Lektüreschlüssel. Franz Kafka: Brief an den Vater / Das Urteil (eBook)

Reclam Lektüreschlüssel
eBook Download: PDF | EPUB
2013 | 1. Auflage
114 Seiten
Reclam Verlag
978-3-15-950407-0 (ISBN)

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Lektüreschlüssel. Franz Kafka: Brief an den Vater / Das Urteil -  Franz Kafka,  Theodor Pelster
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Der Lektüreschlüssel erschließt Franz Kafkas 'Brief an den Vater' und 'Das Urteil'. Um eine Interpretation als Zentrum gruppieren sich 10 wichtige Verständniszugänge: * Erstinformation zum Werk * Inhaltsangabe * Personen (Konstellationen) * Werk-Aufbau (Strukturskizze) * Wortkommentar * Interpretation * Autor und Zeit * Rezeption * 'Checkliste' zur Verständniskontrolle * Lektüretipps mit Filmempfehlungen

Theodor Pelster war Gymnasiallehrer für Deutsch, Geschichte und Sport. Zudem leitete er Lehrerfortbildungsveranstaltungen und veröffentlichte neben zahlreichen Interpretationshilfen Aufsätze zur Didaktik und Methodik des Deutschunterrichts. Zu Franz Kafka: Franz Kafka (3.7.1883 Prag - 3.6.1924 Kierling bei Klosterneuburg) studierte nach dem Abitur Jura an der Deutschen Universität Prag und wurde 1906 promoviert. Im Brotberuf Versicherungsjurist widmete sich Kafka seiner schriftstellerischen Tätigkeit in der Regel nachts. Seine erste große Erzählung 'Das Urteil' (1912) bedeutete den Durchbruch zu einem eigenen Erzählstil, der von präzise-realistischen Detailschilderungen und einer phantastisch-grotesken Verfremdung der Realität gekennzeichnet ist. Kafkas unverwechselbarer Stil wird mit dem eigens geprägten Begriff ?kafkaesk? beschrieben. Kafka starb im Alter von 40 Jahren an Tuberkulose.

Theodor Pelster war Gymnasiallehrer für Deutsch, Geschichte und Sport. Zudem leitete er Lehrerfortbildungsveranstaltungen und veröffentlichte neben zahlreichen Interpretationshilfen Aufsätze zur Didaktik und Methodik des Deutschunterrichts. Zu Franz Kafka: Franz Kafka (3.7.1883 Prag – 3.6.1924 Kierling bei Klosterneuburg) studierte nach dem Abitur Jura an der Deutschen Universität Prag und wurde 1906 promoviert. Im Brotberuf Versicherungsjurist widmete sich Kafka seiner schriftstellerischen Tätigkeit in der Regel nachts. Seine erste große Erzählung "Das Urteil" (1912) bedeutete den Durchbruch zu einem eigenen Erzählstil, der von präzise-realistischen Detailschilderungen und einer phantastisch-grotesken Verfremdung der Realität gekennzeichnet ist. Kafkas unverwechselbarer Stil wird mit dem eigens geprägten Begriff ›kafkaesk‹ beschrieben. Kafka starb im Alter von 40 Jahren an Tuberkulose.

Inhalt 4
1. Erstinformation 6
2. Inhalt 9
3. Personen 21
4. Die Struktur 45
5. Wort- und Sacherläuterungen 58
6. Interpretation 65
7. Autor und Zeit 92
8. Rezeption 103
9. Checkliste 106
10. Lektüretipps 109
Anmerkungen 113

3. Personen


Da der Autor seinen Brief an den Vater mit seinem Vornamen Franz unterzeichnet und im Laufe seiner Darlegungen ganz selbstverständlich von seiner Mutter, seinen Geschwistern und anderen Verwandten schreibt, liegt der Schluss nahe, dass der Text Einblick in eine reale Familiengeschichte gibt. Der Eindruck verstärkt sich, wenn der Verfasser seine Schwestern mit den in der Familie gebräuchlichen Kurznamen Elli, Valli und Ottla benennt. Das scheint der Beweis dafür zu sein, dass von Personen aus dem tatsächlichen Umfeld des Autors berichtet wird.

Das ist auch insoweit richtig, als die Familie Kafka mit den genannten Personen im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts in Prag gelebt hat. Diese Familie ist für den Autor Franz Kafka nicht nur Existenzgrundlage und Lebenswelt, sondern bietet ihm zugleich das Material für seine Werke. Dabei ist selbstverständlich, dass er seinen Stoff gemäß seinen Vorstellungen umgestaltet. Nun wird auch der wahrheitsgetreueste Biograph niemals das objektive Bild – ein Widerspruch in sich – von einer Person oder einer Familie zeichnen können. Betont subjektiv urteilt jedoch der Verfasser eines Briefs, der sich zugleich als Handlungs-Ich und als Schreib-Ich zu erkennen gibt.

Stoff aus seiner Erfahrungswelt verarbeitet der Autor Franz Kafka auch da, wo er in der Geschichte Das Urteil von dem Konflikt zwischen Vater und Sohn Bendemann erzählt. Er hat in der Erzählung wie in den anderen »poetischen Arbeiten Konstellationen der eigenen Vita«7 über- und zum Teil vorweggenommen. Dabei entfernt sich in den eindeutig fiktionalen Texten das Bild – vor allem des Vaters – immer weiter von der Wirklichkeit. Kafka spielt auch in den fiktionalen Texten die Rolle des unterdrückten Sohnes aus, »der seine Furcht vor dem Vater mit obsessiver Lust kultiviert, weil sie für ihn die Bedingung seiner Existenz bildet«8.

Wenn den folgenden Personendarstellungen eine kurze Geschichte der Familie Kafka vorangestellt wird, so wird damit nicht Wahrheit gegen Dichtung gestellt; vielmehr ist beabsichtigt, solche Grundzüge der familiengeschichtlichen Situation möglichst neutral aufzuzeigen, die in den Texten des Autors in literarischer Aufbereitung erscheinen.

Kurze Geschichte der Familie Kafka


Sowohl Hermann Kafka, der Vater des Dichters, als auch die Mutter Julie Kafka, geborene Löwy, stammen aus jüdischen Familien mit einer langen Tradition.

Hermann Kafka wuchs mit seinen Geschwistern in der jüdischen Siedlung des böhmischen Dorfes Osek, auch »Wossek, Wohsek und Ossek geschrieben«9, auf: »Am Ende des 18. Jahrhunderts bestand die jüdische Kommunität aus etwa 16 Familien.«10 Hermann hatte zwei Schwestern – Anna und Julie – und drei Brüder – Filip, Heinrich und Ludwig. Die Familie musste »ein sehr bescheidenes Leben führen, bitterarm war sie aber nicht: Das war erst die spätere Projektion der wohlhabend gewordenen Kinder.«11 Wenn Hermann Kafka seinen Kindern vorhält, dass sie »in Saus und Braus« (Brief, 7) leben, während er und seine Geschwister in ihrer Kindheit schon »glücklich waren, wenn wir Erdäpfel hatten« (Brief, 25), so ist das wahrscheinlich übertrieben, vielleicht aber auch ein Versuch, zur Bescheidenheit zu erziehen.

Julie Löwy stammte aus einer höheren sozialen Schicht. Sie wuchs in der etwa 60 Kilometer östlich von Prag gelegenen Stadt Podebrady in einer alteingesessenen, angesehenen jüdischen Familie auf. Die Familie lebte in einem »behäbigen einstöckigen Haus auf dem Podebrader Marktplatz«, Julie »als gutbürgerliche Tochter« inmitten von fünf Brüdern, »mit welchen sie sich ihr ganzes Leben lang gut verstand«12.

Wie damals in jüdischen Familien üblich, kam »der erste Kontakt zwischen Hermann Kafka und Julie Löwy [...] durch eine Heiratsvermittlung zustande«13. Getraut wurden die beiden am 8. September 1882. Die Biographin meint, »der Heiratsvermittler« habe eine »ausgesprochen glückliche Hand« gehabt: »Hermann Kafka hätte kaum eine bessere Frau als Julie Löwy bekommen können [...]. Aber auch Julie Löwy hätte kaum einen besseren Mann finden können.«14 Hermann Kafka war ein gutaussehender stattlicher Mann; Julie Kafka war ruhig und zurückhaltend, war ihrem Mann kulturell überlegen, im Geschäft eine unentbehrliche Hilfe und übte gemäß jüdischer Tradition im familiären und häuslichen Bereich das übliche »verborgene Matriarchat«15 aus.

Die Eheleute Hermann und Julie Kafka halten Kontakt zu ihren Verwandten. Aus der Kafka-Linie werden Hermanns Brüder »Philipp, Ludwig, Heinrich« (Brief, 9) erwähnt. Eine Tochter Ludwigs, »Irma« (Brief, 34), arbeitet später im Geschäft der Kafkas. Zu den Löwys gehören Julies Brüder Alfred, Richard, Josef. Von diesen wird Onkel Richard herausgehoben, der auch deshalb als Leitbild dienen könnte, weil er, obwohl er »anders« ist als Vater Hermann, trotzdem »geheiratet« hat und »darunter nicht zusammengebrochen« ist (Brief, 56). Fest steht, dass Hermann und Julie Kafka jenen Familiensinn haben, den sie bei ihrem Sohn Franz vermissen.

Am 3. Juli 1883, zehn Monate nach der Eheschließung, wurde »Julie von einem Jungen entbunden, der den kaisertreuen Vornamen Franz bekommt – ein zartes, aber gesundes Kind«16. Auf dem Erstgeborenen ruhten vor allem die Hoffnungen des Vaters, der ganz selbstverständlich erwartete, dass dieser Sohn einst das elterliche Geschäft weiterführen und das Ansehen und das Vermögen der Familie mehren werde.

In den Jahren 1885 und 1887 wurden die Söhne Georg und Heinrich Kafka geboren – zwei »Brüder«, die »klein starben« (Brief, 9), der eine an Masern, der andere an einer Mittelohrentzündung. Franz blieb also der einzige Hoffnungsträger – auch, als »die Schwestern [...] lange nachher kamen« (Brief, 9).

Tochter Gabriele, genannt Elli, kam am 22. September 1889 zur Welt, Valerie, genannt Valli, am 25. September 1890, und Ottilie, genannt Ottla, am 22. Oktober 1892. Die drei Mädchen entwickelten unterschiedliche Beziehungen zu ihrem Bruder und zu ihrem Vater. Gemeinsamer Bezugspunkt hätte die Mutter sein können. Da die Mutter jedoch aus der Sicht des Briefschreibers dem Vater »zu sehr treu ergeben war« und ihm »mit den Jahren immer noch enger verbunden« (Brief, 30) war, fühlte sich der Sohn in der Auseinandersetzung mit dem Vater weitgehend alleingelassen.

Während Franz eine gymnasiale Ausbildung erhielt, Jura studierte und promovierte (Brief, 44–46), besuchten die Schwestern »die deutsche Mädchenschule in der Fleischergasse«17. Zu Hause war eine Erzieherin für sie da. Für Gabriele ist bezeugt, dass sie »Schülerin an der privaten deutschen Mädchenfortbildungsschule« war, die sich das Ziel gesetzt hatte, »Mädchen aus bürgerlichen Familien ein gewisses kulturelles Niveau zu vermitteln, mit dem Ziel, sie auf ihre Rolle als Gattinnen vorzubereiten«18.

Die Verheiratung der Töchter war üblicherweise Sache der Eltern: »Die Partnerwahl wurde natürlich nicht dem Zufall und schon gar nicht den Gefühlen überlassen, sondern einer Heiratsvermittlerin anvertraut.«19 Ziel war, »die Zukunft der Töchter geschickt zu sichern und dafür die passenden Gatten aus den entsprechenden Familien zu finden«20. Mit »dem ›Wert‹ der Töchter auf dem Heiratsmarkt«21 wurde zugleich der Stellenwert der Familie in der bürgerlichen Gesellschaft bestimmt.

Für Gabriele wurde sehr schnell der sechs Jahre ältere Geschäftsmann Karl Hermann gefunden, der »Gabriele auf Anhieb gefallen haben«22 muss und auch Hermann Kafka, »der bei ihm jene kaufmännischen Fähigkeiten zu entdecken glaubte, die er bei seinem Sohn vermisste«23. Am 27. November 1910 fand die Hochzeit statt. Am 9. Dezember 1911 brachte Gabriele ihren Sohn Felix zur Welt, der dem Großvater Hermann »etwas von jener Wärme geben« sollte, die »die Kinder [...] nicht geben konnten« (Brief, 10).

Es dauerte eine Zeit, bis für Valerie »der acht Jahre ältere Josef Pollak, ein Angestellter und späterer Prokurist in der Papierbranche«24 vermittelt werden konnte. Die Verlobung wurde am 15. September 1912 gefeiert. In der Familie wurde dieser Bräutigam Pepa genannt (Brief, 12). Am 12. Januar 1913 heiratete das Paar; im Dezember 1913 wurde ihre Tochter Marianne geboren, ein Jahr später die zweite Tochter Lotte.

Im Gegensatz zu Elli und Valli schwenkten Ottla und Franz nicht in die von der Tradition vorgegebene und von den Eltern...

Erscheint lt. Verlag 22.1.2013
Reihe/Serie Reclam Lektüreschlüssel
Verlagsort Ditzingen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Kunst / Musik / Theater
Schulbuch / Wörterbuch Lektüren / Interpretationen Deutsch
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Literaturwissenschaft
Schlagworte Abitur • Analyse • Charakterisierung • deutsch abitur • Deutsch Matura • Deutschunterricht • Erläuterungen • Franz Kafka Biographie • Franz Kafka Leben und Werk • Inhaltsangabe • Interpretation • Interpretationshilfe • Klassenarbeit • Klausur • Klausurvorbereitung • Kommentar • Lektürehilfe • Lernhilfe • Literaturhilfe • Literaturhilfe; Literaturinterpretation; Inhaltsangabe; Klausurvorbereitung; Schullektüre; Lernhilfe; Interpretation; Werkinterpretation; Analyse; Werkanalyse; Schule; Literaturunterricht; Deutschunterricht; Klassenarbeit; Vorbereitung Klassenarbeit; Franz • Literaturinterpretation • Literaturunterricht • Matura • Referat • Schule • Schullektüre • Sekundärliteratur • Textanalyse • Vorbereitung Klassenarbeit • Werkanalyse • Werkinterpretation • Zusammenfassung
ISBN-10 3-15-950407-7 / 3159504077
ISBN-13 978-3-15-950407-0 / 9783159504070
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