Machtspiele - Die Kunst, den eigenen Willen durchzusetzen (eBook)

Cover 1
Inhalt 7
Vorwort 9
Was ist Macht? 11
Was sind Machtspiele? 27
Grundspiele 39
Das „Ich will ein Eis!“-Spiel 39
Die Kunst der Drohung 43
Das Spiel des Lobens 51
Schuld schieben 57
Das Opferspiel 60
Boss-Spiele 66
Den Sklaven vorführen 69
Der Knicktest 73
Niederbügeln, um aufzubauen 76
Durch Lob verbrennen 80
Ein Huhn schlachten 84
Das Flegelspiel 87
Der Leitwolf und sein Betamännchen 90
Mitarbeiterspiele 94
Vollbeschäftigung 96
In den Graben fahren 100
Das Jasager-Spiel 104
Nüsse verstecken 108
Die Marionette führt 111
Die Niedrigstrom-Provokation 116
Mit Liebe gekocht 120
Verhandlungsspiele 123
Das „Mein gnadenloser Boss“-Spiel 123
Die freiwillige Selbstfesselung 127
Das „Klappe zu“-Spiel 129
Die eingebaute Nachverhandlung 133
„Verdammt, ich brauch Sie, ich brauch Sie nicht!“ 136
Nicht erreichbar 142
Low Ball und andere Köderspiele 144
Konkurrenz- und Karrierespiele 150
Das geborgte Messer 154
Wir sind alle gute Freunde 159
Der Materazzi 162
Der innere Kreis 166
Der Heuschreckenkrebs und andere Kampfspiele 172
Organisationsspiele 178
Der Scheinhäuptling 178
Das Mülleimerspiel 183
Der Flaschenzug 187
Der Abteilungskampf 191
Soft-Power-Spiele 195
Eigenverantwortung 196
Stühle wechseln 199
Ein Auge zudrücken 202
Das Enttäuschungsspiel 206
Foulspiele – und wie man sich dagegen wehrt 210
Die Normfalle 210
Die schmutzigen Tricks der Verleumdung 213
Das Schikanierspiel 218
Literatur 223

Für viele sind Boss-Spiele der Inbegriff des abstoßenden Machtspiels. Denn alles dreht sich nur darum, den „Boss" in seiner Machtfülle zu bestätigen - und das geht natürlich immer auf Kosten von all denen, die dem Boss untergeordnet sind. Der Boss spielt sich auf, zeigt Härte und lässt seine Mitarbeiter für sich springen. Er kommandiert sie herum, benimmt sich rücksichtslos, duldet keinen Widerspruch. Er pflegt seine Eitelkeit, reibt uns seine Statussymbole aufdringlich unter die Nase und lässt sich selbstherrlich loben, bis die Balken brechen. Vernünftige Menschen rümpfen darüber die Nase und halten solche Allüren für albern und sowieso für längst überholt. Heute werde doch eher partnerschaftlich geführt, die Eigenverantwortung gestärkt, Widerspruch und Kreativität gefördert (→SoftPower-Spiele, Seite 193). Wer sich da mit Boss-Spielen hervortut, der macht sich unbeliebt, ja sogar lächerlich, ist immer wieder zu hören, gerade von Führungskräften. Auch in der Managementliteratur taucht der „Boss" allenfalls als Karikatur auf, die so ziemlich gegen alle Prinzipien erfolgreicher Führung verstößt. „Bossing" (das Spielen von Boss-Spielen) genießt ungefähr die gleiche Wertschätzung wie Mobbing.

Aber seltsam: Wenn man sich näher umhört, hat man nicht gerade den Eindruck, als würden Boss-Spiele von der Bildfläche verschwinden. Sie erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit. Und zwar nicht nur bei den „Old Boys", die die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt haben. Womöglich sind die Boss-Spiele sogar eher auf dem Vormarsch als auf dem Rückzug. Die Zeiten sind hart, die Umgangsformen werden ruppiger, da muss man sich als Vorgesetzter von Zeit zu Zeit mit einem beherzten Boss-Spiel Respekt verschaffen. Darüber hinaus lassen sich diese Spiele durchaus mit anderen, weicheren Machtspielen kombinieren. Man kann also führungstechnisch auf dem neuesten Stand sein, sich als Teamplayer feiern lassen oder als „oberster Dienstleister", dessen angebliche Erfolgsformel lautet: „Dienen plus leisten". - Und man kann dennoch seine Boss-Spiele treiben. Vielleicht liegt ja in der Abwechslung verschiedenartiger Machtspiele ein ganz eigener Reiz.