Kalter Süden (eBook)

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2009 | 1. Auflage
528 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-550-92002-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Kalter Süden -  Liza Marklund
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Von der Meisterin des Schweden-Krimis Liza Marklund! Der Tod des schwedischen Eishockey-Stars Sebastian Söderström schlägt hohe Wellen. Er und seine Familie sind einem Giftgasanschlag zum Opfer gefallen. Annika Bengtzon fliegt nach Marbella und recherchiert in der Welt der Superreichen, die zurückgezogen hinter hohen Mauern mit den teuersten Alarmanlagen ein Leben in scheinbarer Sicherheit führen. In diesem Kosmos der glatten Oberflächen und gekühlten Räume ist Schweigen Gold, und Geheimnisse werden über Generationen bewahrt. Die spanische Polizei gibt den Fall schon bald resigniert auf. Doch Annika Bengtzon lässt sich nicht so leicht abweisen.  Ausgezeichnet mit dem Radio Bremen Krimipreis

Liza Marklund, geboren 1962 in Piteå, arbeitete als Journalistin für verschiedene Zeitungen und  Fernsehsender, bevor sie mit der Krimiserie um Annika Bengtzon international eine gefeierte Bestsellerautorin wurde.

Liza Marklund, geboren 1962 in Piteå, arbeitete als Journalistin für verschiedene Zeitungen und  Fernsehsender, bevor sie mit der Krimiserie um Annika Bengtzon international eine gefeierte Bestsellerautorin wurde.

Dienstag, 4. Januar

Das Licht war so grell, dass sie die Augen schließen musste. Sie stand auf der Gangway und schwankte ein paar Sekunden, ehe sie in der Lage war, die Lider wieder so weit zu öffnen, dass sie die Stufen hinunter aufs Flugfeld gehen konnte.

Sie hatte steife Knie und Kreuzschmerzen. Die Billig-Airline versprach nicht zu viel, wenn sie mit der Devise für sich warb: »Sie zahlen nur für das, was Sie bekommen«. Verglichen mit der Sardinenbüchse, die sie nach Málaga geflogen hatte, boten die Stadtbusse der Stockholmer Verkehrsbetriebe geradezu paradiesische Bewegungsfreiheit.

Es war warm, fast zwanzig Grad. Der Geruch von Kerosin und verbranntem Gummi hing über den Zementplatten. Sie zwängte sich in einen riesigen Bus, der alle Passagiere auf einmal schluckte, und sah ein, dass es ein Fehler gewesen war, die Winterjacke anzuziehen. Hilflos zappelnd wie ein auf dem Rücken liegender Käfer versuchte sie, sich die Jacke auszuziehen. Es ging nicht. Also schwitzte und litt sie, während der Bus das langgestreckte Flughafengebäude entlang Richtung Eingang rumpelte.

Es schien, als wäre der ganze Flugplatz eine einzige große Baustelle.

Der Krach der Zementmischer und Bagger drang sogar bis in die Gepäckausgabehalle. Die zahlreichen Transportbänder lagen dicht nebeneinander und ratterten und quietschten, während sie eine endlose Flut von Koffern und Sportausrüstungen ausspuckten.

»Wissen Sie, wo man hier ein Auto mieten kann?«, fragte sie einen älteren Mann mit dickem Bauch und noch dickerem Golfbag.

Er zeigte Richtung Zollkontrolle und dann nach rechts.

Sie stopfte ihre Jacke in die Reisetasche und folgte dem Strom.

Eine Etage tiefer öffnete sich eine ebenso große Halle voller Autovermietungen. Sie ging zögernd an der Reihe der Schalter vorbei. Da war alles vertreten: die üblichen wie Hertz und Avis, andere, billigere Varianten mit enormen Schlangen davor, und ganz am Ende drängten sich ein paar lokale Firmen.

Schließlich hatte sie das Ende der Halle erreicht.

In der Ecke befand sich ein kleiner Schalter, hinter dem eine müde junge Frau unter einem Schild mit der Aufschrift »Helle Hollis« saß und vor sich hin dämmerte.

Ach, was soll’s, dachte Annika und mietete einen Ford Escort.

Sie brauchte eine Viertelstunde, um in dem gigantischen Parkhaus ihren Wagen zu finden. Er war klein, blau und nichtssagend. Sie warf ihre Reisetasche in den Kofferraum und legte Handtasche, Notizblock, Handy, Kameratasche, den im Flughafenbuchladen neu gekauften Reiseführer und die Landkarte der Autovermietung auf den Beifahrersitz.

Sie zwängte sich hinters Steuer und schaltete das Handy an.

Clobbes schlecht geschriebenen Text hatte sie in Arlanda im Web gelesen. »Tod im Paradies« schrie die Schlagzeile. In seinem kurzen Brottext häuften sich die Floskeln derart, dass man die Klischee-WM damit hätte gewinnen können. Am Himmel scheint die Sonne, aber in den Herzen der Menschen ist es kalt und fins-ter. Sie wollten ein ruhiges Leben führen und fanden jäh einen schlimmen Tod.

Schon da hatte sie beschlossen, auf jegliche Form von Arbeitsteilung mit Clobbe zu verzichten.

»Sie haben … vier … neue Nachrichten«, verkündete ihre elektronische Mailboxstimme.

Die erste war von Patrik, der ihr befahl, sofort nach der Landung in der Redaktion anzurufen.

Die zweite war von Patrik, der fragte, ob sie immer noch nicht gelandet sei.

Die dritte war von Patrik, der aufgeregt brüllte, die spanische Polizei habe bestätigt, dass es sich bei den Toten des Gasüberfalls um Sebastian Söderström und seine Familie handle, und wie es angehen könne, dass sie von dieser Information nichts wisse, wo sie doch verdammt noch mal da unten sei!

Die vierte war von Berit.

»Wir haben es so aufgeteilt«, sagte ihre Kollegin auf dem Anrufbeantworter, und Annika konnte hören, dass sie in irgendwelchen Papieren blätterte. »Ich mache den Kasten mit Sebastian Söderströms Lebenslauf. Der Sport kümmert sich um die Hockeykumpel von der NHL und deren Kommentare. Du sollst drei Artikel schreiben: ›Alles über den Gasmord‹, ›So lebte die Familie an der Costa del Sol‹ und dann natürlich den Klassiker ›Eine Idylle unter Schock‹. Wir können uns sicher gegen Abend abstimmen. Also, viel Glück.«

Berit hatte ohne ein weiteres Wort aufgelegt.

Ein Mann kam auf Annika zu, fuchtelte wild mit den Armen und brüllte irgendwas, vermutlich, dass sie wegfahren solle, damit er sich auf ihren Platz stellen konnte.

Annika schlug die Tür zu und griff nach Handy und Notizblock.

Der Mann klopfte an ihr Seitenfenster.

Sie ließ die Scheibe einen Zentimeter herunter.

»Was ist?«, fragte sie.

Er fuchtelte und zischte, und sie tat, als verstünde sie nicht.

»Tut mir leid«, sagte sie. »No comprendo.«

Der Mann begann zu schreien, er werde die Polizei rufen.

»Tun Sie das«, sagte Annika und schloss das Seitenfenster. »Gute Idee.«

Sie wählte die Mobilnummer eines der beiden skandinavischen Polizisten, deren Namen sie von Berit bekommen hatte. Es war ein gewisser Knut Garen, Norweger, wie sich herausstellte.

»Mein Name ist Annika Bengtzon, ich bin Reporterin beim Stockholmer Abendblatt. Ich habe Ihre Nummer von …«

»Ja, ich habe gestern mit Berit Hamrin telefoniert«, unterbrach sie der Polizist. »Sie hat gesagt, dass Sie sich melden würden. Sind Sie jetzt in Marbella?«

»Ich bin unterwegs dorthin.«

»Wir können uns um zwei im La Cañada treffen.«

»Lakanjada?«, wiederholte Annika.

»Vor H&M«, sagte der Polizist, und dann war die Verbindung weg.

Lakanjada schrieb sie auf ihren Block, startete den Motor und hätte beinahe den fuchtelnden Mann angefahren, als sie aus dem Parkhaus kurvte.

Der Verkehr war eine Katastrophe. Sie konnte gut verstehen, wieso Spanien Europameister im Totfahren von Fußgängern an Zebrastreifen war. Autos hupten und Fahrer drohten mit Fäusten und fuchtelten mit den Armen.

»Regt euch ab, sonst kriegt ihr noch einen Herzinfarkt«, murmelte sie und versuchte, irgendeinen Sinn in der Straßenbeschilderung zu erkennen. Es war unmöglich.

Anscheinend war der Umbau des Flughafens von Málaga ein Riesenprojekt. Wohin sie auch sah, ragten enorme Betonskelette in den Himmel, Stahlgitter türmten sich neben der Fahrbahn, Lastwagen, Gabelstapler und Schaufelbagger drängten sich zwischen Autos und Mopeds und courtesy buses, die Leute von den Langzeitparkplätzen zu den Terminals transportierten. Alle Straßen waren provisorisch und mit einem Durcheinander aus verschiedenfarbigen Fahrspuren und Richtungspfeilen bemalt.

Es lag auch keine Logik in den Namen der Orte, die sie ansteuern sollte, davor hatte sie das Mädchen unter dem Helle-Hollis-Schild schon gewarnt. Sie sollte Richtung Cádiz beziehungsweise Algeciras fahren, um nach Marbella zu kommen. Dann konnte sie entweder die Mautautobahn nehmen oder alternativ der Ausschilderung nach San Pedro de Alcántara folgen, das war wichtig, das durfte sie nicht vergessen, sonst würde sie in Estepona landen.

»Und das ist ein schrecklicher Ort, das hat man ja gehört«, hatte Annika gesagt und dabei an Julia gedacht.

Das Mädchen am Schalter hatte sie mit leerem Blick angesehen.

»Da wohne ich«, hatte sie gesagt.

Annika passierte Torremolinos, das tief unten zu ihrer Linken lag, ein groteskes Labyrinth aus schmutzigen Häusern, das sich endlos an der Mittelmeerküste entlangzog. Sie überholte mehrere französische VW-Busse mit dem halben Hausstand auf dem Dach und wurde selbst von deutschen Mercedes überholt. Ein spanischer BMW fuhr Zickzack zwischen den Fahrspuren und wäre um ein Haar mit einem Seat kollidiert. Sie umklammerte das Lenkrad und fragte sich, was man sich wohl unter Lakanjada vorzustellen hatte.

Als sie auf den mautpflichtigen Autobahnabschnitt fuhr, nahm der Verkehr schlagartig ab. Sie konnte sich entspannen und die dramatische Landschaft bestaunen.

Die über tausend Meter hohen Berge erstreckten sich bis hinunter zum Meer. Die Autobahn lärmte an Bergflanken vorbei und durch Täler hindurch, breit und gerade und vierspurig. Große Reklameschilder für Nachtclubs und Immobilienmakler waren am Straßenrand aufgestellt, manchmal direkt neben den verlassenen Ruinen alter Bauernhöfe. Neu erschlossene Baugebiete mit gigantischen Terrassenhäusern in schreienden Farben tauchten auf, als sie die Mautstation passierte. Sie musste ihre Sonnenbrille aus der Tasche kramen, denn die Farben waren so grell, dass sie ihr in den Augen brannten: der knallblaue Himmel, die grünen Täler, die bonbonfarbenen...

Erscheint lt. Verlag 12.8.2009
Reihe/Serie Ein Annika-Bengtzon-Krimi
Übersetzer Anne Bubenzer, Dagmar Lendt
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Krimi • Schweden • Spannung • Thriller
ISBN-10 3-550-92002-4 / 3550920024
ISBN-13 978-3-550-92002-8 / 9783550920028
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