Gewalt gegen Pflegende (eBook)
142 Seiten
Hogrefe AG (Verlag)
978-3-456-94417-3 (ISBN)
Inhaltsverzeichnis und Vorwort 6
Kapitel 1 Definitionsversuche von Gewalt und Aggression 14
Bisherige Gewaltdefinitionen 14
Gewaltformen 15
Abgrenzung zu Aggression 18
Gewalt und Pflege 26
Kapitel 2 Von Fremdgewalt bedrohte Pflegende 28
Von strukturellen Bedingungen bedrohte Pflegende 28
Von direkter Gewalt bedrohte Pflegende 31
Kapitel 3 Von eigenen Aggressionen betroffene AltenpflegerInnen 74
Häufigkeit der Gewalt von AltenpflegerInnen 74
Beispiele von Aggressions- und Gewaltformen 75
Einteilung der von Pflegenden ausgehenden Gewaltformen 83
Patiententötungen durch Pflegende 85
Gewalt- und Aggressionsbedingungen bei Pflegenden 87
Kapitel 4 Interaktionelle Faktoren von Gewalt 92
Gewaltfaktoren in der Interaktion mit alten kranken Menschen 92
Aggressionsfaktoren in der Interaktion mit Mitarbeitern 95
Aggressionsfaktoren in der Interaktion mit Angehörigen 96
Aggressionsfaktoren in der familiären Interaktion 96
Konstruktiver Umgang mit interaktioneller Gewalt 96
Kapitel 5 Schweigende Dritte 98
Gründe für das Verschweigen familiärer Gewalt 98
Schweigend wegschauen bei Gewalt im Heim 98
Mitverantwortung aller Mitarbeiter 98
Kapitel 6 Die Folgen von Gewaltdrohungen gegen Pflegende 100
Burn-out 100
Reaktionen auf schwere Belastungen 103
Kapitel 7 Umgang mit Gewalt 106
Selbsterfahrung 106
Konstruktiver Umgang mit eigener Aggression 107
Möglichkeiten der Konfliktlösung 111
Konstruktiver Umgang mit familiärer Gewalt 114
Kapitel 8 Vorbeugung gegen Gewalt 116
Grundsätze zur Vorbeugung 116
Gewaltvorbeugung durch Fehlerkultur 119
Gewaltvorbeugung durch Psychohygiene 119
Gewaltvorbeugung in der Familie 120
Gewaltvorbeugung im Heim 122
Gewaltvorbeugung durch friedfertige Einstellung 124
Kapitel 9 Rechtliche Aspekte der Gewalt in der Altenpflege 126
Der Freiheitsanspruch der alten Menschen 126
Das Schutzdenken der Pflegenden 126
Rechtliche Einordnung von Aggressionen 127
Rechtfertigungsgründe für Zwangsmaßnahmen 127
Vormundschaftsgerichtliche Genehmigungspflicht 127
Rechtfertigungsgründe für eine Gegenwehr 128
Rechtliche Reaktionsmöglichkeiten 130
Dokumentation 133
Arbeitsrechtlicher Schutz für Pflegende 133
Literatur 134
Sachwortverzeichnis 140
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Kapitel 4 Interaktionelle Faktoren von Gewalt (S. 91-92)
4.1 Gewaltfaktoren in der Interaktion mit alten kranken Menschen
Nicht immer ist eindeutig festzustellen, wer Täter und wer Opfer ist, jeder kann in der Interaktion Täter und Opfer werden, besonders in engen oder verstrickten Beziehungen. Pflegende sind oft leichtgläubige Opfer, die dem «weisen» alten Menschen aggressives Handeln nicht mehr zutrauen. Einige Pflegende provozieren durch Hektik oder unbewusst, weil sie in der pflegebedürftigen alten Frau im Sinne einer Übertragung ihre nörgelnde Mutter wiederzuerkennen glauben. Masochistische Opfer sind selten: Sie ziehen einen Gewinn daraus, bemitleidet und bedauert zu werden, wenn sie wieder Opfer geworden sind. Unbewusst provozieren masochistische Opfer einen sadistischen Täter, meist einen patriarchalischen alten Mann.
Altenpfleger werden nicht selten das falsche Opfer, wenn der Bewohner z. B. die Tochter oder den Sohn meint, über die er sich gerade geärgert hat. Pflegende sollten sich wehren, wenn sie mit Worten angegriffen werden, zurückschlagen dürfen sie nie, außer in Notwehr.
Die Eskalation der Aggression beginnt mit einem Machtspiel: wenn der Kranke inkontinent ist, Waschen oder Essen verweigert, rechtfertigen Pflegende Gewalt, indem sie dem Kranken trotziges, widerspenstiges oder bösartiges Verhalten zuschreiben und ihn zwingen, mit andern Worten: Pflegende lassen sich provozieren und erwarten Erfolg und Zustimmung anderer Mitarbeiter. Opfer sind Kranke, die dement oder depressiv sind oder als stur, uneinsichtig oder Hilfe fordernd eingeschätzt werden. Die Erfahrung zeigt, dass Kranke, die Pflegende anerkennen, loben und dankbar sind, seltener Opfer von Gewalt werden.
«Wer hat angefangen?» ist oft eine nicht mehr zu klärende Frage. Jeder beurteilt das Verhalten anders, jeder behauptet, dass der andere im Unrecht ist, erklärt den anderen zum Täter und sich selbst zum Opfer: Wenn sich der Kranke behauptet oder schimpft, fühlen sich Pflegende bedroht und beurteilen das Verhalten des Kranken als unangemessen aggressiv, aber das eigene Verhalten als nicht aggres siv. Wenn der Pflegende reagiert und droht, bewertet er sein Verhalten als angemessen. Der Kranke fühlt sich bedroht und hält das Verhalten des Pflegenden für unangemessen und aggressiv und reagiert mit Schimpfen und Drohen, beurteilt aber seine Reaktion als angemessen und nicht aggressiv. Der Teufelskreis beginnt von neuem. Jeder erklärt den anderen zum Täter. Die Frage, wer angefangen hat, ist müßig.
Erscheint lt. Verlag | 8.5.2007 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Medizin / Pharmazie ► Pflege |
Schlagworte | Aggressionen • Altenpflege • ambulant • Angehörige • bedroht • Gewalt • Gewaltdrohungen • Heimaufsicht • Heime • Heimleiter • Heimleitung • Helfershelfer • Hintergründe • Konfliktlösungsmöglichkeiten • Kosten • Kunden • Leid • MDK • Mitarbeiter • Mobbing • Opfer • Personale Gewalt • Pflegebedürftige • pflegedienstleiter • Pflegedienstleitung • Pflegende • Politiker • Sparen • Strukturelle Gewalt • Täter • Träger |
ISBN-10 | 3-456-94417-9 / 3456944179 |
ISBN-13 | 978-3-456-94417-3 / 9783456944173 |
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