Im Kühlfach nebenan (eBook)

Roman
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2009 | 1. Auflage
288 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-40312-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Im Kühlfach nebenan -  Jutta Profijt
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Pascha aus Kühlfach 4 ... ... macht genau da weiter, wo er aufgehört hat: Rechtsmediziner Dr. Martin Gänsewein erholt sich im Krankenhaus von seiner schweren Verletzung. Pascha geistert durch die Gänge, bis er auf Ordensschwester Marlene triff t, die nach ihrem Ableben bei einem Brand im baufälligen Kloster den Weg in den Himmel noch nicht gefunden hat. Pascha ist hocherfreut über die Gesellschaft, auch wenn »die Tussi ausgerechnet eine Nonne ist«. Dass es bei dem Klosterbrand nicht mit rechten Dingen zugegangen ist, wittert seine Spürnase natürlich sofort. Gemeinsam mit dem noch rekonvaleszenten Rechtsmediziner und seiner Nun-endlich-Freundin Birgit will Pascha die Wahrheit ans Licht bringen und gerät dabei schnell in eine brenzlige Situation.

Jutta Profijt wurde gegen Ende des Babybooms in eine weitgehend konfliktfreie Familie hineingeboren. Nach einer kurzen Flucht ins Ausland kehrte sie ins Rheinland zurück und arbeitete im  Projektmanagement. Heute schreibt sie sehr erfolgreich Bücher und lebt mit ihrem Mann und diversen Kleintieren auf dem Land.

Jutta Profijt wurde gegen Ende des Babybooms in eine weitgehend konfliktfreie Familie hineingeboren. Nach einer kurzen Flucht ins Ausland kehrte sie ins Rheinland zurück und arbeitete im  Projektmanagement. Heute schreibt sie sehr erfolgreich Bücher und lebt mit ihrem Mann und diversen Kleintieren auf dem Land.

ZWEI


Wir verbrachten die Nacht also nicht zusammen, Marlene und ich. Ja, auch körperlose Geistseelen müssen die Nacht irgendwo verbringen, dabei scheidet Schlaf wegen mangelnder körperlicher Voraussetzungen aus. Wir schütten kein Schlummerhormon aus und haben keine Sehdeckel mehr, die wir zuklappen können. Wir sind immer wach. Ätzend. Kurz nach meinem Tod, als mein Körper noch im Kühlfach vier der Rechtsmedizin lag, trieb ich mich nachts bei meiner sterblichen Hülle herum. Nach der Beerdigung war mir diese Zuflucht genommen. Mein Kühlfach wurde wieder belegt. Seitdem habe ich die unterschiedlichsten Aufenthaltsorte ausprobiert. Den Konferenzraum im Rechtsmedizinischen Institut mit dem Fernseher, den Martin für mich einschaltete. Martins Wohnung, wahlweise mit oder ohne Glotze. Die nächtlichen Straßen der Stadt. Discos, Russenpuffs und Kinos. Aber noch nie habe ich eine Nacht in einer Kirche verbracht. Oder einer Krankenhauskapelle. Und ich hatte auch nicht vor, jetzt damit anzufangen. Abgesehen davon, dass eine Kirche keine Belustigung bietet, war die Kapelle Marlenes Zuflucht und damit für mich tabu.

Ich verbrachte die Nacht in der Notaufnahme der städtischen Unfallklinik. Da ist wenigstens immer was los, besonders am Wochenende. Für Unterhaltung war also gesorgt.

 

Am nächsten Morgen trollte ich mich wieder ins Krankenhaus zu Martin. Es war ein Sonntag, und so waren mir zwei Dinge klar. Erstens: Marlene würde wohl auch den Großteil des Tages in der Kapelle verbringen, und zweitens: Gregor würde nach seinem Besuch im Fitnessstudio bei Martin aufkreuzen. Gregor ist sein bester Freund und, was für Marlene und mich im Moment deutlich wichtiger war, ein waschechter Bulle. Kriminalhaupt-, -ober- oder sonst ein Kommissar. Er kam wie immer gegen halb elf.

Ich ließ die übliche Begrüßung mit den Abfragen nach dem Befinden (Gregor), der Arbeit (Martin), dem Essen (Gregor), der neuesten Eroberung (Martin) und Birgit (Gregor) aus und düste los, um Marlene zu holen. Ich traf sie tatsächlich in der Kapelle.

»Lenchen, aufwachen, der Bulle ist da!«

»… voll der Gnade, …«

»Okay, du bist wach, entschuldige bitte, aber trotzdem solltest du jetzt mitkommen!«

»… du bist gebenedeit …«

»Lenchen, das Gebet kennt der liebe Gott schon, von gestern, erinnerst du dich? Komm jetzt!«

»… bitte für uns Sünder …«

Ich sandte ihr einen elektromagnetischen Schwall der Entrüstung.

»… jetzt und in der Stunde unseres Todes.«

»Amen«, rief ich genervt. »Die Stunde deines Todes liegt ein paar Tage zurück und offenbar hat deine Fürsprecherin gerade Urlaub, also gönn dir ’ne Pause und kümmere dich lieber um die Ermittlungen.«

»Sei nicht so ungeduldig«, säuselte Marlene gütig und war so gar nicht aus ihrer klösterlichen Ruhe zu bringen. Gemessen folgte sie mir endlich aus ihrer kerzenflackernden Gebetshöhle durch die neonflackernden Gänge zu Martins Lieblingssitzecke, in der er gestern schon mit Birgit gehockt und Obstkuchen gespachtelt hatte.

»Hallo Martin, da sind wir«, begrüßte ich ihn betont formell. Er sollte mir seine Unterstützung nicht versagen können, weil ich mich angeblich dauernd rüpelhaft anschlich.

»Morgen ist es soweit?«, wollte Gregor gerade wissen. »Soll ich dich abholen?«

»Au ja«, trötete ich. »Mit Handschellen, Einsatzwagen und Blaulicht.«

»Nein, danke«, antwortete Martin artig. »Birgit hat versprochen, mich nach Hause zu fahren.«

Gregor zeigte sein leicht anzügliches Grinsen, das mir gut an ihm gefiel. Wenigstens ein Kerl, der zwischen all den modernen Milchmännern gelegentlich äußerlich sichtbare Anzeichen von testosterongesteuertem Gedankengut zuließ.

»Sag mal«, begann Martin vorsichtig. »Was ist das eigentlich für eine Geschichte mit dem Brand in dem Kloster?«

O Mann, der Coca-Cola-Weihnachtstruck mit seinen siebenundzwanzigtausend Glühbirnen und dem lautsprecherverstärkten Glöckchengebimmel könnte nicht auffälliger sein als Martins unauffällige Fragerei.

»Warum interessierst du dich denn dafür?«, konterte Gregor dann auch gleich misstrauisch in seinem Bullentonfall.

»Ach, nur so …«

Das folgende Schweigen war ätzend. Dazu muss man wissen, was passierte, nachdem Martin damals niedergestochen worden war. Martin, ja, mein Martinsgänschen, geriet nämlich unter Mordverdacht. Um ihn aus dem Schlamassel wieder rauszubringen, musste ich mich eines genialen Tricks bedienen (können Sie übrigens alles haarklein in ›Kühlfach 4‹ nachlesen – ein bisschen Eigenwerbung dürfte man hier geschickt einbauen, meinte meine Lektorin).

Martin wurde zwar gerettet und der wahre Mörder dingfest gemacht, aber Gregor und Martins schnuckelige Kollegin Katrin wussten dadurch von meiner Existenz. Damit hatten sie einerseits eine Begründung für Martins komisches Verhalten in den letzten zwei Wochen vor der Messerattacke, andererseits kann nicht sein, was nicht sein darf. Ein Bulle, dessen Ermittlungsergebnisse mit maßgeblicher Hilfe aus dem Jenseits zustande kommen und ein Rechtsmedizinisches Institut, in dessen Kühlschrank es spukt, sind nicht akzeptabel. Daher haben die beiden eine absolute Schweigepflicht vereinbart und sich daran gehalten. Auch gegenüber Martin.

Gregor also blickte Martin nun mit seinem Ermittlerblick prüfend an und wiederholte seine Frage: »Sag schon, warum interessierst du dich für diesen Brand?«

Martin saß in der Zwickmühle. Er hatte sich selbst geschworen, nie wieder mit einem Menschen über meine Existenz zu sprechen – von Marlene ganz zu schweigen. Andererseits wusste er genau, dass wir ihn nicht in Ruhe lassen würden, wenn er uns nicht half.

»Die Schwester, die bei dem Brand verletzt wurde, liegt hier auf der Intensivstation«, murmelte Martin.

Gregor ließ sich damit nicht so einfach abspeisen wie Birgit. »Na und?«, fragte er.

»Die andere Nonne ist verbrannt, weil sie in dem Raum eingeschlossen war.«

»Falsch«, entgegnete Gregor. »Sie hat es nicht mehr zur Tür geschafft.«

»Die Tür war versperrt«, entgegnete Martin stur.

»Nein, war sie nicht«, betonte Gregor.

»Ist denn der Schlüssel gefunden worden?«, fragte Marlene dazwischen.

Ich wiederholte die Frage und Martin wiederholte sie laut für Gregor.

»Ja«, sagte Gregor. »In der Mauernische, wo er hingehört.«

»Er hätte aber im Türschloss stecken müssen«, sagte Martin nach unserer Vorgabe.

»Sagt wer?«, fragte Gregor.

Martin schwieg. Er schaute so unglücklich drein, als hätte der Arzt ihm gerade gesagt, dass er nur noch zweieinhalb Stunden zu leben hätte, und zwei davon müsse er reglos im Kernspintomografen zu einer letzten wichtigen Untersuchung verbringen.

Dann hellte sich sein umwölkter Blick leicht auf. »Stell dir doch mal vor, dass du nachts aufwachst, weil es brennt. Du rennst zum Anbau, ziehst den Schlüssel aus seinem Versteck, schließt die Tür auf und gehst rein, um das Feuer zu löschen. Wie wahrscheinlich ist es, dass du zwischendurch noch schnell den Schlüssel in die Mauernische zurücksteckst?«

Manchmal war Martin wirklich helle. Nein, eigentlich ist er immer sehr helle, nur ist seine Denkfähigkeit in der Gegenwart von Geistern empfindlich gestört.

Gregor zögerte. »Die Nonnen waren sich nicht ganz sicher, ob die Tür zum Anbau abends wirklich abgeschlossen worden war.«

Birgits Ankunft rettete Martin vor weiteren Nachfragen oder zweifelnden Blicken, die Gregor sicher schon in Vorbereitung hatte. Die drei, Martin heute in einer richtigen Hose mit Bügelfalte, machten sich auf den Weg in den Krankenhauspark, um die Frühlingssonne zu genießen. Marlene verzog sich wieder in ihre Kapelle und ich beschloss, auf der Intensivstation Wache zu halten für den Fall, dass die Mumie sich äußern wollte.

 

Natürlich sagte die Mumie nichts. Ich versuchte eine vorsichtige Kontaktaufnahme, was allerdings trotz meiner wirklich galaktischen Vorsicht einen erneuten Totalalarm aller Überwachungsgeräte nach sich zog und mich wieder auf den Flur vor die Scheibe verbannte.

 

Ich konnte es nicht erwarten, dass Martin endlich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, und fieberte dem Montagmorgen entgegen. Gegen sechs Uhr suchte ich Marlene, um mit ihr das weitere Vorgehen abzusprechen. Ich fand sie – natürlich! – in der Kapelle.

»Marlene, wir sollten mal systematisch an die Sache rangehen. Wer könnte ein Interesse daran haben, dem Kloster zu schaden?«

»Vater unser im Himmel …«

»Nett von dir, aber ich bin nicht alt genug, um dein Vater zu sein, und im Himmel bin ich, wie wir beide sehr genau wissen, auch nicht.«

»… geheiligt werde dein Name …«

»Es reicht, wenn du mich einfach Pascha nennst.«

»… dein Reich komme …«

»Die Unordnung in meiner Bude würdest du nicht mögen, Leni, ehrlich.«

»… dein Wille geschehe …«

»Das ist endlich mal eine sehr gute Idee, also hör mit dem Gesabbel auf und lass uns einen Plan machen!«

Sie nahm mich gar nicht zur Kenntnis, bis sie den ganzen Sermon abgespult, ein paar Fürbitten (auch für Pascha, die verlorene Seele) in die Luft geblasen und sowohl ihrem lieben Herrgott als auch der heiligen Kirche die totale Gefolgschaft geschworen hatte.

»Was wolltest du eben wissen?«, fragte sie endlich ganz aufgeräumt.

»Wer eurem Kloster...

Erscheint lt. Verlag 1.12.2009
Reihe/Serie Pascha & Martin Gänsewein
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Achtsam morden • Autoknacker • Band 2 • Belletristik • Bones • Brand • Der Tatortreiniger • Deutschsprachige Krimis • Die Knochenjägerin • eBook • Ermittler • Ermittlungen • Feuer • Forensiker • Geist • Geist Pascha • günstige ebooks • günstige krimis • Hans Rath • Jetzt ist Sense • Karsten Dusse • Kloster • Klosterbrand • Köln • Krankenhaus • Krimi Deutschland • krimi köln • Krischan Koch • Martin Gänsewein • Martin Gänsewein • Michael Tsokos • Pathologe • preiswerte ebooks • Rechtsmedizin • Rechtsmediziner • Regionalkrimi Köln • Spannung • Spannungsroman • Todesfall • witzige krimis
ISBN-10 3-423-40312-8 / 3423403128
ISBN-13 978-3-423-40312-2 / 9783423403122
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