Grabesgrün (eBook)

Kriminalroman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2009 | 1. Auflage
672 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-400104-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Grabesgrün -  Tana French
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»Ich sehne mich nach der Wahrheit. Und ich lüge.« Er ist ein erfolgreicher Ermittler. Man vertraut ihm schwierige Fälle an. Er löst sie alle. Bis eine Leiche gefunden wird - an dem Ort, der seine tiefsten Ängste weckt ... In der Ausgrabungsstätte Knocknaree bei Dublin wird ein Mädchen tot aufgefunden, aufgebahrt auf einem Opferaltar. Der junge Ermittler Rob Ryan und seine Partnerin Cassie Maddox übernehmen den Fall. Doch alle Spuren führen nur tiefer in ein unergründliches Dickicht. Und niemand darf erfahren, was mit Ryan vor zwanzig Jahren im Wald von Knocknaree geschehen ist. »Fangen Sie mit diesem Buch nicht an, wenn Sie die Nacht gut durchschlafen wollen.« Publishers weekly

Tana French schreibt Romane und Kriminalromane von mächtiger Spannung und Schönheit. Die vielfach ausgezeichnete Autorin zeichnet mit ihrer eindrücklichen Sprache ?markante Natur- und Gesellschaftsbilder und schaut tief in die Seelen der Menschen. Ihre Werke stehen weltweit ganz oben auf den Bestsellerlisten. Tana French wuchs in Irland, Italien und Malawi auf, absolvierte eine Schauspielausbildung am Trinity College und arbeitete für Theater, Film und Fernsehen. ?Sie lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern im nördlichen Teil von Dublin. 

Tana French schreibt Romane und Kriminalromane von mächtiger Spannung und Schönheit. Die vielfach ausgezeichnete Autorin zeichnet mit ihrer eindrücklichen Sprache ​markante Natur- und Gesellschaftsbilder und schaut tief in die Seelen der Menschen. Ihre Werke stehen weltweit ganz oben auf den Bestsellerlisten. Tana French wuchs in Irland, Italien und Malawi auf, absolvierte eine Schauspielausbildung am Trinity College und arbeitete für Theater, Film und Fernsehen. ​Sie lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern im nördlichen Teil von Dublin. 

Sehr, sehr literarisch, psychologisch, wahnsinnig gut geschrieben und ganz ungewöhnliche Protagonisten.

1


Eins dürfen sie nicht vergessen: Ich bin Ermittler. Unser Verhältnis zur Wahrheit ist grundsätzlicher Art, aber rissig, verwirrend gebrochen wie gesplittertes Glas. Wahrheit ist das Kernstück unseres Berufs, das Endspiel bei jedem Zug, den wir machen, und wir verfolgen sie mit Strategien, die sorgsam aus Lügen und Verschleierung und jeder Spielart von Betrug zusammengesetzt sind. Die Wahrheit ist die begehrenswerteste Frau der Welt, und wir sind ihre eifersüchtigen Liebhaber, die reflexartig jedem anderen auch nur einen flüchtigen Blick auf sie verweigern. Wir betrügen sie gewohnheitsmäßig, verstricken uns stunden-, ja tagelang in Lügen, und dann drehen wir uns zu ihr um und halten ihr das ultimative Möbiusband des Liebhabers hin: Ich hab das nur gemacht, weil ich dich so sehr liebe.

Ich habe einen Hang zur bildhaften Sprache, vor allem der beliebigen, gefälligen Art. Lassen Sie sich von mir nicht einreden, wir wären ein Haufen edler Ritter, die im edlen Wams hinter Lady Wahrheit auf ihrem Schimmel hergaloppieren. Was wir tun ist grob, derb und schmutzig. Eine junge Frau liefert ihrem Freund ein Alibi, wenn wir ihn verdächtigen, eine Bank überfallen und den Kassierer niedergestochen zu haben. Zuerst flirte ich mit ihr, sage, dass ich mir gut vorstellen kann, warum er gern zu Hause bleibt, wo er doch sie hat. Sie ist wasserstoffblond und schmuddelig, hat die ausdruckslosen, dumpfen Gesichtszüge von Generationen schlechter Ernährung, und insgeheim denke ich, wenn ich ihr Freund wäre, würde ich sie liebend gern gegen einen haarigen Zellengenossen namens Razor eintauschen. Dann erzähle ich ihr, dass wir markierte Scheine aus der Kasse in seiner edlen Trainingshose gefunden haben und er behauptet, sie wäre an dem Abend ausgegangen und hätte ihm die Scheine gegeben, als sie zurückkam.

Ich bin dabei so überzeugend, lege eine so zarte Mischung aus Unbehagen und Mitgefühl ob des Verrats ihres Freundes an den Tag, dass ihr Glaube an vier gemeinsame Jahre schließlich in sich zusammenfällt wie eine Sandburg, und während ihr Freund mit meinem Partner im Nebenzimmer sitzt und immer nur sagt: »Leck mich, ich war mit Jackie zu Hause«, erzählt sie mir heulend und rotzend alles (angefangen von dem Zeitpunkt, als er das Haus verließ, bis hin zu seinen sexuellen Defiziten). Dann klopfe ich ihr sachte auf die Schulter, reiche ihr ein Kleenex und eine Tasse Tee – und lasse sie die Aussage unterschreiben.

Das ist mein Job, und niemand entscheidet sich dafür, wenn er nicht eine gewisse natürliche Neigung zu den damit verbundenen Anforderungen hat – oder falls doch, hält er nicht lange durch. Was ich Ihnen sagen will, ehe ich mit meiner Geschichte anfange, ist zweierlei: Ich sehne mich nach der Wahrheit. Und ich lüge.

 

Folgendes las ich in der Akte, einen Tag, nachdem ich zum Detective befördert worden war. Ich werde wieder und wieder auf diese Geschichte zurückkommen, und das auf vielerlei Weise. Traurig, aber nicht zu ändern: Es ist die einzige Geschichte auf der Welt, die nur ich erzählen kann.

Am Nachmittag des 14.August 1984 spielten in dem kleinen Ort Knocknaree bei Dublin drei zwölfjährige Kinder – Germaine (Jamie) Elinor Rowan, Adam Robert Ryan und Peter Joseph Savage – auf der Straße, wo sie wohnten. Es war ein heißer, sonniger Tag, viele Nachbarn waren in ihren Gärten, und im Laufe des Nachmittags wurden die Kinder von zahlreichen Zeugen gesehen, wie sie auf der Mauer am Ende der Straße balancierten, Fahrrad fuhren und in einem aufgehängten Autoreifen schaukelten.

Damals wohnten noch nicht viele Familien in Knocknaree. Eine anderthalb Meter hohe Mauer trennte die Siedlung von einem ausgedehnten Waldstück. Gegen 15.00 Uhr ließen die drei Kinder ihre Fahrräder im Vorgarten der Savages zurück und sagten zu MrsAngela Savage, die gerade Wäsche aufhängte, sie würden zum Spielen in den Wald gehen. Das war nichts Ungewöhnliches, und sie kannten sich gut in diesem Teil des Waldes aus, daher hatte MrsSavage keine Bedenken, sie könnten sich verlaufen. Peter hatte eine Armbanduhr, und sie sagte, er solle um 18.30 Uhr zum Abendessen zu Hause sein. Dieses Gespräch wurde von ihrer Nachbarin, MrsMary Therese Corry, bestätigt, und mehrere Zeugen sahen, wie die Kinder über die Mauer am Ende der Straße kletterten und im Wald verschwanden.

Als Peter Savage um 18.45 Uhr noch nicht zu Hause war, rief seine Mutter bei den Müttern der beiden anderen Kinder an, weil sie ihn bei einem von ihnen zu Hause vermutete. Keines der Kinder war zurückgekommen. Peter Savage war normalerweise zuverlässig, doch zu diesem Zeitpunkt machten sich die Eltern noch keine großen Sorgen. Sie nahmen an, die Kinder hätten einfach die Zeit vergessen. Gegen fünf vor sieben ging MrsSavage zum Waldrand und rief nach den Kindern. Sie bekam keine Antwort.

Wieder zu Hause, aß sie mit ihrem Mann, MrJoseph Savage, und ihren vier kleineren Kindern zu Abend. Anschließend gingen MrSavage und MrJohn Ryan, Adam Ryans Vater, etwas tiefer in den Wald, riefen nach den Kindern und erhielten wieder keine Antwort. Gegen 20.25 Uhr, als es anfing zu dämmern, machten sich die Eltern allmählich Sorgen, die Kinder könnten sich verlaufen haben, und Miss Alicia Rowan (Germaines alleinerziehende Mutter) verständigte die Polizei.

Die Suche im Wald begann. Zu diesem Zeitpunkt bestand eine gewisse Befürchtung, die Kinder könnten weggelaufen sein. Miss Rowan hatte beschlossen, Germaine auf ein Internat in Dublin zu schicken, wo sie die Woche über bleiben und nur an den Wochenenden nach Knocknaree kommen sollte. Sie sollte zwei Wochen später dort anfangen, und alle drei Kinder hatte die Aussicht, getrennt zu werden, furchtbar aufgebracht. Eine rasche Durchsuchung ihrer Zimmer ergab jedoch, dass offenbar weder Kleidung noch Geld, noch irgendwelche anderen persönlichen Dinge fehlten. Germaines Sparschwein, das die Form einer russischen Puppe hatte, enthielt £ 5,85 und war unversehrt.

Um 22.20 Uhr entdeckte ein Polizist mit Taschenlampe Adam Ryan mitten im Wald; er stand an einer großen Eiche, Rücken und Handflächen fest gegen den Baum gepresst. Seine Fingernägel hatten sich so tief in den Stamm gegraben, dass sie in der Rinde abgebrochen waren. Anscheinend hatte er schon eine ganze Weile dort gestanden, aber nicht auf die Rufe der Suchenden reagiert. Er wurde ins Krankenhaus gebracht. Die Hundestaffel wurde alarmiert und verfolgte die Spur der vermissten Kinder bis zu einer Stelle nicht weit von dem Baum, wo Adam Ryan gefunden worden war. Dort verloren die Hunde die Witterung.

Als ich gefunden wurde, trug ich eine abgeschnittene Jeans, ein weißes T-Shirt, weiße Socken und weiße Turnschuhe. Die Schuhe waren blutbesudelt, an den Socken war weniger Blut. Eine Analyse der Fleckenmuster ergab, dass das Blut von innen nach außen durch die Schuhe gesickert war, bei den Socken umgekehrt von außen nach innen. Man folgerte daraus, dass das Blut in die Schuhe gelaufen war, als sie ausgezogen waren. Irgendwann später, als es schon anfing zu gerinnen, hatte ich die Schuhe wieder an, wodurch das Blut an die Socken gekommen war. Das T-Shirt wies vier parallele Risse von siebeneinhalb bis zwölf Zentimetern Länge auf, die vom linken Schulterblatt schräg nach unten über den Rücken verliefen.

Abgesehen von kleineren Kratzern an den Waden, Holzsplittern (wie sich herausstellte, von der Eiche) unter den Fingernägeln und leicht verkrusteten Schürfwunden an den Knien war ich unverletzt. Ungeklärt blieb, ob ich mir die Knie im Wald aufgeschürft hatte oder nicht, da die fünfjährige Aideen Watkins, die auf unserer Straße gespielt hatte, aussagte, sie habe gesehen, wie ich früher am selben Tag von der Mauer gefallen und auf den Knien gelandet war. Allerdings veränderte sich ihre Aussage beim erneuten Erzählen und wurde als unzuverlässig eingestuft. Außerdem war ich nahezu katatonisch: Fast sechsunddreißig Stunden lang machte ich keinerlei selbständige Bewegung und sprach noch weitere zwei Wochen kein einziges Wort. Als ich wieder sprach, konnte ich mich an nichts erinnern.

Das Blut an meinen Schuhen und Socken war A positiv – eine DNA-Analyse war 1984 in Irland noch nicht möglich. Auch ich hatte die Blutgruppe A positiv, aber die Schürfwunden an meinen Knien, obwohl sie tief waren, hätten nicht so stark geblutet haben können, um die Turnschuhe zu durchtränken. Germaine Rowans Blut war zwei Jahre zuvor wegen einer anstehenden Blinddarmoperation untersucht worden, und auch sie war A positiv. Peter Savages Blutgruppe war zwar nicht bekannt, aber da seine Eltern beide Blutgruppe 0 hatten, musste das bei ihm zwangsläufig auch der Fall sein. In Ermangelung weiterer Identifizierungsmöglichkeiten konnten die Ermittler nicht ausschließen, dass das Blut von einer unbekannten vierten Person oder von mehreren Personen stammte.

Die Suche wurde in der Nacht auf den 15.August und noch Wochen danach fortgesetzt – Freiwillige durchkämmten die Felder und Hügel der Umgebung, jeder Sumpf wurde erkundet, Taucher suchten den Fluss ab, der durch den Wald verlief – vergeblich. Vierzehn Monate später entdeckte MrAndrew Raftery, ein Anwohner, der im Wald mit seinem Hund spazieren ging, etwa sechzig Meter von dem Baum entfernt, an dem ich gefunden worden war, eine Armbanduhr. Die Uhr war unverkennbar – auf dem Ziffernblatt war ein kickender Fußballer, und der Sekundenzeiger hatte einen Fußball an der Spitze –, und Mr und MrsSavage identifizierten sie als die ihres...

Erscheint lt. Verlag 5.10.2009
Reihe/Serie Mordkommission Dublin
Übersetzer Ulrike Wasel, Klaus Timmermann
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte BALLETTSCHULE • Cassie Maddox • Damien Donnelly • Dublin • Irland • Katy Devlin • Kelle • Knocknaree • Krimi • Kriminalroman • Leiche • London • Megadeth • Rob Ryan • Rosalind Devlin • Royal Ballet School • Spannung • Staatsanwaltschaft • Vergewaltigung • Vespa • Weihnachten
ISBN-10 3-10-400104-9 / 3104001049
ISBN-13 978-3-10-400104-3 / 9783104001043
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