'Erst kommt das Fressen ...!' (eBook)

Über Essen und Kochen in der Sozialen Arbeit
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2009 | 1. Auflage
316 Seiten
VS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
978-3-531-91761-0 (ISBN)

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'Erst kommt das Fressen ...!' -
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Was man isst, was einem schmeckt, wie es zubereitet und gemeinsam verzehrt wird, das beschäftigt Adressaten und Professionelle in der Sozialen Arbeit jeden Tag, früher wie heute. Dennoch sind fachliche Positionierungen hierzu selten. Essen und Kochen ist einerseits ein zentrales Lebens(welt)thema der Subjekte und des institutionellen Alltags. Andererseits regieren Staat, Politik und öffentliche Meinung zurzeit stark in die Ernährungsweisen zahlreicher Bevölkerungsgruppen hinein. Sozialer Arbeit werden Präventionsaufträge zur Volksgesundheit und ernährungserzieherische Aufgaben zugewiesen. Es ist von daher an der Zeit, Kochen und Essen als Thema qualifizierter Praxisentwicklung und konzeptioneller Reflexion in der Sozialen Arbeit zu eröffnen. Diese Innovation leistet das vorliegende Buch. Praxisberichte, historische Quellentexte, empirische und theoriebezogene Analysen zeigen, dass es lohnt, sich in Profession und Disziplin des Kochens und Essens anzunehmen.


Dr. Lotte Rose ist Professorin am Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit der Fachhochschule Frankfurt.
Dr. Benedikt Sturzenhecker ist Professor für Sozialpädagogik an der Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft der Universität Hamburg.

Dr. Lotte Rose ist Professorin am Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit der Fachhochschule Frankfurt. Dr. Benedikt Sturzenhecker ist Professor für Sozialpädagogik an der Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft der Universität Hamburg.

Inhalt 5
Einleitung: Warum die Beschäftigung mit Essen und Kochen Potentiale für die Soziale Arbeit enthält 8
I Kochen und Essen in der Geschichte der Sozialen Arbeit 17
Literarisches Tuttifrutti: Erzählungen zum Essen in Klassikern der Sozialpädagogik 18
„Je besser die Ernährung, desto zufriedener und verträglicher auch der Geist der Kranken“. Ernährung, Heilung und Pflege in den Anstalten für Epileptiker zu Bielefeld im 19. und frühen 20. Jahrhundert 44
II Kochen und Essen als Ereignisse im Alltag der Sozialen Arbeit 54
Das Frühstück der Mütter – Elternbildung mit benachteiligten Müttern in Hamburger Eltern-Kind- Zentren 55
Pudding für alle – außer für Yvonne 72
Essen als Alltagskulisse. Kasuistik der Sozialpädagogischen Familienhilfe 79
Das Suppenfest als multikulturelles Ereignis in der Gemeinwesenarbeit 92
Öffentliche Gemüsegärten im Stadtteil. Erfahrungen eines Modellprojektes zur sozialräumlichen Gesundheitsförderung 102
Essen im Ganztag als Kooperationsthema von Jugendarbeit und Schule 114
III Essthetische Geschmacksbildung 131
Spirituelle Garküche – Idee und interaktive Praxis 132
Christoph Riemers „spirituelle Garküche“. Kleine Kommentare von innen und außen 147
Kochen und Essen als Aufführung – Speisen als Skulptur. Die Irritation des Selbstverständlichen als Bildungsimpuls 152
IV Empirie und Ethnografie zum Kochen und Essen in sozialen Einrichtungen 164
Pizza oder Suppe? Verhandlungen zum Essen im Jugendhaus 165
Mittagessen in der Schule. Ethnografische Notizen zur Ordnung der Mahlzeit 178
Essen in Kinderbetreuungseinrichtungen. Ergebnisse einer Studie in Frankfurt am Main 191
Richtiges Kartoffelpüree, Urmohrrüben und Getränk nach Wahl. Überlegungen zum pädagogischen Gehalt des Essen-Gebens am Beispiel der Drogenberatung Bielefeld 206
V Ernährungspolitik, Sozialpolitik, Gesundheitspolitik und Lustpolitik 219
Das Besser-Esser-Konzept. Schulessen, Ernährungsbildung und Regionalentwicklung 220
Von der Ernährungskrise zur Ernährungsrevolution – Wenn der Fernsehkoch Jamie Oliver Sozialpolitik macht 232
Kochen und Essen mit Lust 250
Gesundes Essen. Anmerkungen zu den Schwierigkeiten, einen Trieb gesellschaftlich zu regulieren 264
Ernährungsverhalten und Gesundheit Jugendlicher – Befunde der deutschen Studie „Health Behaviour in School-aged Children” 277
Angaben zu den Autorinnen und Autoren 288

IV Empirie und Ethnografie zum Kochen und Essen in sozialen Einrichtungen (S. 177-178)

Pizza oder Suppe? Verhandlungen zum Essen im Jugendhaus

Kirsten Kullmann

„Ich esse keine Suppe! Nein! Ich esse meine Suppe nicht! Nein, meine Suppe eß’ ich nicht“ – diese Geschichte vom Suppenkaspar in Heinrich Hoffmanns Struwwelpeter ist im deutschen Kulturkreis wohlbekannt. Der Suppenkaspar stirbt am fünften Tag, nachdem er sich starrsinnig geweigert hat, seine Suppe zu essen, so heißt es in der Erzählung.

Für Kinder eine abschreckende, gefürchtete Geschichte, von Eltern und Erwachsenen (früher) gern eingesetzt bei den immer wiederkehrenden Kämpfen zwischen den Generationen ums Essen. Solche Konflikte ums Essen sind auch den sozialen Fachkräften aus dem Arbeitsalltag der offenen Kinder- und Jugendarbeit bekannt. Auch hier sind Speiseangebote regelmäßig Anlass zu sozialen Kämpfen. Auch hier gibt es „Suppengeschichten“, wenn auch mit anderen Verläufen und Ergebnissen: Eine diese Geschichten soll im nachfolgenden eingehender untersucht werden.

Der Beitrag entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes zu jugendlichen Genderinszenierungen in der offenen Jugendarbeit. Mit Hilfe ethnografischer Verfahren wurden Alltagsereignisse und Interaktionen in Jugendhäusern eingefangen und in Quellentexten dokumentiert.1 Eine der Diplomarbeiten, die im Rahmen des Forschungsprojektes verfasst wurde, untersuchte alle beobachteten Küchen- und Theken-Ereignisse, in denen das Essen Thema war.2 Anhand einer ausgewählten Szene aus dieser Studie zu einem Essenskonflikt zwischen einer Fachkraft und Jugendlichen wird ein exemplarischer Blick in den Alltag der Jugendarbeit mit seinen unentwegten Verhandlungsprozessen geworfen und versucht, Thesen zur Bedeutung des Kochens und Essens in der pädagogischen Beziehung zu entwickeln.

Was wird gekocht?


Vorgeschichte: Heike, die pädagogische Fachkraft will am kommenden Montag kochen, gemeinsam mit den Jugendlichen. Sie erklärt mir (Feldbeobachter), dass es ihr um das gemeinsame Essen, aber auch das gemeinsame Kochen geht. Seit heute hängt ein DIN A 4 Zettel, handgeschrieben, an der Pinwand, wo sich die Jugendlichen eintragen und notieren können, was sie kochen wollen.

Ein Kochprojekt in einem Jugendhaus ist geplant. Es wird aus der Vorgeschichte nicht klar, ob es sich bei dem Kochprojekt um ein wöchentliches Angebot oder ein einmaliges Projekt handelt. Klar ist aber: Der Impuls geht von der pädagogischen Fachkraft aus. Sie initiiert das Projekt und verfolgt damit gleich zwei Ziele auf einmal: gemeinsames Kochen und Essen.

Um die Koordination zu erleichtern wird von der pädagogischen Fachkraft ein Meldezettel eingesetzt. Unausgesprochen teilt er den JugendhausbesucherInnen verschiedene Informationen zu den Rahmungen des Kochprojektes mit: Das Projekt ist freiwillig; sie dürfen bestimmen, was gekocht wird; die Teilnehmerzahl ist begrenzt durch die Anzahl der möglichen Eintragungen auf diesem Stück Papier, die dafür sorgt, dass niemand mehr dazu stoßen kann, sobald das Blatt vollständig beschrieben ist. Für die Kinder und Jugendlichen des Jugendhauses aktualisiert dieser Zettel zwei wichtige Fragen: Erstens: Wer macht (noch) mit? Und zweitens: Was wird gekocht werden, bzw. was möchte ich, dass gekocht werden soll?

Erscheint lt. Verlag 29.10.2009
Zusatzinfo 316 S. 12 Abb.
Verlagsort Wiesbaden
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften
Sozialwissenschaften Pädagogik Sozialpädagogik
Schlagworte Armut • Betreuung • Ernährung • Gemeinwesenarbeit • Gesundheit • Gesundheitspolitik • Jugendarbeit • Jugendliche • Jugendlicher • Kinder • Soziale Arbeit • Sozialpädagogik • Verpflegung
ISBN-10 3-531-91761-7 / 3531917617
ISBN-13 978-3-531-91761-0 / 9783531917610
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