OstfriesenKiller (eBook)

Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2010 | 1. Auflage
320 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-400845-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

OstfriesenKiller -  Klaus-Peter Wolf
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Der erste Fall für Hauptkommissarin Ann Kathrin Klaasen und der Beginn einer beispiellosen Erfolgsserie in Ostfriesland. Eine Serie von Mordfällen erschüttert Ostfriesland. Nach und nach werden mehrere Mitglieder des Vereins ?Regenbogen? auf grausame Weise umgebracht. Dieser Verein kümmert sich um die Belange von behinderten Menschen. Gab es Unregelmäßigkeiten bei den Einnahmen? Was geschah mit den Geldern, die die Angehörigen an den Verein zahlten? Wer hasst so sehr, dass er sie alle auslöschen will?  Für Hauptkommissarin Ann Kathrin Klaasen wird gleich ihr erster Fall zu einer großen beruflichen wie menschlichen Bewährungsprobe. 

Klaus-Peter Wolf, 1954 in Gelsenkirchen geboren, lebt als freier Schriftsteller in der ostfriesischen Stadt Norden, im selben Viertel wie seine Kommissarin Ann Kathrin Klaasen. Wie sie ist er nach langen Jahren im Ruhrgebiet, im Westerwald und in Köln an die Küste gezogen und Wahl-Ostfriese geworden. Seine Bücher und Filme wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Bislang sind seine Bücher in 26 Sprachen übersetzt und über fünfzehn Millionen Mal verkauft worden. Mehr als 60 seiner Drehbücher wurden verfilmt, darunter viele für »Tatort« und »Polizeiruf 110«. Der Autor ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.Die Romane seiner Serie mit Hauptkommissarin Ann Kathrin Klaasen stehen regelmäßig mehrere Wochen auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste, derzeit werden mehrere Bücher der Serie prominent fürs ZDF verfilmt und begeistern Millionen von Zuschauern.

Klaus-Peter Wolf, 1954 in Gelsenkirchen geboren, lebt als freier Schriftsteller in der ostfriesischen Stadt Norden, im selben Viertel wie seine Kommissarin Ann Kathrin Klaasen. Wie sie ist er nach langen Jahren im Ruhrgebiet, im Westerwald und in Köln an die Küste gezogen und Wahl-Ostfriese geworden. Seine Bücher und Filme wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Bislang sind seine Bücher in 26 Sprachen übersetzt und über fünfzehn Millionen Mal verkauft worden. Mehr als 60 seiner Drehbücher wurden verfilmt, darunter viele für »Tatort« und »Polizeiruf 110«. Der Autor ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland. Die Romane seiner Serie mit Hauptkommissarin Ann Kathrin Klaasen stehen regelmäßig mehrere Wochen auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste, derzeit werden mehrere Bücher der Serie prominent fürs ZDF verfilmt und begeistern Millionen von Zuschauern.

Donnerstag, 28.April, 17.32 Uhr


Ulf Speicher wusste nicht, dass er nur noch vier Stunden zu leben hatte.

Es war erst Ende April, doch in der klaren Luft prickelte die Sonne angenehm auf seiner Haut. Die kleinen Wasserlachen im Watt glitzerten, als hätte das Meer bei seinem letzten Besuch einen Teppich aus Diamanten hinterlassen.

Jetzt sah es aus, als ob noch Ebbe wäre, als könnte man vom Festland mühelos nach Juist oder Norderney laufen. Aber die Flut drückte das Wasser bereits zurück in die Priele. In einer knappen Stunde, wenn die Sonne hinter Juist untergegangen war, konnte das Watt zu einer tödlichen Falle für Touristen werden. Erst vor ein paar Wochen hatte sich das Meer einen Familienvater geholt, der ohne Wattführer von Norddeich nach Norderney gehen wollte, um in der »Oase« seine Frau und seine Kinder zu treffen.

Ulf Speicher erzählte gern solche Geschichten. Zum Beispiel von der untergegangenen Stadt unter den Muschelbänken. »An manchen Sonntagen, wenn der Wind günstig steht«, behauptete er, »glaubt man, die versunkenen Kirchturmglocken läuten zu hören.«

Oder von der Frau, die schon bis zum Hals im Schlick eingesackt war und nicht mehr wagte, sich zu bewegen. Sie musste angeblich mit einem Kran herausgezogen werden. Und von der Schulklasse, die mit ihrem Lehrer auf eine Wattwanderung ging und ohne ihn zurückkam.

Er erzählte diese modernen Gruselgeschichten mit einem Augenzwinkern. Großstädter hörten so etwas gerne, wenn sie Urlaub am Meer machten.

Ulf Speicher liebte es, den feuchten Meeresboden unter seinen Füßen zu spüren, wenn der Schlick zwischen seinen Zehen hervorquoll. Er fühlte sich dann gut und lebendig. Er war jetzt 55, hatte einen Kugelbauch und den Ansatz einer Glatze. Und noch nie in seinem Leben hatte er mehr und besseren Sex gehabt als in den letzten Jahren. Er bereute es nicht, von Frankfurt hierher an die Nordsee gezogen zu sein. Seitdem er im hohen Norden wohnte, hatte sich sein Leben von Grund auf verändert. Er war jetzt der Leiter des Vereins Regenbogen, von dem behinderte Menschen und deren Angehörige betreut wurden.

Die meisten Ehen zerbrachen, wenn ein behindertes Kind geboren wurde. Die Belastung für die Beziehung war zu groß. Speichers Verein Regenbogen entlastete die Angehörigen. Die Frauen konnten endlich einmal Urlaub machen, ausspannen und wussten ihre Kinder gut betreut. Manch eine hatte zum ersten Mal seit Jahren endlich wieder so etwas wie Freizeit und bändelte schon aus lauter Dankbarkeit mit ihm an. So wie das Leben jetzt lief, konnte Ulf Speicher nur zufrieden damit sein.

 

Er drehte sich zu den beiden Frauen hinter ihm um. Durch die Meerluft und die Sonne waren ihre Wangen schon rot gefärbt. Sie kamen im Schlick nicht so schnell voran wie er.

Die beiden sahen gar nicht aus wie Schwestern. Alexa Guhl hatte ein behindertes Kind und war eine eher stämmige Frau. Ihre Schwester Liane Rottland dagegen wirkte zart und zerbrechlich. Frustriert von Männern und gescheiterten Zweierbeziehungen, hatten sich die beiden zusammengetan und kümmerten sich rührend um den geistig behinderten Markus.

Alexa, die einen traurigen Zug um die Mundwinkel hatte, gefiel Ulf Speicher am besten. Mit ihr konnte er sich so manches schöne Schäferstündchen vorstellen. Er musste nur noch die dünne Schwester irgendwie loswerden.

Der Wind trug ihr Kreischen zu ihm herüber. Sie steckte im Schlick fest.

Ulf Speicher dachte nur einen kurzen Augenblick an seine Freundin Jutta Breuer. Sie würde ihm nicht in die Quere kommen. Als er sie vor einigen Jahren kennengelernt hatte, hatte er auf seiner Unabhängigkeit bestanden, auf getrennten Wohnungen. Er stellte beim Regenbogen-Verein die Dienstpläne auf und wusste immer, wann sie sich wo befand. Sie hatte eine häusliche Pflege und würde bis mindestens 22 Uhr damit beschäftigt sein. Danach würde sie nicht mehr zu ihm kommen, sondern ihm höchstens noch Gute-Nacht-Grüße per SMS schicken.

 

Alexa Guhl und Liane Rottland bemühten sich, gegen den ablandigen Wind vor der Flut zum Festland zurückzukommen. Panisch waren sie noch nicht, denn sie fühlten sich durch Ulf Speichers Anwesenheit sicher. Aber er drängte sie, sich zu beeilen.

Ihre Stiefel blieben immer öfter im Schlick kleben. Der weiche Meeresboden machte schmatzende Geräusche, wenn die Frauen ihre Füße herauszogen. Es klang fast unanständig. Irgendwie gierig.

Die beiden sahen sich an. Sie wagten nicht, es auszusprechen, doch sie dachten beide dasselbe: Es hörte sich an, als sei das Meer hungrig.

Ulf Speicher forderte die beiden Frauen auf, die Stiefel auszuziehen und wie er barfuß zurückzuwaten. Gerade lief die Frisia V durch die ausgebaggerte Fahrrinne in Norddeich ein. Es sah aus, als würde sie auf Rädern durchs Watt gezogen werden. Irgendwie gespenstisch. Ein Schiff, das auf dem Trockenen fuhr.

Ulf Speicher grinste, als er die riesige Graffiti sah: Nordsee ist Mordsee. Die Schrift, eingerahmt von Totenköpfen, musste über mehrere Meter gehen. Er hatte so einen Graffiti-Künstler unter seinen Zivildienstleistenden.

Vielleicht war Kai das, dachte er nicht ohne Stolz.

Ulf Speicher hob eine Muschel aus dem Wasser, zeigte sie vor und aß sie demonstrativ auf. Er wusste, dass das die beiden Frauen wahrscheinlich ein bisschen ekelte. Dann ließ er seinen üblichen Spruch los: »Frischer kriegt man sie nirgendwo.«

Er schlürfte das Innere der Muschel aus und schluckte es absichtlich laut runter. Über Alexas Rücken lief eine Gänsehaut. Es hatte etwas Animalisches, wie er diese Muschel aussaugte. Und schon bückte er sich nach der nächsten.

Er hielt ihr die Muschel hin. Ihre Schwester wendete sich angewidert ab: »Das wirst du doch wohl nicht essen!«

Alexa nahm die Muschel. Hier ging es nicht um eine kleine Meeresfrucht. Das hier war etwas anderes. Das hier war eine Verabredung, eine Verabredung zum Sex. Sie wusste es, und Ulf Speicher wusste, dass sie es wusste.

Sie nahm die Muschel zwischen ihre Lippen und schluckte sie mit einem leichten Ekelgefühl hinunter.

Ulf Speicher nahm sie in den Arm und lachte. Er beglückwünschte sie und lud beide Frauen zu sich nach Hause zum Muschelessen ein.

Liane kapierte natürlich sofort, dass diese Einladung nicht wirklich für sie galt. Ein bisschen freute sie sich für ihre Schwester, die in den letzten Jahren nun wahrlich kein einfaches Leben gehabt hatte, und gönnte es ihr. Aber ein bisschen war sie auch erstaunt, dass ihre solide Schwester sich auf einen Mann einließ, den sie erst heute Morgen kennengelernt hatte.

Liane lehnte dankend ab, sie wollte in ihre Ferienwohnung zurückgehen, um sich ein bisschen auszuruhen. Sie habe sich wohl bei der Wattwanderung heute etwas übernommen.

Als sie das Festland erreichten, gingen Ulf und Alexa bereits Hand in Hand wie ein frisch verliebtes Pärchen. Liane ging gut zwanzig Meter hinter ihnen, um nicht zu stören.

 

Die Fahrt von Norddeich nach Süderneuland dauerte knapp fünfzehn Minuten. Ulf Speicher gab Gas. Sie sprachen während der Fahrt nicht. Alexa war aufgeregt wie beim ersten Mal. Sie war ihrer Schwester dankbar, dass sie so unkompliziert die Bahn freigemacht hatte für dieses Liebesabenteuer.

Ulf Speicher bewohnte eine Doppelhaushälfte. 127 Quadratmeter. Groß genug für ihn und seine fast viertausend Bücher umfassende Bibliothek.

Das Haus gefiel Alexa. So eins hatte sie sich immer gewünscht. Die roten Backsteinziegel strahlten friesische Heimeligkeit aus.

Das Garagentor funktionierte per Fernbedienung. Überlebensgroß war John Lennons Kopf auf das Tor gemalt.

Alexa lächelte. Jetzt wusste sie wenigstens, welche Musik er mochte.

Im Flur zogen sie sich schon im Stehen aus. Sie konnten ihre Sachen gar nicht schnell genug loswerden.

Sie überlegte, wann sie sich zum letzten Mal vor einem Mann nackt ausgezogen hatte. Es war mindestens vier, fast fünf Jahre her und in einer Beziehungskatastrophe geendet. Danach hatte sie sich irgendwie aufgegeben und war auseinandergegangen wie ein Hefekloß. Ihre Schwester sagte, sie habe einen Schutzpanzer um sich herum geschaffen, einen Panzer aus Fett.

Ulfs Bauch und seine einem Teddybär ähnliche Figur machten es ihr leichter.

Er meinte verschmitzt, dass er mit diesen halb verhungerten Frauen aus den Illustrierten nichts anfangen könne. Er stünde mehr auf Rubensmodelle, auf richtige Frauen, wie sie eine sei. Sie war ihm dankbar dafür.

Während er zärtlich ihre großen Brüste streichelte und liebevoll küsste, wurde die Kugel, die dazu bestimmt war, das Leben von Ulf Speicher auszulöschen, in den Gewehrlauf geschoben.

 

Hauptkommissarin Ann Kathrin Klaasen kam sich blöd dabei vor. Aber sie tat es trotzdem. Es war ein günstiger Moment. Sie saß alleine im Büro. Ihre Kollegen Weller und Rupert unterhielten sich im Flur euphorisch über den Aufstieg der Auricher Handballer von der Kreisklasse in die zweite Handballbundesliga.

Ann Kathrin Klaasen musste den Namen zweimal eintippen, denn beim ersten Mal schrieb sie Susanne mit i. Solche Fehler passierten ihr sonst höchst selten. Ihre Finger waren sehr präzise geschulte Werkzeuge. Sie hatte, im Gegensatz zu ihren Kollegen, das Zehn-Finger-System gelernt, sie hackte nicht nach dem Adler-Suchsystem auf der Tastatur herum wie Rupert und Weller. Sie schrieb mühelos 300 Anschläge pro Minute.

Tatsächlich erschien das Bild von Susanne Möninghoff auf dem Bildschirm. Ann Kathrin hatte nicht wirklich damit gerechnet. Sie betrachtete die Frau abschätzig. Das Bild musste ein paar Jahre alt sein. Oder war sie wirklich so jung? Sie hatte gewelltes langes Haar, getöntes Rot,...

Erscheint lt. Verlag 15.6.2010
Reihe/Serie Ann Kathrin Klaasen ermittelt
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Ann Kathrin Klaasen • Ann-Kathrin Klaasen • Aurich • Café Ten Cate • Christiane Paul • Frank Weller • Hannover • Krimi • Kriminalroman • Neßmersiel • Norden • Norden-Norddeich • Ostfriesenkrimi • Ostfriesland • Regenbogen • Regenbogenverein • Regio-Krimi • Regionalkrimi • Restaurant Smutje • Restaurant Smutje • Rupert • Spannung • Ubbo Heide
ISBN-10 3-10-400845-0 / 3104008450
ISBN-13 978-3-10-400845-5 / 9783104008455
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