Das Lied der Dunkelheit (eBook)

Roman
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2009 | 1. Auflage
800 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-01054-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Lied der Dunkelheit -  Peter V. Brett
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'Weit ist die Welt - und dunkel ...'
... und in der Dunkelheit lauert die Gefahr. Das muss der junge Arlen auf bittere Weise selbst erfahren. Schon seit Jahrhunderten haben Dämonen, die sich des Nachts aus den Schatten erheben, die Menschheit zurückgedrängt. Das einzige Mittel, mit dem die Menschen ihre Angriffe abwehren können, sind die magischen Runenzeichen. Als Arlens Mutter bei solch einem Dämonenangriff umkommt, flieht er aus seinem Heimatdorf. Er will nach Menschen suchen, die den Mut noch nicht aufgegeben und das Geheimnis um die alten Kriegsrunen noch nicht vergessen haben.
'Das Lied der Dunkelheit' ist ein eindringliches, fantastisches Epos voller Magie und Abenteuer. Es erzählt die Geschichte eines Jungen, der einen hohen Preis bezahlt, um ein Held zu werden. Und es erzählt die Geschichte des größten Kampfes der Menschheit - der Kampf gegen die Furcht und die Dämonen der Nacht.
Episch und düster - die faszinierendste Weltenschöpfung der letzten Jahre.

Peter V. Brett, 1973 geboren, studierte Englische Literatur und Kunstgeschichte in Buffalo und entdeckte Rollenspiele, Comics und das Schreiben für sich. Danach arbeitete er zehn Jahre als Lektor für medizinische Fachliteratur, bevor er sich ganz dem Schreiben von fantastischer Literatur widmete. Mit seinen Romanen und Erzählungen aus der Welt von »Das Lied der Dunkelheit« hat er die internationalen Bestsellerlisten gestürmt. Peter V. Brett lebt in Brooklyn, New York.

2
Wenn es dich treffen würde
319 NR
 
 
 
Die Zeit reichte gerade noch, um den Karren in Sicherheit zu bringen und die Siegel zu prüfen, ehe die Horclinge kamen. Silvy fehlte die Kraft, um eine ordentliche Mahlzeit zu kochen, deshalb begnügten sie sich mit einem kalten Imbiss aus Brot, Käse und Wurst, den sie ohne Appetit verzehrten. Gleich nach Sonnenuntergang stellten sich die ersten Dämonen ein, um die Siegel zu testen, und jedes Mal, wenn die Magie in einer Stichflamme aufflackerte und die Horclinge zurückwarf, stieß Norine einen schrillen Schrei aus.
Marea rührte ihr Essen nicht einmal an. Sie kauerte auf ihrer Schlafstatt, die Arme fest um die Beine geschlungen, wiegte sich vor und zurück und gab bei jedem Aufflammen der Magie ein jämmerliches Wimmern von sich. Silvy räumte die Teller ab, aber sie kam aus der Küche nicht zurück, und Arlen konnte sie weinen hören.
Er wollte zu ihr gehen, um sie zu trösten, aber Jeph packte ihn beim Arm und hielt ihn fest. »Komm mit mir, Arlen, ich muss mit dir reden«, begann er.
Sie gingen in die kleine Kammer, in der Arlen untergebracht war; hier befanden sich sein Bett, seine Sammlung aus glatten Steinen, die er sich im Bach zusammengeklaubt hatte, sowie eine Kollektion aus Federn und Knochen. Jeph nahm eine grellbunte, ungefähr zehn Zoll lange Feder in die Hand und spielte damit, während er sprach, ohne Arlen in die Augen zu blicken.
Arlen wusste, was das zu bedeuten hatte. Wenn sein Vater ihm nicht ins Gesicht sehen konnte, hieß das, dass es ihm schwerfiel, über ein bestimmtes Thema zu sprechen.
»Was du auf der Straße gesehen hast, als du mit dem Kurier unterwegs warst …«, hob Jeph an.
»Ragen hat es mir erklärt«, fiel Arlen ein. »Onkel Cholie war bereits tot, er wusste es nur noch nicht. Manchmal überleben Leute einen Angriff und sterben trotzdem.«
Jeph furchte die Stirn. »So hätte ich es nicht ausgedrückt«, meinte er. »Aber irgendwie stimmt es schon, denke ich. Cholie …«
»War ein Feigling«, beendete Arlen den Satz.
Verdutzt starrte Jeph ihn an. »Wie kommst du darauf?«, fragte er.
»Er versteckte sich im Keller, weil er Angst hatte zu sterben. Und dann brachte er sich selbst um, weil er Angst hatte zu leben«, erklärte Arlen. »Er hätte lieber eine Axt nehmen und im Kampf fallen sollen.«
»Solches Gerede will ich nicht hören«, ermahnte Jeph ihn. »Gegen Dämonen kann man nichts ausrichten, Arlen. Niemand ist ihnen gewachsen. Es ist nichts dabei gewonnen, wenn man sich in Gefahr begibt und getötet wird.«
Arlen schüttelte den Kopf. »Die Dämonen sind wie gewalttätige Menschen«, behauptete er. »Sie attackieren uns, weil wir zu ängstlich sind, uns zu wehren. Seit ich Cobie und die anderen Jungs mit dem Stock verprügelt habe, lassen sie mich in Ruhe.«
»Cobie ist kein Felsendämon«, hielt Jeph ihm entgegen. »Mit einem Stock kannst du keine Horclinge vertreiben.«
»Irgendeinen Weg muss es geben«, erwiderte Arlen. »Früher haben die Leute doch auch gegen Dämonen gekämpft. In sämtlichen alten Legenden ist davon die Rede.«
»In den Legenden heißt es, es hätte damals magische Siegel gegeben, mit denen man kämpfen konnte«, versetzte Jeph. »Diese Kampfsiegel gingen verloren.«
»Ragen sagt, in manchen Gegenden setzt man sich auch heute noch gegen die Horclinge zur Wehr. Er sagt, sie seien nicht unbesiegbar.«
»Ich werde mir den Kurier mal vorknöpfen müssen«, grummelte Jeph. »Er soll deinen Kopf nicht mit solchem Blödsinn füllen.«
»Warum nicht?«, muckte Arlen auf. »Vielleicht hätten gestern Nacht mehr Menschen überlebt, wenn die Männer sich alle mit Äxten und Speeren bewaffnet hätten …«
»Dann wären sie jetzt genauso tot«, fiel Jeph ihm ins Wort. »Es gibt andere Methoden, um sich und seine Familie zu schützen, Arlen. Weisheit. Klugheit. Demut. Man ist kein Held, wenn man sich in einen Kampf stürzt, den man nicht gewinnen kann.
Wer soll sich um die Frauen und Kinder kümmern, wenn alle Männer getötet werden, weil sie versuchen, einen Feind zu bezwingen, der nicht zu besiegen ist?«, fuhr er fort. »Wer soll das Holz fällen und die Häuser bauen? Wer soll auf die Jagd gehen, Vieh züchten, die Äcker bestellen und Tiere schlachten? Wer soll mit den Frauen Kinder zeugen? Wenn alle Menschen im Kampf sterben, haben die Horclinge die Schlacht gewonnen.«
»Die Horclinge sind so oder so schon dabei, uns zu vernichten«, murmelte Arlen. »Du klagst doch dauernd, die Gemeinde würde von Jahr zu Jahr kleiner. Gewalttäter kommen immer wieder, wenn man sich nicht ein Herz fasst und zurückschlägt.«
Er blickte zu seinem Vater hoch. »Sag, Dad, ist dir denn nie danach zumute? Möchtest du nicht auch manchmal kämpfen?«
»Natürlich möchte ich das, Arlen«, gab Jeph zu. »Aber ich würde es nie grundlos tun. Wenn es darauf ankommt, wenn es wirklich wichtig ist, dann sind alle Männer bereit zu kämpfen. Tiere laufen weg, wenn sie können, und sie kämpfen, wenn es unbedingt sein muss. Bei den Menschen ist das nicht anders. Doch der Wunsch, Gewalt anzuwenden, sollte einen nur dann überkommen, wenn es gar keine andere Möglichkeit mehr gibt.
Aber eines schwöre ich dir, Arlen«, fuhr er fort. »Wenn du da draußen wärst, oder deine Mam, und die Horclinge wollten euch angreifen, dann würde ich kämpfen wie verrückt, um euch zu beschützen. Verstehst du den Unterschied?«
Arlen nickte. »Ich glaube schon.«
»Braver Junge«, meinte Jeph und drückte seine Schulter.
In dieser Nacht träumte Arlen von Hügeln, die so hoch waren, dass sie den Himmel berührten, und riesengroßen Teichen, auf deren Oberfläche eine ganze Stadt Platz fand. Er schaute über ungeheure gelbe Sandflächen, die sich in der Ferne verloren, und in einem dichten Wald verbarg sich eine von Mauern umgebene Festung.
Doch all diese Bilder sah er durch zwei Beine, die langsam vor seinen Augen hin und her pendelten. Und als er den Blick hob, erkannte er sein eigenes Gesicht, das sich in der Schlinge violett verfärbte.
Mit einem Ruck wachte er auf; sein Bettzeug war von Schweiß durchnässt. Es war noch dunkel, aber am Horizont zeichnete sich ein schwacher Lichtschimmer ab, wo der indigoblaue Himmel in ein mattes Rot überging. Er zündete einen Kerzenstumpf an, zwängte sich in seine Latzhose und stolperte hinaus in die Wohnstube. Auf einer Brotkruste kauend, griff er nach dem Eierkorb und den Milchkannen und stellte alles neben der Tür ab.
»Du bist ja früh auf«, hörte er hinter sich eine Stimme. Erschrocken warf er sich herum und sah Norine, die ihn anstarrte. Marea lag noch auf ihrem behelfsmäßigen Bett, doch sie wälzte sich im Schlaf unruhig hin und her.
»Der Tag wird nicht länger, wenn man morgens lange schläft«, entgegnete er.
Norine nickte. »Das sagte mein Mann auch immer«, erzählte sie. »Bauern und Holzfäller können nicht bei Kerzenschein arbeiten, so wie die Leute, die rings um den Stadtplatz ihre Werkstätten betreiben.«
»Ich habe viel zu tun«, erwiderte Arlen und linste durch die Fensterläden, um nachzusehen, wie lange es noch dauern würde, bis er gefahrlos den durch Siegel geschützten Bereich verlassen konnte. »Heute Mittag gibt der Jongleur eine Vorstellung.«
»Das dachte ich mir«, entgegnete Norine. »Als ich in deinem Alter war, gab es für mich nichts Wichtigeres auf der Welt als den Jongleur. Ich helfe dir bei der Arbeit.«
»Danke, aber das ist nicht nötig«, lehnte Arlen höflich ab. »Mein Dad sagt, du brauchst jetzt Ruhe.«
Norine schüttelte den Kopf. »Wenn ich untätig herumsitze, kreisen meine Gedanken doch nur um Dinge, über die ich besser nicht nachdenken sollte. Solange ich bei euch wohne, will ich mir Kost und Logis verdienen. Früher habe ich Bäume gefällt. Glaubst du, da wäre es für mich zu anstrengend, die Schweine zu füttern und Mais zu pflanzen?«
Arlen zuckte die Achseln und reichte ihr den Eierkorb.
Mit Norines Hilfe ging die Arbeit zügig voran. Sie lernte schnell, und harte Arbeit machte ihr nichts aus. Durch ihren Umgang mit der Holzfälleraxt war sie beinahe so stark wie ein Mann und vermochte schwere Lasten zu heben. Als dann das Aroma von gebratenen Eiern mit Speck vom Haus herüberwehte, waren sämtliche Tiere gefüttert, die frisch gelegten Eier eingesammelt und...

Erscheint lt. Verlag 15.7.2009
Reihe/Serie Demon Zyklus
Übersetzer Ingrid Herrmann-Nytko
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Painted Man (Demon Cycle 1)
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Arlen • Dämonen-Saga • Der Tätowierte Mann • eBooks • Fantasy • Heroische Fantasy • High Fantasy • Peter V. Brett
ISBN-10 3-641-01054-3 / 3641010543
ISBN-13 978-3-641-01054-6 / 9783641010546
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