Freizeichen (eBook)

eBook Download: EPUB
2009 | 1. Auflage
240 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-20121-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Freizeichen -  Ildikó von Kürthy
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«Ein Luftballon zum Lesen. Feinste Lach-Delikatesse!» BILD Eine Frau die sich langweilt, ist zu allem fähig: Annabel hat seit Jahren denselben Mann und dieselbe Frisur. Sie ist einunddreißig und will endlich was erleben. An einem Sonntagmorgen reist sie nach Mallorca. Am Sonntagabend ist sie verliebt. Glaubt sie. Bis am Dienstag eine Konkurrentin auftaucht. Die ist dünn und liebt den Mann, den Annabel gerade verlassen will. Und das ändert natürlich alles! «Ildikó von Kürthy ist die Spezialistin für den schlauen Frauenroman.» Welt am Sonntag

Ildikó von Kürthy ist Journalistin und eine der meistgelesenen deutschen Schriftstellerinnen. Sie lebt mit ihrer Familie in Hamburg. Ihre Bücher sind Nummer-1-Bestseller, wurden mehr als sieben Millionen Mal verkauft und in 21 Sprachen übersetzt.Ildikó von Kürthy ist Gastgeberin des Podcasts «Frauenstimmen», sie berichtet auf Facebook und Instagram über Wichtiges und Nichtiges und schreibt einen regelmäßigen Newsletter. Neuigkeiten und aktuelle Tourdaten auf: www.ildikovonkuerthy.de

Ildikó von Kürthy ist Journalistin und eine der meistgelesenen deutschen Schriftstellerinnen. Sie lebt mit ihrer Familie in Hamburg. Ihre Bücher sind Nummer-1-Bestseller, wurden mehr als sieben Millionen Mal verkauft und in 21 Sprachen übersetzt. Ildikó von Kürthy ist Gastgeberin des Podcasts «Frauenstimmen», sie berichtet auf Facebook und Instagram über Wichtiges und Nichtiges und schreibt einen regelmäßigen Newsletter. Neuigkeiten und aktuelle Tourdaten auf: www.ildikovonkuerthy.de

«Ich kann nicht verhindern, dass ich älter werde, aber ich kann verhindern, dass ich mich dabei langweile»


Endlich habe ich genau das Problem, das ich immer haben wollte. Ich hatte wirklich nicht mehr damit gerechnet. Wahrscheinlich ist es mit attraktiven Problemen wie mit attraktiven Männern: Man begegnet ihnen durch Zufall und immer erst dann, wenn man die Hoffnung schon aufgegeben hat.

Und ich, ich hatte die Hoffnung aufgegeben. Gestern stand ich noch mit Übergepäck und Übergewicht am Hamburger Flughafen. Vor mir sieben Tage, die ich zum intensiven Bräunen und Nachdenken über die wesentlichen Störfaktoren meines Lebens nutzen wollte: meine Frisur, meine Figur, meine Beziehung.

Nicht, dass es an meinem Dasein wirklich was auszusetzen gegeben hätte. Alles so weit in Ordnung. Aber mit dem Leben ist es wie mit Jeans: Nur weil du die Marke gefunden hast, die gut sitzt und an den Hüften nicht unnötig aufträgt, heißt das nicht, dass du sie dein Leben lang tragen wirst. Ich hatte fünf Donna Karan-Jeans und seit Jahren den Haarschnitt und den Mann, die zu mir passten. Verdammt, es wurde Zeit, was Neues auszuprobieren, etwas zu wagen, Abenteuer zu erleben, statt nur von ihnen zu träumen. Wovon soll ich meinen Kindern eines Tages sonst erzählen? Mama hat keinen «Tatort» verpasst?

Manchmal reicht es einer Frau eben nicht, sich bernsteinfarbene Strähnchen färben zu lassen, um sich lebendig zu fühlen. Manchmal reicht es nicht, die Telefonrechnung nicht zu bezahlen, um das Leben für abenteuerlich zu halten. Und manchmal reicht es nicht, sich großmaschige Netzstrumpfhosen zu kaufen, um sich sexy zu finden. Nein, manchmal reicht das alles nicht.

Ich fasste den festen Vorsatz, meinem Lebensabend mehr Glanz zu verleihen. Meine Überlegung beim Kofferpacken: Ich kann nicht verhindern, dass ich älter werde – aber ich kann verhindern, dass ich mich dabei langweile. Ja, ich hatte mich lange genug damit begnügt, pinke Wimperntusche für eine wagemutige Abwechslung vom Alltag zu halten. Ich würde den Traum wahr machen – stellvertretend für alle von ihrer Beziehung und dem Fernsehprogramm am Samstagabend gelangweilten Frauen. Ich würde aufbrechen. Einfach gehen. Wortlos. Ohne mich umzudrehen. Allein. In ein fernes Land. Mutig. Stolz.

Ich fühlte mich wie ein Pionier, der seine Wasserflasche füllt, seine Decke zusammenrollt und losreitet, um den Wilden Westen Amerikas zu erschließen. Ich griff nach Nagelhautentferner und Slipeinlagen und schloss entschlossen meinen Koffer. Sieben Tage Mallorca im Haus meiner großartigen Tante Gesa Matuschke lagen vor mir. Und jetzt sind erst vierundzwanzig Stunden davon vorbei, und schon ist nichts mehr so, wie es war.

Ich liege mit meinen hochkarätigen Sorgen am Pool und beneide mich selbst. Manchmal säuselt der Wind in den Palmen, als würde ein Liebhaber heiser meinen Namen hauchen. Häh? Als würde ein Liebhaber heiser meinen Namen hauchen? Geht’s noch? Spinn ich, oder was? Ach, ich kann nichts dafür, eine Frau empfindet einfach jedes Geräusch als Liebeserklärung. Vorausgesetzt, sie hat mit einem derartig luxuriösen Problem zu kämpfen wie ich.

Denn ich bin eine Frau, die sich nicht entscheiden kann! Ich habe nicht nur die schwere Wahl zwischen Sonnenschutzfaktor acht und zwölf, zwischen Liegestuhl oder Luftmatratze, zwischen Wasser mit oder ohne Kohlensäure. Nein, ich habe die Wahl zwischen zwei Männern! Ich möchte das noch einige Male wiederholen, um dieses Hochgefühl auszukosten. Es handelt sich hier um einen Satz, den sonst nur glutäugige Schauspielerinnen mit guten Figuren in schlechten Filmen sagen dürfen:

Ich kann mich zwischen zwei Männern nicht entscheiden.

Ich kann mich zwischen zwei Männern nicht entscheiden.

Was für eine wundervolle Ruhe, was für eine reife Freude mich bei diesem Gedanken überkommt. Ja, ich würde sagen, ich habe mich in den letzten zwölf Stunden in die Liga der superlässigen Frauen hochgespielt, die Sachen sagen wie: «Ich bin zum dritten und sicherlich nicht zum letzten Mal verheiratet.» – «Ich bin reich, also muss ich nicht mehr schlank sein.» – Oder eben: «Ich kann mich zwischen zwei Männern nicht …»

«Schätzchen, du hast ganz schön zugenommen.»

Hä? Was? Reife Freude weicht millisekundenschnell hektischer Scham, die sich in unkoordiniertem Zupfen am Bikinihöschen äußert.

«Äh, ja, stimmt. Ich habe vor vier Monaten aufgehört zu rauchen. Weißt du, Gesa, da nimmt man ganz automatisch zu, weil sich der Stoffwechsel verlangsamt, da kann man praktisch gar nichts dafür, aber das soll sich nach einem Jahr wohl wieder normalisieren.»

«Quatsch. Was man in deinem Alter zunimmt, dass nimmt man nicht mehr ab. Du bist doch jetzt schon über dreißig, oder? Siehst du. Was für eine blödsinnige Idee, mit dem Rauchen aufzuhören. Jetzt entscheidet sich, welche Figur du in zehn Jahren haben wirst. Ist dein Freund wenigstens auch moppelig?»

«Äh, nein, eigentlich nicht. Du, ich geh kurz ins Haus, ich habe ein Sandkorn hinter meiner Kontaktlinse. Bin gleich wieder da.»

Moppelig? Moppelig! Also ehrlich, das hat noch nie jemand über mich gesagt. Wenn ich meine Freundin Mona frage, ob man denn schon sehen könne, dass ich zugenommen habe, sagt sie immer: «Vielleicht ein bisschen, aber das verteilt sich bei dir gut.» Und wenn sie mich fragt, ob sie zugenommen hat, dann sage ich immer: «Vielleicht ein bisschen, aber das verteilt sich bei dir gut.» Was nicht so ganz stimmt, weil Mona grundsätzlich nur an der unteren Körperhälfte zulegt. Das heißt, dass an schlechten Tagen ihre schmalen Schultern nur halb so breit sind wie ihre ausladenden Hüften. Sie sieht dann ein wenig so aus wie diese Figürchen, die eine Klingel im Bauch haben und sich immer wieder aufrichten, egal, wie man sie hinlegt. Aber das würde ich ihr natürlich nie sagen.

So machen das Freundinnen untereinander. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz. Denn erstens will man die andere nicht kränken, und zweitens will man unter keinen Umständen, dass die andere abnimmt und dadurch das Fortbestehen der Freundschaft gefährdet. Kann es eine innige Beziehung zwischen zwei Frauen geben, von denen eine keine Figurprobleme hat? Die Antwort ist natürlich NEIN. Wobei schon die Frage rein rhetorisch zu verstehen ist: Es gibt keine Frauen, die keine Figurprobleme haben.

Tante Gesa hat mich im Gästehaus einquartiert, mit Blick aufs Meer und einem großen Spiegel im Badezimmer, vor dem ich mich gerade detailliert begutachte. Moppelig? Das erscheint mir doch arg übertrieben. Natürlich gehen dreieinhalb Kilo nicht spurlos an einem vorüber. Ich würde sagen, etwa fünfhundert Gramm davon haben sich in meinem Bauchgewebe niedergelassen, zwei Kilo auf Hüften und Po, und der Rest bereichert meine Oberschenkel. Ben sagt immer, er liebe jedes Pfund an mir, und ich sähe sehr gesund aus. Kurz überlege ich, mich für ihn zu entscheiden. Letztens allerdings, als ich ihn im Freibad bat, mir Rücken und Beine einzucremen, sagte er: «Bei dir hat man damit ja jedes Jahr mehr zu tun.» Ich musste leider lachen. Aber ins Wasser bin ich an diesem Tag nicht mehr gegangen.

Ich gehe zurück zum Pool und beschließe, meine dreieinhalb Kilo Nachschlag mit Würde zu tragen. Ich meine, schließlich habe ich zwei Männer zur Auswahl, und ich könnte wetten, dass beide nicht ausschließlich an meinen inneren Werten interessiert sind. Zumal mich der eine fast nur von außen kennt und der andere mich eindeutig trotz meines Charakters liebt – und das seit viereinhalb Jahren. Das ist Ben.

 

Ben ist siebenunddreißig und Computer-Spezialist. Mir ist klar, dass man nach viereinhalb Jahren keine erotischen Phantasien mehr bekommt, wenn man die Boxershorts des Lebensgefährten vom Wäscheständer nimmt.

Der andere heißt Robin, und ihn kenne ich erst seit vierundzwanzig Stunden. Und mir ist auch klar, dass man nach so kurzer Zeit geistig unzurechnungsfähig ist, keine weit reichenden Entscheidungen treffen sollte und sogar der Anblick eines Garagentores heftigstes sexuelles Verlangen auslösen kann.

Ich sollte versuchen, einen klaren Kopf zu behalten, die Geschehnisse des vergangenen Tages aufzuarbeiten, sachlich zu bewerten und dann einen Reaktionsplan zu entwerfen. Für derlei konzentriertes Nachdenken scheint die rote Luftmatratze, die neckischerweise einem Handy nachempfunden ist, der passende Arbeitsplatz zu sein.

Ich hieve meinen Körper, dessen Gewicht ich nicht einmal unter schlimmster Folter verraten würde, auf die Matratze. Ich habe nämlich, das hat mir ein Arzt bestätigt, schwere Knochen, und die reine Kilozahl erweckt da einen ganz falschen Eindruck. Ich schließe die Augen. Maximale Sachlichkeit, darauf kommt es jetzt an. Es wundert mich nicht wirklich, dass ich keinen einzigen klaren Gedanken fassen kann. Weil mir sofort dieser ganz unglaubliche Kuss in den Sinn kommt. Schon die Erinnerung an ihn ist so wuchtig, dass es mich fast vom Gummihandy haut.

Zugegeben, erste Küsse sind meist sehr aufregend. In jedem Fall viel aufregender als zum Beispiel der erste Sex. Was schlicht daran liegt, dass man beim Küssen weniger falsch machen kann. Man hat es schließlich nur mit einer lokal sehr begrenzten erotischen Zone zu tun: Lippen und Zunge. Andererseits ist es verblüffend, was auf so kleinem Raum doch alles schief gehen kann. Wir alle kennen sie doch, die Übereifrigen, die es darauf anlegen, einem mit der Zunge das Zäpfchen zu kraulen. Oder jene, die es für erotisch halten, beim Küssen in möglichst wenig Zeit möglichst viel Speichel von A nach B zu transportieren. Blöd...

Erscheint lt. Verlag 5.10.2009
Illustrationen Gabo
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 30+ • Beziehung • Eifersucht • Flirten • Liebe • Mallorca • Trennung • Urlaub • Verlieben
ISBN-10 3-644-20121-8 / 3644201218
ISBN-13 978-3-644-20121-7 / 9783644201217
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