Lektüreschlüssel. Georg Büchner: Dantons Tod (eBook)

Reclam Lektüreschlüssel
eBook Download: PDF | EPUB
2013 | 1. Auflage
94 Seiten
Reclam Verlag
978-3-15-950151-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Lektüreschlüssel. Georg Büchner: Dantons Tod -  Georg Büchner,  Wilhelm Große
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Der Lektüreschlüssel erschließt Georg Büchners 'Dantons Tod'. Um eine Interpretation als Zentrum gruppieren sich 10 wichtige Verständniszugänge: * Erstinformation zum Werk * Inhaltsangabe * Personen (Konstellationen) * Werk-Aufbau (Strukturskizze) * Wortkommentar * Interpretation * Autor und Zeit * Rezeption * 'Checkliste' zur Verständniskontrolle * Lektüretipps mit Filmempfehlungen * Raum für Notizen In seinem ersten Drama 'Dantons Tod' (1835) zeichnet Georg Büchner ein düsteres Bild der Französischen Revolution. Er dramatisiert die Ereignisse zweier Wochen im März und April 1794 als Auseinandersetzung zwischen dem ?tugendhaften? Robespierre und dem ?sittenlosen? Danton. Büchners revolutionäres Stück wurde wegen seiner politischen Schärfe und mitunter drastischen Sinnlichkeit zu Lebzeiten des Autors nur zensiert gedruckt. Weil es schonungslos das Scheitern einer humanistischen Idee zeigt, ohne die Idee selbst zu verleugnen, ist Dantons Tod ein Revolutionsstück von ungebrochener Aktualität.

Zu Georg Büchner: Georg Büchner (17.10.1813 Goddelau bei Darmstadt - 19.2.1837 Zürich) beschäftigte sich bereits während seines Studiums der Medizin mit Geschichte und Philosophie und fand zum politischen Engagement, das u. a. zur Gründung von Sektionen der geheimen Gesellschaft für Menschenrechte führte. Ein Jahr später zwang ihn die von ihm verfasste Flugschrift 'Der Hessische Landbote', in der Büchner die Landbevölkerung zur Auflehnung gegen die Oberschicht aufrief, zur Flucht. Zu seinen bekanntesten Werken zählen 'Dantons Tod', das das Thema der Französischen Revolution aufnimmt, sowie das Lustspiel 'Leonce und Lena' und das unvollendete Drama 'Woyzeck'.

Zu Georg Büchner: Georg Büchner (17.10.1813 Goddelau bei Darmstadt – 19.2.1837 Zürich) beschäftigte sich bereits während seines Studiums der Medizin mit Geschichte und Philosophie und fand zum politischen Engagement, das u. a. zur Gründung von Sektionen der geheimen Gesellschaft für Menschenrechte führte. Ein Jahr später zwang ihn die von ihm verfasste Flugschrift "Der Hessische Landbote", in der Büchner die Landbevölkerung zur Auflehnung gegen die Oberschicht aufrief, zur Flucht. Zu seinen bekanntesten Werken zählen "Dantons Tod", das das Thema der Französischen Revolution aufnimmt, sowie das Lustspiel "Leonce und Lena" und das unvollendete Drama "Woyzeck".

Inhalt 4
1. Erstinformation zum Werk 6
2. Inhalt 8
3. Personen 28
4. Die Struktur des Werks 39
5. Wort- und Sacherläuterungen 46
6. Interpretation 70
7. Autor und Zeit 84
8. Rezeption 89
9. Checkliste 91
10. Lektüretipps 93
Anmerkungen 95

3. Personen


Danton. Der träge und zynische Danton ist die Titelfigur des Dramas. In 16 Szenen von den 32, die das Stück zählt, hat er seinen Auftritt, steht in deren Mittelpunkt oder taucht zumindest am Rande der Szene auf (wie z. B. in II,2). Danton wäre der Held des Stückes, aber er ist alles andere als ein handelnder Held, eher ist er Antiheld, denn von ihm geht keine Handlung mehr aus. »Zwar ist er selbst äußerlich noch ›Held‹ im alten Sinne, gleichzeitig aber auch schon distanzierter Zuschauer, noch Hauptperson im Bühnengeschehen und zugleich auch schon ein am Handeln nicht mehr sonderlich interessierter Kommentator seiner selbst.«4

Büchner lässt Danton auftreten, als dieser schon längst von der revolutionären Bühne abgetreten ist und seinen revolutionären Elan gänzlich verloren hat. Charakteristisch für ihn ist sein Auftritt gleich zu Beginn der ersten Szene. Charakteristisch, dass er sich in einem Spielsalon auf einen Schemel vor Julie platziert hat, fern von den anderen. Auch seine erste Äußerung charakterisiert ihn sogleich: »Sieh die hübsche Dame, wie artig sie die Karten dreht! ja wahrhaftig sie versteht’s; man sagt sie halte ihrem Manne immer das Cœur und andren Leuten das Carreau hin. Ihr könntet einem noch in die Lüge verliebt machen« (5). Danton durchschaut die Lüge, wie er die hübsche Dame richtig durchschaut, die ihren Mann betrügt und Liebe vorgibt, aber scharf davon ihre Sexualität trennt, denn Liebe und Sexualität sind miteinander zerfallen. Diese Hellsichtigkeit und Desillusion sind es auch, die Danton daran hindern, an einen anderen Menschen noch zu glauben. So antwortet er Julie auf deren Frage »Glaubst du an mich?«: »Was weiß ich. Wir wissen wenig voneinander. Wir sind Dickhäuter, wir strecken die Hände nacheinander aus aber es ist vergebliche Mühe, wir reiben nur das grobe Leder aneinander ab – wir sind sehr einsam« (ebd.). Damit ist eine grundlegende Aussage getroffen. Danton weiß, dass er vom andern nichts weiß, nichts wissen kann. Der Mensch ist einsam, er kann darum sein Handeln auch nicht auf ein gemeinsames Ziel hin ausrichten. Würde er dies tun, wäre das nur um den Preis des Selbstbetrugs möglich, aber dazu ist Danton nicht mehr fähig. Und insofern taugt er auch nicht mehr als revolutionäres Subjekt. Er steht da, ganz ohne Illusion; die verbietet er sich in aller Radikalität.

Er weiß, dass nicht er die Revolution gemacht hat, sondern die Revolution ihn. Nur noch ironisch kann er feststellen, dass die Institution (das Revolutionstribunal), die er ins Leben rief, ihn nunmehr selbst zum Tode verurteilt. Unter diesem Gesichtspunkt ist er ganz und gar Fatalist. Er glaubt nicht mehr daran, autonom handeln zu können; es wird vielmehr mit ihm gehandelt. Und das, was ihn im Innersten zum Handeln zwingt, weiß er nicht genau zu bestimmen. Es entzieht sich einer präzisen Begrifflichkeit, denn könnte man es auf den Begriff bringen, verlöre es seine Übermacht und man hätte es ergriffen und damit entmächtigt: »Was ist das, was in uns hurt, lügt, stiehlt und mordet? Puppen sind wir von unbekannten Gewalten am Draht gezogen; nichts, nichts wir selbst!« (43).

Danton kann sich nur noch als Marionette sehen, der es an Identität gebricht. So ist es nur konsequent, wenn er sich bereits am Ende der ersten Szene der Aufforderung seiner Freunde, politisch tätig zu werden, mit dem zu Julie gesprochenen Satz entzieht: »Ich muss fort, sie reiben mich mit ihrer Politik noch auf« (8). Seinen gewonnenen Standpunkt fasst Danton in die Worte:

»Ich will lieber guillotiniert werden, als guillotinieren lassen. Ich hab es satt, wozu sollen wir Menschen miteinander kämpfen? Wir sollten uns nebeneinander setzen und Ruhe haben. Es wurde ein Fehler gemacht, wie wir geschaffen worden« (32).

Trotz aller Desillusioniertheit erhofft sich Danton in einem einzigen Augenblick einmal, bei Julie Ruhe zu finden: »O Julie! Wenn ich allein ginge! Wenn sie mich einsam ließe! Und wenn ich ganz zerfiele, mich ganz auflöste – ich wäre eine Handvoll gemarterten Staubes, jedes meiner Atome könnte nur Ruhe finden bei ihr« (67).

Für Danton sind die Frauen demnach ein Fluchtpunkt. Sie sind ihm Erlösung, aber doch nicht ganz. Denn auch sie können die Existenz nicht aufheben, wie auch der Tod – nach Meinung Dantons – es ihm verweigert, ganz ins Nichts einzugehen, weil nicht Etwas zu Nichts werden kann. »Der verfluchte Satz: etwas kann nicht zu nichts werden! und ich bin etwas, das ist der Jammer! Die Schöpfung hat sich so breit gemacht, da ist nichts leer, alles voll Gewimmels. Das Nichts hat sich ermordet, die Schöpfung ist seine Wunde, wir sind seine Blutstropfen, die Welt ist das Grab worin es fault. [...] Ja, wer an Vernichtung glauben könnte! dem wäre geholfen. Da ist keine Hoffnung im Tod, er ist nur eine einfachere, das Leben eine verwickeltere, organisiertere Fäulnis« (67).

Aus diesem Gefühl ausbleibender Erlösung von der Existenz erklären sich Dantons Verzweiflung, seine Melancholie und seine Handlungshemmung. Sein Epikureismus, den man – vor allem Robespierre – ihm vorwirft und den man taktisch dazu missbraucht, Danton unter die Guillotine zu bringen, ist »eine Reaktion auf seinen Sinnverlust als geschichtlich Handelnder und damit Bestandteil seines privaten Sterbensprozesses. Auf seine Rolle als Revolutionär bezogen aber ist die Genußsucht Dantons Verrat. Verrat an den notleidenden Massen.«5

Danton ist das Leben endgültig zur Last geworden: »Das Leben ist mir zur Last, man mag mir es entreißen, ich sehne mich danach es abzuschütteln« (57). Mit diesen Worten lässt sich Danton vor dem Revolutionstribunal vernehmen, und er sehnt sich inständig nach dem »Asyl« (ebd.), das für ihn das Nichts wäre.

Sicherlich, früher hat Danton ganz jene »Nationalkühnheit« (57) gezeigt, mit welcher er »so oft für die Freiheit gekämpft« (ebd.) hat; aber inzwischen ist ihm die Freiheit zur »Hure« (77) gemacht. Solche Begriffe und politischen Vorstellungen sind ihm schal und unglaubwürdig, sind für ihn Phrasen geworden (78). Die Geschichte strebt nicht auf die Freiheit zu, die geschichtliche Welt ist das »Chaos« (80). Das Nichts ist »der zu gebärende Weltgott« (ebd.). Danton ist der Sinn der Geschichte abhanden gekommen: Geschichte wird ihm aus der Distanz heraus, die derjenige zum Geschichtsverlauf gewonnen hat, der sich nicht mehr ummittelbar in geschichtliches Handeln verstrickt, zum Schauspiel, zum Welttheater, zur ›Tragikomödie‹.

Dantons Freunde, denen allen der Vorwurf eines ausschweifend-dekadenten, auf dem Rücken der Proletarier ausgetragenen luxuriösen Lebens gemacht wird und mit denen er zusammen die Guillotine besteigt, lassen sich in ihren hervorstechendsten Charaktereigenschaften wie folgt charakterisieren:

Da ist der geistreiche und poetisierende Desmoulins, daneben der distinguierte und witzige Hérault, schließlich der politisch weitsichtige Lacroix und der so ernsthaft wirkende, religiöse Philippeau.

Robespierre. Robespierre ist die Verkörperung der revolutionären Bewegung. Die Revolution ist für ihn der Kampf der Tugend gegen das Laster, und als solche ist die Revolution jederzeit und gegenüber jedem gerechtfertigt. Träger der Tugend ist für ihn das Volk, Träger des Lasters ein Adel, der sich historisch überlebt hat. Der größte Feind der Revolution sind diejenigen, die ihre Sache verraten haben und sich nun an die Stelle des Adels setzen und dessen Privilegien zu genießen versuchen: »Die soziale Revolution ist noch nicht fertig [...]. Die gute Gesellschaft ist noch nicht tot, die gesunde Volkskraft muss sich an die Stelle dieser nach allen Richtungen abgekitzelten Klasse setzen. Das Laster muss bestraft werden, die Tugend muss durch den Schrecken herrschen« (25). Da das Volk in den Augen Robespierres zwar tugendhaft und groß ist, ihm aber noch die Kraft fehlt, sodass es Gesetzgeber braucht bzw. Menschen, die seine »Hände führen« (I,2), begreift er sich als Sachwalter des Volkes. Aus dieser ideologisch gesicherten Position heraus handelt Robespierre. Aus dieser Ideologie heraus glaubt er an das, was er sagt, er fühlt sich in seinem revolutionären Handeln noch gerechtfertigt, zumal ihn das Volk selbst den »Unbestechlichen« (12) nennt.

Im Gespräch mit Danton zerfließen auch die für Robespierres Einschätzung und Selbsteinschätzung so wichtigen Gegensätze zwischen dem Epikuräer auf der einen und dem enthaltsamen Tugendhaften auf der anderen Seite, indem nämlich Danton behauptet, es gäbe nur »Epikureer und zwar grobe und feine, Christus war der feinste; das ist der einzige Unterschied, den ich zwischen den Menschen herausbringen kann. Jeder handelt seiner Natur gemäß d. h. er tut, was ihm wohl tut« (26). Das verunsichert Robespierre aufs...

Erscheint lt. Verlag 22.1.2013
Reihe/Serie Reclam Lektüreschlüssel
Verlagsort Ditzingen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Kunst / Musik / Theater
Schulbuch / Wörterbuch Lektüren / Interpretationen Deutsch
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Literaturwissenschaft
Schlagworte Abitur • Analyse • Charakterisierung • deutsch abitur • Deutsch Abitur Nordrhein-Westfalen • Deutsch Abitur NRW • Deutsch Matura • Deutschunterricht • Erläuterungen • Georg Büchner Biographie • Georg Büchner Leben und Werk • Inhaltsangabe • Interpretation • Interpretationshilfe • Klassenarbeit • Klausur • Klausurvorbereitung • Kommentar • Lektürehilfe • Lernhilfe • Literatur Epoche Junges Deutschland • Literatur Epoche Vormärz • Literaturhilfe • Literaturhilfe; Literaturinterpretation; Inhaltsangabe; Klausurvorbereitung; Schullektüre; Lernhilfe; Interpretation; Werkinterpretation; Analyse; Werkanalyse; Schule; Literaturunterricht; Deutschunterricht; Klassenarbeit; Vorbereitung Klassenarbeit; Georg • Literaturinterpretation • Literaturunterricht • Matura • Referat • Schule • Schullektüre • Sekundärliteratur • Textanalyse • Vorbereitung Klassenarbeit • Werkanalyse • Werkinterpretation • Zusammenfassung
ISBN-10 3-15-950151-5 / 3159501515
ISBN-13 978-3-15-950151-2 / 9783159501512
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