Digitalisierung der Arbeitswelt (eBook)

Zur Neuordnung formaler und informeller Prozesse in Unternehmen
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2008 | 2008
VI, 260 Seiten
VS Verlag für Sozialwissenschaften
978-3-531-91098-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Digitalisierung der Arbeitswelt -
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Viele Veränderungen betrieblicher Arbeitszusammenhänge und der unternehmensinternen Kommunikation stehen im Zusammenhang mit der Einführung digitaler Informations- und Kommunikationsmedien. Mit den hinzugewonnenen informationstechnischen Möglichkeiten der Steuerung und Kontrolle von Arbeitsabläufen geht eine Formalisierung von Entscheidungswegen und Weisungsstrukturen einher. Zugleich aber werden neue Formen informeller Kooperation möglich. Gleiches gilt für die neuen digitalen Kommunikationsmedien (E-Mail, Intranet, Instant Messaging). Für die innerbetriebliche Kommunikation eröffnen sie einerseits neue Möglichkeiten der Formalisierung (z.B. des Berichtswesens). Sie stellen andererseits aber auch neue elektronische Formen des informellen Austauschs 'zwischen Tür und Angel' bereit, mit denen Dienstwege abgekürzt und Zuständigkeiten umgangen werden können. Verändert die Nutzung digitaler Medien die jeweils eingespielten Verhältnisse zwischen formalen und informellen Abläufen? Die Publikation führt Befunde aus der Technik- und Medienforschung und der Arbeits- und Organisationsforschung zu dieser Frage zusammen.

Dr. Christiane Funken ist Professorin für Medien- und Geschlechtersoziologie an der Technischen Universität Berlin.

Dr. Ingo Schulz-Schaeffer ist Privatdozent für Soziologie an der Technischen Universität Berlin und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Techniksoziologie an der Technischen Universität Dortmund.

Dr. Christiane Funken ist Professorin für Medien- und Geschlechtersoziologie an der Technischen Universität Berlin. Dr. Ingo Schulz-Schaeffer ist Privatdozent für Soziologie an der Technischen Universität Berlin und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Techniksoziologie an der Technischen Universität Dortmund.

Inhaltsverzeichnis 5
Vorwort 7
Einführung 8
Das Verhältnis von Formalisierung und Informalität betrieblicher Arbeits- und Kommunikationsprozesse und die Rolle der Informationstechnik 9
Arbeit 38
Informalisierung als Komplement der Informatisierung von Arbeit 39
Jenseits des Mythos vom „gläsernen Fahrer“: Die Rolle der Telematik im Transportprozess1 64
Kooperation und Kommunikation in dezentralen Organisationen – Wandel von formalem und informellem Handeln 87
Kommunikation 110
Ein Spiel zwischen Personen. Funktionen und Folgen der elektronischen Kommunikation in Unternehmen 111
Arbeitsbeziehungen und Beziehungsarbeiten: Zur Gestaltung arbeitsbezogener und informeller Nachrichten in Unternehmen 134
Emotionen erwünscht? Emotionalität, Informalität und Geschlecht in wissensintensiven Unternehmen1 156
Organisation 182
Die organisatorische Einbettung von Informationstechnologien in einem globalen Entwicklungsprojekt* 183
Arbeitsstrukturen in virtuellen Organisationen 210
Notwendige und vorläufige Formalisierungslücken in Organisationen 228
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 251

Jenseits des Mythos vom „gläsernen Fahrer": Die Rolle der Telematik im Transportprozess (S. 69-70)

Daniela Ahrens

1. Einleitung

Um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten bzw. zu steigern, sehen sich Speditionsunternehmen zunehmend herausgefordert, ihre Tätigkeit nicht länger auf den Gütertransport selbst zu begrenzen, sondern den Umfang und die Qualität ihrer Dienstleistungen zu erhöhen. Brancheninsider sprechen mit Blick auf den umkämpften Transport- und Gütermarkt bereits von einer Bedeutungsverschiebung vom reinen (austauschbaren) Frachtführer, der Güter von A nach B transportiert, zum Full Service Provider, der im Rahmen einer Kontraktlogistik Lagerhaltung, kundenspezifische Verpackung und unmittelbare Zustellung zum Kunden in sein Angebotsspektrum übernimmt. Speditionen stehen somit gegenwärtig den konfligierenden Zielen der „Kosteneffizienz", „Flexibilität" und „Dienstleistungsarbeit" gegenüber. In diesem Zusammenhang wird im Transport- und Logistikbereich die Einführung von Telematik derzeit mit hoher Emphase diskutiert.

2 Angesichts eines wachsenden

Verkehrsaufkommens und einer steigenden Bedeutung der Kundenorientierung wird die effiziente Planung und Steuerung von Transport-, Umschlags- und Lagerprozessen durch Telematik auch für mittelständische Speditionen unausweichlich. Im Beitrag geht es um die Frage, wie sich durch den Einsatz von Telematik Arbeitsabläufe und Kommunikationsprozesse in der Organisation wandeln. Betriebswirtschaftliche und logistische Rationalisierungskalküle versprechen sich viel von der neuen Technologie, unterschätzen aber die strukturbildenden Wechselbeziehungen zwischen Technik und sozialen Handlungs- und Kommu nikationsprozessen. Telematik schafft zwar in der Tat die Voraussetzungen für innovative Logistikprozesse. Dies ist aber keine hinreichende Erklärung für ihr erfolgreiches Funktionieren.

Der Bias auf betriebswirtschaftliche und logistische Rationalisierungskalküle überschätzt die Rolle der Technik und unterschätzt die strukturbildenden Wechselbeziehungen zwischen Technik und sozialen Handlungs- und Kommunikationsprozessen. Die Auftragsabwicklung in Transportprozessen erfolgt hochgradig arbeitsteilig: Auftragsannahme, Preisermittlung, Routen- und Tourenplanung, Fahrer- und Fahrzeugeinsatz sind eigenständige Aufgabenbereiche.

Zudem ist die Leistungserfüllung durch die räumlich und zeitlich voneinander getrennten Arbeitsorte des LKWs und des Speditionsbüros gekennzeichnet. Der Einsatz von Telematik zielt in erster Linie darauf ab, die resultierenden Koordinationsprobleme durch ein höheres Maß an Kontrolle und Standardisierung von Abläufen zu bewältigen. Diese Betrachtung von Telematik als Mittel der Kontrolle und Überwachung geht stillschweigend von einem Dualismus aus, nach dem menschliche Handlungen als potenzielle Störungsquellen zunehmend durch Technik zu ersetzen seien, um ein Höchstmaß an Effizienz und Effektivität zu erreichen.

Der vorliegende Beitrag zeigt, dass diese Betrachtungsweise nicht nur unzutreffend ist, sondern auch deutlich zu kurz greift. Denn Telematik eröffnet durchaus auch die Möglichkeit neuer kooperativer Arbeitsbeziehungen, die quer zur vorherrschenden funktionalen und hierarchischen Arbeitsteilung liegen. Zu diesem Zweck knüpft der Beitrag an Überlegungen der pragmatischen Techniktheorie (vgl. Rammert 1998) an und untersucht den Telematikeinsatz unter der Perspektive des „verteilten Handelns" (Rammert 2003: 292). Während jedoch bei dem auf der Begriffsebene ambitionierten Ansatz von Rammert/Schulz- Schaeffer (2002) unterschiedliche Grade der Handlungsfähigkeit von Technik im Vordergrund stehen, konzentrieren sich die folgenden Überlegungen auf die Frage nach den Konsequenzen für die Arbeitswelt, wenn bestimmte Tätigkeiten an die Technik delegiert bzw. soziale Kommunikationsprozesse durch Technik digitalisiert und standardisiert werden.

Mit dieser konzeptuellen Perspektive soll einerseits in Rechnung gestellt werden, dass Telematik integraler Bestandteil der Arbeitsprozesse ist. Zum anderen soll aber vermieden werden, die Technik bereits vorab in ein eindeutiges Zweck-Mittel-Schema zu pressen. Wir haben es vielmehr mit einem „hybriden Aktionszusammenhang" (ebd.) zu tun, der es zu einer empirisch offenen Frage macht, wie sich die Aktivitäten durch den Telematikeinsatz neu strukturieren und verteilen.

Erscheint lt. Verlag 27.9.2008
Zusatzinfo VI, 260 S.
Verlagsort Wiesbaden
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Kommunikation / Medien Kommunikationswissenschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Sozialwissenschaften Soziologie Spezielle Soziologien
Schlagworte Arbeitswissenschaften • Führung • Internet • Kommunikationsmedien • Kooperation • Organisation • Organisationsforschung • Soziologie • Techniksoziologie • Wissensgesellschaft
ISBN-10 3-531-91098-1 / 3531910981
ISBN-13 978-3-531-91098-7 / 9783531910987
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