seinem Körper gefangen ist. Und so quasselt er Rosa bei ihrem Versuch, das Leben zu meistern, ständig verärgert dazwischen. Denn von der Tatsache, dass Rosa seinen Körper kontrolliert, ist er «not at all amused».

David Safier, 1966 geboren, zählt zu den erfolgreichsten Autoren der letzten Jahre. Seine Romane, darunter «Mieses Karma», «Jesus liebt mich», «Happy Family» und «MUH!» erreichten Millionenauflagen im In- und Ausland. Der erste Band seiner Krimireihe rund um die Ex-Kanzlerin gehört zu den bestverkauften Büchern des Jahres 2021. Als Drehbuchautor wurde David Safier unter anderem mit dem Grimme-Preis sowie dem International Emmy ausgezeichnet. Er lebt und arbeitet in Bremen, ist verheiratet und hat zwei Kinder.

David Safier, 1966 geboren, zählt zu den erfolgreichsten Autoren der letzten Jahre. Seine Romane, darunter «Mieses Karma», «Jesus liebt mich», «Happy Family» und «MUH!» erreichten Millionenauflagen im In- und Ausland. Der erste Band seiner Krimireihe rund um die Ex-Kanzlerin gehört zu den bestverkauften Büchern des Jahres 2021. Als Drehbuchautor wurde David Safier unter anderem mit dem Grimme-Preis sowie dem International Emmy ausgezeichnet. Er lebt und arbeitet in Bremen, ist verheiratet und hat zwei Kinder.

1


Au Mann, ich war ja so etwas von einem Frauenklischee! Im Vergleich zu mir waren sogar die Heldinnen in Hollywoodfilmen richtig originell: Seit Jahren war ich Single, meine biologische Uhr ging mir auf den Wecker, und ich badete im Swimmingpool des Selbstmitleids: Meine große Liebe wollte seine große Liebe heiraten, und bei dieser handelte es sich leider nicht um mich.

«Was hat sie, was ich nicht habe?», greinte ich, während ich aus meinem bemerkenswert unaufgeräumten Küchenregal eine Flasche Ramazzotti herausholte.

«Sie hat Stil, Rosa», antwortete mein schwuler bester Freund Holgi, der im Gegensatz zu den schwulen besten Freunden von Hollywoodheldinnen nicht umwerfend aussah, sondern eher wie ein kleiner Hobbit.

«Es gibt Fragen, auf die man keine Antwort will», seufzte ich und stellte Flasche und Glas auf den Tisch.

«Und sie sieht aus wie ein Topmodel», redete Holgi dennoch weiter. Er glaubte nun mal fest daran, dass Freunde absolut ehrlich miteinander umgehen sollten.

Und dummerweise hatte er recht: Während Olivia eine Figur hatte, die selbst Heidi Klum vor Neid in die Tischkante beißen lassen würde, besaß ich Orangenhaut, zu dicke Waden und sah bei schlechtem Licht aus wie ein Hängebauchpuma.

Wie gesagt, ich war voll das Klischee.

«Und sie hat studiert.»

«Hab ich auch!», protestierte ich.

«Du Grundschullehramt in Wuppertal. Sie Medizin in Harvard.»

«Sei still», antwortete ich und schenkte mir den Ramazzotti ein.

«Sie kommt eben aus der gleichen Schicht wie er, Rosa.»

«Was genau hast du an ‹Sei still› nicht verstanden? Das ‹Sei› oder das ‹still›?», fragte ich.

«Und sie ist nicht so schnippisch wie du», grinste er.

«Dir ist schon klar», lächelte ich nun süßsauer, «dass ich hier viele Geräte habe, mit denen man jemandem die Männlichkeit nehmen kann … die Nudelzange … die Saftpresse … den Elektromixer …»

«Und sie hat gute Manieren.»

«Ich habe also schlechte?», fragte ich und nippte schon mal an meinem Ramazzotti.

«Na ja, Rosa, du lachst immer zu laut, rülpst manchmal und drohst, sehr netten, attraktiven Kerlen ihre Männlichkeit zu rauben. Außerdem fluchst du, als wärst du die uneheliche Tochter von Uli Hoeneß und Donald Duck.»

«Den Zeugungsakt zwischen den beiden möchte ich mir lieber nicht vorstellen», antwortete ich.

Leider hatte mein Kumpel auch mit den Manieren recht. Während Jan immer genau wusste, wie man sich in einem noblen Restaurant zu benehmen hatte, war ich schon froh, wenn ich das Fischmesser als solches erkannte und mich bei der Lektüre der Speisekarte nicht blamierte mit Fragen wie ‹Ist Vitello Tonnato nicht ein italienischer Sänger?›.

Ich starrte auf das Foto der Hochzeitseinladung: Jan und Olivia waren ein Bilderbuchpaar, eins, wie Jan und ich es nie hätten sein können. Dabei glaubten wir mal fest daran, dass wir beide füreinander bestimmt waren. Damals, als wir uns kennenlernten, an jenem Tag, an dem ich ihm das Leben rettete. Es war am Strand von Sylt gewesen, ich war Mitte zwanzig und im Campingurlaub mit Holgi, Jan machte Urlaub mit seinen Harvard-Freunden im Ferienhaus seiner Eltern in Kampen. Ja genau, wir stammten nicht nur aus zwei verschiedenen Welten, sondern aus zwei verschiedenen Universen.

Hätte Jan nicht beim Schwimmen einen Krampf bekommen und ich es nicht bemerkt, wären wir uns wohl nie begegnet. Und er wäre ertrunken. So aber schwamm ich die paar Meter zu ihm hin – damals hatte ich noch so etwas Ähnliches wie Kondition –, tauchte unter und zog den fast schon bewusstlosen Jan an die Oberfläche. Rettungsschwimmer kamen mit einem Schnellboot hinzu und hievten uns hinein. Erst auf dem Boden des Bootes öffnete Jan wieder die Augen. Er sah mich mit seinen wunderbaren grünen Augen an und hauchte verzaubert: «Du hast die schönsten Augen, die ich je gesehen habe.»

Und ich hauchte zurück: «Danke gleichfalls.»

Es war Liebe auf den ersten Hauch.

Jans Mutter, die mich nicht ausstehen konnte, bewertete diese erste Begegnung hingegen etwas weniger romantisch: «Seine Liebe zu dir wurde durch Sauerstoffmangel ausgelöst.»

Überhaupt war ich Jans nobler Familie ein Dorn im Auge, erst recht, nachdem sie meine Eltern vorgestellt bekommen hatte. Jan und ich hatten in unserem Liebeswahn gedacht, es sei eine zauberhafte Idee, wenn sich unsere Eltern mal bei einem zwanglosen Essen kennenlernten. Leider entwickelte sich diese Begegnung zu dem übelsten Treffen zweier unterschiedlicher Parteien seit der Schlacht von Stalingrad.

Anfangs gaben sich alle noch Mühe: Jans Eltern erzählten beflissen von ihrem Urlaub in einem Golfclub auf den Seychellen, und meine Eltern erzählten jovial von ihrem Stamm-Campingplatz. Dabei erwähnte meine Mutter launig, dass sie sich am Badesee einen ganz unangenehmen Vagina-Pilz zugezogen hatte.

Jans Mutter schob daraufhin ihren Teller beiseite.

Mein Vater bemerkte das allerdings nicht und fühlte sich bemüßigt zu erwähnen, dass er jetzt auch eine Antipilzsalbe brauche. Jetzt schob auch Jans Vater seinen Teller beiseite. Und ich fragte mich, ob ich mich in meinem Alter noch von jemandem adoptieren lassen könnte. Jans Mutter bezeichnete meine Eltern pikiert als ‹originell rustikal›, woraufhin meine Mutter antwortete: ‹Besser rustikal als aufgeblasen.› Ab da nahm der Abend die Rolltreppe abwärts: Er endete noch vor dem Dessert mit der Empfehlung meiner Mutter an Jans Mutter, doch ‹mal den Stock aus dem Hintern zu ziehen›, und der Empfehlung von Jans Mutter an ihren Sohn, ‹sich eine Frau aus einem besseren Stall zu suchen›.

Am Ende saßen Jan und ich alleine am Restauranttisch, ich futterte traurig drei der sechs bestellten Portionen Tiramisu und war weder von meinem noch von Jans Stall sonderlich begeistert.

 

Ich wollte nun endlich den Ramazzotti runterkippen, da machte Holgi weiter: «Da gibt es aber auch etwas, was du hast und Olivia nicht.»

«Eltern, die über Vagina-Pilze reden?»

«Auch. Aber ich meine etwas anderes.»

Ich verdrehte die Augen, ich wollte nichts mehr hören.

«Keine Sorge, ich will mit meiner ganzen Auflistung nachher noch auf etwas hinaus», lächelte Holgi aufmunternd.

Vielleicht, so dachte ich mir, würde ich also auch mal was Nettes von ihm hören. Also beschloss ich mitzuspielen: «Also gut, was hat die Schnepfe nicht?»

«Olivia hat ihn nicht betrogen.»

«Ich habe Jan auch nie betrogen!», protestierte ich und kippte den Ramazzotti in einem Zug runter.

«Hast du wohl, Rosa», hielt Holgi nett lächelnd dagegen.

«Das ist Definitionssache», erwiderte ich kleinlaut, genau wissend, dass der Definitionsspielraum relativ klein war. Es war vor genau zwei Jahren gewesen. Über die Zeit hinweg hatte sich unsere wunderbare Liebe verändert. Wir hatten als ‹Romeo und Julia› begonnen und wurden zu ‹Romeo und Trampeltier›. So fühlte ich mich jedenfalls, ging ich doch mit meinem Selbstbewusstsein zu Fuß. Jan war mittlerweile ein erfolgreicher Zahnarzt mit eigener Riesenpraxis und angeschlossenem Dentallabor in der Düsseldorfer City, ich nur eine kleine Grundschullehrerin, die nicht allzu viel Freude an ihrem Job hatte. Von Tag zu Tag fragte ich mich mehr, was so ein wunderbarer, erfolgreicher und weltgewandter Mann wie Jan mit so einer durchschnittlichen Frau wie mir wollte. Eine Frage, die sich übrigens auch viele Menschen in seinem Bekanntenkreis stellten.

Jeden Augenblick rechnete ich damit, dass Jan mich mit einer der vielen tollen Frauen betrügen würde, die ihm Freunde, Eltern und Kollegen ständig vorstellten, in der Hoffnung, Jan würde endlich erkennen, dass es besser wäre, mich in die Wüste zu schicken, möglichst in eine ohne Wasserstellen.

Entsprechend aufbauend für mein Selbstbewusstsein war es daher, als mich der Sport- und Sachkundelehrer Axel auf einer Kollegiumsfeier anbaggerte. Axel war ein leichtfüßiger, extrem charmanter Frauenheld, der Ähnlichkeit mit Hugh Jackman hatte und schätzungsweise mit allen Grundschullehrerinnen der westlichen Welt im Bett war. Nur mich hatte er noch nicht verführen können, weil ich meinen Jan so sehr liebte. Das war sicher auch das Einzige, was mich für ihn attraktiv machte, Axel brauchte mein Foto wohl noch für sein Treffer-versenkt-Sammelalbum.

Während wir bei der Feier einen Obstpunsch nach dem anderen schlürften und dabei die leckeren, mit Alkohol getränkten Früchte aßen, flirtete Axel mit mir. Er machte mir diverse Komplimente und brachte es sogar fertig, dass ich den Begriff «Vollweib» richtig schmeichelhaft fand. Als Axel mir schließlich anbot, mich nach Hause zu begleiten, wurde es mir dann doch zu heiß, war doch klar, dass er mich erst über einen kleinen Abstecher in seine Wohnung nach Hause bringen wollte. Ich verabschiedete mich hastig von ihm und eilte nach draußen, wo mir eine schwüle, sommerliche Gewitterluft entgegenschlug. Axel ließ jedoch nicht locker, folgte mir nach draußen und raunte mit tiefer Stimme in mein Ohr: «Du willst es doch auch, Rosa.»

Eloquenz war nicht gerade seine Stärke. Dafür war es Spontaneität. Entschlossen nahm er mich in die Arme, zog mich zu sich … und … was soll ich sagen … ich war betrunken … es war heiß und schwül … und ich bin doch auch nur eine Frau.

Axel küsste mich wild, aber das passte zu einem Typen, der aussah wie der Schauspieler, der ‹Wolverine› im Kino darstellte. Während mein Gewissen noch letzte Versuche machte, eine Warnung zu formulieren, jubilierte meine Libido. Im Chor mit meinem...

Erscheint lt. Verlag 16.7.2010
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Beziehungskomödie • früheres Leben • humorvoll • Hypnose • Liebe • schräg
ISBN-10 3-644-30361-4 / 3644303614
ISBN-13 978-3-644-30361-4 / 9783644303614
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