Kinesiotaping beim Pferd (eBook)

Schmerzen lindern - Bewegungen optimieren

(Autor)

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2021 | 2. aktualisierte und erweiterte Auflage
224 Seiten
Thieme (Verlag)
978-3-13-243119-5 (ISBN)

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Kinesiotaping beim Pferd - Renate Ettl
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<p><strong>Schritt für Schritt zur wirkungsvollen Tapeanlage</strong></p> <p>Hier wird der Wunsch nach nebenwirkungsfreier Behandlung erfüllt: Kinesiologisches Taping hilft, Verletzungen zu therapieren und Schmerzen zu lindern – ohne die Bewegung einzuschränken. Dieses Buch konzentriert sich auf richtige Anwendung der Tapes. Die Basisanlagen z.B. bei Muskeln, Bändern oder der Entstörung von Narben werden sehr ausführlich und reich bebildert gezeigt. Sie sehen, welche Strukturen wie am besten beeinflusst werden können.</p> <p>Schritt-für-Schritt wird Pfedetaping für verschiedene Krankheitsbilder in Text und Bild erklärt. Anhand der gelernten Grundlagen und der praxisnahen Empfehlungen können Sie dann ganz individuell auf die Bedürfnisse Ihrer Patienten eingehen.</p> <p>Jederzeit zugreifen: Der Inhalt des Buches steht Ihnen ohne weitere Kosten digital in der Wissensplattform VetCenter zur Verfügung (Zugangscode im Buch).</p>

2 Die Basis-Tapeanlagen


2.1 Grundlagen


Die Praxis des kinesiologischen Tapens kennt ursprünglich vier Basis-Anlageformen: Die Muskel-, Ligament-, Lymph- und Korrekturanlage. Mittlerweile wurden die Anlageformen um diverse Techniken erweitert. Praktiziert werden inzwischen auch spezielle Tapeanlagen für Nerven, Faszien, Segmente, Meridiane und Narben. Damit sind die Basistechniken sicherlich noch nicht erschöpft, denn die Entwicklung der Tapingtherapie ist im ständigen Fluss. Dennoch lassen sich mit diesen neun Basis-Anlageformen so ziemlich alle wichtigen Störungen und Erkrankungen des Pferdes versorgen.

Die kinesiologischen Tapes sind als fünf Meter lange, elastische Bänder auf eine Rolle gewickelt. Für die einzelnen Tapeanlagen werden die Klebebänder in die gewünschte Form geschnitten. So haben sich verschiedene Grundformen für die einzelnen Anlagen herauskristallisiert. Man kennt die I-Streifen, Y-Streifen, X-Tapes, Fächertapes und gelochte Tapes ( ▶ Abb. 2.1). Als Standard gilt der I-Streifen, der in seiner Standardbreite (je nach Hersteller 5–6 cm) in der benötigten Länge von der Rolle abgeschnitten wird. Der I-Streifen kommt hauptsächlich bei Muskelanlagen zum Einsatz, aber auch bei Bändertapes und in verkleinertem Maßstab (beispielsweise in der Breite von 1–1,5 cmn) bei Narbentapes.

Die Y-Tapes sieht man bei der Tangentialtechnik in Muskelanlagen, bei Faszientapes und in Ausnahmefällen auch bei Korrekturtapes. X-Tapes werden zur besseren Spannungsverteilung ebenfalls bei Muskelanlagen gewählt. Fächertapes sind die typischen Schnittformen bei Lymphanlagen und gelochte Tapes werden für raumschaffende Korrekturanlagen und Schmerztapes verwendet. Die Schnittmuster sind keinen Vorschriften unterworfen, sie werden entsprechend der optimalen Übertragung der Zugspannung auf das Gewebe für jedes Pferd individuell entwickelt.

Abb. 2.1 Für die einzelnen Tapeanlagen schneidet man die Tapestreifen in bestimmten Schnittmustern zu: v.l.n.r. Y-Tape, Lochtape, X-Tape, Fächertape, I-Tape.

Außerdem dürfen die Bezeichnungen der einzelnen Tapeanlagen nicht dazu verleiten anzunehmen, dass eine Muskelanlage nur auf Muskeln wirkt und eine Faszienanlage lediglich auf die Faszien Einfluss nimmt. Grundsätzlich muss das Pferd stets als ganzheitlicher Organismus betrachtet werden und selbstverständlich wirkt eine Muskelanlage auch auf die Faszien, den Lymph- und Blutfluss sowie auf die Nerven in dem behandelten Gebiet.

Die Tapestreifen – egal in welcher Form sie geschnitten sind – werden stets in drei Abschnitte unterteilt: Die Anfangsbasis, den Funktionsbereich und die Endbasis ( ▶ Abb. 2.2). Die Anfangs- und Endbasen dienen der Verankerung des Tapes und werden deshalb stets ohne Dehnung auf dem Pferdefell aufgebracht. Das Mittelstück ist der wirksame Teil der Anlage und wird – je nach Wirkungsrichtung – von Null bis Maximalzug fixiert. Die zu beklebende Struktur befindet sich dabei entweder in Vordehnung, in Ausnahmefällen auch in Vorkontraktion oder in neutraler Spannung (physiologische Nullstellung). Die Entscheidung über ein mögliches ▶ Vordehnen oder Vorkontraktion des Gewebes hängt von verschiedenen Faktoren, insbesondere aber von der Anlagetechnik ab.

Die Länge der Basen, die das Tape ohne Zug auf dem Pferdefell verankern, wählt man mindestens 5 cm lang, um eine gute Fixation zu erreichen. Bei manchen Anlageformen können die Basen auf bis zu 10 cm oder mehr ausgeweitet werden. Die Basen sollten nach Möglichkeit stets großzügig angelegt sein, um eine bessere Haltbarkeit zu erreichen. Sie liegen immer außerhalb des Wirkungsgebiets und nicht über dem zu therapierenden Areal.

Abb. 2.2 I-Streifen mit der Anfangsbasis (1), dem Funktionsbereich im Mittelstück und der Endbasis (2). Der Pfeil im Funktionsbereich zeigt die Zugrichtung des Tapes an.

2.1.1 Handling der Tapes


Das Tapen sollte stets unter gewissen Regeln erfolgen, um die Qualität der Arbeit sicherzustellen. Hierzu gehört auch die fachgerechte Handhabung der Tapes. Pferdebesitzer sind durchaus penibel, wenn es um die Optik ihres Pferdes geht: Einer von mehreren Beweggründen, weshalb das Anbringen der Klebebänder auf dem Pferd nicht nur therapeutischen, sondern auch ästhetischen Anforderungen gerecht werden muss. Das bedeutet konkret, dass eine Tapeanlage sowohl funktionell als auch optisch ansprechend sein soll. Obwohl letzteres für den Therapieerfolg nicht zwingend entscheidend sein muss, spricht es dennoch für die Qualität der Arbeit des Therapeuten und insbesondere auch für dessen Respekt dem Pferd gegenüber.

Somit ist darauf zu achten, dass die Tapes sauber geklebt werden ( ▶ Abb. 2.3a). Wichtige Eckpunkte hierzu sind eine gleichmäßige Verlaufsrichtung ohne „Ausreißer“, an denen das Tape vom Verlauf abweicht, keine zusätzlichen Knicke, ausgefranste Ränder oder abstehende Tapeenden. Unsauber aufgebrachte Tapes können jedoch meist den therapeutischen Anforderungen ebenfalls nicht gerecht werden, weil die schlechte Klebetechnik nicht nur die Optik beeinträchtigt, sondern auch die Tapespannung und Haltbarkeit ( ▶ Abb. 2.3b). Schlampig geklebte Bänder variieren nicht nur in der Zugrichtung, sondern auch in der Zugstärke. Dies kann unter Umständen zu Disharmonien im Gewebe führen, die eine Heilung blockieren könnten.

Abb. 2.3 Die Klebequalität dient nicht nur der Ästhetik, sondern auch der Funktionalität der Tapeanlage.

Abb. 2.3a Sauber geklebtes Tape mit gleichmäßiger, vektorisierter Zugrichtung.

Abb. 2.3b Qualitativ schlecht aufgebrachtes Tape mit unregelmäßigem Verlauf, Falten und fehlerhafter Zugrichtung.

Praxistipp

Die Optik der Tapeanlage spiegelt die Arbeit des Therapeuten wider. Sie ist insbesondere für den Pferdebesitzer ein Kriterium für die Beurteilung der Qualität.

Ein Pferdebesitzer ist nur zufrieden, wenn sein Pferd auch optisch eine „gute Figur“ macht. Der Therapeut muss den Anforderungen gerecht werden, will er am Markt bestehen können. Eine qualitativ hochwertige Arbeit sollte deshalb sowohl aus therapeutischen als auch aus optischen Gründen eine Selbstverständlichkeit sein.

Vorschneiden der Tapes Vor der eigentlichen Klebearbeit am Pferd wählt man das Tape in Farbe und Form aus. Im nächsten Schritt wird die Länge des Tapes am Pferd abgemessen. Bei Tapeanlagen, die eine Vordehnung erforderlich machen, bestimmt man die Länge der Klebebänder in Vordehnung. Manche erfahrene Taper können die Tapelänge auch am neutral stehenden Pferd abmessen und schätzen die zusätzliche Bandlänge, die aufgrund der Vordehnung erforderlich wird. Die funktionale Länge wird schließlich um die Basen am Anfang und Ende erweitert und von der Rolle abgeschnitten. Nun erfolgt der Zuschnitt entsprechend der Anlageform.

Um zu verhindern, dass sich die Tapeenden zu früh vom Fell ablösen, werden sowohl die Anfangs- als auch die Endbasen mit der Schere abgerundet ( ▶ Abb. 2.4). Der I-Streifen ist damit für den Gebrauch fertig zugeschnitten.

Abb. 2.4 Um zu verhindern, dass die Tapeecken sich zu früh vom Pferdefell ablösen, werden die Ecken mit der Schere abgerundet.

Zum Schneiden eines Y-Tapes wird das Band der Länge nach mittig halbiert, wobei die Anfangs- bzw. Endbasis (je nach Anlagetechnik) nicht durchschnitten wird. Für das X-Tape wird die Tapemitte nicht durchschnitten, dafür jedoch die Schenkel zu beiden Seiten.

Beim Fächertape bleibt ebenfalls die Anfangsbasis unbeschnitten, das restliche Tape wird in Längsrichtung dreimal durchtrennt, sodass insgesamt vier Schenkel entstehen. Auch hier werden abschließend die Anfangs- und vier Endbasen an den Ecken abgerundet.

Gelochte Tapes faltet man in der Mitte und schneidet ein dreiecksförmiges Segment heraus, das schließlich beim Aufklappen des Bandes eine Raute ergibt. Dieses rautenförmige Loch sollte nicht mehr als die halbe Bandbreite betragen, damit noch genügend Klebesubstanz für das Fixieren auf dem Pferdefell vorhanden ist ( ▶ Abb. 2.28).

Grundsätzliche Klebetechniken Zum Aufbringen der Tapestreifen auf dem Pferdefell erleichtern verschiedene Techniken die Handhabung. Für zentriert angelegte Tapes (Spacetape und alle anderen En-bloc-Anlagen), wird das Trägerpapier in der Mitte eingerissen, das Tape an den Basen gehalten und gedehnt ( ▶ Abb. 2.5). Damit löst sich das Trägerpapier selbstständig bis zu den Basen ab und kann auf das Fell geklebt werden.

Abb. 2.5 Bei allen En-bloc-Anlagen wird das Trägerpapier in der Mitte eingerissen. Durch Auseinanderziehen des Tapes löst sich das Trägerpapier selbstständig bis zu den Basen ab.

Bei Tapes, die von einer Anfangsbasis beginnend über mehr...

Erscheint lt. Verlag 27.1.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Veterinärmedizin Pferd
Schlagworte Arthrose • CROSSTAPES • FÄCHERTECHNIK • Faszientechnik • KORREKTURANLAGE • Muskelverspannungen • Pferdetaping • REITEN MIT TAPES • Taping • TREPPENTECHNIK • VEKTORANLAGE
ISBN-10 3-13-243119-2 / 3132431192
ISBN-13 978-3-13-243119-5 / 9783132431195
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