Gamechanger Künstliche Intelligenz (eBook)
236 Seiten
Haufe Verlag
978-3-648-17562-0 (ISBN)
Nicolai Schümann ist ein zertifizierter Trainer (NCFE, ILM) und Gastvorleser an renommierten Londoner Universitäten, an denen er die Fächer 'Storytelling in Business', Digitales Marketing und Innovation unterrichtet. Außerdem leitet er zahlreiche Workshops und Seminare für Unternehmen wie Barclays Bank, Accenture und Lufthansa. Er hat ein Hochschuldiplom in Medienwirtschaft und einen Master in Business Administration (MBA) der CASS Business School, London.
Nicolai Schümann Nicolai Schümann ist ein zertifizierter Trainer (NCFE, ILM) und Gastvorleser an renommierten Londoner Universitäten, an denen er die Fächer 'Storytelling in Business', Digitales Marketing und Innovation unterrichtet. Außerdem leitet er zahlreiche Workshops und Seminare für Unternehmen wie Barclays Bank, Accenture und Lufthansa. Er hat ein Hochschuldiplom in Medienwirtschaft und einen Master in Business Administration (MBA) der CASS Business School, London.
2.2 Vorteile Mensch
Trotz des Hypes, den KI auslöst und all der Möglichkeiten, die sie bietet, ist der Mensch in noch vielen Dingen überlegen und wird auch in näherer Zukunft nicht von Maschinen eingeholt. Schauen wir dazu die wichtigsten Vorzüge unserer Spezies an:
Emotionen: Selbst die höchst entwickelte KI kann (noch) nicht mit Menschen mithalten, wenn es darum geht, Emotionen zu verstehen und auszudrücken. Und diese sind für viele soziale Interaktionen und Entscheidungsprozesse immer noch der entscheidende Faktor. Menschen besitzen eine natürliche Fähigkeit, sowohl ihre eigenen Emotionen als auch die anderer zu verstehen, zu interpretieren und darauf zu reagieren – auch wenn so manche von uns das verlernt zu haben scheinen. Ein Lehrer beispielsweise kann subtile Hinweise im Verhalten oder im Tonfall einer Schülerin wahrnehmen, die darauf hindeuten, dass diese Schwierigkeiten hat, und seinen Unterrichtsansatz entsprechend anpassen. Obwohl KI Fortschritte bei der Erkennung menschlicher Emotionen verzeichnet, kommt sie der menschlichen Empathie und dem emotionalen Verständnis (noch) nicht im Entferntesten gleich.
Kreativität: Menschen zeichnen sich durch kreatives Denken aus, entwickeln neuartige Ideen und schaffen Kunst, Musik, Literatur und so weiter. Während KI einige Aspekte von Kreativität nachahmen kann, fehlt ihr (noch) die Fähigkeit, wirklich innovativ zu sein und über den Tellerrand hinaus zu denken. Menschen verfügen über eine unübertroffene Fähigkeit zum kreativen Denken, sei es in der Kunst, Literatur, Musik oder bei der Lösung komplexer Probleme. Eine Kunst schaffende Person zum Beispiel reproduziert nicht nur Bilder, sondern drückt Gefühle und Erfahrungen aus, die bei anderen Anklang finden oder auch nicht. KI generiert möglicherweise Kunst auf der Grundlage erlernter Muster und zur Verfügung stehender Datenmengen, kann aber (noch) nichts wirklich Originelles und bahnbrechend Neues schaffen, wie es ein kreativer Mensch kann.
Ethik und moralisches Urteilsvermögen: Künstlicher Intelligenz fehlt die Fähigkeit, moralische und ethische Entscheidungen zu treffen, die ein tiefes Verständnis kultureller, gesellschaftlicher und persönlicher Werte erfordern. Der Mensch hat einen Sinn für Moral und kann Entscheidungen auf Grundlage ethischer Überlegungen treffen. Beispielsweise muss eine Ärztin oft Entscheidungen treffen, die medizinische »Best Practices«, die Wünsche der Patienten und ethische Richtlinien in Einklang bringen. KI kann so programmiert werden, dass sie bestimmte Regeln befolgt, aber sie verfügt weder über einen Sinn für Moral noch über die Fähigkeit, komplexe ethische Entscheidungen zu treffen, die oft widersprüchlich sein können.
Kontextuelles Verständnis: Menschen sind besser darin, Informationen basierend auf einem Kontext zu verstehen und zu interpretieren, einschließlich nonverbaler Hinweise, Redewendungen, Ironie oder Sarkasmus. Menschen zeichnen sich dadurch aus, dass sie die komplizierten Funktionsweisen des menschlichen Geistes verstehen, ein Gebiet, das als Psychologie bekannt ist. Psychologen helfen Menschen bei der Bewältigung emotionaler Schwierigkeiten, Traumata und psychischer Probleme. Diese Arbeit erfordert tiefes Einfühlungsvermögen und die Fähigkeit, Vertrauen und Beziehungen aufzubauen. Während KI dabei helfen kann, die psychische Gesundheit zu unterstützen – zum Beispiel durch therapeutische Chatbots –, kann sie das differenzierte Verständnis und die menschliche Verbindung, die eine Psychologin bieten kann, nicht ersetzen.
Allgemeine Intelligenz: Menschen sind zu allgemeiner Intelligenz fähig – sie übertragen Wissen von einem Bereich auf einen anderen, können abstrahieren und Verbindungen schaffen zwischen Dingen, die scheinbar unverbunden sind. Aktuelle KI-Systeme sind in der Regel für bestimmte Aufgaben konzipiert und haben Schwierigkeiten, das Lernen auf neue Bereiche zu übertragen. Obwohl große LLMs mit dem gesamten, jemals geschaffenen menschlichen Wissen gefüttert werden, mangelt es ihnen (noch) an gesundem Menschenverstand und sie verstehen die Welt nicht. Das ist das Interessante und Paradoxe an der KI: Sie versteht nicht, wie die Welt funktioniert, aber sie weiß so ziemlich alles, was jemals über die Welt gesagt wurde (und das ist eine ganze Menge).
Liebe: Liebe ist eine komplexe, zutiefst menschliche Emotion, die Verständnis, Empathie, Mitgefühl sowie körperliche und emotionale Intimität beinhaltet. Während KI bestimmte Aspekte der Liebe nachahmen kann, etwa das Versenden liebevoller Nachrichten oder Erinnerungen, kann sie das Gefühl nicht wirklich verstehen oder erleben. Die Liebe eines Elternteils zu seinem Kind geht beispielsweise mit einer tiefen emotionalen Bindung und der Bereitschaft einher, Opfer für das Wohlergehen des Kindes zu bringen – etwas, das KI nicht nachahmen kann.
Komplexe Entscheidungsfindung: Menschen sind immer noch besser darin, komplexe Entscheidungen zu treffen, die mehrere, oft widersprüchliche Faktoren umfassen und ein differenziertes Verständnis der Situation erfordern. Das Schlüsselwort ist Anpassungsfähigkeit. Menschen können sich auf eine Weise an neue Situationen anpassen und aus Erfahrungen lernen, wie es der KI nicht möglich ist. Eine Köchin kann beispielsweise ein Rezept spontan an die verfügbaren Zutaten oder den Geschmack ihrer Gäste anpassen. Während KI so programmiert werden kann, dass sie bestimmte Aufgaben sehr gut ausführt, fällt es ihr schwer, sich ohne menschliches Eingreifen an unerwartete Situationen anzupassen.
Zusammengefasst
Insgesamt ist KI ein extrem leistungsstarkes Werkzeug, das unsere Fähigkeiten erheblich ergänzen und verbessern kann, aber (noch) nicht die einzigartigen Stärken und Fähigkeiten des Menschen ersetzt. Die Zukunft ist hybrid. Sie liegt in einer Kombination aus menschlicher und künstlicher Intelligenz, um effizientere und effektivere Systeme zu schaffen.
»Augmented Humans« – ein Dream-Team?
Bei der Schaffung eines Dream-Teams aus menschlicher und künstlicher Intelligenz geht es darum, die Stärken beider zu nutzen, um ihre jeweiligen Grenzen zu überwinden. Es geht nicht darum, einen »Übermenschen« zu schaffen, sondern vielmehr darum, ein starkes Team zu kreieren, das Aufgaben gemeinsam effektiver und effizienter erledigen kann als ohneeinander.
Konkret könnte das so aussehen:
Datenanalyse: In der Gesundheitsbranche kann KI große Mengen medizinischer Daten wie Krankenakten, Laborergebnisse oder Bilder analysieren, um Muster und Anomalien zu erkennen. Ein KI-Modell könnte beispielsweise potenzielle Tumore in medizinischen Bildern kennzeichnen. Der Arzt überprüft dann diese markierten Bilder und bringt seine jahrelange medizinische Ausbildung und Erfahrung ein, um eine Diagnose zu stellen, den allgemeinen Gesundheitszustand und die persönlichen Umstände der Patientin zu berücksichtigen und einen Behandlungsplan vorzuschlagen.
Kreative Problemlösung: Im Bereich der Architektur kann KI Hunderte potenzielle Designkonzepte basierend auf vorgegebenen Parametern wie Gebäudeabmessungen, Standort oder beabsichtigter Nutzung generieren. Die Architektin würde jedoch ihr kreatives Gespür und ihre praktische Erfahrung einbringen, um diese Konzepte zu modifizieren, Elemente aus verschiedenen Entwürfen zu kombinieren oder völlig neue Ideen zu entwickeln, die von den Ergebnissen der KI inspiriert sind.
Emotionale Intelligenz: Im Kundendienstumfeld können KI-Chatbots grundlegende Fragen der Kunden beantworten und die meisten Aufgaben autark bearbeiten. Wenn ein Kunde jedoch besonders verärgert ist oder ein komplexes Problem hat, kommt ein Berater ins Spiel, um die Situation mit Einfühlungsvermögen, emotionalem Verständnis und Flexibilität zu bewältigen.
Lernen und Anpassung: Eine KI könnte darauf trainiert werden, potenzielle Markttrends auf der Grundlage historischer Daten in der Finanzbranche zu erkennen. Kommt es jedoch aufgrund unvorhergesehener Umstände (z. B. eines politischen Ereignisses oder einer Umweltkatastrophe) zu einer plötzlichen Marktveränderung, kann die Finanzanalystin ihr umfassenderes Verständnis des Weltgeschehens, der Wirtschaft und des menschlichen Verhaltens nutzen, um die Vorhersagen der KI anzupassen und fundiertere Entscheidungen zu treffen.
Ethische und moralische Beurteilung: Im Bereich der autonomen Mobilität kann ein KI-System das Fahrzeug die meiste Zeit steuern, aber in komplexen ethischen Szenarien (z. B. bei der Wahl zwischen zwei schlechten Ergebnissen bei einem unvermeidbaren Unfall) sollten Menschen die Richtlinien oder Regeln festlegen, denen die KI folgt und die unsere gesellschaftlichen Werte und Ethik widerspiegeln.
Assistenz: In einem Forschungsprojekt könnte KI bei der Verwaltung des Projekts helfen, indem sie Besprechungen plant, Teammitglieder an Fristen erinnert und Daten organisiert. Sie könnte sogar Besprechungsprotokolle analysieren, um wichtige Punkte und Aktionen hervorzuheben. Die menschlichen Forschenden würden unterdessen die Forschungsfragen vorantreiben, die Ergebnisse interpretieren und ihr Fachwissen einsetzen, um Entdeckungen zu machen und Innovationen zu schaffen.
In jedem dieser Beispiele erreicht das Dream-Team aus Mensch und KI mehr, als sie für sich allein könnten. Die Summe ist mehr als ihre Einzelteile. KI sorgt für Skalierbarkeit, Geschwindigkeit und Präzision, während der Mensch emotionale Intelligenz, Kreativität und Kontextverständnis mitbringt. Werden beide Stärken genutzt, können Produktivität, Innovation und...
Erscheint lt. Verlag | 2.2.2024 |
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Reihe/Serie | Haufe Fachbuch |
Verlagsort | Freiburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Wirtschaft ► Betriebswirtschaft / Management ► Unternehmensführung / Management |
Schlagworte | Algorithmen • Angst • Berührungsangst • gamechanger • Innovation • Inspiration • KI • Kreativität • Künstliche Intelligenz • Mut • Neue Technologie • Nicolai Schümann • Unsicherheit • Zweifel |
ISBN-10 | 3-648-17562-9 / 3648175629 |
ISBN-13 | 978-3-648-17562-0 / 9783648175620 |
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Größe: 1,3 MB
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