Die Vielfalt und Einheit der Moderne (eBook)

Kultur- und strukturvergleichende Analysen

Thomas Schwinn (Herausgeber)

eBook Download: PDF
2008 | 2006
VI, 306 Seiten
VS Verlag für Sozialwissenschaften
978-3-531-90111-4 (ISBN)

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Die Vielfalt und Einheit der Moderne -
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Die Sozialwissenschaften stehen in der aktuellen Diskussion vor der Herausforderung, den Status der Moderne zu überdenken. Die von den Klassikern angebotenen Grundkoordinaten zur Bestimmung moderner Gesellschaften bieten keine sicheren Leitorientierungen mehr.
Weder lässt sich die heutige Situation durch Webers genetische Fragestellung erfassen, der eine Divergenzthese zugrunde lag - westliche Moderne versus Tradition in anderen Kulturen - noch durch Parsons Konvergenzthese, die einen universellen Modernisierungspfad unterstellt. Die These einer 'Vielfalt der Moderne' tritt an, für diese Problemlage ein Theorieangebot zu unterbreiten. Mit Beiträgen von: Thomas Schwinn, Shmuel N. Eisenstadt, Johannes Berger, Manuela Boatca, Bettina Gransow, Boris Holzer, Wolfgang Knöbl, Jürgen Kocka, Markus Pohlmann, Heiner Roetz, Volker Schubert, Willfried Spohn, Rudolf Stichweh und Wolfgang Zapf.


Dr. Thomas Schwinn ist Professor für Allgemeine Soziologie mit dem Schwerpunkt Soziologische Theorie am Institut für Soziologie der Universität Heidelberg.

Dr. Thomas Schwinn ist Professor für Allgemeine Soziologie mit dem Schwerpunkt Soziologische Theorie am Institut für Soziologie der Universität Heidelberg.

Inhalt 5
Die Vielfalt und die Einheit der Moderne Perspektiven und Probleme eines Forschungsprogramms 7
Multiple Modernen im Zeitalter der Globalisierung 36
Die Vielfalt der Moderne und die Aushandlung von Universalien 62
Verwerfungen in der klassischen Moderne ~ der US- amerikanische Siiden als Problemfall in der Debatte um die ^ Multiple Modernities" 69
Globale, multiple und verwobene Modernen Perspektiven der historisch- vergleichenden Soziologie
China ~ eine andere Moderne? 128
Konzeptionen chinesischer Modernisierung: Auf der Suche nach ^^ Wohlstand und Starke" 147
Globalisierung und Modernisierung - Zentrale Annahmen der Globalisierungstheorien auf dem Priifstand 161
Individualisierung und Konformitat - Kontrastierende Modelle in Japan und Deutschland? 180
Die Einheit der Moderne 194
Modernisierungstheorie ~ und die nicht- westliche Welt 219
Strukturbildung in der Weltgesellschaft - Die Eigenstrukturen der Weltgesellschaft und die Regionalkulturen der Welt 229
Spielraume der Weltgesellschaft: Formale Strukturen und Zonen der Informalitat 248
Die zu Ende gedachte Moderne - Alternative Theoriekonzepte in den lateinamerikanischen und osteuropaischen Peripherien 269
Autorenverzeichnis 293

Globalisierung und Modernisierung - Zentrale Annahmen der Globalisierungstheorien auf dem Prüfstand (S. 165-166)

1. Einleitung: Zur Perspektive der Globalisierungstheorien und dem Stand der Globalisierungsforschung

Mit dem Stichwort der „Globalisierung" ist in der Kegel zumindest die Annahme angesprochen, daß sich gesellschaftliche Prozesse in zunehmenden Maße aus lokalen Zusammenhangen losen (auch wenn Prozesse der lokalen Rückbindung parallel laufen) und dies kulturbedeutsame gesellschaftliche Auswirkungen zeitigt. Eine veränderte Form der Wahrnehmung von Territorialität (z.B. von der „Flache" zur „Erdkugel", von der Nation zur Welt) wird in Verbindung gesetzt mit veränderten Formen der Wahrnehmung von Kausalität („Entkoppelung von Raum und Zeit", „Kausalschleifen") und gesellschaftlicher Strukturierung (vgl. dazu nur Schmidt 1999: 13).

Die Ausweitung des Raumbezugs auf die Welt, so das Credo der Globalisierungstheorien, schafft früher Oder später neue oder veränderte Formen von Sozialität und damit auch neue oder veränderte gesellschaftliche Problemlagen. Die meisten Globalisierungstheorien teilen diese Annahme. Mehr noch: An ihr kann man im Regelfall erkennen, ob man es mit einer Globalisierungstheorie zu tun hat oder nicht. Auf der einen Seite ist es ihre starke Bezugnahme auf den Raum als Ausgangspunkt reflexiver Gesellschaftsstrukturierung, in der sie sich von Modernisierungstheorien unterscheiden. Auf der anderen Seite trennt sie die Prozessperspektive der „Entgrenzung", und damit die Annahme einer „Nicht- Abgeschlossenheit" der Globalisierung, von den (Welt)Systemtheorien. An solchen Unterschieden lassen sich die grundlegenden Annahmen der Globalisierungstheorien gut erkennen.

So gehen z.B. die Systemtheorie Luhmanns oder die Weltsystemtheorie Wallersteins (bei allen theoriearchitektonischen Unterschieden) gleichermaßen von einer „Vollrealisation der Weltgesellschaft" (Luhmann) aus. Sie setzen Globalität als in Systemform durchgesetzt voraus und suchen von dort den Ausgangspunkt ihrer theoretischen Erklärungen. Es ist gerade deren Existenz als entgrenztes soziales System, so die Annahme, die dafür sorgt, dass regional dissipative Strukturen und selbstorganisierte Formen von Sozialität im regionalen Raum ent- und bestehen (vgl. Luhmann 1997: 808 f, Wallerstein 1974, 1979).

Globalisierungstheorien verzichten in der Regel auf diese Annahme und untersuchen eher die partielle, sukzessive Etablierung weltweiter Gesellschaftsformen (vgl. dazu auch Stichweh 2000: 14). Deswegen fügen sich ihre Ansatze bisher nicht unter eine gemeinsame systemtheoretische Architektur, sei sie kybernetischer oder marxistischer Provenienz. Der Blickwinkel eines gleichzeitig entstehenden Systems einer höheren Systemebene, das Mechanismen der Globalisierung und der Lokalisierung als Mechanismen des eigenen Strukturaufbaus nutzt, ist zumindest kein bewußt gesetzter Ausgangspunkt für die Reflexionen der Globalisierungstheorien (vgl. Stichweh2000: 14).

Im Vergleich zu den Modernisierungstheorien wählen die Globalisierungstheorien eine andere Leitunterscheidung, ein anderes Beobachtungsschema. Der Zeitbezug der Modernisierungstheorien, ihre Beobachtung nach dem Schema alt/neu, wird durch den Raumbezug ersetzt. Es werden Unterschiede in den „Terrains" des Sozialen hervorgehoben. Die Analyse ist auf die „Überführungen" von Lokalität in Globalität et vice versa konzentriert - ohne jedoch verkennen zu können, dass das Lokale nur im Globalen lokal ist und das Globale nur in der Form der Lokalisierung global wirklich wird.

Mit dieser Umstellung des Beobachtungsschemas können Globalisierungstheorien (sofern sie auf bestimmte modernisierungstheoretische Annahmen verzichten) auf einige gravierende Schwierigkeiten der Theorien der Modeme reagieren. Nachdem diese ihr einfaches Modell einer Entwicklung vom Traditionalen zum Modemen aufgegeben haben, müssen sie heute die Gleichzeitigkeit von Modeme und Tradition als Modeme ausweisen (vgl. dazu u.a. Luhmann 1992), Ihre Leitunterscheidung verliert damit an Instruktivität für ihre entwicklungstheoretischen Annahmen.

Erscheint lt. Verlag 12.6.2008
Zusatzinfo VI, 306 S.
Verlagsort Wiesbaden
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Sozialwissenschaften Soziologie Allgemeines / Lexika
Schlagworte Eisenstadt, Shmuel • Globalisierung • Kultur • Media research • Sozialwissenschaft • Soziologische Theorie • Struktur • Weltgesellschaft
ISBN-10 3-531-90111-7 / 3531901117
ISBN-13 978-3-531-90111-4 / 9783531901114
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