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Jürgen Habermas (eBook)

eBook Download: PDF | EPUB
2001 | 1. Auflage
196 Seiten
Campus Verlag
978-3-593-40020-4 (ISBN)
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Jürgen Habermas ist der international bedeutendste lebende Philosoph Deutschlands, der mit seiner Diskurstheorie einen der wichtigsten Beiträge zur Gegenwartsphilosophie geleistet hat. Er verkörpert darüber hinaus die Figur des kritischen Intellektuellen, der engagiert in gesellschaftliche Debatten eingreift, wenn er sie nicht - wie etwa den 'Historikerstreit' der achtziger Jahre - selbst auslöst. In seinen Analysen zum philosophischen Diskurs der Moderne und in seiner kritischen Gesellschaftstheorie zeigt er, worin der normative Gehalt der Moderne besteht.

Walter Reese-Schäfer, Universität Halle-Wittenberg, ist Verfasser der bei Campus erschienenen Einführungen Richard Rorty (1991) und Kommunitarismus (2001). Außerdem sind von ihm erschienen Grenzgötter der Moral. Der neuere europäisch-amerikanische Diskurs zur politischen Ethik (1997) sowie Politische Theorie heute. Neue Tendenzen und Entwicklungen ( 2000).

Walter Reese-Schäfer, Universität Halle-Wittenberg, ist Verfasser der bei Campus erschienenen Einführungen Richard Rorty (1991) und Kommunitarismus (2001). Außerdem sind von ihm erschienen Grenzgötter der Moral. Der neuere europäisch-amerikanische Diskurs zur politischen Ethik (1997) sowie Politische Theorie heute. Neue Tendenzen und Entwicklungen ( 2000).

Inhalt 6
Siglen 8
Einleitung 10
1 Diskurstheorie der Wahrheit und ideale Sprechsituation 23
2 Strukturwandel der Öffentlichkeit 35
3 Die Theorie des kommunikativen Handelns 49
3.1 Der Aufbau des Werkes 49
3.2 Kommunikatives Handeln 51
3.3 Lebenswelt und System 61
3.4 Die Gesellschaftsdiagnose: Kolonialisierung der Lebenswelt 65
3.5 Das Theorieprogramm im Überblick 68
4 Die Diskursethik 71
4.1 Eine fast unbekannte Quelle: George Herbert Mead 71
4.2 Das Begründungsprogramm der Diskursethik und sein Absturz 76
5 Zivilgesellschaft und deliberative Demokratie 92
5.1 Faktizität und Geltung 92
5.2 Deliberative Demokratie 103
6 Habermas und die praktische Politik 119
6.1 Gewalt undWiderstandsrecht in der Demokratie 119
6.2 Vom Historikerstreit zur Berliner Republik 124
6.3 Nationalstaat und Globalisierungsprozess 128
6.4 Bestialität und Humantität: Der Kosovo-Krieg 134
7 Das Projekt der Moderne 138
7.1 Kritik an der Postmoderne 138
7.2 Habermas und der Ausgang der klassischen Frankfurter Schule 146
8 Nach dem Ende der Metaphysik: Wozu noch Philosophie? 150
8.1 Die Krise der Metaphysik 150
8.2 Eine habermasianische Theologie? 158
8.3 Welche Funktion bleibt für die Philosophie? 164
9 Bilanz und Ausblick 170
Literatur 178
Glossar 191
Biographische Daten 195

|9|Einleitung


»Ich bin kein Weltanschauungsproduzent,

ich möchte tatsächlich ein paar kleine

Wahrheiten produzieren, nicht die eine

große Wahrheit.« (NU 207)

Habermas ist im Laufe der Jahre in die Rolle des repräsentativen Philosophen der Bundesrepublik Deutschland hineingewachsen. Er ist so etwas wie ein praeceptor germaniae, ein Lehrer Deutschlands, geworden, weil er die Reflexion über die Vergangenheitsbewältigung mit seinen Initiativen und Interventionen wesentlich bestimmt hat. Andere haben ihm deshalb den Ehrentitel eines »Philosophen der re-education« verliehen, der eine auf den universalistischen Prämissen der Aufklärung basierende Erziehungsfunktion in Deutschland übernommen hat und schon früh für die Westbindung eingetreten ist.1 Für sich selbst hätte er gern in Anspruch genommen, dass Philosophen nicht die Lehrer der Nation seien.2 Das ist eine chancenlose Bescheidenheit in den frei fließenden öffentlichen Diskussionen einer institutionenarmen Zivilgesellschaft, die als einzige Orientierungs- und Kontrollmöglichkeit im Meinungsmarkt der Beiträge über die Prominenz ihrer Urheber verfügt. |10|Der Meinungskonsument greift gern wieder auf die vertraute Markenqualität zurück.

Hinter diesem politisch eingreifenden Habermas steht ein Soziologie und Philosoph, dessen Bücher in den Universitätsbuchhandlungen von Paris bis Boston, von London bis Rio de Janeiro nicht irgendwo in den Regalen stehen, sondern auf den Präsentationstischen ausliegen und in den Seminaren behandelt werden. Vor allem sind es der frühe brillante Entwurf über den Strukturwandel der Öffentlichkeit (seitdem redet man an englischsprachigen Universitäten von der public sphere) und die Theorie des kommunikativen Handelns, die die Phantasie von Nachwuchswissenschaftlern und Studentengenerationen seit dreißig Jahren bewegt haben. Seine Grundbegriffe wie Öffentlichkeit, Diskurs, kommunikatives Handeln, Lebenswelt, deliberative Politik und Zivilgesellschaft haben allesamt eine umfangreiche Diskussion erfahren. Seine Diskursethik ist in einer angeblich postmoralischen Zeit ein neuer Anstoß zu Moralbegründungsversuchen gewesen, seine Zeitdiagnose von der Kolonialisierung der Lebenswelt ist zum argumentativen Rüstzeug sozialer Bewegungen geworden. Und vor allem: Er hat nicht nur wissenschaftlich über die Öffentlichkeit geschrieben, sondern gleich selbst deren Rolle übernommen und zu den verschiedensten politischen Fragen entschieden Stellung bezogen.

Bis Ende der siebziger Jahre hat Habermas als Philosoph seine »Ausbildung vor dem Publikum« absolviert. Noch 1974 stand er »erst am Anfang der eigentlichen Theorie«.3 Erst mit der zweibändigen Theorie des kommunikativen Handelns |11|(1981) liegt eine ausgearbeitete Gestalt seines Werkes vor. Einst so zentrale Arbeiten, die vorübergehend sogar als »Hauptwerk« galten, wie Erkenntnis und Interesse (1968), verblassen vor dem heutigen Stand seiner Theorie zu Frühschriften. Die in den siebziger Jahren in hundertfachen Kopien zirkulierenden Aufsätze zur »Universalpragmatik« und zur »kommunikativen Kompetenz« sind heute als das erkennbar, was sie von Anfang an waren: als Vorstudien. Diese Arbeiten wurden denn auch später (1984) als Vorstudien und Ergänzungen zur Theorie des kommunikativen Handelns abgedruckt.

Meine Einschätzung und Behandlung seiner Frühschriften entspricht Habermas’ Selbstdeutung. Für Erkenntnis und Interesse hat er nie mehr als den Stellenwert eines Prolegomenons beansprucht. Ursprünglich sollten zwei Bände zur Entwicklung der analytischen Philosophie folgen. Diesen Plan gab er auf, denn erstens setzte damals eine Kritik und Selbstkritik des szientistischen Denkens ein, die Habermas’ Intentionen weitgehend entsprach; zweitens ergab die unerwartete intensive und breite Diskussion von Erkenntnis und Interesse, dass er seinen Grundansatz revidieren musste. Seit Anfang der achtziger Jahre hat er die Wendung zur Sprachphilosophie, den linguistic turn nachvollzogen, der das philosophische Denken der letzten Jahrzehnte revolutioniert hat. Welt- und politikferne Sprachimmanenz, wie sie aus den engen Diskussionszirkeln der Universität Cambridge sich entwickelt hat, ist Habermas allerdings fremd: Er ist politischer Philosoph geblieben.

|12|Philosophisch geschulte Leser haben die sprachphilosophische Wende sofort erkannt, z. B. Herbert Schnädelbach in seiner Arbeit »Transformation der kritischen Theorie«.4 Für die meisten fachlichen wie außerfachlichen, studentischen wie professoralen Leser behielten die beiden in der Erstausgabe dunkelblauen und ziegelsteingroßen Bände der Theorie des kommunikativen Handelns jedoch die Aura eines »Buchs mit sieben Siegeln«. Dazu mag beigetragen haben, dass es mehr noch als die übrigen Werke von Habermas ein »work in progress« ist. Seine eigene Theorie bildet sich erst in und während der Auseinandersetzung mit seinen Quellen, von denen George Herbert Mead, Emile Durkheim und Talcott Parsons im Wesentlichen nur der soziologischen Fachöffentlichkeit vertraut waren. Ein weiterer Punkt kommt hinzu: »Was sich in den Schwierigkeiten meiner Texte spiegelt, sind selbstverständlich auch eigene Unklarheiten. Das ist gar keine Frage.« (KPS 526) Obwohl er sich in kürzeren Texten oft als mitunter glänzender Stilist erwiesen hat, erschweren in diesen Bänden auch Umständlichkeiten seiner Fachprosa den Zugang. Er selbst rechtfertigt diese Barriere damit, dass er das Buch ausdrücklich für ein Fachpublikum geschrieben habe (TkH I 10). Es ist selbstverständlich Aufgabe einer Einführung, hier vermittelnd zu wirken.

Jürgen Habermas ist also kein »leichter« Autor. Ein ehemaliger Philosophiestudent erzählt dazu folgende Anekdote:

»1966 in Frankfurt: Ich entsinne mich, wie einer der Kommilitonen im überfüllten größten Hörsaal der Universität Jürgen Habermas’ Vorlesung unterbrach mit der Bitte, ob er nicht doch etwas unkomplizierter sprechen könne, es sei so schwer, ihn zu begreifen. Eine Hälfte des Auditoriums applaudierte. Er verspreche, sein Bestes zu tun, erwiderte Habermas, um verstanden zu werden. Daraufhin buhte die andere |13|Hälfte. Denjenigen, die jetzt gebuht hätten, könne er versichern, meinte der junge Habermas weiter, seine guten Absichten würden ganz gewiß scheitern.«5

Sprachlich den Anschluss zu schaffen zwischen den entwickeltsten und durchdachtesten Formen der gegenwärtigen Sozialwissenschaften und philosophischen Denkansätzen – das ist es, worauf Habermas hinauswill. Seine Methode geht darauf aus, verschiedene Theoriesprachen kompatibel zu machen. In diesen sprachlichen Umformungsprozessen der Theoriemassen geht ihm der rote Faden nie verloren – wohl aber vielen Lesern. Der Mangel vieler Bücher, Aufsätze und Vorträge zu Habermas besteht darin, dass sie für seine Vorgehensweise kein Verständnis entwickeln und sich zufrieden geben mit dem bloßen Nacherzählen von Theorieversatzstücken, die dadurch nicht zugänglicher werden. Solche Veröffentlichungen verlangen dann entweder eine gewisse Gläubigkeit, oder sie üben eine nur scheinbar überlegene, in Wirklichkeit aber dogmatische Kritik an Habermas. Vor allem die erste Rezeption seiner Werke war durch solche Arbeiten gekennzeichnet.

Mittlerweile ist der Zeitpunkt günstig, eine Gesamtdarstellung seiner verschiedenen Theorieansätze zu wagen, nachdem er sein neues Paradigma des kommunikativen Handelns zwanzig Jahre lang verschiedenen Bewährungsproben und argumentativen Tests hat aussetzen können. Und vor allen Dingen: In Faktizität und Geltung sowie in Die Einbeziehung des Anderen hat Habermas nun auch eine Theorie der Grundrechte, des politischen Handelns und der Menschenrechte vorgelegt, wie sie von seinen Anhängern so lange vermisst worden war. Jenen Habermas-Lesern, die sich vor allem an früheren Veröffentlichungen orientiert haben und die sein heutiges Denken befremdet, hoffe ich auf zweierlei Weise helfen zu können: einmal |14|durch den Aufweis, warum der Paradigmenwechsel erforderlich war, und zweitens durch den Hinweis auf die Grundintentionen und Motive seines Denkens, die nach der linguistischen Wende (wenn auch umformuliert) erhalten geblieben sind – seine Vorstellung, mit soziologischen Mitteln philosophische Probleme auflösen zu können, seine emanzipatorisch-demokratischen politischen Ziele und seine Orientierung an einem sehr westlich gedachten Marxismus. Hatten viele nach der Veröffentlichung der Theorie des kommunikativen Handelns gedacht, nun würde Habermas ein umfassendes eigenes Theoriesystem vorlegen, so ist heute klar: Es ist bei einem beeindruckend vielfältigen, aber letztlich nicht systematisch geschlossenen Werk...

Erscheint lt. Verlag 17.9.2001
Reihe/Serie Campus Einführungen
Campus Einführungen
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie Allgemeines / Lexika
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Kommunikatives Handeln • Philosophie • Sozialphilosophie
ISBN-10 3-593-40020-0 / 3593400200
ISBN-13 978-3-593-40020-4 / 9783593400204
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