The Internet of Animals: Was wir von der Schwarmintelligenz des Lebens lernen können (eBook)

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2024 | 1. Auflage
320 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60599-1 (ISBN)

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The Internet of Animals: Was wir von der Schwarmintelligenz des Lebens lernen können -  Martin Wikelski
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250 Millionen Flugmeilen - 375.000 Tiere - über 1000 untersuchte Tierarten Globale Tierwanderungen sind Martin Wikelskis Leidenschaft. Mit ICARUS, der Observation Tausender von Tieren aus dem Weltraum, eröffnete er eine neue Dimension: Tierbeobachtung als Instrument für den Naturschutz. Packend berichtet er von seiner Vision, dem jahrzehntelangen Engagement und dem endgültigen wissenschaftlichen Durchbruch. Er erklärt, wie Landvögel über Hunderte von Kilometern Ozeane überwinden, ohne Fress- oder Ruhepausen einzulegen. Er folgt Libellen und Füchsen, schildert faszinierende Einblicke und bewegende Erlebnisse mit Bienen, Drosseln und Störchen, Fledermäusen, Seelöwen, Meeresschildkröten, Walhaien und Nashörnern. Und zeigt so, wie wir Menschen von Tieren lernen können, unsere Lebensgrundlagen zu erhalten. »Der Erfinder des Internets der Tiere« Süddeutsche Zeitung Das Potenzial, das in der natürlichen Intelligenz der Tiere schlummert, ist mindestens so groß wie das der Künstlichen Intelligenz von Maschinen. Dank ICARUS können wir mit dem sechsten Sinn der Tiere -Artenschutz stärken -Den Handel mit Wildtieren eindämmen -Tierwanderungen begreifen -Naturereignisse besser vorhersagen -Klimaveränderungen prognostizieren -Die Verbreitung von Krankheiten kontrollieren -Das Leben auf der Erde verbessern

Martin Wikelski ist Direktor der Abteilung für Tierwanderungen des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie und Honorarprofessor an der Universität Konstanz und National Geographic Explorer. Er kehrte 2008 als Direktor am Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell (das 2019 zum MPI-AB wurde) und als ordentlicher Professor an der Universität Konstanz nach Deutschland zurück. Zuvor war er Professor an der Princeton University (2000-2008) und an der University of Illinois, Urbana-Champaign (1998-2000), sowie Forschungsstipendiat am Smithsonian Tropical Research Institute in Panama (1996-1998). Wikelski erforscht globale Tierwanderungen mit dem Ziel, ein intelligentes Sensornetzwerk von Tieren zu schaffen - das »Internet der Tiere« - und Tiere weltweit zu schützen. Er leistete Pionierarbeit mit einem System zur kontinuierlichen Verfolgung Tausender von Tieren aus dem Weltraum, ICARUS, und eröffnete damit eine neue Dimension bei der Nutzung von Tierbeobachtungen als Instrument für den Naturschutz. Wikelski ist Niko-Tinbergen-Preisträger der Deutschen Gesellschaft für Ethologie (1998) und Bartholomew-Preisträger der Society for Integrative and Comparative Biology (2000). 2010 wurde er von der National Geographic Society als »Adventurer of the Year« für seinen führenden Beitrag zur Erforschung der globalen Tierwanderungen geehrt. Im Jahr 2014 wurde er zum Mitglied der Leopoldina, der Nationalen Akademie der Wissenschaften, ernannt, 2016 mit dem Max-Planck-Forschungspreis und 2021 mit der höchsten Auszeichnung des Landes Baden-Württemberg, dem Verdienstorden, ausgezeichnet.

Martin Wikelski ist Direktor der Abteilung für Tierwanderungen des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie und Honorarprofessor an der Universität Konstanz. Er kehrte 2008 als Direktor am Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell (das 2019 zum MPI-AB wurde) und als ordentlicher Professor an der Universität Konstanz (bis 2016) nach Deutschland zurück. Zuvor war er Professor an der Princeton University (2000-2008) und an der University of Illinois, Urbana-Champaign (1998-2000), sowie Forschungsstipendiat am Smithsonian Tropical Research Institute in Panama (1996-1998). Wikelski erforscht globale Tierwanderungen mit dem Ziel, ein intelligentes Sensornetzwerk von Tieren zu schaffen – das »Internet der Tiere« – und Tiere weltweit zu schützen. Er leistete Pionierarbeit mit einem System zur kontinuierlichen Verfolgung Tausender von Tieren aus dem Weltraum, ICARUS, und eröffnete damit eine neue Dimension bei der Nutzung von Tierbeobachtungen als Instrument für den Naturschutz. Wikelski ist Niko-Tinbergen-Preisträger der Deutschen Gesellschaft für Ethologie (1998) und Bartholomew-Preisträger der Society for Integrative and Comparative Biology (2000). Im Jahr 2008 wurde er von der National Geographic Society als »Emerging Explorer« geehrt, und 2010 wurde er zum »Adventurer of the Year« für seinen führenden Beitrag zur Erforschung der globalen Tierwanderungen ernannt. Im Jahr 2014 wurde er zum Mitglied der Leopoldina, der Nationalen Akademie der Wissenschaften, ernannt, 2016 mit dem Max-Planck-Forschungspreis und 2021 mit der höchsten Auszeichnung des Landes Baden-Württemberg, dem Verdienstorden, ausgezeichnet.

Prolog:
Ein Seelöwe namens Baby Caruso


Baby Caruso

 

Heute sind die Seelöwen am Strand ziemlich laut. Da muss irgendetwas los sein. Ich sitze unter einem großen Sonnensegel, das von Bambusstangen gestützt wird, unserem Zuhause hier auf der Insel Genovesa, und bereite das Essen für unser vierköpfiges Team zu. Wir leben schon seit etwa fünf Monaten auf dieser ansonsten menschenleeren Insel mitten im Pazifik und beobachten Meerechsen.

Wir möchten etwas über die Körpergröße dieser Tiere auf dem Eiland herausfinden, das zu den Galapagosinseln gehört. Warum sind sie hier so klein, während ihre Verwandten auf der Nachbarinsel Fernandina das rund fünfzehnfache Körpergewicht erreichen? Um das zu erforschen, haben wir unser Lager an einer geschützten Stelle in Strandnähe auf der Westseite der Insel aufgeschlagen. Wir befinden uns zweifellos an einem der schönsten Fleckchen unserer Erde, zugleich auch einem der abgelegensten. Außer uns vieren, die wir mit Sondererlaubnis campen, ist hier keine Menschenseele anzutreffen. Es ist schon ein großes Privileg, sich an einem Ort aufzuhalten, wo die Tiere keine Angst vor dem Menschen kennen, da sie seit Jahrtausenden weder aufgeschreckt noch verfolgt wurden.

Jeden Morgen wachen wir bei Sonnenaufgang auf, kriechen aus unseren Einzelzelten, spazieren zum Strand, um uns zu waschen, bereiten im Schutz unseres gemeinschaftlichen Sonnenzelts Kaffee zu, schnappen uns unsere Ferngläser und Notizhefte und machen uns auf zum Strand, um die Leguane zu beobachten. Viele weitere Tiere leben in unserem Zeltlager und darum herum: Rotfußtölpel, Blaufußtölpel, Fregattvögel, Galapagos-Spottdrosseln, Einsiedlerkrebse und Seelöwen. Die Einsiedlerkrebse haben schon mal das Geschirr vorgesäubert, das ich heute abwaschen soll. Ich sammle die Teller, Töpfe und Becher zusammen, stapele sie in einem Eimer und gehe barfuß über den Sandstrand zum Meer.

Kaum habe ich begonnen, das Geschirr in einer Mulde zu säubern, in der noch etwas Flutwasser steht, da höre ich den Ruf eines Seelöwen, der mir neu ist. Wie alle im Team kann auch ich längst jedes der ungefähr vierzig Tiere an seinem individuellen »Dialekt« erkennen. Der große Bulle, unser Beachmaster hier, zeichnet sich durch ein tiefes Knurren aus, das seiner Stellung entspricht. Doch was ich nun höre, sind ganz neue, höhere und klarere Töne. Schließlich kann ich sie einem neugeborenen Kalb zuordnen. Die Rufe klingen so schön, dass ich direkt gute Laune bekomme, während ich das Geschirr in der Meerespfütze grob von Schmutz befreie, um es anschließend gründlich in der Brandung abzuspülen.

Doch kaum setze ich mich Richtung Meer in Bewegung, robbt der riesige Beachmaster, der erst vor Kurzem im Kampf mit einem anderen Bullen ein Auge verloren hat, mit erstaunlicher Geschwindigkeit auf mich zu. Ein Klumpen aus Fett und Muskeln, der eine Vierteltonne wiegt, wabbelt in meine Richtung. Hat er mich vielleicht nicht erkannt? Mir bleibt nichts anderes übrig, als mit dem Fuß eine Prise Sand in seine Richtung zu schleudern und ihn energisch anzubrüllen. Zum Glück macht er auf der Stelle halt. Ich bin keine Gefahr für ihn. Vielleicht hat er mich für einen jungen Rivalen gehalten, oder er wollte mir einfach zeigen, wer der Herr an diesem Strand ist – für alle Fälle. Er schaut mich an, brüllt noch ein paarmal, dann ist wieder alles in Ordnung. Er erkennt mich, schließlich sind wir alte Bekannte, wir respektieren einander. Ich mache mich mit dem sauberen Geschirr auf den Rückweg ins Lager und erzähle den anderen von dem neugeborenen Seelöwen mit der schönen Stimme. Wir taufen ihn Baby Caruso.

Drei Jahre später, im Frühjahr 1993, sind wir dabei, unsere Beobachtungen auf der Insel zum Abschluss zu bringen. Es ist eine typische Situation: Rotfußtölpel und Blaufußtölpel spazieren im Lager umher, im Gebüsch hinter uns macht eine Sumpfohreule Jagd auf eine Spottdrossel, die Einsiedlerkrebse sind wie immer mit dem Geschirr beschäftigt. Nach einem ergebnisreichen Observationstag verschwinde ich bei Sonnenuntergang in meinem Zelt, um die Daten in meinen Laptop einzugeben.

Mein Leben im Zeltlager umgibt in diesem Jahr ein Hauch von Luxus: Ich habe einen kleinen Tisch mitgebracht, damit ich mich zur Arbeit in mein Zelt zurückziehen kann, wo mich Wind und Wellen nicht stören. Der Eingang liegt auf der strandabgewandten Seite, sodass mein Laptop einigermaßen gegen die salzhaltige Luft geschützt ist. Ich bin völlig in meine Arbeit versunken, als der Ruf des Beachmasters an mein Ohr dringt. Es ist noch immer derselbe Bulle – jener, der drei Jahre zuvor im Kampf ein Auge verloren hat und der inzwischen offenbar auch etwas schwerhörig geworden ist. Das schließen wir daraus, dass er uns nun immer häufiger nicht zu erkennen scheint, wenn wir unser Geschirr am Strand abwaschen und er auf uns zugeprescht kommt. Erst wenn wir ihn anschreien, wie ich es an jenem Morgen vor drei Jahren getan habe, macht er halt. Und wie damals gibt er sich zufrieden, sobald er merkt, dass er es nur mit uns und nicht mit einem anderen männlichen Seelöwen zu tun hat. Er weiß, dass er nicht ins Lager darf (weil er stinkt, außerdem würde er über unsere Kisten und unser Geschirr hinwegwalzen, vielleicht sogar das Funkgerät, unsere Verbindung zur Außenwelt, kaputt machen).

Außer dem Brüllen des Bullen höre ich jetzt aber auch noch Rufe, die ich vor zweieinhalb Jahren das letzte Mal vernommen habe: die einzigartige Stimme von Baby Caruso. Obwohl sie nun viel tiefer klingt, erkenne ich sie sofort. Ich freue mich riesig, ihn zu hören – und bin auch sehr überrascht. Nachdem er von seiner Mutter nicht mehr gesäugt worden war, hatte er den Strand verlassen. Ich nahm an, er sei umgekommen, da ich ihn seitdem nicht mehr gesehen hatte. Doch nun ist er offenbar wieder zurück am Strand, bringt den Weibchen Ständchen und versucht, den alten Beachmaster herauszufordern.

Der zeigt sich wenig beeindruckt und stürmt auf Baby Caruso zu. Ich höre Sand aufstieben, es kommt zu einem kurzen Kampf, es ertönen das tiefe Grollen des Beachmasters und ein Angstschrei von Caruso, gefolgt vom schwerfälligen Galopp zweier Seelöwen. So bewegen sich diese Tiere nur, wenn sie wirklich Angst haben und eiligst entkommen wollen – oder wenn sie einem verängstigten Gegner nachsetzen. Offensichtlich hat sich das junge Männchen zu nahe an die Weibchen des Beachmasters herangewagt und muss nun schleunigst den Rückzug antreten.

Das Geräusch galoppierender Seelöwen kommt näher. Schon fürchte ich, der Kampf würde vor meinem Zelt ausgetragen. Das könnte gefährlich werden, so wie wenn zwei aufgebrachte Hunde übereinander herfallen und alles um sich herum vergessen. Doch noch ehe ich mich von meinem Tischchen erhoben habe, um mir Klarheit über die Situation zu verschaffen, sehe ich Caruso schon auf meinen Zelteingang zustürmen. Kaum zwei Meter vor mir macht er abrupt halt und schaut mir direkt in die Augen. Dann senkt er den Kopf und gleitet vorsichtig ins Zelt, kriecht unter meinen Tisch und bettet seinen Kopf auf meine Füße. So bleibt er regungslos liegen. Ich höre ihn hecheln, so erschöpft ist er. Und ich bin total verblüfft. Der Beachmaster robbt sich direkt hinter ihm an den Zelteingang heran. Doch er weiß: Hier darf er nicht rein. Ich schreie ihn an. Er erkennt meine Stimme und denkt wahrscheinlich, dass ich gleich Sand nach ihm kicke. Immer noch vor Wut brüllend, tritt er den Rückzug Richtung Strand an. Caruso bleibt bewegungslos unter meinem Tisch liegen.

Ich kann kaum glauben, was ich gerade erlebt habe. Ohne dass ich es ahnen konnte, muss dieses Seelöwenkalb vor drei Jahren mein Verhältnis zum Beachmaster nicht nur beobachtet, sondern vollständig erfasst haben. Caruso hat offenbar bis heute nicht vergessen, dass der Beachmaster nicht ins Lager darf. Irgendwie muss er verstanden haben, dass zwischen dem großen Bullen und mir eine Abmachung besteht: Er ist der Boss am Strand, ich bin der Boss im Lager. Zweieinhalb Jahre war Caruso weg, nun ist er in die Kolonie zurückgekehrt, in der er zur Welt kam. Doch kaum versuchte er, seinen Instinkten folgend, sich den Weibchen zu nähern, bekam er Ärger mit dem alten Beachmaster. Ernsthaft in der Klemme und in Gefahr, Prügel zu beziehen, floh er zu dem einzigen Ort, der, wie er sich erinnerte, für den Beachmaster tabu war: mein Zelt. Caruso hatte eine mentale Verbindung zwischen seiner...

Erscheint lt. Verlag 29.2.2024
Übersetzer Sven Dörper, Thomas Wollermann
Zusatzinfo Mit 8 Seiten Farbbildteil und 24 Zeichnungen von Javier Lazaro
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik Natur / Ökologie
Technik
Schlagworte Akademie der Wissenschaften • Alexander Gerst • Artenreichtum • Artenschutz • Bedrohte Arten • Bedrohte Tiere • Biologie • Biologie einfach erklärt • Buch mit Bildteil • Buch mit Botschaft • Buch mit Karte • DLR • Drohnen • Entdeckungen • exotische Arten • Forscherinnen • Forscherpersönlichkeit • Forschung • Forschungsauftrag • Forschungsreise • Geschenk für Tierfreunde • Geschenk für Tierliebhaber • Icarus • Klima Buch • Konrad Lorenz • Krankheiten • Max-Planck-Institut • Migration • Movebank • Nasa • National Geographic • National Geographic Adventure Honoree • Ornithologie • Reisebericht • reisende Tiere • Satellit • Satellitenaufnahmen • Tierbegegnungen • Tierbeobachtung • Tier-Medizin • Tierschutz • Tierschützer • Tierwanderung • Tierwissen Buch • Umweltkatastrophe • Umweltschutz • Verhaltensbiologie • Vögel • Vogelbeobachtung • Vogel Buch • Vogelkunde • Weltall • Weltraum • Wilderer • Wildtierbegegnung • Wildtiere
ISBN-10 3-492-60599-0 / 3492605990
ISBN-13 978-3-492-60599-1 / 9783492605991
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