Sharpes Sieg (eBook)

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2009 | 1. Auflage
416 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-8387-0045-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sharpes Sieg -  Bernard Cornwell
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Richard Sharpe wird Zeuge eines Massakers an einem britischen Außenposten - verantwortlich ist ein englischer Offizier, der zur verfeindeten Marathen-Konföderation übergelaufen ist. Sharpe begibt sich auf die Jagd nach dem Verräter.

Dabei muss er tief ins Feindesland vordringen und wird bald selbst zum Gejagten. Sein Weg führt ihn zu dem kleinen Dorf Assaye, wo die englische Armee sich einer gewaltigen indischen Übermacht stellen muss. Unter den Reihen des Feindes ist auch der Überläufer. Sharpe wittert die Chance, ihn ein für alle Mal zu stellen.

KAPITEL 1


Es war nicht Sergeant Richard Sharpes Schuld. Er hatte nicht das Kommando. Sharpe war der jüngste von einem Dutzend Männern, einschließlich eines Majors, eines Subadars – eines eingeborenen Kompanieführers – und zwei eingeborenen Unteroffizieren, dennoch fühlte er sich verantwortlich. Er fühlte sich verantwortlich, ärgerlich, erhitzt, bitter und voller Furcht. Blut war auf seinem Gesicht verkrustet, über das unzählige Fliegen krochen. Sogar in seinen offenen Mund krochen Fliegen.

Aber er wagte sich nicht zu rühren.

Die feuchtheiße Luft stank nach Blut und verfaulten Eiern, der typische Geruch von Pulverrauch. Als Letztes konnte er sich daran erinnern, dass er seinen Tornister und die Patronentasche in die glühende Asche eines Feuers geworfen hatte, und jetzt explodierte die Munition aus der Patronentasche. Bei jeder Pulverexplosion schossen Funken und Asche in die heiße Luft. Ein paar der Männer lachten bei dem Anblick. Sie blieben stehen und schauten hin, stocherten mit ihren Musketen in den Leichen und gingen dann weiter.

Sharpe lag still. Eine Fliege kroch über seine Augen, und er zwang sich, absolut reglos zu bleiben. Auf seinem Gesicht war Blut, auch in seinem rechten Ohr hatte sich Blut gesammelt, das jetzt trocknete. Er blinzelte, befürchtete, dass die Killer die winzige Bewegung bemerken würden, doch keiner nahm Notiz davon.

Chasalgaon. Dort war er. Chasalgaon, eine armselige Festung an der Grenze von Haidarabad, und weil der Maharadscha von Haidarabad ein britischer Verbündeter war, lag die Festung mit hundert Sepoys der East India Company und fünfzig Söldnerreitern aus Maisur in Garnison. Als Sharpe dort eingetroffen war, waren die Hälfte der Sepoys und alle Reiter außerhalb auf Patrouille gewesen.

Sharpe war von Seringapatam gekommen, mit einem Sonderkommando von sechs Privates und einem Lederbeutel voller Rupien, und war von Major Crosby, dem Kommandanten von Chasalgaon, begrüßt worden.

Der Major erwies sich als plumper, rotgesichtiger, reizbarer Mann, der die Hitze verabscheute und Chasalgaon hasste. Er hatte sich auf seinen Segeltuchstuhl plumpsen lassen und Sharpes Befehle entfaltet. Er las sie, stieß einen Grunzlaut aus und las alles noch einmal.

»Warum, zur Hölle, hat man Sie geschickt?«, fragte er schließlich.

»Weil man keinen anderen hatte, Sir.«

Crosby blickte mit gerunzelter Stirn auf den Befehl. »Warum kein Offizier?«

»Es standen keine Offiziere zur Verfügung, Sir.«

»Verdammt verantwortungsvoller Job für einen Sergeant, finden Sie nicht auch?«

»Ich werde Sie nicht enttäuschen, Sir«, sagte Sharpe mit ausdrucksloser Miene und starrte ein paar Zoll über den Kopf des Majors hinweg auf das blassgelbe Segeltuch des Zelts.

»Das will ich Ihnen verdammt noch mal geraten haben«, sagte Crosby und legte die Befehle auf einen Stapel Papier auf seinem Feldtisch. »Und Sie sehen verdammt jung aus, um Sergeant zu sein.«

»Ich wurde spät geboren, Sir«, erwiderte Sharpe. Er war sechsundzwanzig oder glaubte, es zu sein, und die meisten Sergeants waren viel älter.

Crosby, der argwöhnte, veralbert zu werden, sah zu Sharpe auf, doch das Gesicht des Sergeants verriet nicht, dass er sich über ihn lustig machte. Ein gut aussehender Mann, dachte Crosby mürrisch. Vermutlich hatten sich die bibbis von Seringapatam für ihn aus ihren Saris geschält, und Crosby, dessen Frau vor zehn Jahren am Fieber gestorben war und der sich jede Donnerstagnacht mit einer Dorfhure für zwei Rupien tröstete, verspürte eine Spur von Neid.

»Und wie, zum Teufel, wollen Sie die Munition zurück nach Seringapatam bekommen?«, wollte er wissen.

»Mit Ochsenkarren, Sir.« Sharpe hatte seine Art, wenig hilfreiche Offiziere anzusprechen, perfektioniert. Er gab ihnen präzise Antworten, verzichtete auf Unnötiges und klang stets zuversichtlich.

»Womit wollen Sie das schaffen? Mit Versprechungen?«

»Mit Geld, Sir.« Sharpe klopfte auf die Provianttasche, in der der Beutel mit Rupien verstaut war.

»Mein Gott, man vertraut Ihnen Geld an?«

Sharpe entschied sich, diese Frage nicht zu beantworten, sondern nur gelassen auf die Zeltwand zu schauen.

Chasalgaon ist kein glücklicher Ort, sagte er sich. Es war eine kleine Festung, erbaut auf einer Klippe an einem Fluss, dessen Ufer von den Wassern des Monsuns hätten überflutet sein sollen, doch er war dieses Jahr ausgeblieben, und das Land war grausam trocken.

Die Festung hatte keinen Graben ringsum, nur einen Wall aus Kakteen mit einem Dutzend hölzerner Plattformen. Innerhalb des Walls befand sich ein Exerzierplatz, wo ein entrindeter Baumstamm als Flaggenmast diente, und der Paradeplatz war von drei Kasernengebäuden umgeben, deren Dächer mit Palmenblättern bedeckt waren, einem Küchengebäude, Zelten für die Offiziere und einem steinernen Magazin, in dem die Munition der Garnison lagerte. Die Sepoys hatten ihre Angehörigen im Fort, und so war es von Frauen und Kindern überlaufen, doch Sharpe hatte festgestellt, wie verdrossen sie wirkten.

Crosby war anscheinend einer dieser boshaften Offiziere, die nur glücklich waren, wenn es allen ringsum erbärmlich ging.

»Ich nehme an, Sie erwarten, dass ich Ihnen die Ochsenkarren besorge?«, sagte Crosby empört.

»Dafür werde ich selbst sorgen, Sir.«

»Sie sprechen Marathi, wie?«, schnaubte Crosby. »Sie sind ein Sergeant, Bankier und Übersetzer, wie?«

»Ich habe einen Übersetzer mitgebracht, Sir«, sagte Sharpe. Womit er ein bisschen übertrieb, denn Davi Lal war erst dreizehn, ein Straßenbengel aus Seringapatam. Er war ein gerissenes, schelmisches Kind, das von Sharpe beim Stehlen in einem Küchengebäude erwischt worden war. Nachdem er dem Jungen ein paar Ohrfeigen gegeben hatte, um ihm Respekt vor dem Besitz Seiner britannischen Majestät beizubringen, hatte Sharpe ihn zu Lalis Haus gebracht, um ihm ein ordentliches Essen zu geben, und Lali hatte mit dem Jungen gesprochen und erfahren, dass seine Eltern tot waren, dass es keine Verwandten gab, von denen er wusste, und dass er sich mehr oder wenig ehrlich durchs Leben schlug. Er war auch verlaust.

»Du musst ihn loswerden«, hatte sie Sharpe geraten, doch er hatte in Davi Lal etwas gesehen, das ihn an seine Kindheit erinnert hatte, und ihn runter zum Kaveri-Fluss geschleppt, wo er ihn anständig abgeschrubbt hatte. Danach war Davi Lal Sharpes Botenjunge geworden. Er hatte gelernt, Koppel und Stiefel zu putzen und seine eigene Version von Englisch zu sprechen, die, weil sie von den niedrigen Rängen kam, die Engländer und die kultivierten Inder leicht schockieren konnte.

»Sie werden drei Karren benötigen«, sagte Crosby.

»Jawohl, Sir«, erwiderte Sharpe. »Danke, Sir.« Er hatte genau gewusst, wie viele Karren er brauchen würde, doch er wusste ebenso, dass es dumm wäre, dieses Wissen bei einem Offizier wie Crosby preiszugeben.

»Dann suchen Sie Ihre verdammten Karren«, blaffte Crosby, »und lassen Sie mich wissen, wann Sie zum Aufladen bereit sind.«

»Sehr gut, Sir. Danke, Sir.« Sharpe stand still, machte eine Kehrtwendung und marschierte aus dem Zelt, um sich auf die Suche nach Davi Lal und den sechs Privates, einfachen Soldaten der königlichen Armee, zu machen, die im Schatten eines der Kasernengebäude warteten.

»Wir werden zu Mittag essen«, sagte Sharpe, »und am Nachmittag einige Karren beschaffen.«

»Was gibt es zum Essen?«, erkundigte sich Private Atkins.

»Was immer Davi aus dem Küchenbau klauen kann«, sagte Sharpe. »Aber seid schnell damit, klar? Ich will morgen früh aus diesem verdammten Fort verschwinden.«

Ihr Job war es, achtzigtausend Musketenpatronen zu holen, die aus dem Arsenal der East India Company in Madras gestohlen worden waren. Die Patronen waren von der besten Qualität, die man in Indien bekommen konnte, und die Diebe wussten genau, wer ihnen den höchsten Preis für die Munition bezahlen würde.

Die Fürsten der Marathen-Konföderation waren ständig im Krieg gegeneinander oder überfielen die benachbarten Staaten, aber jetzt, im Sommer 1803, drohte eine Invasion von britischen Streitkräften. Die Bedrohung der Invasion hatte zwei der größten Marathen-Herrscher dazu gebracht, eine Allianz zu schließen, die jetzt ihre Truppen zusammenzog, um die Briten zurückzuschlagen, und diese Fürsten hatten den Dieben für die Patronen eine Riesensumme in Gold versprochen. Doch einer der Diebe, der geholfen hatte in das Arsenal in Madras einzubrechen, hatte sich geweigert, seinen Bruder in die Bande aufzunehmen und mit ihm den Profit zu teilen, und so hatte der Bruder die Bande an die Spione der Company verraten.

Zwei Wochen später war die Karawane, die die Patronen durch Indien transportierte, nicht weit von Chasalgaon von Company-Sepoys aus dem Hinterhalt überfallen worden. Die Diebe waren getötet worden oder geflüchtet, und die wiedereroberte Munition war zur sicheren Verwahrung in das kleine Magazin des Forts gebracht worden. Jetzt sollten die achtzigtausend Patronen zum Arsenal in Seringapatam gebracht werden – ein dreitägiger Marsch nach Süden – wo sie an die britischen Truppen ausgegeben werden sollten, die sich auf den Krieg gegen die Marathen vorbereiteten.

Ein einfacher Job, und Sharpe, der die letzten vier Jahre als Sergeant im Arsenal von Seringapatam verbracht hatte, war die Verantwortung übertragen worden.

Makulatur, verdorbene Ware, dachte Sharpe, während seine Männer auf einem Feuer aus Ochsendung in einem Kessel Flusswasser kochten. Das war der Schlüssel für die nächsten paar Tage – die Ware war verdorben. Niemand in Seringapatam würde der Behauptung widersprechen, dass, zum Beispiel, siebentausend Patronen in der...

Erscheint lt. Verlag 17.3.2009
Reihe/Serie Sharpe-Serie
Übersetzer Joachim Honnef
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel Sharpe's Triumph
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 1803 • 18. - 19. Jahrhundert • 19. Jahrhundert • 19. Jh • Abenteuer • Bernard Cornwell • Bernhard Cornwell • Historical • Historienroman • historisch • Historische Romane • Historischer Roman • Historisches Buch • Indiana Jones • Indien • Indien-Abenteuer • Jahrhundert Trilogie • Ken Folett • Ken Follet • Ken Follett • Kreuzzüge • Marathen • Militär • Militärisch • Mittelalter • Napoleonisch • Rebecca Gable • Richard Sharpe • Schlacht von Assaye • Sean Bean • Spannung • Überläufer • verfilmt • Verrat • Verschwörung • Warringham
ISBN-10 3-8387-0045-7 / 3838700457
ISBN-13 978-3-8387-0045-8 / 9783838700458
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