Strategic Unionism: Aus der Krise zur Erneuerung? (eBook)
VIII, 175 Seiten
VS Verlag für Sozialwissenschaften
978-3-531-90964-6 (ISBN)
Dr. Ulrich Brinkmann ist Hochschulassistent am Institut für Soziologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Hae-Lin Choi ist Promovendin am Fachbereich Politische Wissenschaft der FU Berlin.
Richard Detje ist Lektor im VSA-Verlag in Hamburg.
Dr. Klaus Dörre ist Professor für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Hajo Holst ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Dr. Serhat Karakayali lebt als freier Publizist in Berlin.
Catharina Schmalstieg ist Visiting Researcher an der University of California in Berkeley, USA.
Dr. Ulrich Brinkmann ist Hochschulassistent am Institut für Soziologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Hae-Lin Choi ist Promovendin am Fachbereich Politische Wissenschaft der FU Berlin. Richard Detje ist Lektor im VSA-Verlag in Hamburg. Dr. Klaus Dörre ist Professor für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Hajo Holst ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Dr. Serhat Karakayali lebt als freier Publizist in Berlin. Catharina Schmalstieg ist Visiting Researcher an der University of California in Berkeley, USA.
Inhalt 6
Vorwort 8
1 Einleitung 16
2 Neue Landnahme und die Krise gewerkschaftlicher Repräsentation 20
Thesen: 20
2.1 Theoretische Prämissen: Drei Quellen von Arbeitermacht 25
2.2 Fordistischer Kapitalismus und die Institutionalisierung von Gewerkschaftsmacht 27
2.3 Pfadkonforme Erneuerungsversuche 29
2.4 Institutionelle Gewerkschaftsmacht als Objekt kapitalistischer Landnahme 30
2.5 Exkurs I: Die Krise gewerkschaftlicher Repräsentation 34
2.6 Exkurs II: Gestörte Beziehungen zwischen Repräsentierten und Repräsentanten 39
2.7 Fazit: Von der Repräsentations- zur Systemkrise organisierter Arbeitsbeziehungen? 43
3 Labor Revitalization Studies – ein neuer Forschungsansatz? 46
Thesen: 46
3.1 Gewerkschaften in Österreich – die Fassade institutioneller Stabilität 49
3.2 Gewerkschaften in den USA – Krise, Spaltung, Aufbruch? 52
3.3 Gewerkschaften in Südkorea – zwischen Wirtschaftskrise und Neuorientierung 57
3.4 Gewerkschaften in Südafrika – vom Social Movement Unionism zur Institutionalisierung 60
3.5 Fazit: Von der Bewegung zur Institution und wieder zurück? 64
4 Organizing – Gewerkschaften (re)organisieren 72
Thesen: 72
4.1 Organizing: ein Ansatz zur Revitalisierung der Gewerkschaften 73
4.2 Konzeptionelle Probleme und Kritik 77
4.3 Veränderte Beziehungen zwischen Mitgliedern und Funktionären 80
4.4 Gewerkschaften als soziale Bewegungen 85
4.5 Erneuerung durch Kampagnenfähigkeit 95
4.6 Bündnispolitik – eine unterschätzte Ressource? 99
4.7 Organizing in Bereichen hochqualifizierter und prekärer Arbeit 102
4.8 Fazit: Zwei Grundvarianten des Organizing 109
5 Organizing – eine Option für die deutschen Gewerkschaften? 112
Thesen: 112
5.1 Probleme der Übertragbarkeit 113
5.2 Kampagnenorientierung deutscher Gewerkschaften 117
5.3 Erneuerung im Kerngeschäft – vom Wettbewerbspakt zur Mitgliederbeteiligung 124
5.4 Partizipative Betriebspolitik – zur Bedeutung „hybrider“ Beteiligungsformen 130
5.5 Selbstorganisation der Prekären 136
5.6 Gewerkschaften und Political Action – das Beispiel Sozial- und Arbeitsmarktpolitik 141
6 Strategic Unionism – ein Forschungsprogramm 146
6.1 Warum über Gewerkschaften forschen? 147
6.2 Was erforschen? 149
6.3 Wie forschen? Wer soll forschen? Womit beginnen? 151
Literatur 156
Zeitungen, Zeitschriften, Internet 177
Abkürzungsverzeichnis 178
Register 180
Ausgewählte Länder 181
Autoren 182
5 Organizing – eine Option für die deutschen Gewerkschaften? (S. 111-12)
Thesen:
1. Weit gefasste organizing-Ansätze aus voluntaristischen Arbeitsbeziehungs- Systemen lassen sich nur in stark modifizierter Form auf deutsche Verhältnisse übertragen. Das spricht nicht gegen Lernprozesse und aktives Erproben solcher Ansätze durch heimische Gewerkschaften, wohl aber gegen naive „Best-Practice-Strategien".
2. Bei den deutschen Gewerkschaften lassen sich „ältere" und „neuere" Kampagnenorientierungen unterscheiden. Vom Ideal einer comprehensive campaign sind diese Ansätze jedoch überwiegend weit entfernt. Ein wichtiger Mangel ist, dass der Gedanke „Mitglieder werben Mitglieder" in diesen Kampagnen bislang kaum zum Tragen kommt.
3. In Deutschland muss eine Erneuerung gewerkschaftlicher Politik mit einer Veränderung im „Kerngeschäft", der arbeits-, betriebs- und tarifpolitischen Praxis, einhergehen. Hier finden sich Ansätze, die in gewisser Weise in die Richtung einer Beteiligungs-Gewerkschaft zielen, ohne dass sie bewusst vom Organisierungsmodell lernen.
4. Anders als in den angelsächsischen Kapitalismen sind die Gewerkschaften in Deutschland unweigerlich in die Transformation des Wohlfahrtsstaates einbezogen. Präsent sind sie allerdings primär bei von sozialem Abstieg bedrohten Gruppen, die von rekommodifizierenden Sozialpolitiken überwiegend Nachteile erwarten. Angesichts schwindender Einflussmöglichkeiten konventioneller politischer Lobbyarbeit fällt es den Gewerkschaften schwer, diese Gruppen angemessen zu vertreten.
Ungeachtet der praktischen Vielfalt und der begrifflichen Diffusität bleibt als Faktum, dass vielversprechende Berichte Gewerkschafter in den Metropolen wie auch in Schwellenländern veranlasst haben, organizing-Ansätze aus dem angelsächsischen Raum auf ihre spezifischen nationalen, lokalen und sektoralen Bedingungen zu übertragen. Dass dies angesichts der Verschiedenheit der institutionellen Rahmenbedingungen und der unterschiedlichen Gewerkschaftstraditio nen nicht ohne Widersprüche, Brüche und Friktionen bleiben kann, liegt auf der Hand. Nachfolgend wollen wir daher zunächst das Problem der Übertragbarkeit literaturgestützt diskutieren (5.1), um anschließend einige ausgewählte Praktiken der deutschen Gewerkschaften zu inspizieren, die beanspruchen, innovative Problemlösungen für unterschiedliche Politikbereiche darzustellen.
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit sind dies Kampagnenorientierung (5.2), Kämpfe für Sozialtarifverträge (5.3), beteiligungsorientierte Betriebspolitiken (5.4), Interessenvertretung prekär Beschäftigter (5.5) sowie political action am Beispiel der Arbeitsmarktpolitik (5.6). 5.1 Probleme der Übertragbarkeit Bei der Übertragbarkeitsdiskussion muss zwischen zwei Problemkreisen unterschieden werden. Ein erstes Problembündel resultiert aus der unzureichenden Umsetzung von organizing-Konzepten. Davon zu unterscheiden sind strukturelle Barrieren, die inkompatiblen sozio-ökonomischen und institutionellen Faktoren in den jeweiligen Ländern geschuldet sind.
Wir gehen zunächst auf Literatur ein, die den ersten Problemkreis thematisiert. Umsetzungsprobleme Der Sammelband von Peter Fairbrother und Charlotte Yates (2003) illustriert ausführlich die Schwierigkeiten bei der Implementierung von organizing- Strategien in Neuseeland, Australien, Kanada und Großbritannien. In diesen Ländern wird explizit nach US-amerikanischem Vorbild gearbeitet, teilweise gar mit konkreter Unterstützung von US-Gewerkschaften. Eigene organizing- Aktivitäten reichen vom Aufbau spezieller Akademien zur Ausbildung von Organizern bis hin zur Durchführung von Kampagnen, die meist jedoch relativ bescheidene Ergebnisse brachten. Fairbrother und Yates führen die ernüchternde Bilanz zum Teil auf die unzureichende Umsetzung von organizing-Ansätzen infolge von innerorganisatorischem Widerstand, dem Ausblenden spezifischer Kontextbedingungen oder dem Festhalten an traditionellen Repräsentationsstrukturen zurück.
Erscheint lt. Verlag | 17.6.2008 |
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Zusatzinfo | VIII, 175 S. |
Verlagsort | Wiesbaden |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung |
Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Spezielle Soziologien | |
Schlagworte | Arbeitnehmerorganisationen • Gewerkschaft • Gewerkschaften • Kapital • Labour Revitalization Studies (LRS) • Nation • Organizing • Strategic Choice • transnational • Wohlfahrt |
ISBN-10 | 3-531-90964-9 / 3531909649 |
ISBN-13 | 978-3-531-90964-6 / 9783531909646 |
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