Ostfriesengrab (eBook)

Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2009 | 1. Auflage
400 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-400131-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ostfriesengrab -  Klaus-Peter Wolf
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Mord in Schloss Lütetsburg Ann Kathrin Klaasens dritter Fall führt sie in den zauberhaften Park von Schloss Lütetsburg Als Kommissarin Ann Kathrin Klaasen vor der weiblichen Leiche im Schlosspark Lütetsburg steht, erschrickt sie vor sich selbst. Denn sie erwischt sich bei dem Gedanken: Mein Gott, wie schön sie ist. Die Tote sieht aus wie ein Engel, der sich zwischen den Blüten der Rhododendrensträucher verfangen hat. Oder wie eine Eiskunstläuferin, die elfenhafte Sprünge vollzieht, um die Jury zu beeindrucken. Der Mörder hat sich viel Zeit gelassen, um die Leiche so zu präparieren und in dieser Stellung zu drapieren. Und er will Ann Kathrin damit etwas sagen ... 'OstfriesenGrab' wurde prominent mit Julia Jentsch in der Hauptrolle für das ZDF verfilmt. (Ausstrahlung: 2020)

Klaus-Peter Wolf, 1954 in Gelsenkirchen geboren, lebt als freier Schriftsteller in der ostfriesischen Stadt Norden, im selben Viertel wie seine Kommissarin Ann Kathrin Klaasen. Wie sie ist er nach langen Jahren im Ruhrgebiet, im Westerwald und in Köln an die Küste gezogen und Wahl-Ostfriese geworden. Seine Bücher und Filme wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Bislang sind seine Bücher in 26 Sprachen übersetzt und über fünfzehn Millionen Mal verkauft worden. Mehr als 60 seiner Drehbücher wurden verfilmt, darunter viele für »Tatort« und »Polizeiruf 110«. Der Autor ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.Die Romane seiner Serie mit Hauptkommissarin Ann Kathrin Klaasen stehen regelmäßig mehrere Wochen auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste, derzeit werden mehrere Bücher der Serie prominent fürs ZDF verfilmt und begeistern Millionen von Zuschauern.

Klaus-Peter Wolf, 1954 in Gelsenkirchen geboren, lebt als freier Schriftsteller in der ostfriesischen Stadt Norden, im selben Viertel wie seine Kommissarin Ann Kathrin Klaasen. Wie sie ist er nach langen Jahren im Ruhrgebiet, im Westerwald und in Köln an die Küste gezogen und Wahl-Ostfriese geworden. Seine Bücher und Filme wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Bislang sind seine Bücher in 26 Sprachen übersetzt und über fünfzehn Millionen Mal verkauft worden. Mehr als 60 seiner Drehbücher wurden verfilmt, darunter viele für »Tatort« und »Polizeiruf 110«. Der Autor ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland. Die Romane seiner Serie mit Hauptkommissarin Ann Kathrin Klaasen stehen regelmäßig mehrere Wochen auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste, derzeit werden mehrere Bücher der Serie prominent fürs ZDF verfilmt und begeistern Millionen von Zuschauern.

Das Erfolgsgeheimnis ist die Komik, das Blut, die Originalität der Leichen, der Fälle, die Verwurzelung in Ostfriesland [...].

Eigentlich, dachte Ann Kathrin Klaasen, müsste ich dem Mörder dankbar sein. Ich wäre sonst nie um diese Jahreszeit hierher gefahren.

Natürlich kannte sie den zauberhaften Schlosspark Lütetsburg. Ihre Freundin Ulrike hatte hier geheiratet. Damals hatte Ann Kathrin Klaasen sich vorgenommen, immer wieder zu diesem Ort der Ruhe zurückzukehren, um zwischen dem jahrhundertealten Baumbestand Einkehr zu halten und zu sich selbst zu finden.

Von ihrem Haus im Distelkamp in Norden bis zum Schlosspark waren es nur wenige Minuten. Doch wer lange am Meer wohnt, gewöhnt sich an das Geräusch der Wellen und hört es irgendwann nicht mehr, dachte sie, traurig darüber, dass ein Kriminalfall nötig war, um sie an diesen wunderbaren Ort zurückzuführen.

Jetzt wurde sie von der Farbenpracht der Rhododendron- und Azaleenblüten geradezu überflutet. Für einen Moment schloss sie die Augen und atmete nur ein. Der Geruch war überwältigend. Wie konnte jemand in dieser Oase für die Seele einen Menschen umbringen?

Die Nordsee konnte man hier nicht hören. Der Park hatte eine ganz eigene Geräuschkulisse. Das Surren nektartrunkener Insekten war wie ein Hintergrundgeräusch, über dem das Knistern der Zweige und Blätter lag, mit denen der Wind spielte, als hätte er bei seinem langen Weg übers Meer vergessen, wie schön es auf dem Festland sein konnte.

Ihre Freundin Ulrike hatte in der hölzernen Nordischen Kapelle geheiratet. Ann Kathrin Klaasen war dem ostfriesischen Häuptlingsgeschlecht derer zu Innhausen und Knyphausen zutiefst dankbar, dass sie diesen Ort ermöglicht hatten. Sie nahm sich vor, mit ihrem Sohn Eike hierhin zu gehen. Es konnte doch nicht sein, dass er in der Nähe aufwuchs, aber das CineStar in Emden besser kannte als diesen Park. Womöglich gab es hier mehr zu sehen als im Kino, dachte sie.

Sie öffnete die Augen wieder und ließ die Farbenpracht auf sich wirken. Dies zarte Grün, das sich mit Lachsrot und Sonnengelb mischte, erinnerte sie an die ersten Eindrücke ihrer Kindheit, als sie mit ihrem Vater zum ersten Mal ein Museum besucht hatte und er versuchte, ihr die hingetupften Bilder der Impressionisten nahezubringen. Sie war begeistert gewesen von den Bildern und noch mehr davon, wie sehr ihr Vater sich mit ihr beschäftigte. Er versuchte, ihr den Blick für die Welt zu öffnen. »Schönheit«, sagte er, »muss man auch sehen können.«

Aber was jetzt auf sie wartete, war sicherlich nicht schön. Sie hatte die Leiche noch gar nicht gesehen. Sie stand am Eingang des Parks.

Der uniformierte Kollege Paul Schrader interessierte sich nicht für die Schönheit der Landschaft. Er wirkte merkwürdig betreten, wie jemand in einer Beziehungskrise oder wie ein Mensch mit einem schlechten Gewissen, dachte Ann Kathrin. So wie er jetzt dastand und auf seine Schuhe sah, benahmen sich Täter oft ganz kurz vor ihrem Geständnis. Typischerweise kaute er auch noch auf der Unterlippe herum und war ganz in sich gekehrt, als müsse er erst selbst mit etwas klarkommen, bevor er es dann der Umwelt anvertrauen konnte.

Neben ihr reckte Weller sich und atmete tief durch. »Weißt du, woran ich gerade denke, Ann?«

»Ja, daran, dass wir mal wieder Urlaub machen sollten.«

»Genau«, log er. In Wirklichkeit hatte er an etwas ganz anderes gedacht. Gerade, als die Sonne in ihr Gesicht schien und ihren Haaren eine engelhafte Aura gab, sie die Augen für einen Moment geschlossen hatte und in ihren Gedanken und Erinnerungen versunken war, da spürte er fast schmerzhaft, wie sehr er sie begehrte. Am liebsten hätte er sie jetzt hier sofort geliebt, zwischen all der Blütenpracht, mit der das Leben sich selbst feierte. Vielleicht wirkten diese Blütendüfte wie ein Aphrodisiakum auf ihn. Vielleicht war es nur Ann Kathrin selbst. Es war ihm egal. Er hatte jetzt keine Lust, sich mit etwas anderem zu beschäftigen als mit ihr und ihrem schönen Körper. Aber das konnte er ihr nicht sagen, denn hier war ein Mord gemeldet worden, und die Kollegen von der Spurensicherung waren weiter hinten im Park schon bei der Arbeit.

Abel von der Spurensicherung kam ihnen an den Wasserläufen entlang entgegen. Er hielt ein Fotostativ wie einen Baseballschläger in der Hand, so als müsse er sich damit verteidigen. Ganz gegen seine sonstigen Gewohnheiten hing die Kamera um seinen Hals. Er zeigte auf eine mächtige farnblättrige Buche und rief: »Warum bin ich nicht Landschaftsgärtner geworden oder Florist oder … « Er breitete die Arme aus. Seine Worte kamen mit der Energie der Verzweiflung. »Oder warum fotografiere ich nicht einfach so etwas hier? Meinst du, es gibt schon einen Bildband von diesem Park?«

Abel hatte schon viele Leichen gesehen. Er war eigentlich ein abgebrühter Hund, fand Ann Kathrin. Manchmal sogar zu kalt. Was er fotografiert hatte, musste ihn sehr, sehr erschüttert haben. Er hatte jede professionelle Abgrenzung verloren und war kurz davor, seinen Job hinzuschmeißen. So kannte sie ihn nicht.

Sie begann, sich innerlich darauf einzustellen, gleich etwas Grauenhaftes zu sehen.

Zunächst fragte sie Paul Schrader: »Wo ist der Zeuge, der uns angerufen hat?«

Er saß auf einer Bank vor dem Freundschaftstempel und sah von dort aus die Insel der Seligen, die Begräbnisstätte der Familie zu Innhausen und Knyphausen.

»Der ist ZDF-Redakteur«, sagte Schrader und klang wenig begeistert.

Weller hörte nur ZDF und hakte gleich nach: »Ist die Presse mal wieder vor uns da?«

»Er hat die Leiche gefunden.«

Misstrauisch fragte Weller: »Was macht das Fernsehen hier?«

»Urlaub!«, rief Gunnar Peschke, stand auf und kam zu den Beamten herüber. Sie wunderten sich, dass er ihre Worte verstanden hatte. Er nahm ihre Verunsicherung wahr und lächelte: »Ich bin Musikredakteur. Kinderlieder. Musikboxx zum Beispiel. Gut hinhören ist sozusagen mein Geschäft.«

Der Mann gefiel Ann Kathrin. Eine imposante Erscheinung. Offensichtlich nicht leicht aus der Ruhe zu bringen. Er musste dasselbe gesehen haben, das Abel so aus der Fassung gebracht hatte. Und er war dabei allein gewesen, nicht umrahmt von Polizeibeamten und Kollegen. Er hatte sie informiert und dann hier gewartet.

»Sind Sie den Anblick von Leichen gewöhnt?«, fragte Ann Kathrin Klaasen.

»Nein«, lächelte er. »Dafür bin ich nicht zuständig. Im Kinderfernsehen befassen wir uns nicht mit so etwas. Das machen meine Kollegen vom Abendprogramm. Ich habe mehr mit Piraten zu tun, Hexen und Gespenstern. Sie verstehen … «

Er erzählte, dass er in Norddeich im Fährhaus wohnte und täglich mit dem Rad zu längeren Touren aufbrach. Heute Morgen war er der erste Gast im Schlosspark Lütetsburg gewesen. Es war nicht mal jemand da, um Geld zu kassieren. Er hatte am Eingang einen Euro eingeworfen. Jetzt fragte er sich, wie jemand in der Lage war, so ein Paradies zu unterhalten mit nur einem Euro Eintrittsgeld.

Weller spürte einen Stich Eifersucht, weil er merkte, dass dieser Gunnar Peschke seiner Ann Kathrin durchaus gefiel. Das machte ihn umso kritischer: »Warum sind Sie nicht wie die anderen Touristen am Meer? Warum radeln Sie nicht am Deich lang?«

Milde lächelnd zeigte Gunnar Peschke mit der offenen Hand die Schönheiten der Landschaft, in der sie sich befanden. »Schauen Sie sich um. Braucht man dafür eine Erklärung?«

Ann Kathrin nickte und sah Weller missbilligend an. Das machte ihn noch wütender auf diesen ZDF-Redakteur.

»Kennen Sie die Tote?«, fragte Weller.

»Nein«, antwortete Gunnar Peschke. »Ich glaube nicht. Obwohl … «

»Obwohl was?«, setzte Weller sofort nach.

Gunnar Peschke winkte ab. »Ach, schauen Sie doch selbst.«

»Ihre Personalien haben die Kollegen ja bereits aufgenommen«, stellte Weller fest.

»Natürlich«, maulte Schrader. »Denkt ihr, wir haben hier Blumen gepflückt?«

Ann Kathrin Klaasen atmete noch einmal tief durch. Dann sagte sie: »Okay. Sehen wir uns den Tatort an.«

 

Als Ann Kathrin Klaasen vor der Leiche stand, erschrak sie vor sich selbst. Sie erwischte sich bei dem Gedanken: Mein Gott, wie schön!

Die Frau sah nicht aus wie eine Tote. Nicht einmal wie eine Frau. Sondern eher wie ein Engel, der zwischen den Blüten hin und her hüpfte und sich in den Zweigen verfangen hatte. Die Füße berührten den Boden nicht. Die Gesetze der Schwerkraft schienen nicht zu existieren, denn sonst hätte dieser Körper doch herunterfallen müssen.

Ann Kathrin schüttelte sich, um ihre eigene voyeuristische Betrachtungsweise loszuwerden und stattdessen mit den Augen der Kriminalkommissarin zu sehen.

Die Frau war nackt und offensichtlich am ganzen Körper rasiert worden. Nur das strahlend blonde Kopfhaar hatte der Mörder ihr gelassen. Die glatten Haare umgaben ihr Gesicht wie ein Heiligenschein.

Wer immer das war, dachte Ann Kathrin, er hat sich Zeit genommen, um die Leiche zu frisieren. Wieso hatte der Wind diese Arbeit nicht längst zunichte gemacht?

Es gefiel ihr nicht, wie die zwei jungen Polizisten aus Norden mit ihren Kindergesichtern staunend vor der Toten standen. Sie warf ihnen nicht vor, dass sie so gafften. Niemanden konnte dieses Bild unbeeindruckt lassen, und genau das machte Ann Kathrin Angst. Dieses Bild durfte niemals in der Presse erscheinen.

Die Beine der Frau waren weit gespreizt, doch nicht wie bei dem Opfer eines Sexualverbrechens, sondern eher wie bei einer Eiskunstläuferin, die elfenhafte Sprünge vollzieht, um die Jury zu beeindrucken.

Ein Arm der Toten war weit ausgestreckt und zeigte auf die Sonne. Der ganze Körper schien sich auf einen einzigen Punkt zu konzentrieren, den er anstrebte: einen Punkt hoch oben, unerreichbar über den Wolken.

»Sie sieht aus«, sagte Weller, »als...

Erscheint lt. Verlag 5.10.2009
Reihe/Serie Ann Kathrin Klaasen ermittelt
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Ann Kathrin Klaasen • Aurich • Café Ten Cate • Elfe • Frank Weller • Krimi • Leiche • Lütetsburg • Norden • Norden-Norddeich • Ostfriesenkrimi • Ostfriesland • Regio-Krimi • Regionalkrimi • Restaurant Smutje • Rupert • Schloss Lütetsburg • Spannung • Strandkorb • Ubbo Heide
ISBN-10 3-10-400131-6 / 3104001316
ISBN-13 978-3-10-400131-9 / 9783104001319
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